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Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Zweites Quartal.

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Zur Geschichte des dreißigjährigen Krieges.

geübt, der erst dann wieder nachlassen wird, wenn dereinst die ganze Erde über¬
völkert ist; bis dahin hat es aber trotz aller Malthusschen Schwarzseherei noch
seine guten Wege.

Eigentlich wären ja heute alle Grundlagen vorhanden, um einen glück¬
lichern Zustand des Menschengeschlechts zu schaffen: Nrbeitsstoff in reicher
Menge auf Generationen hinaus, Arbeitskraft, um diesen Stoff zu bearbeiten,
und Maschinen aller Art, um immer mehr mechanische Arbeit der menschlichen
Arbeitsthätigkeit abzunehmen und damit dem Menschen selbst das Dasein zu
erleichtern. Was dem Eintreten dieses glücklichen Zustands seither im Wege stand,
es war eben nichts andres, als die Herrschaft des übertriebenen kapitalistischen
Prinzips, welches bei der Teilung des Arbeitsprodukts dem Arbcitsstoffbesitzcr
zu viel, dem Arbeitskraftbcsitzer zu wenig zukommen ließ. Ist erst durch eine
gesunde, in den richtigen Grenzen sich bewegende Sozialrcform diese Ungleich¬
heit aus der Welt geschafft und damit dem Mittelstande und den untern
Schichten wieder die Grundlage zu einer sichern Existenz gegeben, wird erst das
Produkt zu seinem überwiegenden Teile wieder das sein, was es in Wirklich¬
keit sein soll, nämlich Gebrauchsgut und nicht Kapital, dann wird auch jenes
nerven- und glückzcrstöreude Hasten und Jagen nach Gewinn mehr und mehr
seinen Reiz verlieren, und die Menschen werden sich wieder mit mehr Ruhe und
Behagen ihres Lebens freuen können. Dann werden auch die ethischen Seiten
des menschlichen Daseins wieder jene Rolle im Leben finden, die ihnen so lange
vorenthalten war in einem Zeitalter, in welchem der Wert des Menschen von
vielen nur nach dem Geldsnck gewogen wurde, dann wird die Menschheit end¬
lich den verdienten Lohn ernten für die großen Leistungen des menschlichen
Geistes im letzten Jahrhundert.


Lügen Niibling.


Zur Geschichte des dreißigjährigen Krieges.

art V. ist und bleibt trotz aller seiner Schwächen doch eine der
imposantesten Gestalten der neuern Geschichte. Von ihm selbst
ist erst jener lebendige Zusammenhang der deutschen und spanischen
Dinge geschaffen worden, vermöge dessen es ihm möglich wurde,
die Landsknechte bis hart vor Paris oder gar über das Meer vor
Tunis und Algier zu führen, wohl auch den Papst in Rom selbst heimzusuchen,
u"d anderseits wieder mit den spanischen Hakenschtttzcn und Rittern die Kraft
der Schmalkaldener zu brechen. Von ihm an wirft sich das Haus Habsburg
einerseits planvoll den Türken im Osten, den Franzosen im Westen entgegen,


Zur Geschichte des dreißigjährigen Krieges.

geübt, der erst dann wieder nachlassen wird, wenn dereinst die ganze Erde über¬
völkert ist; bis dahin hat es aber trotz aller Malthusschen Schwarzseherei noch
seine guten Wege.

Eigentlich wären ja heute alle Grundlagen vorhanden, um einen glück¬
lichern Zustand des Menschengeschlechts zu schaffen: Nrbeitsstoff in reicher
Menge auf Generationen hinaus, Arbeitskraft, um diesen Stoff zu bearbeiten,
und Maschinen aller Art, um immer mehr mechanische Arbeit der menschlichen
Arbeitsthätigkeit abzunehmen und damit dem Menschen selbst das Dasein zu
erleichtern. Was dem Eintreten dieses glücklichen Zustands seither im Wege stand,
es war eben nichts andres, als die Herrschaft des übertriebenen kapitalistischen
Prinzips, welches bei der Teilung des Arbeitsprodukts dem Arbcitsstoffbesitzcr
zu viel, dem Arbeitskraftbcsitzer zu wenig zukommen ließ. Ist erst durch eine
gesunde, in den richtigen Grenzen sich bewegende Sozialrcform diese Ungleich¬
heit aus der Welt geschafft und damit dem Mittelstande und den untern
Schichten wieder die Grundlage zu einer sichern Existenz gegeben, wird erst das
Produkt zu seinem überwiegenden Teile wieder das sein, was es in Wirklich¬
keit sein soll, nämlich Gebrauchsgut und nicht Kapital, dann wird auch jenes
nerven- und glückzcrstöreude Hasten und Jagen nach Gewinn mehr und mehr
seinen Reiz verlieren, und die Menschen werden sich wieder mit mehr Ruhe und
Behagen ihres Lebens freuen können. Dann werden auch die ethischen Seiten
des menschlichen Daseins wieder jene Rolle im Leben finden, die ihnen so lange
vorenthalten war in einem Zeitalter, in welchem der Wert des Menschen von
vielen nur nach dem Geldsnck gewogen wurde, dann wird die Menschheit end¬
lich den verdienten Lohn ernten für die großen Leistungen des menschlichen
Geistes im letzten Jahrhundert.


Lügen Niibling.


Zur Geschichte des dreißigjährigen Krieges.

art V. ist und bleibt trotz aller seiner Schwächen doch eine der
imposantesten Gestalten der neuern Geschichte. Von ihm selbst
ist erst jener lebendige Zusammenhang der deutschen und spanischen
Dinge geschaffen worden, vermöge dessen es ihm möglich wurde,
die Landsknechte bis hart vor Paris oder gar über das Meer vor
Tunis und Algier zu führen, wohl auch den Papst in Rom selbst heimzusuchen,
u»d anderseits wieder mit den spanischen Hakenschtttzcn und Rittern die Kraft
der Schmalkaldener zu brechen. Von ihm an wirft sich das Haus Habsburg
einerseits planvoll den Türken im Osten, den Franzosen im Westen entgegen,


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[0171] Zur Geschichte des dreißigjährigen Krieges. geübt, der erst dann wieder nachlassen wird, wenn dereinst die ganze Erde über¬ völkert ist; bis dahin hat es aber trotz aller Malthusschen Schwarzseherei noch seine guten Wege. Eigentlich wären ja heute alle Grundlagen vorhanden, um einen glück¬ lichern Zustand des Menschengeschlechts zu schaffen: Nrbeitsstoff in reicher Menge auf Generationen hinaus, Arbeitskraft, um diesen Stoff zu bearbeiten, und Maschinen aller Art, um immer mehr mechanische Arbeit der menschlichen Arbeitsthätigkeit abzunehmen und damit dem Menschen selbst das Dasein zu erleichtern. Was dem Eintreten dieses glücklichen Zustands seither im Wege stand, es war eben nichts andres, als die Herrschaft des übertriebenen kapitalistischen Prinzips, welches bei der Teilung des Arbeitsprodukts dem Arbcitsstoffbesitzcr zu viel, dem Arbeitskraftbcsitzer zu wenig zukommen ließ. Ist erst durch eine gesunde, in den richtigen Grenzen sich bewegende Sozialrcform diese Ungleich¬ heit aus der Welt geschafft und damit dem Mittelstande und den untern Schichten wieder die Grundlage zu einer sichern Existenz gegeben, wird erst das Produkt zu seinem überwiegenden Teile wieder das sein, was es in Wirklich¬ keit sein soll, nämlich Gebrauchsgut und nicht Kapital, dann wird auch jenes nerven- und glückzcrstöreude Hasten und Jagen nach Gewinn mehr und mehr seinen Reiz verlieren, und die Menschen werden sich wieder mit mehr Ruhe und Behagen ihres Lebens freuen können. Dann werden auch die ethischen Seiten des menschlichen Daseins wieder jene Rolle im Leben finden, die ihnen so lange vorenthalten war in einem Zeitalter, in welchem der Wert des Menschen von vielen nur nach dem Geldsnck gewogen wurde, dann wird die Menschheit end¬ lich den verdienten Lohn ernten für die großen Leistungen des menschlichen Geistes im letzten Jahrhundert. Lügen Niibling. Zur Geschichte des dreißigjährigen Krieges. art V. ist und bleibt trotz aller seiner Schwächen doch eine der imposantesten Gestalten der neuern Geschichte. Von ihm selbst ist erst jener lebendige Zusammenhang der deutschen und spanischen Dinge geschaffen worden, vermöge dessen es ihm möglich wurde, die Landsknechte bis hart vor Paris oder gar über das Meer vor Tunis und Algier zu führen, wohl auch den Papst in Rom selbst heimzusuchen, u»d anderseits wieder mit den spanischen Hakenschtttzcn und Rittern die Kraft der Schmalkaldener zu brechen. Von ihm an wirft sich das Haus Habsburg einerseits planvoll den Türken im Osten, den Franzosen im Westen entgegen,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_198065/171>, abgerufen am 23.07.2024.