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Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Drittes Quartal.

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Die neuen Publikationen des deutschen archäologischen Instituts.

Wir haben schon oben angedeutet, daß das Institut sich vielfach in gefahr¬
voller Lage befand, die seine Auflösung fast unvermeidlich erscheinen ließ. Es
ist dies bei einem Pnvatinstitnt, das große, kostspielige Unternehmen ins Wert
setzt, ohne einen hierzu zur Verfügung stehenden eisernen Fonds zu besitzen, mir
zu erklärlich. Da die Subskriptivnsgclder für die Publikationen aus fremden
Ländern spärlich und unregelmäßig eingingen, so bereitete die Drucklegung der
Schriften oft die größte Sorge, Dazu waren die Druckereien in Rom auf eine
korrekte Herstellung einer großer" wissenschaftlichen Zeitschrift nicht eingerichtet,
und man mußte sich entschließen, bereits das dritte Heft der ^.ung-ki von 1829
in Paris drucken zu lassen, ebenso die meisten Tafeln der Norminenti, bis
später wieder in Rom Rat geschafft wurde. Alle diese Schwierigkeiten aus¬
führlich darzulegen, ist hier nicht der Ort; es genügt, die Thatsache zu erwähnen,
daß die finanzielle Not, die bisweilen aufs äußerste stieg, die Fortsetzung der
Publikationen in Frage stellte oder zum mindesten ihr Erscheinen sehr verzögerte.
Derartige Gefahren, welche, wenn sie kaum überwunden waren, von neuem dem
Institut drohen konnten, ließen den Gedanken aufkommen, die zeitweiligen Unter¬
stützungen, die der preußische Staat gewährt hatte, in dauernde zu verwandeln,
mit andern Worten: das Privatinstitut in eine Staatsanstalt umzugestalten.
Dieser Wunsch war bereits 1859 laut geworden, er sollte aber erst viele Jahre
später in Erfüllung gehen. In einer ercignisschweren Zeit, am 18. Juli 1870,
genehmigte König Wilhelm, daß der Etat des Instituts in das Ordiuarium
des preußischen Staatshaushaltes eingestellt wurde. Am 2, März 1871 be¬
stätigte der nunmehrige Kaiser in seinem Hauptquartier Versailles die demzufolge
abgeänderten Statuten. Der letzte Schritt, der dem Institut durch die Neu¬
gestaltung der deutschen Verhältnisse vorgezeichnet war, konnte nur noch als
eine Frage der Zeit betrachtet werden. Auch sie sollte bald gelöst werden. Bei
der damaligen politischen Lage durfte es fast als selbstverständlich angesehen
werden, daß der Antrag Preußens, das preußische Institut in eine Reichsanstalt
umzuwandeln, ebenso bei den Bundesstaaten wie bei der Volksvertretung An¬
klang finden würde. War doch von jeher, auch ohne daß es gesetzlich aus¬
gesprochen worden war, selbst von dem preußischen Staate das Institut als eine
Anstalt zur Förderung der deutschen Wissenschaft betrachtet worden, wenn auch
dabei auf den internationalen Charakter desselben in vollstem Maße Rücksicht
genommen wurde. Am 9. Juni 1872 genehmigte der Reichstag sämtliche auf
die Umgestaltung sich beziehenden Vorschläge der Regierung. Zusammen mit
dieser Vorlage war eine zweite, namentlich von Ernst Curtius angeregte, ein¬
gebracht worden, neben dem römischen Institut für erfolgreiche Studien der
griechischen Altertümer auf griechischem Boden selbst eine Zweiganstalt in Athen
ins Auge zu fassen. Auch dieser Antrag wurde vom Reichstage genehmigt.
Die wissenschaftlichen Ergebnisse der Thätigkeit des Athemlöcher Instituts sollte"
die jährlich viermal in Athen erscheinenden "Mitteilungen des deutsche" archäo-


Die neuen Publikationen des deutschen archäologischen Instituts.

