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Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Drittes Quartal.

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Die Zuckorsieuor und ihre Reform.

zurückzuleiten. Bis zur Entdeckung des Elutiousvcrfahrcus wurden diese der
Melasse anhaftenden Bodenbestandteile ins Ausland, hauptsachlich nach Frank¬
reich, ausgeführt, die Zuckerindnstrie trieb also Raubbau, der sich in einzelnen
Gegenden bereits schwer fühlbar gemacht hatte, z. V. für die Umgegend von
Magdeburg, die vor einigen Jahrzehnten noch den besten Rübenboden besaß,
später aber ihre Nübenznckerfabriken eingehen lassen mußte und erst in der
neuesten Zeit mit Hilfe der Elutivns-Düngerlaugen allmählich wieder einen
lohnenden Rübenbau aufzuweisen beginnt."

Indem wir diese Betrachtungen mit der Voraussage, daß die diesjährige
Gestaltung der Zuckersteuergesetzgebuug ungenügend ist und keine zwei Jahre be¬
stehen wird, ohne Abänderung tiefgehender Art zu erheischen, denen, die es zu¬
nächst angeht, der Regierung, den Reichstagsabgeordneten für zukünftige Sitzungen,
lind den Interessenten der deutscheu Zuckerindustrie, dann aber auch dem Pu¬
blikum überhaupt vorlegen und angelegentlich zur Beachtung empfehlen, fügen
wir dem letzten Teile derselben noch folgende Notizen hinzu, mit denen Scheibler
seine Erörterungen des Themas schließt: "Deutschland erzeugte in der Kam¬
pagne von Z 884/85 rund hundert Millionen Doppelzentner Zuckerrüben, aus
welchen 3 Prozent, also drei Millionen Doppelzentner Melasse hergestellt wurden.
Die Melasse enthält durchschnittlich 1,5 Prozent Stickstoff und 5,5 Prozent
Kali in einer für die Pflauzenernähruug höchst geeigneten Form. Die Werte
dieser Düngestoffe betragen nach den landwirtschaftlichen Tabellen von E. Wolff
für Stickstoff 1,50 und für Kali 0,20 Mark pro Kilo. Das giebt folgendes
Exempel:

3 Millionen Doppelzentner Melasse zu je 1,5 Prozent Stickstoff
4 500 000 Kilogramm Stickstoff zu je 1,50 Mark ... 6 750 000 Mark,
3 Millionen Doppelzentner Melasse zu je 5,5 Prozent Kali
16 500 000 Kilogramm Kali zu je 0,20 Mark .... 3 300 000 "
'
Gesamter Düngerwert: 10 050 000 Mark.

Das in drei Millionen Doppelzentnern Melasse enthaltene Quantum Stickstoff
hat ungefähr den Wert von zwei Dritteln des im Jahre 1883 nach Deutsch¬
land eingeführten Quantunis Guano. Die gewiß beachtenswerte Summe von
zehn Millionen Mark, welche sich als Dttngewert in der Melasse befindet, kommt
in Gefahr, zugleich mit dem Zucker der Melasse ins Ausland zu gehen, wenn
man die Eutzuckerung der letztern im Inlande durch eine ihr auferlegte Steuer
erschwert."




Die Zuckorsieuor und ihre Reform.

zurückzuleiten. Bis zur Entdeckung des Elutiousvcrfahrcus wurden diese der
Melasse anhaftenden Bodenbestandteile ins Ausland, hauptsachlich nach Frank¬
reich, ausgeführt, die Zuckerindnstrie trieb also Raubbau, der sich in einzelnen
Gegenden bereits schwer fühlbar gemacht hatte, z. V. für die Umgegend von
Magdeburg, die vor einigen Jahrzehnten noch den besten Rübenboden besaß,
später aber ihre Nübenznckerfabriken eingehen lassen mußte und erst in der
neuesten Zeit mit Hilfe der Elutivns-Düngerlaugen allmählich wieder einen
lohnenden Rübenbau aufzuweisen beginnt."

Indem wir diese Betrachtungen mit der Voraussage, daß die diesjährige
Gestaltung der Zuckersteuergesetzgebuug ungenügend ist und keine zwei Jahre be¬
stehen wird, ohne Abänderung tiefgehender Art zu erheischen, denen, die es zu¬
nächst angeht, der Regierung, den Reichstagsabgeordneten für zukünftige Sitzungen,
lind den Interessenten der deutscheu Zuckerindustrie, dann aber auch dem Pu¬
blikum überhaupt vorlegen und angelegentlich zur Beachtung empfehlen, fügen
wir dem letzten Teile derselben noch folgende Notizen hinzu, mit denen Scheibler
seine Erörterungen des Themas schließt: „Deutschland erzeugte in der Kam¬
pagne von Z 884/85 rund hundert Millionen Doppelzentner Zuckerrüben, aus
welchen 3 Prozent, also drei Millionen Doppelzentner Melasse hergestellt wurden.
Die Melasse enthält durchschnittlich 1,5 Prozent Stickstoff und 5,5 Prozent
Kali in einer für die Pflauzenernähruug höchst geeigneten Form. Die Werte
dieser Düngestoffe betragen nach den landwirtschaftlichen Tabellen von E. Wolff
für Stickstoff 1,50 und für Kali 0,20 Mark pro Kilo. Das giebt folgendes
Exempel:

