Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Erstes Quartal.Lamoens. Mein hat mich gelehrt, der König sei allezeit der Schutzherr unsers Glaubens Dom Sebastian folgte mit ebenso sichtliche"; Erstaunen wie die drei Männer, Es ist nicht ganz so, wie Ihr wähnt, Donna Catarinci, ein König hat oft Wir wollten das Mädchen Eurer Majestät nicht vor Augen bringen, als Lamoens. Mein hat mich gelehrt, der König sei allezeit der Schutzherr unsers Glaubens Dom Sebastian folgte mit ebenso sichtliche»; Erstaunen wie die drei Männer, Es ist nicht ganz so, wie Ihr wähnt, Donna Catarinci, ein König hat oft Wir wollten das Mädchen Eurer Majestät nicht vor Augen bringen, als <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0576" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/198000"/> <fw type="header" place="top"> Lamoens.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1708"> Mein hat mich gelehrt, der König sei allezeit der Schutzherr unsers Glaubens<lb/> und der Schirmherr aller Bedrängten, fiel das erglühende Mädchen dem Zür¬<lb/> nenden ins Wort. Von meinem König wußte ich, daß er jede» seiner glor¬<lb/> reichen Name» mit tausendfachem Rechte trägt. Von Eurer Majestät brauchte<lb/> ich nicht zu fürchten, daß sie mir um der Erfüllung einer heiligen Pflicht<lb/> willen zürnen würde — auf Eurer Majestät großes Herz durfte ich vertrauen<lb/> und einer unglücklichen Mitschwester ohne ärmliches Zagen die Hand reichen.<lb/> Ihr seid größer, mein König und Herr, als Eure Räte. Ihr solltet jetzt auch<lb/> diese Edelleute, die nur in Euerm Sinu gehandelt haben, nicht mit den Worten<lb/> Eurer Räte bedrohen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1709"> Dom Sebastian folgte mit ebenso sichtliche»; Erstaunen wie die drei Männer,<lb/> neben denen Katarina Palmeirim stand, den leidenschaftlichen Worten der jungen<lb/> Gräfin. Während Barreto und der Priester nur empfanden, wie edel und<lb/> mutig die junge Gräfin zwischen den Zorn des Königs und sie trat, leuchtete<lb/> in Ccunvens' Gesicht ein Ausdruck triumphirenden Stolzes, innerer Beseligung<lb/> auf. Der Dichter vergaß, daß er noch immer nur drei Schritte von seine»!<lb/> Herrscher stand, dessen Stirn unmutig gerunzelt und dessen Lippen zornbleich<lb/> waren, und suchte durch einen glühenden Blick zu danken. Der König aber<lb/> fühlte, daß dies ein entscheidender Augenblick sei, daß er dem Bilde, welches<lb/> Katarina in ihrer Seele trug, entsprechen müsse oder für immer in den Augen<lb/> des Mädchens des Glorienscheins beraubt sein werde, den er trug. Und obschon<lb/> ihm das Beginnen Barretos und seiner Genossen mit jeder Minute vermessener<lb/> und strafwürdiger erschien, so durfte doch dieser Morgen ihm nicht verloren<lb/> gehen, er bezwang seinen Groll und lächelte wenigstens der mutigen Sprecherin zu:</p><lb/> <p xml:id="ID_1710"> Es ist nicht ganz so, wie Ihr wähnt, Donna Catarinci, ein König hat oft<lb/> die Pflicht, nicht seines Herzens Wallung, sondern die Weisheit seiner Diener<lb/> zu Rate zu ziehen. Gleichwohl will ich Euer Vertrauen nicht täuschen und<lb/> das, was die Herren in guter Absicht und in Unkenntnis der Verhältnisse<lb/> gethan haben, mit dem Schilde meines königlichen Willens decken. Eure Schutz¬<lb/> befohlene soll frei bleiben, und um ihrer holden Patin willen werde ich es<lb/> auf mich nehmen, ihren seitherigen Herrn zu begütigen. Und nnn, Pater<lb/> Henriques, führt mir das Mädchen vor, um deretwillen Wunder geschehen;<lb/> denn ein Wunder muß ichs nennen, daß Ihr und Manuel Barreto und unser<lb/> Dichter, der Euch erst seit zwei Tagen kennt, und nun selbst der König sich<lb/> im gleichen Gefühl für die Fremde begegnen! Wo habt Ihr Euern Täufling?</p><lb/> <p xml:id="ID_1711"> Wir wollten das Mädchen Eurer Majestät nicht vor Augen bringen, als<lb/> bis wir unsre Kühnheit eingestanden und der Armen, die noch wenig von unsrer<lb/> Sprache versteht, einen gnädigen Blick gesichert hatten, versetzte Barreto. Ich<lb/> werde eilen, Esmah herbeizuholen. (Fortsetzung folgt.)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0576]
Lamoens.
