Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Erstes Quartal.Englische Sorgen in Nordindien. Von Quella nach Kandahar tragen und in dem Maße damit fortfahren, in Das ist die politische Seite des Gegenstandes. Natürlich liegt es jetzt noch Was sonst noch erforderlich ist, können wir in diesem Augenblicke nicht Englische Sorgen in Nordindien. Von Quella nach Kandahar tragen und in dem Maße damit fortfahren, in Das ist die politische Seite des Gegenstandes. Natürlich liegt es jetzt noch Was sonst noch erforderlich ist, können wir in diesem Augenblicke nicht <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0524" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/197948"/> <fw type="header" place="top"> Englische Sorgen in Nordindien.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1528" prev="#ID_1527"> Von Quella nach Kandahar tragen und in dem Maße damit fortfahren, in<lb/> welchem sie den Afghanen Nutzen bringt, in welchem sie gedeihliche Arbeit an¬<lb/> regt und erhält; denn die betreffende Bevölkerung verschmäht weder die Arbeit<lb/> noch den Handelsverkehr, es fehlte ihr bisher nur an genügender Anregung<lb/> dazu und an der Sicherheit der Verwertung ihrer Ergebnisse, Eine Eisenbahn<lb/> wäre das beste Geschenk, dus man britischerseits dem afghanischen Volke machen<lb/> könnte, und wenn es anfangs nicht genügend gewürdigt werden sollte — was<lb/> wahrscheinlich ist —, so würde Erfahrung es bald würdigen lehren. Das afgha¬<lb/> nische Volk aber bedeutet mehr als der unzuverlässige Emir,</p><lb/> <p xml:id="ID_1529"> Das ist die politische Seite des Gegenstandes. Natürlich liegt es jetzt noch<lb/> näher, die militärische ins Auge zu fassen und an das beste Mittel zur Abwehr<lb/> eiuer Invasion Indiens zu denken, welche selbst sehr optimistischen Engländern<lb/> seit den letzten Ereignissen am Kaschk und Herirnd als Möglichkeit erscheint und<lb/> bei der nächsten Gelegenheit wahrscheinlich werden kann. Die Russen haben in<lb/> der letzten Zeit rascher und immer rascher Fortschritte auf afghanischen Boden<lb/> gemacht, sie sind nach den neuesten Nachrichten in Peuschdeh eingerückt, das<lb/> nun eine Stadt des weißen Zaren ist, und wie sie von Merw aus hierher<lb/> griffen, so werden sie über kurz oder lang weiter nach Süden greifen und sich<lb/> Herat wieder um eine oder einige Etappen nähern. Inzwischen annektiren sie,<lb/> wo nicht afghanisches Gebiet, das hier ja fast einzig militärischen Wert hat,<lb/> doch afghanische Unterthanen, wandernde Hirtenstamme der Steppe, Schon hat<lb/> sich ein solcher, der Stamm der am Kaschk nomadisirenden Sarhk-Tnrkvmenen,<lb/> vom Gebiete des Emirs auf russischen Boden begeben, und andre werden ihm<lb/> folgen und wieder andre, bis man genug haben wird, um auf ihre Zahl und<lb/> Verwandtschaft hiu weitere Laudansprüche erheben zu können. Dann wird in<lb/> Herat der Apfel reif zum Pflücken werden und Hannibal allen Ernstes vor<lb/> den Thoren stehen, zunächst vor dem Thore Südafghauistcms, dann vor dein<lb/> Thore zum Jndnslande, Dieses aber tan» mit sicherer Aussicht auf Erfolg mir<lb/> verteidigt werden, wenn England in der Lage ist, den einzigen Ort zu besetzen,<lb/> welcher die Zugänge zu den Grenzen Indiens beherrscht, und um diesen Ort<lb/> rasch und wirksam besetzen zu können, muß England sich im voraus die Mittel<lb/> dazu schaffen. Eines der wichtigsten Mittel dazu ist die Bollendung der Eisen¬<lb/> bahn von Quella über Pischin uach Kandahcir, über das auch der Weg nach<lb/> Kabul und Pischaner führt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1530"> Was sonst noch erforderlich ist, können wir in diesem Augenblicke nicht<lb/> erörtern. Die ganze Frage ist so weitschichtig, so verwickelt und so technischer<lb/> Art, daß wir sie nur bruchstückweise behandeln können. Später mehr davon,<lb/> für die nächste Zeit wolle man das hier Gesagte im Gedächtnis behalten. An<lb/> Gelegenheiten, auf die Angelegenheit zurückzukommen, wird es nicht mangeln.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0524]
Englische Sorgen in Nordindien.
Von Quella nach Kandahar tragen und in dem Maße damit fortfahren, in
welchem sie den Afghanen Nutzen bringt, in welchem sie gedeihliche Arbeit an¬
regt und erhält; denn die betreffende Bevölkerung verschmäht weder die Arbeit
noch den Handelsverkehr, es fehlte ihr bisher nur an genügender Anregung
dazu und an der Sicherheit der Verwertung ihrer Ergebnisse, Eine Eisenbahn
wäre das beste Geschenk, dus man britischerseits dem afghanischen Volke machen
könnte, und wenn es anfangs nicht genügend gewürdigt werden sollte — was
wahrscheinlich ist —, so würde Erfahrung es bald würdigen lehren. Das afgha¬
nische Volk aber bedeutet mehr als der unzuverlässige Emir,
Das ist die politische Seite des Gegenstandes. Natürlich liegt es jetzt noch
näher, die militärische ins Auge zu fassen und an das beste Mittel zur Abwehr
eiuer Invasion Indiens zu denken, welche selbst sehr optimistischen Engländern
seit den letzten Ereignissen am Kaschk und Herirnd als Möglichkeit erscheint und
bei der nächsten Gelegenheit wahrscheinlich werden kann. Die Russen haben in
der letzten Zeit rascher und immer rascher Fortschritte auf afghanischen Boden
gemacht, sie sind nach den neuesten Nachrichten in Peuschdeh eingerückt, das
nun eine Stadt des weißen Zaren ist, und wie sie von Merw aus hierher
griffen, so werden sie über kurz oder lang weiter nach Süden greifen und sich
Herat wieder um eine oder einige Etappen nähern. Inzwischen annektiren sie,
wo nicht afghanisches Gebiet, das hier ja fast einzig militärischen Wert hat,
doch afghanische Unterthanen, wandernde Hirtenstamme der Steppe, Schon hat
sich ein solcher, der Stamm der am Kaschk nomadisirenden Sarhk-Tnrkvmenen,
vom Gebiete des Emirs auf russischen Boden begeben, und andre werden ihm
folgen und wieder andre, bis man genug haben wird, um auf ihre Zahl und
Verwandtschaft hiu weitere Laudansprüche erheben zu können. Dann wird in
Herat der Apfel reif zum Pflücken werden und Hannibal allen Ernstes vor
den Thoren stehen, zunächst vor dem Thore Südafghauistcms, dann vor dein
Thore zum Jndnslande, Dieses aber tan» mit sicherer Aussicht auf Erfolg mir
verteidigt werden, wenn England in der Lage ist, den einzigen Ort zu besetzen,
welcher die Zugänge zu den Grenzen Indiens beherrscht, und um diesen Ort
rasch und wirksam besetzen zu können, muß England sich im voraus die Mittel
dazu schaffen. Eines der wichtigsten Mittel dazu ist die Bollendung der Eisen¬
bahn von Quella über Pischin uach Kandahcir, über das auch der Weg nach
Kabul und Pischaner führt.
Was sonst noch erforderlich ist, können wir in diesem Augenblicke nicht
erörtern. Die ganze Frage ist so weitschichtig, so verwickelt und so technischer
Art, daß wir sie nur bruchstückweise behandeln können. Später mehr davon,
für die nächste Zeit wolle man das hier Gesagte im Gedächtnis behalten. An
Gelegenheiten, auf die Angelegenheit zurückzukommen, wird es nicht mangeln.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |