Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Erstes Quartal.Lamoens. gegangen und uach dem Kloster zum heiligen Kreuz aufgebrochen war. Die Fünftes Aapitel. Über dem Hochthal der Mutter aller Gnaden ward es Morgen, die höchste" Camoens aber beachtete die freundliche Mahnung nicht, sondern wandte Gott verhüte diesen Unbestand, um Esmcchs und Euertwillen, versetzte Lamoens. gegangen und uach dem Kloster zum heiligen Kreuz aufgebrochen war. Die Fünftes Aapitel. Über dem Hochthal der Mutter aller Gnaden ward es Morgen, die höchste« Camoens aber beachtete die freundliche Mahnung nicht, sondern wandte Gott verhüte diesen Unbestand, um Esmcchs und Euertwillen, versetzte <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0486" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/197910"/> <fw type="header" place="top"> Lamoens.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1418" prev="#ID_1417"> gegangen und uach dem Kloster zum heiligen Kreuz aufgebrochen war. Die<lb/> Warnungen Barrctvs hielt er durch die letzte halbe Stunde für siegreich wider¬<lb/> legt, und wie ein Mann, der nach langer, schwanker Fahrt wieder festen Boden<lb/> unter seinen Füßen fühlt, schritt er durch die Kvnigsgärten uach Okaz' Herberge<lb/> hinunter, um dem Freunde zu berichten, was ihm der Morgen schou gebracht habe.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> Fünftes Aapitel.</head><lb/> <p xml:id="ID_1419"> Über dem Hochthal der Mutter aller Gnaden ward es Morgen, die höchste«<lb/> Bergspitzen glänzten von Frührvt Hinflössen, während die Weiden und Wälder<lb/> an ihrem Fuß noch in das dämmernde, lichtlose Grau getaucht erschienen, mit<lb/> dem die kurze Sommernacht scheidet. Durch den Korkeichen- und Ulmcnwald,<lb/> welcher die Schlucht gegen la Pera hin erfüllte, stiegen um diese Stunde<lb/> Camoens und Barrcto empor, von Jayme Leircis, dem ehemaligen Matrosen,<lb/> geführt nud von dem braunen algarbischen Burschen ans Okaz' Herberge begleitet,<lb/> welcher el» mächtiges Pack auf seineu Schultern trug. Je näher sie dem<lb/> Aufgange zu der Trift kamen, ans der die Strvhhlltte Joanas der Zicgcnhirtin<lb/> stand, umso schnellere Schritte machte Camoens und ließ sich durch die Spott-<lb/> Worte nicht halten, mit denen der ältere Freund seine Eile zu mäßigen suchte.<lb/> Beide Mäuner waren wie zur Jagd gerüstet und hatten in der That unter<lb/> dem Vorwande einer Fuchsjagd Okaz' Herberge vor Thau und Tag verlassen<lb/> und einen nähern, aber beschwerlichem Weg zu dem Hochthal eingeschlagen als<lb/> jenen Pfad, welcher sich von der Straße »ach dem Kloster zum heiligen Krenz<lb/> abzweigte. Jayme Leiras, der Führer, war am gestrigen Tage durch den<lb/> gleichen Wald zweimal zu der Zufluchtsstätte des fremden Mädchens hinauf¬<lb/> gestiegen und jedesmal mit guter Botschaft uach Ciutra zurückgekehrt. Er hatte<lb/> noch vorhin, als Camoens den felsigen Abhang, der die Waldschlucht und die<lb/> Fläche des Hochthals schied, hastiger aufwärts zu klimmen begann, ruhig den<lb/> Bericht wiederholt, den er gestern am Spätabend abgestattet hatte: Ihr braucht<lb/> nicht zu eilen, Senhor. Den ehrwürdigen Pater Henriques habe ich noch vor<lb/> Sonnenuntergang zu der jungen Heidin geleitet, und da er ihre Sprache versteht,<lb/> hieß sie den weißhaarigen Alten tausendmal willkommener, als mich mit meinen<lb/> paar Worten. Seid unbesorgt um die Kleine, er wird sie nicht allzu scharf<lb/> ins Gebet genommen haben!</p><lb/> <p xml:id="ID_1420"> Camoens aber beachtete die freundliche Mahnung nicht, sondern wandte<lb/> sich zu Barreto, welcher die rüstige Kraft einsetzend auch jetzt neben ihm blieb<lb/> und sagte: Ich bin unruhig, Manuel, in diesen beiden Tagen hat uns das<lb/> Glück so anhaltend gelächelt, daß ich in der letzten Stunde seinen Unbestand<lb/> fürchte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1421" next="#ID_1422"> Gott verhüte diesen Unbestand, um Esmcchs und Euertwillen, versetzte<lb/> Barreto, und Camoens sah trotz des Dämmerlichts und seiner Hast recht wohl,</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0486]
Lamoens.
