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Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Zweites Quartal.

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Minister Brühl in Schlafrock und Pantoffeln.

Noch einige Lebensregeln Brühls, die er seiner Tochter beiläufig empfiehlt:


v'oft qu'vo ein äaus 1s äos, n'alt"Mo x"s, <iulmü on 1'iZnoro.
Il kaut Ah 1a kormotö, it kaut travaillor, mais 11 kaut oaodor 1'al^rour, om-
xlo^or lo ?KöFiuo vt av 1a UoÄvstio ot so tairo äos L.mis on Gumtitö, si on xout.
II no kaut Haws-is so kairv Aos ouusiuis av Kalt6 <1o ooour.

Seiner Tochter rät er zu mehreren malen, sie möge an ihren Gemahl
"wärmere" Briefe schreiben. Seine (Brühls) Briefe an sie scheinen diese
Richtung geflissentlich einzuhalten. ^.imMv ^.wMv, tu os un vray minlLt.rü --
ton uouvöl uruuut (der Abbe) und ähnliche, weniger väterliche als huldigende Rede¬
wendungen lassen das Bestreben, immer Angenehmes zu sagen, deutlich erkennen.

Ans den nämlichen Ton sind die Briefe gestimmt, welche Brühl an seine
Frau richtet. Non xlus olisr Lcour, ist die Überschrift eines Briefes, in welchem
er seiner Frau über die Erziehung eines seiner Söhne Ratschläge zu geben
versucht, um dann zu dem Schlüsse zu kommen: ",Jo vous uiuro Zur ruou Dieu
ulus Huo vio und bin der alte treue Heinrich -- mache alles, wie du willst."

Da er aber trotz seines Bemühens, von allen Menschen geliebt zu werden,
häufig mit "Verdächtigungen" zu kämpfen hat, welche seine Uneigennützigst,
seine Bravheit, seine Wahrheitsliebe in Zweifel ziehen, so findet er sich gedrungen,
auch in diesen intimen Briefen wieder und wieder zu beteuern, er sei ein grnud-
gutcs Geschöpf. Eine dieser Selbstrettungsphrasen lautet: uisttrai invs
otra-veux ^rls (!-in< 1v osrousil su Iwuuot et'lioruiue ot urvu oaruvtorv alö "In-
"zorlto no L"z clourontlra Huiriuls.

Man wird in einer Zeitperiode, welche die Wagschale der Völkerschicksale
von den Launen der Pompadour hat abhängen sehen, auch die Briefe einer
ehrbaren Frau und Mutter -- und dafür gilt die Gattin Brühls -- nicht mit
allzu strengen Augen ansehen dürfen. Aus einem ihrer Briefe sei hier eine
Stelle mitgeteilt, welche die Gräfin Brühl als humoristische Beobachterin der
Personen zeigt, mit denen sie verkehren mußte.

Es handelt sich um die Trauung einer ihrer "Freundinnen." Nachdem
die Feier und das Gastmahl, welches ihr folgte, vorüber ist, geht die Brief-
schreiberin zur Schilderung des weitern Verhaltens der Braut über:


I-orsouo tout lo luouclo otait rotiro vllo "'ost (loÄiaoillo ot vllo aussi a voulu
kairv un xvu av griinaoo, uns H'al "ssurö quo vola u'allait diou guÄ ävs viorM"
vt xuoollss. olons "von" rostv ouooro uno 1>ouno Kours a Hasvr ot xuis vllo s'oft
oouolio ot xui" Naäamv n.ni in'a torno ?ar In, main oommv un oukaut, vllo avuit
Sss MNS ot un Hnpou, SV I"i 1'avait si kort krapvö 0.U0 Ho oraillguai uno soouo,
mais Ho 1'al xorsuaäoo av a.uittor l'un ot I'autro ot vo^paut c^no H'ötais av trox Ho
IU0 8U1L sauvoo. . . .

Robert Waldmüller.


Minister Brühl in Schlafrock und Pantoffeln.

Noch einige Lebensregeln Brühls, die er seiner Tochter beiläufig empfiehlt:


v'oft qu'vo ein äaus 1s äos, n'alt»Mo x»s, <iulmü on 1'iZnoro.
Il kaut Ah 1a kormotö, it kaut travaillor, mais 11 kaut oaodor 1'al^rour, om-
xlo^or lo ?KöFiuo vt av 1a UoÄvstio ot so tairo äos L.mis on Gumtitö, si on xout.
II no kaut Haws-is so kairv Aos ouusiuis av Kalt6 <1o ooour.

Seiner Tochter rät er zu mehreren malen, sie möge an ihren Gemahl
„wärmere" Briefe schreiben. Seine (Brühls) Briefe an sie scheinen diese
Richtung geflissentlich einzuhalten. ^.imMv ^.wMv, tu os un vray minlLt.rü —
ton uouvöl uruuut (der Abbe) und ähnliche, weniger väterliche als huldigende Rede¬
wendungen lassen das Bestreben, immer Angenehmes zu sagen, deutlich erkennen.

Ans den nämlichen Ton sind die Briefe gestimmt, welche Brühl an seine
Frau richtet. Non xlus olisr Lcour, ist die Überschrift eines Briefes, in welchem
er seiner Frau über die Erziehung eines seiner Söhne Ratschläge zu geben
versucht, um dann zu dem Schlüsse zu kommen: „,Jo vous uiuro Zur ruou Dieu
ulus Huo vio und bin der alte treue Heinrich — mache alles, wie du willst."

