Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Erstes Quartal.Uvrps und Bluschi!usa,äst^n. um des liebe" Friedens willen hier nicht wiederholen wollen, die aber die Be¬ ES sind die Hochschulen, woher daS Übel kommt; hier sollte mau es auch Es kann dem gegenüber gar keine lohnendere Aufgabe geben, als die Un¬ Nein, wir können es nicht zugebe", daß die Verketzerung noch immer der Uvrps und Bluschi!usa,äst^n. um des liebe» Friedens willen hier nicht wiederholen wollen, die aber die Be¬ ES sind die Hochschulen, woher daS Übel kommt; hier sollte mau es auch Es kann dem gegenüber gar keine lohnendere Aufgabe geben, als die Un¬ Nein, wir können es nicht zugebe», daß die Verketzerung noch immer der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0068" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/197492"/> <fw type="header" place="top"> Uvrps und Bluschi!usa,äst^n.</fw><lb/> <p xml:id="ID_189" prev="#ID_188"> um des liebe» Friedens willen hier nicht wiederholen wollen, die aber die Be¬<lb/> schwerde der Burschenschafter gerechtfertigt erscheinen lassen, daß ihnen, wie auf<lb/> der Universität, so auch im spätern Leben ein „Ring" gegenüberstehe, der sie<lb/> um jeden Preis zu eklipsiren suche, als ob sie aufgehört hätten, Landeskinder<lb/> zu sein, „In welchem Korps waren Sie?" ist das erste, was ein Burschenschafter<lb/> von gewissen Vorgesetzten gefragt wird, worauf dann die Nase des Fragestellers<lb/> plötzlich aufwärts zu streben und ein mißbilligender Blick den Entlarvten z»<lb/> belehren pflegt, daß er an dieser Stelle auf eine unbefangne Würdigung nicht<lb/> zu rechnen hat. Erwägt man nun, daß von den etwa sechzig Burschenschafter,<lb/> welche existirt haben, beziehungsweise noch existiren, mindestens 1L000, von den<lb/> Korps mindestens 20 000 alte Herren vorhanden sind, daß unser gesamtes<lb/> bürgerliches und öffentliches Leben von beiden wiiumclt, daß jener trübe Konflikt<lb/> sonnt hineingetragen wird in jedes Gerichts-, in jedes Beamten-, in jedes Lehrer¬<lb/> kollegium, hineingetragen wird in jedes NeservevffizierkvrpS, hineingetragen wird<lb/> in jeden geselligen Kreis, in welchem Akademiker den Kern bilden, hineingetragen<lb/> wird bis in die Familien, so wird man den Zustand der Dinge nur aufs äußerste<lb/> beklagen und zugeben, daß alles daran gesetzt werden sollte, hierin Wandel zu<lb/> schaffe»,</p><lb/> <p xml:id="ID_190"> ES sind die Hochschulen, woher daS Übel kommt; hier sollte mau es auch<lb/> angreife». Es sind »icht gesetzte Männer, es sind junge lind unreife Bursche,<lb/> die hier „erziehe»" und erzogen,werden, die es lieben, nach Art der Jugend in<lb/> Heftigkeit und Übermut zu übertreiben, aber darum nicht minder Eindrücke, die<lb/> ihnen in empfänglichster Lebenszeit, beim Eintritt in die Welt geboten werden,<lb/> mit Starrheit festhalten bis zum Grabe; hier ist es, wo durch energische Pflege<lb/> vou Vorurteilen und gegenseitige Absperrung die Unfähigkeit großgezogen wird,<lb/> fremde Existenzen nach ihrem richtigen Werte zu schätzen; hier ist es, wo die<lb/> Rekruten für unser öffentliches Leben ihre Lust am Stank und am Hader lernen;<lb/> hier ist es, wo die Söhne unsers Volkes, die in demselben Heere dienen, die<lb/> auf demselben Felde fallen, zusammenleben wie Hund und Katze.</p><lb/> <p xml:id="ID_191"> Es kann dem gegenüber gar keine lohnendere Aufgabe geben, als die Un¬<lb/> befangenheit wiederherzustellen, mit der die deutsche Jugend auf unser» Hoch-<lb/> schulen einander begegnen sollte, die aber durch jenen, nun schon siebzig Jahre<lb/> währenden Zank immer mehr vergiftet wird. Es ist längst ein Zank um des<lb/> Kaisers Bart geworden, was thuts? Mit jedem Jahre wird es schlimmer.<lb/> Wo man sich hinwendet, strömt einem ein dicker Dunst von nngesamiueltem Haß<lb/> und Klatsch, Hochmut und Eigensinn entgegen, aber niemand will sich darüber<lb/> erbarmen. Wenn der hohe Rat der Nation versammelt ist, steht wohl gar ein<lb/> ehrwürdiger alter Herr ans und verkündet emphatisch: alles ist in musterhafter<lb/> Ordnung, dies ist die Luft, welche unsern Studenten gesund ist.</p><lb/> <p xml:id="ID_192" next="#ID_193"> Nein, wir können es nicht zugebe», daß die Verketzerung noch immer der<lb/> volkstümliche und obligate Ausdruck sür irgendeine Gegnerschaft in deutschen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0068]
Uvrps und Bluschi!usa,äst^n.
