Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Zweites Quartal.Aus Spanien. und die private" der Generale Soult ?c. Der Verfasser findet auch die Er¬ Die Bedeutung Gibraltars für die Engländer schlägt der Verfasser nicht In Malaga erfährt der Verfasser, daß es einen Wein dieses Namens so Sehr merkwürdig ist, was über das "Wassergericht" mitgeteilt wird, Und nun -- welches Gegenbild! In eben der Provinz Valencia mit Aus Spanien. und die private» der Generale Soult ?c. Der Verfasser findet auch die Er¬ Die Bedeutung Gibraltars für die Engländer schlägt der Verfasser nicht In Malaga erfährt der Verfasser, daß es einen Wein dieses Namens so Sehr merkwürdig ist, was über das „Wassergericht" mitgeteilt wird, Und nun — welches Gegenbild! In eben der Provinz Valencia mit <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0533" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/198599"/> <fw type="header" place="top"> Aus Spanien.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1525" prev="#ID_1524"> und die private» der Generale Soult ?c. Der Verfasser findet auch die Er¬<lb/> klärung der berühmten Waffenstrccknng General Dupouts vor Castanos lind<lb/> Retina, bei Wahlen 1808 im dritten Artikel der Kapitulation, welcher besagt,<lb/> daß das Korps, welches ohne Waffen nach Frankreich zurückzukehren hatte, die<lb/> Bagage ununtersucht mitführen dürfe: er meint, Dupont habe das Korps ge¬<lb/> opfert, um die Beute der Plünderung von Cordova zu retten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1526"> Die Bedeutung Gibraltars für die Engländer schlägt der Verfasser nicht<lb/> mehr ganz so hoch an, wie gewöhnlich geschieht. Auf der Landseite sei die<lb/> Festung allerdings gänzlich gesichert, zweifelhaft jedoch, ob sie einem Angriffe<lb/> von der See her nachhaltig widerstehen könne. Und hier tritt er mit Ent¬<lb/> schiedenheit für den viclgetadelten und verspotteten französischen Jngenienr-<lb/> Osfizier d'Ar^on ein, welcher vor hundert Jahren die Festung von schwimmenden<lb/> Batterien ans beschoß — ein Kälbchen gegen Calpe aufführte, wie Lichtenberg<lb/> sagt. Die furchtbare Katastrophe sei nur ein Beweis dafür, daß auch die<lb/> scharfsinnigsten Erfindungen der Ergänzung und Berichtigung durch die Er¬<lb/> fahrung bedürfen. Für die damalige Zeit habe d'Arc^on das äußerste an<lb/> Vorausberechnung geleistet, und mit den heutigen Mitteln, gepanzerten Batterien<lb/> mit gezognen Geschützen, könne der Erfolg leicht ein andrer sein.</p><lb/> <p xml:id="ID_1527"> In Malaga erfährt der Verfasser, daß es einen Wein dieses Namens so<lb/> ant wie garnicht giebt, weil die dortigen Tranben getrocknet und als Rosinen<lb/> verkauft werden; das unter jenem Namen verbreitete Getränk ist fast aus¬<lb/> nahmslos ein künstliches Gebräu.</p><lb/> <p xml:id="ID_1528"> Sehr merkwürdig ist, was über das „Wassergericht" mitgeteilt wird,<lb/> welches an jedem Donnerstage unter der ?usrts. as los g-xostolos der Kathe¬<lb/> drale zu Valencia seine Sitzung hält und alle im Laufe der Woche über die<lb/> Benutzung der Gewässer entstandenen Händel schlichtet. Es stammt noch aus<lb/> maurischer Zeit, angeblich aus dem Jahre 920. Drei Richter werden von den<lb/> Landleuten auf dem rechten, drei ans dein linken Ufer des Guadalaviar aus<lb/> ihrer Mitte gewählt; wie der siebente hinzukommt und welche Funktionen er<lb/> bekleidet, konnte Bernhardt leider nicht ermitteln, nur, daß er kein Obmann ist.<lb/> Die Richter vom rechten Ufer entscheiden die Streitfälle vom linken, und ebenso<lb/> umgekehrt. Alles wird öffentlich und mündlich abgemacht, Kläger und Be¬<lb/> klagter müssen in Person, ohne Rechtsbeistand erscheinen, kein Protokoll, keine<lb/> Ausfertigung, kein Tisch oder Schreibzeug. Als einmal ein Beteiligter sich auf<lb/> ein vorausgegangnes königliches Urteil berief, wurde er zu einer Geldstrafe<lb/> verurteilt, als er noch einmal darauf zurückkam, die Strafe verdoppelt und ihm<lb/> Schweigen auferlegt. Bernhardt erklärt, nie ein so ehrwürdiges Tribunal ge¬<lb/> sehen zu haben.</p><lb/> <p xml:id="ID_1529" next="#ID_1530"> Und nun — welches Gegenbild! In eben der Provinz Valencia mit<lb/> 650 000 Einwohnern waren im Lauf eines Monats 445 schwere Verbrechen<lb/> verübt worden (0,63 Prozent!), darunter 20 vollführte und 108 versuchte Morde</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0533]
Aus Spanien.