Da er aber trotz seines Bemühens, von allen Menschen geliebt zu werden,
häufig mit „Verdächtigungen" zu kämpfen hat, welche seine Uneigennützigst,
seine Bravheit, seine Wahrheitsliebe in Zweifel ziehen, so findet er sich gedrungen,
auch in diesen intimen Briefen wieder und wieder zu beteuern, er sei ein grnud-
gutcs Geschöpf. Eine dieser Selbstrettungsphrasen lautet: uisttrai invs
otra-veux ^rls (!-in< 1v osrousil su Iwuuot et'lioruiue ot urvu oaruvtorv alö «In-
«zorlto no L«z clourontlra Huiriuls.

Man wird in einer Zeitperiode, welche die Wagschale der Völkerschicksale
von den Launen der Pompadour hat abhängen sehen, auch die Briefe einer
ehrbaren Frau und Mutter — und dafür gilt die Gattin Brühls — nicht mit
allzu strengen Augen ansehen dürfen. Aus einem ihrer Briefe sei hier eine
Stelle mitgeteilt, welche die Gräfin Brühl als humoristische Beobachterin der
Personen zeigt, mit denen sie verkehren mußte.

Es handelt sich um die Trauung einer ihrer „Freundinnen." Nachdem
die Feier und das Gastmahl, welches ihr folgte, vorüber ist, geht die Brief-
schreiberin zur Schilderung des weitern Verhaltens der Braut über:


I-orsouo tout lo luouclo otait rotiro vllo «'ost (loÄiaoillo ot vllo aussi a voulu
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mais Ho 1'al xorsuaäoo av a.uittor l'un ot I'autro ot vo^paut c^no H'ötais av trox Ho
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Robert Waldmüller.


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[0566] Minister Brühl in Schlafrock und Pantoffeln. Noch einige Lebensregeln Brühls, die er seiner Tochter beiläufig empfiehlt: v'oft qu'vo ein äaus 1s äos, n'alt»Mo x»s, <iulmü on 1'iZnoro. Il kaut Ah 1a kormotö, it kaut travaillor, mais 11 kaut oaodor 1'al^rour, om- xlo^or lo ?KöFiuo vt av 1a UoÄvstio ot so tairo äos L.mis on Gumtitö, si on xout. II no kaut Haws-is so kairv Aos ouusiuis av Kalt6 <1o ooour. Seiner Tochter rät er zu mehreren malen, sie möge an ihren Gemahl „wärmere" Briefe schreiben. Seine (Brühls) Briefe an sie scheinen diese Richtung geflissentlich einzuhalten. ^.imMv ^.wMv, tu os un vray minlLt.rü — ton uouvöl uruuut (der Abbe) und ähnliche, weniger väterliche als huldigende Rede¬ wendungen lassen das Bestreben, immer Angenehmes zu sagen, deutlich erkennen. Ans den nämlichen Ton sind die Briefe gestimmt, welche Brühl an seine Frau richtet. Non xlus olisr Lcour, ist die Überschrift eines Briefes, in welchem er seiner Frau über die Erziehung eines seiner Söhne Ratschläge zu geben versucht, um dann zu dem Schlüsse zu kommen: „,Jo vous uiuro Zur ruou Dieu ulus Huo vio und bin der alte treue Heinrich — mache alles, wie du willst." Da er aber trotz seines Bemühens, von allen Menschen geliebt zu werden, häufig mit „Verdächtigungen" zu kämpfen hat, welche seine Uneigennützigst, seine Bravheit, seine Wahrheitsliebe in Zweifel ziehen, so findet er sich gedrungen, auch in diesen intimen Briefen wieder und wieder zu beteuern, er sei ein grnud- gutcs Geschöpf. Eine dieser Selbstrettungsphrasen lautet: uisttrai invs otra-veux ^rls (!-in< 1v osrousil su Iwuuot et'lioruiue ot urvu oaruvtorv alö «In- «zorlto no L«z clourontlra Huiriuls. Man wird in einer Zeitperiode, welche die Wagschale der Völkerschicksale von den Launen der Pompadour hat abhängen sehen, auch die Briefe einer ehrbaren Frau und Mutter — und dafür gilt die Gattin Brühls — nicht mit allzu strengen Augen ansehen dürfen. Aus einem ihrer Briefe sei hier eine Stelle mitgeteilt, welche die Gräfin Brühl als humoristische Beobachterin der Personen zeigt, mit denen sie verkehren mußte. Es handelt sich um die Trauung einer ihrer „Freundinnen." Nachdem die Feier und das Gastmahl, welches ihr folgte, vorüber ist, geht die Brief- schreiberin zur Schilderung des weitern Verhaltens der Braut über: I-orsouo tout lo luouclo otait rotiro vllo «'ost (loÄiaoillo ot vllo aussi a voulu kairv un xvu av griinaoo, uns H'al »ssurö quo vola u'allait diou guÄ ävs viorM« vt xuoollss. olons »von« rostv ouooro uno 1>ouno Kours a Hasvr ot xuis vllo s'oft oouolio ot xui« Naäamv n.ni in'a torno ?ar In, main oommv un oukaut, vllo avuit Sss MNS ot un Hnpou, SV I»i 1'avait si kort krapvö 0.U0 Ho oraillguai uno soouo, mais Ho 1'al xorsuaäoo av a.uittor l'un ot I'autro ot vo^paut c^no H'ötais av trox Ho IU0 8U1L sauvoo. . . . Robert Waldmüller.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_198065/566>, abgerufen am 28.12.2024.