Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Zweites Quartal.Zur Geschichte des dreißigjährigen Krieges. hatten, aus Furcht vor Kaiser Ferdinands absolutistischen Plänen aufs neue die Es war eigentlich erst die Angelegenheit des Valtellin, was die zögernden Grenzboten II. 1886. 22
Zur Geschichte des dreißigjährigen Krieges. hatten, aus Furcht vor Kaiser Ferdinands absolutistischen Plänen aufs neue die Es war eigentlich erst die Angelegenheit des Valtellin, was die zögernden Grenzboten II. 1886. 22
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Zur Geschichte des dreißigjährigen Krieges.
hatten, aus Furcht vor Kaiser Ferdinands absolutistischen Plänen aufs neue die
Waffen gegen denselben ergriff, entsandte er Boten nach Venedig, welche im
Juni 1621 mit dem Rate verhandelten; sie führten eine sehr zuversichtliche
Sprache, redeten von dem Bündnis Bethlens mit dem Sultan, von seiner recht¬
mäßig erfolgten Königswahl, von den Rüstungen des vertriebenen Königs Friedrich,
welcher nächstdem wieder mit Heeresmacht nach Prag zurückkehren werde; sie
trugen auf ein „allseitiges Bündnis" an, vermöge dessen ihr König, „der leben und
sterben wolle für die Republik," und Venedig Freund und Feind gemeinsam haben
sollten ; Siebenbürgen, die Walachei, das „lonföderirte Reich Böhmen," Osterreich,
Mührer, Schlesien und die Lausitz sollten in den Bund aufgenommen werden.
Der König verhieß alle möglichen Vorteile: so oft die Republik gegen irgend
jemand Krieg führen wolle, werde er ihr eine beliebige Anzahl leichter und
schwerer Reiter zur Verfügung stellen, „wovon Ungarn noch immer einen wunder¬
baren Überfluß hatte"; auch Handelsvortcile wurden in Aussicht gestellt, die
Zufuhr von Wachs, Holz, Quecksilber, Schweinen und Schafen verheißen. Von¬
seiten des Sultans und des Tatarenchans seien dem Könige 200 000 Mann ver¬
sprochen worden; da er aber ein christlicher Fürst sei, so ziehe er vor, mit der
Republik zusammen das feindliche Haus Österreich zu bekämpfen; sie Hütten die
Mittel dazu, Venedig das Geld, Ungarn die Soldaten. Auch auf diese An¬
erbietungen erwiederte der Rat höflich, aber ablehnend; man vermied es, Bethlen
einen Titel zu geben, um ihn nicht zu reizen, und doch auch nicht als König
anzuerkennen, was Ferdinand nicht Hütte ruhig hinnehmen können. Man erschöpfte
sich in Versicherungen der Zuneigung und des Vertrauens, berief sich aber darauf,
daß die großen Auslagen der Republik für Heer und Flotte es ihr unmöglich
machten, eine Geldhilfe zu leisten.
Es war eigentlich erst die Angelegenheit des Valtellin, was die zögernden
Aristokraten, die sich nicht gern mit Schwächeren und Bedürftigeren verbanden,
zu entschiedenen Schritten drängte. Als sich hier, an der Wasserscheide zwischen
Adda, Jnn und Etsch, da wo sich die Gebietsteile der beiden Zweige der Casa
d'Austria ganz nahe kamen, die Spanier festsetzten und eine Verbindung zwischen
ihrem Mailand und dem österreichischen Tirol schufen, da fühlten sich natur¬
gemäß Savoyen und Venedig in ihrem Dasein bedroht; was sollte werden,
wenn die seither noch auseinander gehaltenen Machtkomplexe sich hier berührten,
wenn die Wasser zusammenschössen in ein gewaltiges Bett? Auch der König
von Frankreich sah diesem Handstreiche nicht ruhig zu; im Frühjahre 1621 schon
ließ er durch seinen außerordentlichen Gesandten, den Marschall von Bassompierre,
die Wiederherstellung der frühern Zustände im Valtellin fordern; aber trotz
des Madrider Vertrages vom 25. April 1621, in welchem Philipp IV. seinen
Errungenschaften im Valtellin völlig entsagte, wurde die Lage nicht geändert;
die Schweizer Eidgenossen behielten Recht, wenn sie dem französischen Gesandten
Montholon gegenüber, der ihnen voll Genugthuung diesen Vertrag vorlegte,
Grenzboten II. 1886. 22
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