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Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Zweites Quartal.

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^.VÄNt la IZ-^taille.

nicht überzeugend gewirkt hat. Wenig einverstanden ist endlich der Verfasser
auch mit der im Befestigungswescn eingeschlagnen Richtung, Er befürchtet
davon eine üble Rückwirkung auf den Geist der Truppen und die Heerführung.
Die etatsmäßige Friedensstärke des französischen Heeres*) beträgt:

26974 Offiziere (darunter 372 Generäle und 3S41 Stabsoffiziere),
4968S9 Manu (emschlieszlich 42 720 Unteroffizieren nud 25048 Gendarmen),
110890 Pferde (außer den Offizierspfcrdeu).

Die Zahl der Bataillone (649) und Batterien (449) ist bedeutend größer, die¬
jenige der Kavallerieregimenter (78) etwas geringer als bei uns. Die Batterien
haben, wie bei uns, je sechs Geschütze, welche aber sämtlich schon im Frieden
bespannt sind. Die Stärke der Bataillone ist verschieden; diejenigen der öst¬
lichen Armeekorps befinden sich nahezu auf Kriegsfuß, die übrigen sind dagegen
schwächer als unsre Bataillone. Die Kavallerieregimenter haben ähnliche Zu¬
sammensetzung und Stärke wie die unsrigen. Die mitgeteilte Friedensdislvkation
bestätigt aufs neue die bereits bekannte Thatsache, daß das Gros der französischen
Streitkräfte in auffälliger Weise an der deutschen Grenze massire steht. Da die
Kavallerieregimenter stets die volle Kriegsstärke haben, die betreffenden Jnfanterie-
bataillone dieselbe nahezu erreiche", die Geschütze jederzeit sämtlich bespannt sind,
will es uns bedünken, daß weitere Maßnahmen ans deutscher Seite zum Grenz¬
schutz ganz unvermeidlich sind. Sollte, wie wir vermuten, von solchen bisher
der Wunsch abgehalten haben, die Reizbarkeit unsrer Nachbarn im Interesse des
Friedens zu schönen, so wird angesichts der mehr und mehr provozirenden
Haltung derselben solche zarte Rücksichtnahme hinter die Pflicht der Selbst-
erhaltung zurücktreten müssen.

Für den Kriegsfall verfügt Frankreich nach Berechnung des Verfassers
von ^v-nel lit da.wiI1v im ganzen über 4198665 Mann. In diese Zahl sind
freilich 701230 Mann einbegriffen, welche keinerlei militärische Ausbildung be¬
sitzen, und 686100 Mann, die nur eine Übuugszeit von zweimal vier Wochen,
bei Gelegenheit der Neservisteneinziehnngen, cibsolvirt haben. Immerhin bleiben
nach Abzug dieser zweifelhaften Elemente noch rund 2 700 000 ausgebildete
Soldaten übrig, von denen 20252S3 Mann nominell fünf Jahre, that¬
sächlich sechsundvierzig Monate, und 697 072 Mann nominell ein Jahr, that¬
sächlich zehn Monate, gedient haben oder in Erfüllung ihrer aktiven Dienstpflicht
begriffen sind. Von den zwanzig Jahresklasseu, welchen diese Mannschaften
angehören, fallen neun auf das stehende Heer einschließlich der Reserve, fünf
auf die Territorialarmee, sechs auf die Reserve der Territorialarmee.

Wir haben keinen Grund, an der Nichtigkeit dieser Zahlenangaben zu
zweifeln. Sie ergeben sich aus den jährlichen Nekrntenkoutingeuten nach Abzug



*) Die Friedensstärke des deutschen Heeres beträgt: 20621 Offiziere, 427274 Man",
81S98 Pferde.
^.VÄNt la IZ-^taille.

nicht überzeugend gewirkt hat. Wenig einverstanden ist endlich der Verfasser
auch mit der im Befestigungswescn eingeschlagnen Richtung, Er befürchtet
davon eine üble Rückwirkung auf den Geist der Truppen und die Heerführung.
Die etatsmäßige Friedensstärke des französischen Heeres*) beträgt:

26974 Offiziere (darunter 372 Generäle und 3S41 Stabsoffiziere),
4968S9 Manu (emschlieszlich 42 720 Unteroffizieren nud 25048 Gendarmen),
110890 Pferde (außer den Offizierspfcrdeu).

Die Zahl der Bataillone (649) und Batterien (449) ist bedeutend größer, die¬
jenige der Kavallerieregimenter (78) etwas geringer als bei uns. Die Batterien
haben, wie bei uns, je sechs Geschütze, welche aber sämtlich schon im Frieden
bespannt sind. Die Stärke der Bataillone ist verschieden; diejenigen der öst¬
lichen Armeekorps befinden sich nahezu auf Kriegsfuß, die übrigen sind dagegen
schwächer als unsre Bataillone. Die Kavallerieregimenter haben ähnliche Zu¬
sammensetzung und Stärke wie die unsrigen. Die mitgeteilte Friedensdislvkation
bestätigt aufs neue die bereits bekannte Thatsache, daß das Gros der französischen
Streitkräfte in auffälliger Weise an der deutschen Grenze massire steht. Da die
Kavallerieregimenter stets die volle Kriegsstärke haben, die betreffenden Jnfanterie-
bataillone dieselbe nahezu erreiche», die Geschütze jederzeit sämtlich bespannt sind,
will es uns bedünken, daß weitere Maßnahmen ans deutscher Seite zum Grenz¬
schutz ganz unvermeidlich sind. Sollte, wie wir vermuten, von solchen bisher
der Wunsch abgehalten haben, die Reizbarkeit unsrer Nachbarn im Interesse des
Friedens zu schönen, so wird angesichts der mehr und mehr provozirenden
Haltung derselben solche zarte Rücksichtnahme hinter die Pflicht der Selbst-
erhaltung zurücktreten müssen.

Für den Kriegsfall verfügt Frankreich nach Berechnung des Verfassers
von ^v-nel lit da.wiI1v im ganzen über 4198665 Mann. In diese Zahl sind
freilich 701230 Mann einbegriffen, welche keinerlei militärische Ausbildung be¬
sitzen, und 686100 Mann, die nur eine Übuugszeit von zweimal vier Wochen,
bei Gelegenheit der Neservisteneinziehnngen, cibsolvirt haben. Immerhin bleiben
nach Abzug dieser zweifelhaften Elemente noch rund 2 700 000 ausgebildete
Soldaten übrig, von denen 20252S3 Mann nominell fünf Jahre, that¬
sächlich sechsundvierzig Monate, und 697 072 Mann nominell ein Jahr, that¬
sächlich zehn Monate, gedient haben oder in Erfüllung ihrer aktiven Dienstpflicht
begriffen sind. Von den zwanzig Jahresklasseu, welchen diese Mannschaften
angehören, fallen neun auf das stehende Heer einschließlich der Reserve, fünf
auf die Territorialarmee, sechs auf die Reserve der Territorialarmee.

Wir haben keinen Grund, an der Nichtigkeit dieser Zahlenangaben zu
zweifeln. Sie ergeben sich aus den jährlichen Nekrntenkoutingeuten nach Abzug



*) Die Friedensstärke des deutschen Heeres beträgt: 20621 Offiziere, 427274 Man»,
81S98 Pferde.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_198065/340>, abgerufen am 28.08.2024.