Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Erstes Quartal.Englische borgen in Nordindien. ächsteus wird General Roberts, der Oberbefehlshaber des anglv- Englische borgen in Nordindien. ächsteus wird General Roberts, der Oberbefehlshaber des anglv- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0520" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/197944"/> </div> <div n="1"> <head> Englische borgen in Nordindien.</head><lb/> <p xml:id="ID_1522" next="#ID_1523"> ächsteus wird General Roberts, der Oberbefehlshaber des anglv-<lb/> indischen Heeres der Königin Vietona, der jetzt eine militärische<lb/> Studienreise durch die neue englische Eroberung Virma macht,<lb/> sein Gesicht nach Westen kehren, um eine Tour mit ähnlichen<lb/> Zwecken durch die Lande zwischen dem Indus und Kandahar zu<lb/> unternehmen, wo England, wie schon die Wahl seines besten indischen Feld¬<lb/> herrn zu dieser Untersuchung zeigt, noch immer seine schweren Sorgen hat. Die<lb/> nordafghcmischc Grcuzfragc scheint im wesentlichen vorläufiger Lösung nahe,<lb/> aber die nordindische ist bis jetzt ein Problem und eine Verlegenheit geblieben,<lb/> und Roberts ist der Mann, der hier am besten geeignet sein dürfte, Rat<lb/> zu erteilen. Er kennt bereits große Strecken der Grenzgegenden, um die sichs<lb/> handelt, da er ein Heer durch den Kuramvaß nach Kabul und ein zweites zu¬<lb/> nächst von hier nach Kandahar und von dieser Stadt durch den Volanvaß<lb/> nach Indien zurückgeführt hat, und mau darf annehmen, daß er mit den Er¬<lb/> fahrungen, die er während dieser Feldzüge gesammelt haben wird, einen scharfen<lb/> Blick für die Erfordernisse verbindet, welche zu beachten sind, wenn England<lb/> sich für die Zukunft im Norden seines asiatischen Hanptbesitzes endlich einmal<lb/> sicher fühlen soll. Nach seinem Charakter und seiner bisherigen Wirksamkeit<lb/> erwartet man, daß er die Sache rein geschäftsmäßig behandeln und versuchen<lb/> wird, entweder nach neuen Plänen die Gefahr, die hier droht, zu beseitigen<lb/> oder die Ausführung der alten möglichst zu beschleunigen. Von Lord Dufferin<lb/> aber hofft man, daß er, überzeugt, Rußland habe die Verwirklichung seiner Ab¬<lb/> sichten nur vertagt, Vorschläge weitgehender Art kräftig unterstützen werde. Dünkel,<lb/> Unklarheit, Unentschlossenheit, Empfindsamkeit und Parteigeist haben bisher in<lb/> dieser Frage viel gesündigt und manches geopfert. Man hat jetzt eine Pause<lb/> zum Atemholen, sich zu besinnen und, Versäumtes nachholend, sich bis an die<lb/> Zähne zu waffnen für den Entscheidnngstamvf, der doch nicht ausbleiben, ja<lb/> wahrscheinlich nicht sehr lange auf sich warten lassen wird. Nußland hat seine<lb/> Grenze durchweg bis an die afghanische vorgeschoben, es hat Stellungen ein¬<lb/> genommen, von welchen aus es sein Gebiet einerseits auf dem linken Ufer des<lb/> Oxus stromaufwärts und auf der andern Seite nach Chorassan hinein aus¬<lb/> dehnen kaun, es steht uur noch wenige Tagemarsche von Herat, und es besitzt<lb/> jetzt eine Eisenbahn, welche den Kaspisee und seine Uferlandschnften, die kau¬<lb/> kasischen und die südrussischen Provinzen, mit dem Wasserplatze Askabad ver¬<lb/> bindet und vor Ablauf des nächsten Jahres bis nach Maro nud Sarachs</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0520]
Englische borgen in Nordindien.
ächsteus wird General Roberts, der Oberbefehlshaber des anglv-
indischen Heeres der Königin Vietona, der jetzt eine militärische
Studienreise durch die neue englische Eroberung Virma macht,
sein Gesicht nach Westen kehren, um eine Tour mit ähnlichen
Zwecken durch die Lande zwischen dem Indus und Kandahar zu
unternehmen, wo England, wie schon die Wahl seines besten indischen Feld¬
herrn zu dieser Untersuchung zeigt, noch immer seine schweren Sorgen hat. Die
nordafghcmischc Grcuzfragc scheint im wesentlichen vorläufiger Lösung nahe,
aber die nordindische ist bis jetzt ein Problem und eine Verlegenheit geblieben,
und Roberts ist der Mann, der hier am besten geeignet sein dürfte, Rat
zu erteilen. Er kennt bereits große Strecken der Grenzgegenden, um die sichs
handelt, da er ein Heer durch den Kuramvaß nach Kabul und ein zweites zu¬
nächst von hier nach Kandahar und von dieser Stadt durch den Volanvaß
nach Indien zurückgeführt hat, und mau darf annehmen, daß er mit den Er¬
fahrungen, die er während dieser Feldzüge gesammelt haben wird, einen scharfen
Blick für die Erfordernisse verbindet, welche zu beachten sind, wenn England
sich für die Zukunft im Norden seines asiatischen Hanptbesitzes endlich einmal
sicher fühlen soll. Nach seinem Charakter und seiner bisherigen Wirksamkeit
erwartet man, daß er die Sache rein geschäftsmäßig behandeln und versuchen
wird, entweder nach neuen Plänen die Gefahr, die hier droht, zu beseitigen
oder die Ausführung der alten möglichst zu beschleunigen. Von Lord Dufferin
aber hofft man, daß er, überzeugt, Rußland habe die Verwirklichung seiner Ab¬
sichten nur vertagt, Vorschläge weitgehender Art kräftig unterstützen werde. Dünkel,
Unklarheit, Unentschlossenheit, Empfindsamkeit und Parteigeist haben bisher in
dieser Frage viel gesündigt und manches geopfert. Man hat jetzt eine Pause
zum Atemholen, sich zu besinnen und, Versäumtes nachholend, sich bis an die
Zähne zu waffnen für den Entscheidnngstamvf, der doch nicht ausbleiben, ja
wahrscheinlich nicht sehr lange auf sich warten lassen wird. Nußland hat seine
Grenze durchweg bis an die afghanische vorgeschoben, es hat Stellungen ein¬
genommen, von welchen aus es sein Gebiet einerseits auf dem linken Ufer des
Oxus stromaufwärts und auf der andern Seite nach Chorassan hinein aus¬
dehnen kaun, es steht uur noch wenige Tagemarsche von Herat, und es besitzt
jetzt eine Eisenbahn, welche den Kaspisee und seine Uferlandschnften, die kau¬
kasischen und die südrussischen Provinzen, mit dem Wasserplatze Askabad ver¬
bindet und vor Ablauf des nächsten Jahres bis nach Maro nud Sarachs
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |