Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Erstes Quartal.einer Flugschrift nuf, Beaumarchais nahm die Verteidigung auf sich und Wir brechen hier ub. Wie sich uns nun das Leben dieses merkwürdigen Lügen Gnglia. plattdeutsche Humoristen. n einer Charakteristik Fritz Reuters machte Julian Schmidt 1871 einer Flugschrift nuf, Beaumarchais nahm die Verteidigung auf sich und Wir brechen hier ub. Wie sich uns nun das Leben dieses merkwürdigen Lügen Gnglia. plattdeutsche Humoristen. n einer Charakteristik Fritz Reuters machte Julian Schmidt 1871 <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0506" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/197930"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_1487" prev="#ID_1486"> einer Flugschrift nuf, Beaumarchais nahm die Verteidigung auf sich und<lb/> führte sie nicht ungeschickt. Aber um wandte sich Mirabeau in einer zweiten<lb/> Schrift gegen ihn: in sehr ungeschminkten Warten warf er ihm darin Habsucht,<lb/> Charakterlosigkeit, gemeines Jntriguenspiel vor und rief ihm zuletzt die Worte<lb/> zu: „Trachten Sie fortan nur noch, vergessen zu werden!" Beaumarchais<lb/> antwortete mit keiner Silbe auf diese furchtbare Zornrede, und vier Jahre<lb/> später, als Mirabeau eine Persönlichkeit geworden war, dessen Fürwort unter<lb/> Umstanden Millionen eintragen konnte, nahm er keinen Anstand, ihm in einer<lb/> Geschäftsangelegenheit auf halbem Wege entgegen zu kommen. Kein rechter<lb/> Mann, bemerkt Bcttclheim dazu, hätte ohne vollwichtige Genugthuung nach<lb/> dem Geschehenen mit Mirabeau verkehren können. Aber wie weit war Beau¬<lb/> marchais von solchen Gesinnungen entfernt!</p><lb/> <p xml:id="ID_1488"> Wir brechen hier ub. Wie sich uns nun das Leben dieses merkwürdigen<lb/> Mannes darstellt, können wir ihm keine Sympathien mehr entgegenbringen, nur<lb/> noch ein psychologisches Interesse, Und wenn ihn Bettclheim dennoch einen<lb/> großen Wohlthäter der Menschheit nennt, weil er ein echter Humorist war, so<lb/> müssen wir dagegen einwenden, daß sein Humor schon der heutigen Generation<lb/> gegenüber die rechte sorgenlöscndc Kraft nicht mehr besitzt; wer ohne historische<lb/> Voraussetzungen an die Lektüre seines „Barbiers," ja seines „Figaro" geht, wird<lb/> sich hie nud da belustigen, bisweilen aber auch langweilen, jedenfalls den un¬<lb/> geheuerm Erfolg nicht begreifen, den sich ihr Autor einst damit errang. Dem<lb/> schönen Schlußwort Bettelhcims müssen wir aber freilich zustimmen: Beaumarchais'<lb/> Name wird doch bei uns Deutschen so lange leben als die deutsche Literatur,<lb/> hat doch Mozart „sein Unsterbliches längst in die reine Welt des Wohllautes<lb/> emporgehoben," Goethe das Wunder vollbracht, seinen Namen bei uns „zum<lb/> Sinnbild männlich kräftiger Ritterlichkeit zu erhöhen."</p><lb/> <note type="byline"> Lügen Gnglia.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> plattdeutsche Humoristen.</head><lb/> <p xml:id="ID_1489" next="#ID_1490"> n einer Charakteristik Fritz Reuters machte Julian Schmidt 1871<lb/> gelegentlich die Bemerkung: ,,»De Reis' nach Welligen« ist der<lb/> Anlage nach eine Burleske der derbste» Art. Wir haben durchaus<lb/> keinen Grund, uns über dieses Genre geringschätzig auszusprechen.<lb/> In keiner Gattung der Poesie ist unsre moderne deutsche Literatur<lb/> so arm als in der echten Komik, unsre Dichter sind alle viel zu studirt, sie<lb/> haben zu sehr das Ganze der Welt und den Bruch dieses Ganzen im Kopf,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0506]
einer Flugschrift nuf, Beaumarchais nahm die Verteidigung auf sich und
führte sie nicht ungeschickt. Aber um wandte sich Mirabeau in einer zweiten
Schrift gegen ihn: in sehr ungeschminkten Warten warf er ihm darin Habsucht,
Charakterlosigkeit, gemeines Jntriguenspiel vor und rief ihm zuletzt die Worte
zu: „Trachten Sie fortan nur noch, vergessen zu werden!" Beaumarchais
antwortete mit keiner Silbe auf diese furchtbare Zornrede, und vier Jahre
später, als Mirabeau eine Persönlichkeit geworden war, dessen Fürwort unter
Umstanden Millionen eintragen konnte, nahm er keinen Anstand, ihm in einer
Geschäftsangelegenheit auf halbem Wege entgegen zu kommen. Kein rechter
Mann, bemerkt Bcttclheim dazu, hätte ohne vollwichtige Genugthuung nach
dem Geschehenen mit Mirabeau verkehren können. Aber wie weit war Beau¬
marchais von solchen Gesinnungen entfernt!
Wir brechen hier ub. Wie sich uns nun das Leben dieses merkwürdigen
Mannes darstellt, können wir ihm keine Sympathien mehr entgegenbringen, nur
noch ein psychologisches Interesse, Und wenn ihn Bettclheim dennoch einen
großen Wohlthäter der Menschheit nennt, weil er ein echter Humorist war, so
müssen wir dagegen einwenden, daß sein Humor schon der heutigen Generation
gegenüber die rechte sorgenlöscndc Kraft nicht mehr besitzt; wer ohne historische
Voraussetzungen an die Lektüre seines „Barbiers," ja seines „Figaro" geht, wird
sich hie nud da belustigen, bisweilen aber auch langweilen, jedenfalls den un¬
geheuerm Erfolg nicht begreifen, den sich ihr Autor einst damit errang. Dem
schönen Schlußwort Bettelhcims müssen wir aber freilich zustimmen: Beaumarchais'
Name wird doch bei uns Deutschen so lange leben als die deutsche Literatur,
hat doch Mozart „sein Unsterbliches längst in die reine Welt des Wohllautes
emporgehoben," Goethe das Wunder vollbracht, seinen Namen bei uns „zum
Sinnbild männlich kräftiger Ritterlichkeit zu erhöhen."
Lügen Gnglia.
plattdeutsche Humoristen.
n einer Charakteristik Fritz Reuters machte Julian Schmidt 1871
gelegentlich die Bemerkung: ,,»De Reis' nach Welligen« ist der
Anlage nach eine Burleske der derbste» Art. Wir haben durchaus
keinen Grund, uns über dieses Genre geringschätzig auszusprechen.
In keiner Gattung der Poesie ist unsre moderne deutsche Literatur
so arm als in der echten Komik, unsre Dichter sind alle viel zu studirt, sie
haben zu sehr das Ganze der Welt und den Bruch dieses Ganzen im Kopf,
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