Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Zweites Quartal.Lamoens. Dienst des Königs geworben worden waren, von den kostbaren Pferden, mit Camoens atmete erst freier, als sich die geschlossenen Reihen lösten, die Der Page grüßte und trieb sein Pferd mit leichtem Schlage an, um den Camoens war es, als ob Barreto vermeide, ihn anzusehen, er erwiederte Lamoens. Dienst des Königs geworben worden waren, von den kostbaren Pferden, mit Camoens atmete erst freier, als sich die geschlossenen Reihen lösten, die Der Page grüßte und trieb sein Pferd mit leichtem Schlage an, um den Camoens war es, als ob Barreto vermeide, ihn anzusehen, er erwiederte <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0442" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/198508"/> <fw type="header" place="top"> Lamoens.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1272" prev="#ID_1271"> Dienst des Königs geworben worden waren, von den kostbaren Pferden, mit<lb/> denen Dom Sebastian heute Morgen die Brüder Casalinho — den Jägermeister<lb/> wie den Admiral — beschenkt hatte. Nirgends ein Wort, ein Laut, die ver¬<lb/> raten hätten, daß diesen Leidtragenden der Tod des besten Helden von Portugal<lb/> sonderlich zu Herzen gegangen wäre. Je mehr der Dichter ihrer nichtigen<lb/> Gleichgiltigkeit inne ward, umso brennender verlangte es ihn, besser zu sein<lb/> als sie und wenigstens diese Stunde mit ganzer Seele der Erinnerung a»<lb/> Antonio Pachceo zu leben. Und eben in dieser Stunde gelang es ihm dennoch<lb/> nicht, die dunkle Unruhe und Spannung zu besiegen, welche ihn erfüllten und<lb/> seinen Blick von Zeit zu Zeit über das schimmernde Gepränge von Menschen,<lb/> Waffen, Bannern, Wappenschilder und Heroldstcibeu hinirren ließ.</p><lb/> <p xml:id="ID_1273"> Camoens atmete erst freier, als sich die geschlossenen Reihen lösten, die<lb/> Massen, welche die Kapelle umstanden hatten, rückwärts zu finden begannen und<lb/> der König mit seinem Gefolge zu Pferde stieg, um in seinen Palast zurück¬<lb/> zukehren, nachdem er den Trauerwagen mit der Gelcitsschaar der Christusritter<lb/> an sich hatte vorüberziehen lassen. In dem wirren Getümmel, welches un¬<lb/> mittelbar darauf entstand, strebte er sich mit Barreto rasch wieder zusammen¬<lb/> zufinden. Und indem er nach dem Freunde umherblickte und mit Grüßen nach<lb/> rechts und links den Menschenschwarm teilte, sah er Barreto noch in der<lb/> Nähe der Kapelle an den Stamm eines Ahornbaumes gelehnt, neben ihm einen<lb/> jugendlichen Reiter, welcher bei Barreto zurückgeblieben war, als der König und<lb/> sein Gefolge vorüberbrausten. Der herankommende Camoens erkannte den jungen<lb/> Herzog von Braganza, den Pagen des Königs, und hörte Senhor Manuel zu<lb/> demselben sagen: Habe Dank, Fernau, und sage deiner erlauchten Mütter, daß ich<lb/> in einer Stunde zu ihren Befehlen bin. Ich würde Cintra nicht verlassen haben,<lb/> ohne ihr aufzuwarten, doch da sie mir die Ehre erweist, mich rufen zu lassen, so<lb/> komme ich noch diesen Abend und darf nach deiner Botschaft erwarten, ihr<lb/> willkommen zu sein.</p><lb/> <p xml:id="ID_1274"> Der Page grüßte und trieb sein Pferd mit leichtem Schlage an, um den<lb/> König und feine Begleiter einzuholen. Camoens bemerkte, sowie sich Barreto<lb/> zu ihm wandte, daß sich in den Zügen des Freundes ein Schatten von Sorge<lb/> dem Schatten der Trauer beigesellt hatte. Manuel legte seinen Arm in den<lb/> von Camoens und sagte: Kommt mit mir zu Okaz zurück! Ich hatte darauf<lb/> gezählt, einen ruhigen, erinnerungsreichen Abend mit Euch zu verleben, doch<lb/> es scheint, daß uns erst in Almocegema so wohl werden soll. Die Herzogin<lb/> von Braganza verlangt mich zu sprechen — ich fürchte, sie hat mir ein schwer<lb/> bekümmertes Herz auszuschütten. Wer wäre nicht bekümmert in diesen Tagen?</p><lb/> <p xml:id="ID_1275" next="#ID_1276"> Camoens war es, als ob Barreto vermeide, ihn anzusehen, er erwiederte<lb/> daher nur: Ihr werdet erfahren, daß die Herzogin meine Sorgen um Esmah<lb/> und Catalina Palmeirim teilt. Die Kunde von der Ermordung der kleinen<lb/> Hirtin wird auch in den Palast gedrungen sein; alle, welche an Esmcchs Be-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0442]
Lamoens.