um des liebe» Friedens willen hier nicht wiederholen wollen, die aber die Be¬
schwerde der Burschenschafter gerechtfertigt erscheinen lassen, daß ihnen, wie auf
der Universität, so auch im spätern Leben ein „Ring" gegenüberstehe, der sie
um jeden Preis zu eklipsiren suche, als ob sie aufgehört hätten, Landeskinder
zu sein, „In welchem Korps waren Sie?" ist das erste, was ein Burschenschafter
von gewissen Vorgesetzten gefragt wird, worauf dann die Nase des Fragestellers
plötzlich aufwärts zu streben und ein mißbilligender Blick den Entlarvten z»
belehren pflegt, daß er an dieser Stelle auf eine unbefangne Würdigung nicht
zu rechnen hat. Erwägt man nun, daß von den etwa sechzig Burschenschafter,
welche existirt haben, beziehungsweise noch existiren, mindestens 1L000, von den
Korps mindestens 20 000 alte Herren vorhanden sind, daß unser gesamtes
bürgerliches und öffentliches Leben von beiden wiiumclt, daß jener trübe Konflikt
sonnt hineingetragen wird in jedes Gerichts-, in jedes Beamten-, in jedes Lehrer¬
kollegium, hineingetragen wird in jedes NeservevffizierkvrpS, hineingetragen wird
in jeden geselligen Kreis, in welchem Akademiker den Kern bilden, hineingetragen
wird bis in die Familien, so wird man den Zustand der Dinge nur aufs äußerste
beklagen und zugeben, daß alles daran gesetzt werden sollte, hierin Wandel zu
schaffe»,
ES sind die Hochschulen, woher daS Übel kommt; hier sollte mau es auch
angreife». Es sind »icht gesetzte Männer, es sind junge lind unreife Bursche,
die hier „erziehe»" und erzogen,werden, die es lieben, nach Art der Jugend in
Heftigkeit und Übermut zu übertreiben, aber darum nicht minder Eindrücke, die
ihnen in empfänglichster Lebenszeit, beim Eintritt in die Welt geboten werden,
mit Starrheit festhalten bis zum Grabe; hier ist es, wo durch energische Pflege
vou Vorurteilen und gegenseitige Absperrung die Unfähigkeit großgezogen wird,
fremde Existenzen nach ihrem richtigen Werte zu schätzen; hier ist es, wo die
Rekruten für unser öffentliches Leben ihre Lust am Stank und am Hader lernen;
hier ist es, wo die Söhne unsers Volkes, die in demselben Heere dienen, die
auf demselben Felde fallen, zusammenleben wie Hund und Katze.
Es kann dem gegenüber gar keine lohnendere Aufgabe geben, als die Un¬
befangenheit wiederherzustellen, mit der die deutsche Jugend auf unser» Hoch-
schulen einander begegnen sollte, die aber durch jenen, nun schon siebzig Jahre
währenden Zank immer mehr vergiftet wird. Es ist längst ein Zank um des
Kaisers Bart geworden, was thuts? Mit jedem Jahre wird es schlimmer.
Wo man sich hinwendet, strömt einem ein dicker Dunst von nngesamiueltem Haß
und Klatsch, Hochmut und Eigensinn entgegen, aber niemand will sich darüber
erbarmen. Wenn der hohe Rat der Nation versammelt ist, steht wohl gar ein
ehrwürdiger alter Herr ans und verkündet emphatisch: alles ist in musterhafter
Ordnung, dies ist die Luft, welche unsern Studenten gesund ist.
Nein, wir können es nicht zugebe», daß die Verketzerung noch immer der
volkstümliche und obligate Ausdruck sür irgendeine Gegnerschaft in deutschen
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