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Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Drittes Quartal.

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Ver oberösterreichische Baucruphilosoph.

stehenden Heere für die Abschaffung derselben eröffnet worden war. Seine
Hauptkraft aber verwertete er während der nächsten Jahre darauf, el.-gehenoe.
durchgreifende Reformen in dem hannöverschen Heerwesen durchzusetzen. Examina
der subaltern vffiziere. Unterweisung der höher" Offiziere, Abschaffung des
Avancements nach Protektion und Konnexion. Errichtung von Armeedivisioueu
und eines ständigen Generalstabes waren seine hauptsächlichsten Forderungen.

Aber bei einem Staate, der so zäh an den althergebrachten Zustünden fest¬
hielt, wie der hannöversche, war auf Ausführung dieser Reformen, so hecksam sie
auch gewesen wären, nicht zu hoffen. Infolgedessen bemächtigte sich Scharnhorsts
eine gewisse Verstimmung gegen seinen Heimatsstaat: er trug sich mit dem Ge¬
danken, seine Kräfte in den Dienst eines größeren und mächtigern Gemeinwesens
zu stellen. Nicht unerwünscht war es ihm daher, zumal da sein Gehalt ver¬
hältnismäßig sehr niedrig war, als er im Januar 1797 den Antrag erhielt,
als Artillcriemajvr mit 'einem Gehalte von 3000 Thalern in die preußische
Armee einzutreten. Trotzdem entschied er sich nicht sofort, das lockende An¬
erbieten anzunehmen; er wollte erst noch den Versuch machen, in Hannover, das
er doch liebgewonnen hatte, eine seinen Wünschen und Fähigkeiten entsprechende
Stellung zu erhalten; auch Hütte sein Austritt aus der hannöverschen Armee
damals, wo sie sich noch im Kriegszustande befand, manche Schwierigkeiten ge¬
habt. Dn man in Preußen sehr viel auf ihn hielt, so bekam er gern die Er¬
laubnis, von dem ihm gemachten Anerbieten erst einige Jahre später Gebrauch
zu machen.

Als aber nach der Schlacht bei Marengo (1800) der Friede in Aussicht stand
und sich Scharnhorsts Verhältnisse immer noch nicht gebessert hatten, trug er
kein Bedenke" mehr, dem preußische" Staate seine Dienste zu widmen. Wie
wichtig und folgenreich dieser Übertritt nicht bloß für die Geschicke Preußens,
sondern auch Deutschlands geworden ist, ist bekannt; mit ihm beginnt eine neue
Periode in Scharnhorsts Lebe", die hier nicht weiter verfolgt werden soll.




Der oberösterreichische Vauernphilosoph.

cet Jahren begegnete man in Tages- und Wochenblättern be¬
geisterten Berichten über einen im österreichischen Salzkammer-
g'lec hausenden Landmann, welcher nach den sauern Wochen der
Bodenbearbeitung und des Gastwirtschaftsbetriebcs sich frohe Feste
durch das Studium philosophischer Bücher und persönlichen Ver¬
kehr mit deren Verfassern bereite, für seine Überzeugungen schwere Verfolgung
erlitten habe, aber Entschädigung für alle Leiden und Entbehrungen in der


Ver oberösterreichische Baucruphilosoph.

stehenden Heere für die Abschaffung derselben eröffnet worden war. Seine
Hauptkraft aber verwertete er während der nächsten Jahre darauf, el.-gehenoe.
durchgreifende Reformen in dem hannöverschen Heerwesen durchzusetzen. Examina
der subaltern vffiziere. Unterweisung der höher» Offiziere, Abschaffung des
Avancements nach Protektion und Konnexion. Errichtung von Armeedivisioueu
und eines ständigen Generalstabes waren seine hauptsächlichsten Forderungen.

Aber bei einem Staate, der so zäh an den althergebrachten Zustünden fest¬
hielt, wie der hannöversche, war auf Ausführung dieser Reformen, so hecksam sie
auch gewesen wären, nicht zu hoffen. Infolgedessen bemächtigte sich Scharnhorsts
eine gewisse Verstimmung gegen seinen Heimatsstaat: er trug sich mit dem Ge¬
danken, seine Kräfte in den Dienst eines größeren und mächtigern Gemeinwesens
zu stellen. Nicht unerwünscht war es ihm daher, zumal da sein Gehalt ver¬
hältnismäßig sehr niedrig war, als er im Januar 1797 den Antrag erhielt,
als Artillcriemajvr mit 'einem Gehalte von 3000 Thalern in die preußische
Armee einzutreten. Trotzdem entschied er sich nicht sofort, das lockende An¬
erbieten anzunehmen; er wollte erst noch den Versuch machen, in Hannover, das
er doch liebgewonnen hatte, eine seinen Wünschen und Fähigkeiten entsprechende
Stellung zu erhalten; auch Hütte sein Austritt aus der hannöverschen Armee
damals, wo sie sich noch im Kriegszustande befand, manche Schwierigkeiten ge¬
habt. Dn man in Preußen sehr viel auf ihn hielt, so bekam er gern die Er¬
laubnis, von dem ihm gemachten Anerbieten erst einige Jahre später Gebrauch
zu machen.

Als aber nach der Schlacht bei Marengo (1800) der Friede in Aussicht stand
und sich Scharnhorsts Verhältnisse immer noch nicht gebessert hatten, trug er
kein Bedenke» mehr, dem preußische» Staate seine Dienste zu widmen. Wie
wichtig und folgenreich dieser Übertritt nicht bloß für die Geschicke Preußens,
sondern auch Deutschlands geworden ist, ist bekannt; mit ihm beginnt eine neue
Periode in Scharnhorsts Lebe», die hier nicht weiter verfolgt werden soll.




Der oberösterreichische Vauernphilosoph.

cet Jahren begegnete man in Tages- und Wochenblättern be¬
geisterten Berichten über einen im österreichischen Salzkammer-
g'lec hausenden Landmann, welcher nach den sauern Wochen der
Bodenbearbeitung und des Gastwirtschaftsbetriebcs sich frohe Feste
durch das Studium philosophischer Bücher und persönlichen Ver¬
kehr mit deren Verfassern bereite, für seine Überzeugungen schwere Verfolgung
erlitten habe, aber Entschädigung für alle Leiden und Entbehrungen in der


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[0023] Ver oberösterreichische Baucruphilosoph. stehenden Heere für die Abschaffung derselben eröffnet worden war. Seine Hauptkraft aber verwertete er während der nächsten Jahre darauf, el.-gehenoe. durchgreifende Reformen in dem hannöverschen Heerwesen durchzusetzen. Examina der subaltern vffiziere. Unterweisung der höher» Offiziere, Abschaffung des Avancements nach Protektion und Konnexion. Errichtung von Armeedivisioueu und eines ständigen Generalstabes waren seine hauptsächlichsten Forderungen. Aber bei einem Staate, der so zäh an den althergebrachten Zustünden fest¬ hielt, wie der hannöversche, war auf Ausführung dieser Reformen, so hecksam sie auch gewesen wären, nicht zu hoffen. Infolgedessen bemächtigte sich Scharnhorsts eine gewisse Verstimmung gegen seinen Heimatsstaat: er trug sich mit dem Ge¬ danken, seine Kräfte in den Dienst eines größeren und mächtigern Gemeinwesens zu stellen. Nicht unerwünscht war es ihm daher, zumal da sein Gehalt ver¬ hältnismäßig sehr niedrig war, als er im Januar 1797 den Antrag erhielt, als Artillcriemajvr mit 'einem Gehalte von 3000 Thalern in die preußische Armee einzutreten. Trotzdem entschied er sich nicht sofort, das lockende An¬ erbieten anzunehmen; er wollte erst noch den Versuch machen, in Hannover, das er doch liebgewonnen hatte, eine seinen Wünschen und Fähigkeiten entsprechende Stellung zu erhalten; auch Hütte sein Austritt aus der hannöverschen Armee damals, wo sie sich noch im Kriegszustande befand, manche Schwierigkeiten ge¬ habt. Dn man in Preußen sehr viel auf ihn hielt, so bekam er gern die Er¬ laubnis, von dem ihm gemachten Anerbieten erst einige Jahre später Gebrauch zu machen. Als aber nach der Schlacht bei Marengo (1800) der Friede in Aussicht stand und sich Scharnhorsts Verhältnisse immer noch nicht gebessert hatten, trug er kein Bedenke» mehr, dem preußische» Staate seine Dienste zu widmen. Wie wichtig und folgenreich dieser Übertritt nicht bloß für die Geschicke Preußens, sondern auch Deutschlands geworden ist, ist bekannt; mit ihm beginnt eine neue Periode in Scharnhorsts Lebe», die hier nicht weiter verfolgt werden soll. Der oberösterreichische Vauernphilosoph. cet Jahren begegnete man in Tages- und Wochenblättern be¬ geisterten Berichten über einen im österreichischen Salzkammer- g'lec hausenden Landmann, welcher nach den sauern Wochen der Bodenbearbeitung und des Gastwirtschaftsbetriebcs sich frohe Feste durch das Studium philosophischer Bücher und persönlichen Ver¬ kehr mit deren Verfassern bereite, für seine Überzeugungen schwere Verfolgung erlitten habe, aber Entschädigung für alle Leiden und Entbehrungen in der

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_198719/23>, abgerufen am 22.07.2024.