3 Millionen Doppelzentner Melasse zu je 1,5 Prozent Stickstoff
4 500 000 Kilogramm Stickstoff zu je 1,50 Mark ... 6 750 000 Mark,
3 Millionen Doppelzentner Melasse zu je 5,5 Prozent Kali
16 500 000 Kilogramm Kali zu je 0,20 Mark .... 3 300 000 »
'
Gesamter Düngerwert: 10 050 000 Mark.

Das in drei Millionen Doppelzentnern Melasse enthaltene Quantum Stickstoff
hat ungefähr den Wert von zwei Dritteln des im Jahre 1883 nach Deutsch¬
land eingeführten Quantunis Guano. Die gewiß beachtenswerte Summe von
zehn Millionen Mark, welche sich als Dttngewert in der Melasse befindet, kommt
in Gefahr, zugleich mit dem Zucker der Melasse ins Ausland zu gehen, wenn
man die Eutzuckerung der letztern im Inlande durch eine ihr auferlegte Steuer
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[0112] Die Zuckorsieuor und ihre Reform. zurückzuleiten. Bis zur Entdeckung des Elutiousvcrfahrcus wurden diese der Melasse anhaftenden Bodenbestandteile ins Ausland, hauptsachlich nach Frank¬ reich, ausgeführt, die Zuckerindnstrie trieb also Raubbau, der sich in einzelnen Gegenden bereits schwer fühlbar gemacht hatte, z. V. für die Umgegend von Magdeburg, die vor einigen Jahrzehnten noch den besten Rübenboden besaß, später aber ihre Nübenznckerfabriken eingehen lassen mußte und erst in der neuesten Zeit mit Hilfe der Elutivns-Düngerlaugen allmählich wieder einen lohnenden Rübenbau aufzuweisen beginnt." Indem wir diese Betrachtungen mit der Voraussage, daß die diesjährige Gestaltung der Zuckersteuergesetzgebuug ungenügend ist und keine zwei Jahre be¬ stehen wird, ohne Abänderung tiefgehender Art zu erheischen, denen, die es zu¬ nächst angeht, der Regierung, den Reichstagsabgeordneten für zukünftige Sitzungen, lind den Interessenten der deutscheu Zuckerindustrie, dann aber auch dem Pu¬ blikum überhaupt vorlegen und angelegentlich zur Beachtung empfehlen, fügen wir dem letzten Teile derselben noch folgende Notizen hinzu, mit denen Scheibler seine Erörterungen des Themas schließt: „Deutschland erzeugte in der Kam¬ pagne von Z 884/85 rund hundert Millionen Doppelzentner Zuckerrüben, aus welchen 3 Prozent, also drei Millionen Doppelzentner Melasse hergestellt wurden. Die Melasse enthält durchschnittlich 1,5 Prozent Stickstoff und 5,5 Prozent Kali in einer für die Pflauzenernähruug höchst geeigneten Form. Die Werte dieser Düngestoffe betragen nach den landwirtschaftlichen Tabellen von E. Wolff für Stickstoff 1,50 und für Kali 0,20 Mark pro Kilo. Das giebt folgendes Exempel: 3 Millionen Doppelzentner Melasse zu je 1,5 Prozent Stickstoff 4 500 000 Kilogramm Stickstoff zu je 1,50 Mark ... 6 750 000 Mark, 3 Millionen Doppelzentner Melasse zu je 5,5 Prozent Kali 16 500 000 Kilogramm Kali zu je 0,20 Mark .... 3 300 000 » ' Gesamter Düngerwert: 10 050 000 Mark. Das in drei Millionen Doppelzentnern Melasse enthaltene Quantum Stickstoff hat ungefähr den Wert von zwei Dritteln des im Jahre 1883 nach Deutsch¬ land eingeführten Quantunis Guano. Die gewiß beachtenswerte Summe von zehn Millionen Mark, welche sich als Dttngewert in der Melasse befindet, kommt in Gefahr, zugleich mit dem Zucker der Melasse ins Ausland zu gehen, wenn man die Eutzuckerung der letztern im Inlande durch eine ihr auferlegte Steuer erschwert."

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_198719/112>, abgerufen am 22.07.2024.