Wir haben schon oben angedeutet, daß das Institut sich vielfach in gefahr¬
voller Lage befand, die seine Auflösung fast unvermeidlich erscheinen ließ. Es
ist dies bei einem Pnvatinstitnt, das große, kostspielige Unternehmen ins Wert
setzt, ohne einen hierzu zur Verfügung stehenden eisernen Fonds zu besitzen, mir
zu erklärlich. Da die Subskriptivnsgclder für die Publikationen aus fremden
Ländern spärlich und unregelmäßig eingingen, so bereitete die Drucklegung der
Schriften oft die größte Sorge, Dazu waren die Druckereien in Rom auf eine
korrekte Herstellung einer großer» wissenschaftlichen Zeitschrift nicht eingerichtet,
und man mußte sich entschließen, bereits das dritte Heft der ^.ung-ki von 1829
in Paris drucken zu lassen, ebenso die meisten Tafeln der Norminenti, bis
später wieder in Rom Rat geschafft wurde. Alle diese Schwierigkeiten aus¬
führlich darzulegen, ist hier nicht der Ort; es genügt, die Thatsache zu erwähnen,
daß die finanzielle Not, die bisweilen aufs äußerste stieg, die Fortsetzung der
Publikationen in Frage stellte oder zum mindesten ihr Erscheinen sehr verzögerte.
Derartige Gefahren, welche, wenn sie kaum überwunden waren, von neuem dem
Institut drohen konnten, ließen den Gedanken aufkommen, die zeitweiligen Unter¬
stützungen, die der preußische Staat gewährt hatte, in dauernde zu verwandeln,
mit andern Worten: das Privatinstitut in eine Staatsanstalt umzugestalten.
Dieser Wunsch war bereits 1859 laut geworden, er sollte aber erst viele Jahre
später in Erfüllung gehen. In einer ercignisschweren Zeit, am 18. Juli 1870,
genehmigte König Wilhelm, daß der Etat des Instituts in das Ordiuarium
des preußischen Staatshaushaltes eingestellt wurde. Am 2, März 1871 be¬
stätigte der nunmehrige Kaiser in seinem Hauptquartier Versailles die demzufolge
abgeänderten Statuten. Der letzte Schritt, der dem Institut durch die Neu¬
gestaltung der deutschen Verhältnisse vorgezeichnet war, konnte nur noch als
eine Frage der Zeit betrachtet werden. Auch sie sollte bald gelöst werden. Bei
der damaligen politischen Lage durfte es fast als selbstverständlich angesehen
werden, daß der Antrag Preußens, das preußische Institut in eine Reichsanstalt
umzuwandeln, ebenso bei den Bundesstaaten wie bei der Volksvertretung An¬
klang finden würde. War doch von jeher, auch ohne daß es gesetzlich aus¬
gesprochen worden war, selbst von dem preußischen Staate das Institut als eine
Anstalt zur Förderung der deutschen Wissenschaft betrachtet worden, wenn auch
dabei auf den internationalen Charakter desselben in vollstem Maße Rücksicht
genommen wurde. Am 9. Juni 1872 genehmigte der Reichstag sämtliche auf
die Umgestaltung sich beziehenden Vorschläge der Regierung. Zusammen mit
dieser Vorlage war eine zweite, namentlich von Ernst Curtius angeregte, ein¬
gebracht worden, neben dem römischen Institut für erfolgreiche Studien der
griechischen Altertümer auf griechischem Boden selbst eine Zweiganstalt in Athen
ins Auge zu fassen. Auch dieser Antrag wurde vom Reichstage genehmigt.
Die wissenschaftlichen Ergebnisse der Thätigkeit des Athemlöcher Instituts sollte»
die jährlich viermal in Athen erscheinenden „Mitteilungen des deutsche» archäo-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_198719/128>, abgerufen am 22.07.2024.