Mein hat mich gelehrt, der König sei allezeit der Schutzherr unsers Glaubens
und der Schirmherr aller Bedrängten, fiel das erglühende Mädchen dem Zür¬
nenden ins Wort. Von meinem König wußte ich, daß er jede» seiner glor¬
reichen Name» mit tausendfachem Rechte trägt. Von Eurer Majestät brauchte
ich nicht zu fürchten, daß sie mir um der Erfüllung einer heiligen Pflicht
willen zürnen würde — auf Eurer Majestät großes Herz durfte ich vertrauen
und einer unglücklichen Mitschwester ohne ärmliches Zagen die Hand reichen.
Ihr seid größer, mein König und Herr, als Eure Räte. Ihr solltet jetzt auch
diese Edelleute, die nur in Euerm Sinu gehandelt haben, nicht mit den Worten
Eurer Räte bedrohen.
Dom Sebastian folgte mit ebenso sichtliche»; Erstaunen wie die drei Männer,
neben denen Katarina Palmeirim stand, den leidenschaftlichen Worten der jungen
Gräfin. Während Barreto und der Priester nur empfanden, wie edel und
mutig die junge Gräfin zwischen den Zorn des Königs und sie trat, leuchtete
in Ccunvens' Gesicht ein Ausdruck triumphirenden Stolzes, innerer Beseligung
auf. Der Dichter vergaß, daß er noch immer nur drei Schritte von seine»!
Herrscher stand, dessen Stirn unmutig gerunzelt und dessen Lippen zornbleich
waren, und suchte durch einen glühenden Blick zu danken. Der König aber
fühlte, daß dies ein entscheidender Augenblick sei, daß er dem Bilde, welches
Katarina in ihrer Seele trug, entsprechen müsse oder für immer in den Augen
des Mädchens des Glorienscheins beraubt sein werde, den er trug. Und obschon
ihm das Beginnen Barretos und seiner Genossen mit jeder Minute vermessener
und strafwürdiger erschien, so durfte doch dieser Morgen ihm nicht verloren
gehen, er bezwang seinen Groll und lächelte wenigstens der mutigen Sprecherin zu:
Es ist nicht ganz so, wie Ihr wähnt, Donna Catarinci, ein König hat oft
die Pflicht, nicht seines Herzens Wallung, sondern die Weisheit seiner Diener
zu Rate zu ziehen. Gleichwohl will ich Euer Vertrauen nicht täuschen und
das, was die Herren in guter Absicht und in Unkenntnis der Verhältnisse
gethan haben, mit dem Schilde meines königlichen Willens decken. Eure Schutz¬
befohlene soll frei bleiben, und um ihrer holden Patin willen werde ich es
auf mich nehmen, ihren seitherigen Herrn zu begütigen. Und nnn, Pater
Henriques, führt mir das Mädchen vor, um deretwillen Wunder geschehen;
denn ein Wunder muß ichs nennen, daß Ihr und Manuel Barreto und unser
Dichter, der Euch erst seit zwei Tagen kennt, und nun selbst der König sich
im gleichen Gefühl für die Fremde begegnen! Wo habt Ihr Euern Täufling?
Wir wollten das Mädchen Eurer Majestät nicht vor Augen bringen, als
bis wir unsre Kühnheit eingestanden und der Armen, die noch wenig von unsrer
Sprache versteht, einen gnädigen Blick gesichert hatten, versetzte Barreto. Ich
werde eilen, Esmah herbeizuholen. (Fortsetzung folgt.)
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