und die private» der Generale Soult ?c. Der Verfasser findet auch die Er¬
klärung der berühmten Waffenstrccknng General Dupouts vor Castanos lind
Retina, bei Wahlen 1808 im dritten Artikel der Kapitulation, welcher besagt,
daß das Korps, welches ohne Waffen nach Frankreich zurückzukehren hatte, die
Bagage ununtersucht mitführen dürfe: er meint, Dupont habe das Korps ge¬
opfert, um die Beute der Plünderung von Cordova zu retten.
Die Bedeutung Gibraltars für die Engländer schlägt der Verfasser nicht
mehr ganz so hoch an, wie gewöhnlich geschieht. Auf der Landseite sei die
Festung allerdings gänzlich gesichert, zweifelhaft jedoch, ob sie einem Angriffe
von der See her nachhaltig widerstehen könne. Und hier tritt er mit Ent¬
schiedenheit für den viclgetadelten und verspotteten französischen Jngenienr-
Osfizier d'Ar^on ein, welcher vor hundert Jahren die Festung von schwimmenden
Batterien ans beschoß — ein Kälbchen gegen Calpe aufführte, wie Lichtenberg
sagt. Die furchtbare Katastrophe sei nur ein Beweis dafür, daß auch die
scharfsinnigsten Erfindungen der Ergänzung und Berichtigung durch die Er¬
fahrung bedürfen. Für die damalige Zeit habe d'Arc^on das äußerste an
Vorausberechnung geleistet, und mit den heutigen Mitteln, gepanzerten Batterien
mit gezognen Geschützen, könne der Erfolg leicht ein andrer sein.
In Malaga erfährt der Verfasser, daß es einen Wein dieses Namens so
ant wie garnicht giebt, weil die dortigen Tranben getrocknet und als Rosinen
verkauft werden; das unter jenem Namen verbreitete Getränk ist fast aus¬
nahmslos ein künstliches Gebräu.
Sehr merkwürdig ist, was über das „Wassergericht" mitgeteilt wird,
welches an jedem Donnerstage unter der ?usrts. as los g-xostolos der Kathe¬
drale zu Valencia seine Sitzung hält und alle im Laufe der Woche über die
Benutzung der Gewässer entstandenen Händel schlichtet. Es stammt noch aus
maurischer Zeit, angeblich aus dem Jahre 920. Drei Richter werden von den
Landleuten auf dem rechten, drei ans dein linken Ufer des Guadalaviar aus
ihrer Mitte gewählt; wie der siebente hinzukommt und welche Funktionen er
bekleidet, konnte Bernhardt leider nicht ermitteln, nur, daß er kein Obmann ist.
Die Richter vom rechten Ufer entscheiden die Streitfälle vom linken, und ebenso
umgekehrt. Alles wird öffentlich und mündlich abgemacht, Kläger und Be¬
klagter müssen in Person, ohne Rechtsbeistand erscheinen, kein Protokoll, keine
Ausfertigung, kein Tisch oder Schreibzeug. Als einmal ein Beteiligter sich auf
ein vorausgegangnes königliches Urteil berief, wurde er zu einer Geldstrafe
verurteilt, als er noch einmal darauf zurückkam, die Strafe verdoppelt und ihm
Schweigen auferlegt. Bernhardt erklärt, nie ein so ehrwürdiges Tribunal ge¬
sehen zu haben.
Und nun — welches Gegenbild! In eben der Provinz Valencia mit
650 000 Einwohnern waren im Lauf eines Monats 445 schwere Verbrechen
verübt worden (0,63 Prozent!), darunter 20 vollführte und 108 versuchte Morde
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |