Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Erstes Quartal.Die Deutschen in Newyork. (Zu'nur! Man sagte nicht: ^ils ^v! und es ist schlimm, daß der Amerikaner Aber etwas andres ist noch viel schlimmer. Von allen nämlich, welche aus Es würde hier zu weit von unserm Thema abführen, all die volkswirt¬ Die Deutschen in Newyork. (Zu'nur! Man sagte nicht: ^ils ^v! und es ist schlimm, daß der Amerikaner Aber etwas andres ist noch viel schlimmer. Von allen nämlich, welche aus Es würde hier zu weit von unserm Thema abführen, all die volkswirt¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0606" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/198030"/> <fw type="header" place="top"> Die Deutschen in Newyork.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1793" prev="#ID_1792"> (Zu'nur! Man sagte nicht: ^ils ^v! und es ist schlimm, daß der Amerikaner<lb/> hier noch nicht zu unterscheiden gelernt hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_1794"> Aber etwas andres ist noch viel schlimmer. Von allen nämlich, welche aus<lb/> Deutschland kommend ihr Deutschtum wegwerfen „wie einen alten Rock," thut<lb/> dies der Jude am promptesten und gründlichsten. Er ist Vollblutamerikaner im<lb/> Lause eines halben Jahres, und wenn er auch wegen der geschäftlichen Vorteile,<lb/> die ihm daraus fließen, das Deutsche nicht verlernt, so spricht er doch, sobald<lb/> es nur irgend geht, innerhalb seiner Familie englisch und springt jedem Ameri¬<lb/> kaner mit der Beteuerung förmlich ins Gesicht, daß er ein tllorouglr ^insrleM<lb/> sei. Ein großer Teil der Verachtung, mit welcher der Durchschnittsamerikaner<lb/> noch immer auf das Deutschtum herabsieht, entspringt dein Verhalten der Juden,<lb/> welches der Uankee nicht durchschaut, und wenn man wissen will, was Deutschland<lb/> an seinen Juden hat, so gehe mau nach Newyork; dort wird man es sehen,<lb/> daß die Nationalität jedem Juden nichts weiter ist als eine Sache der Sprach¬<lb/> erlernung. Man könnte hiernach meinen, daß er sich infolge seines nasalen<lb/> Aceentes besonders gut zum Franzosen eigne; er wird aber auch Spanier und<lb/> Ungar in kürzester Frist, und wenn er hört, daß unter den Kaffern „etwas zu<lb/> machen" sei, so geht er nach dem Kaffernlandc, läßt sich anstreichen und wird<lb/> „Vollblut-Kaffer," Sofort wirft er sich auf die Politik, und da ihm in hohem<lb/> Maße die Fähigkeit innewohnt, sich und andre an wohltönenden Phrasen zu be¬<lb/> rauschen, so sind sich alle Gimpel im Lande bald darüber klar, daß er ein ganz<lb/> außerordentlicher Vaterlnndsfreuud sei. Er wird der Stimmführer der „wahr¬<lb/> haft freisinnigen" Kaffernbewegung und hält sich bald im Landtage die Kaffern-<lb/> Fortschrittspartei, der er die Agitativnskoften bestreitet und die ihm dafür seine<lb/> Geschäfte besorgt. Ist dies erreicht, so sitzt er harmlos daheim, schneidet Coupons,<lb/> leiht Gelder an kleine Agenten, welche damit im Lande Wucher treiben, schreibt<lb/> hin und wieder einen nationalökonomischen Artikel, in welchem er das Publikum<lb/> freudlich über seiue wahren Interessen aufklärt, beschützt die Künste und die<lb/> Modelle.</p><lb/> <p xml:id="ID_1795" next="#ID_1796"> Es würde hier zu weit von unserm Thema abführen, all die volkswirt¬<lb/> schaftlichen Nachteile aufzuzählen, die unserm, Lande bereits aus dem Judeutume<lb/> geflossen sind. Wir wollen hier nur den größten Schaden in nationaler Be¬<lb/> ziehung andeuten, daß nämlich unserm eignen Nachwüchse mehr und mehr die<lb/> Stellen weggekapert werden, von denen aus man aufsteigt, daß die Bildung,<lb/> die unsre jungen Bursche sich aneignen können, in immer weitern Kreisen eine<lb/> bloß einstudirte wird, nicht gesalzen und schmackhaft gemacht durch jene Lebens-<lb/> kunst und jene Lebensart, welche allein auf der Grundlage eines genügenden<lb/> Besitzes mit verfeinerten Genüssen, mit reicher Anregung gedeihen können, daß<lb/> mit einem Worte der Deutsche in seinem eignen Lande zum gebildeten Prole¬<lb/> tarier herabzusinken beginnt, währen ihm eine geistige Aristokratie ans polnischen<lb/> Juden und deren Abkömmlingen emporblüht. Aber das wollen wir an dieser</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0606]
Die Deutschen in Newyork.
(Zu'nur! Man sagte nicht: ^ils ^v! und es ist schlimm, daß der Amerikaner
hier noch nicht zu unterscheiden gelernt hat.
Aber etwas andres ist noch viel schlimmer. Von allen nämlich, welche aus
Deutschland kommend ihr Deutschtum wegwerfen „wie einen alten Rock," thut
dies der Jude am promptesten und gründlichsten. Er ist Vollblutamerikaner im
Lause eines halben Jahres, und wenn er auch wegen der geschäftlichen Vorteile,
die ihm daraus fließen, das Deutsche nicht verlernt, so spricht er doch, sobald
es nur irgend geht, innerhalb seiner Familie englisch und springt jedem Ameri¬
kaner mit der Beteuerung förmlich ins Gesicht, daß er ein tllorouglr ^insrleM
sei. Ein großer Teil der Verachtung, mit welcher der Durchschnittsamerikaner
noch immer auf das Deutschtum herabsieht, entspringt dein Verhalten der Juden,
welches der Uankee nicht durchschaut, und wenn man wissen will, was Deutschland
an seinen Juden hat, so gehe mau nach Newyork; dort wird man es sehen,
daß die Nationalität jedem Juden nichts weiter ist als eine Sache der Sprach¬
erlernung. Man könnte hiernach meinen, daß er sich infolge seines nasalen
Aceentes besonders gut zum Franzosen eigne; er wird aber auch Spanier und
Ungar in kürzester Frist, und wenn er hört, daß unter den Kaffern „etwas zu
machen" sei, so geht er nach dem Kaffernlandc, läßt sich anstreichen und wird
„Vollblut-Kaffer," Sofort wirft er sich auf die Politik, und da ihm in hohem
Maße die Fähigkeit innewohnt, sich und andre an wohltönenden Phrasen zu be¬
rauschen, so sind sich alle Gimpel im Lande bald darüber klar, daß er ein ganz
außerordentlicher Vaterlnndsfreuud sei. Er wird der Stimmführer der „wahr¬
haft freisinnigen" Kaffernbewegung und hält sich bald im Landtage die Kaffern-
Fortschrittspartei, der er die Agitativnskoften bestreitet und die ihm dafür seine
Geschäfte besorgt. Ist dies erreicht, so sitzt er harmlos daheim, schneidet Coupons,
leiht Gelder an kleine Agenten, welche damit im Lande Wucher treiben, schreibt
hin und wieder einen nationalökonomischen Artikel, in welchem er das Publikum
freudlich über seiue wahren Interessen aufklärt, beschützt die Künste und die
Modelle.
Es würde hier zu weit von unserm Thema abführen, all die volkswirt¬
schaftlichen Nachteile aufzuzählen, die unserm, Lande bereits aus dem Judeutume
geflossen sind. Wir wollen hier nur den größten Schaden in nationaler Be¬
ziehung andeuten, daß nämlich unserm eignen Nachwüchse mehr und mehr die
Stellen weggekapert werden, von denen aus man aufsteigt, daß die Bildung,
die unsre jungen Bursche sich aneignen können, in immer weitern Kreisen eine
bloß einstudirte wird, nicht gesalzen und schmackhaft gemacht durch jene Lebens-
kunst und jene Lebensart, welche allein auf der Grundlage eines genügenden
Besitzes mit verfeinerten Genüssen, mit reicher Anregung gedeihen können, daß
mit einem Worte der Deutsche in seinem eignen Lande zum gebildeten Prole¬
tarier herabzusinken beginnt, währen ihm eine geistige Aristokratie ans polnischen
Juden und deren Abkömmlingen emporblüht. Aber das wollen wir an dieser
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