Dienst des Königs geworben worden waren, von den kostbaren Pferden, mit
denen Dom Sebastian heute Morgen die Brüder Casalinho — den Jägermeister
wie den Admiral — beschenkt hatte. Nirgends ein Wort, ein Laut, die ver¬
raten hätten, daß diesen Leidtragenden der Tod des besten Helden von Portugal
sonderlich zu Herzen gegangen wäre. Je mehr der Dichter ihrer nichtigen
Gleichgiltigkeit inne ward, umso brennender verlangte es ihn, besser zu sein
als sie und wenigstens diese Stunde mit ganzer Seele der Erinnerung a»
Antonio Pachceo zu leben. Und eben in dieser Stunde gelang es ihm dennoch
nicht, die dunkle Unruhe und Spannung zu besiegen, welche ihn erfüllten und
seinen Blick von Zeit zu Zeit über das schimmernde Gepränge von Menschen,
Waffen, Bannern, Wappenschilder und Heroldstcibeu hinirren ließ.
Camoens atmete erst freier, als sich die geschlossenen Reihen lösten, die
Massen, welche die Kapelle umstanden hatten, rückwärts zu finden begannen und
der König mit seinem Gefolge zu Pferde stieg, um in seinen Palast zurück¬
zukehren, nachdem er den Trauerwagen mit der Gelcitsschaar der Christusritter
an sich hatte vorüberziehen lassen. In dem wirren Getümmel, welches un¬
mittelbar darauf entstand, strebte er sich mit Barreto rasch wieder zusammen¬
zufinden. Und indem er nach dem Freunde umherblickte und mit Grüßen nach
rechts und links den Menschenschwarm teilte, sah er Barreto noch in der
Nähe der Kapelle an den Stamm eines Ahornbaumes gelehnt, neben ihm einen
jugendlichen Reiter, welcher bei Barreto zurückgeblieben war, als der König und
sein Gefolge vorüberbrausten. Der herankommende Camoens erkannte den jungen
Herzog von Braganza, den Pagen des Königs, und hörte Senhor Manuel zu
demselben sagen: Habe Dank, Fernau, und sage deiner erlauchten Mütter, daß ich
in einer Stunde zu ihren Befehlen bin. Ich würde Cintra nicht verlassen haben,
ohne ihr aufzuwarten, doch da sie mir die Ehre erweist, mich rufen zu lassen, so
komme ich noch diesen Abend und darf nach deiner Botschaft erwarten, ihr
willkommen zu sein.
Der Page grüßte und trieb sein Pferd mit leichtem Schlage an, um den
König und feine Begleiter einzuholen. Camoens bemerkte, sowie sich Barreto
zu ihm wandte, daß sich in den Zügen des Freundes ein Schatten von Sorge
dem Schatten der Trauer beigesellt hatte. Manuel legte seinen Arm in den
von Camoens und sagte: Kommt mit mir zu Okaz zurück! Ich hatte darauf
gezählt, einen ruhigen, erinnerungsreichen Abend mit Euch zu verleben, doch
es scheint, daß uns erst in Almocegema so wohl werden soll. Die Herzogin
von Braganza verlangt mich zu sprechen — ich fürchte, sie hat mir ein schwer
bekümmertes Herz auszuschütten. Wer wäre nicht bekümmert in diesen Tagen?
Camoens war es, als ob Barreto vermeide, ihn anzusehen, er erwiederte
daher nur: Ihr werdet erfahren, daß die Herzogin meine Sorgen um Esmah
und Catalina Palmeirim teilt. Die Kunde von der Ermordung der kleinen
Hirtin wird auch in den Palast gedrungen sein; alle, welche an Esmcchs Be-
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