gegangen und uach dem Kloster zum heiligen Kreuz aufgebrochen war. Die
Warnungen Barrctvs hielt er durch die letzte halbe Stunde für siegreich wider¬
legt, und wie ein Mann, der nach langer, schwanker Fahrt wieder festen Boden
unter seinen Füßen fühlt, schritt er durch die Kvnigsgärten uach Okaz' Herberge
hinunter, um dem Freunde zu berichten, was ihm der Morgen schou gebracht habe.
Fünftes Aapitel.
Über dem Hochthal der Mutter aller Gnaden ward es Morgen, die höchste«
Bergspitzen glänzten von Frührvt Hinflössen, während die Weiden und Wälder
an ihrem Fuß noch in das dämmernde, lichtlose Grau getaucht erschienen, mit
dem die kurze Sommernacht scheidet. Durch den Korkeichen- und Ulmcnwald,
welcher die Schlucht gegen la Pera hin erfüllte, stiegen um diese Stunde
Camoens und Barrcto empor, von Jayme Leircis, dem ehemaligen Matrosen,
geführt nud von dem braunen algarbischen Burschen ans Okaz' Herberge begleitet,
welcher el» mächtiges Pack auf seineu Schultern trug. Je näher sie dem
Aufgange zu der Trift kamen, ans der die Strvhhlltte Joanas der Zicgcnhirtin
stand, umso schnellere Schritte machte Camoens und ließ sich durch die Spott-
Worte nicht halten, mit denen der ältere Freund seine Eile zu mäßigen suchte.
Beide Mäuner waren wie zur Jagd gerüstet und hatten in der That unter
dem Vorwande einer Fuchsjagd Okaz' Herberge vor Thau und Tag verlassen
und einen nähern, aber beschwerlichem Weg zu dem Hochthal eingeschlagen als
jenen Pfad, welcher sich von der Straße »ach dem Kloster zum heiligen Krenz
abzweigte. Jayme Leiras, der Führer, war am gestrigen Tage durch den
gleichen Wald zweimal zu der Zufluchtsstätte des fremden Mädchens hinauf¬
gestiegen und jedesmal mit guter Botschaft uach Ciutra zurückgekehrt. Er hatte
noch vorhin, als Camoens den felsigen Abhang, der die Waldschlucht und die
Fläche des Hochthals schied, hastiger aufwärts zu klimmen begann, ruhig den
Bericht wiederholt, den er gestern am Spätabend abgestattet hatte: Ihr braucht
nicht zu eilen, Senhor. Den ehrwürdigen Pater Henriques habe ich noch vor
Sonnenuntergang zu der jungen Heidin geleitet, und da er ihre Sprache versteht,
hieß sie den weißhaarigen Alten tausendmal willkommener, als mich mit meinen
paar Worten. Seid unbesorgt um die Kleine, er wird sie nicht allzu scharf
ins Gebet genommen haben!
Camoens aber beachtete die freundliche Mahnung nicht, sondern wandte
sich zu Barreto, welcher die rüstige Kraft einsetzend auch jetzt neben ihm blieb
und sagte: Ich bin unruhig, Manuel, in diesen beiden Tagen hat uns das
Glück so anhaltend gelächelt, daß ich in der letzten Stunde seinen Unbestand
fürchte.
Gott verhüte diesen Unbestand, um Esmcchs und Euertwillen, versetzte
Barreto, und Camoens sah trotz des Dämmerlichts und seiner Hast recht wohl,
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |