Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Erstes Quartal.Hans Joachim von Zieten. schaffen, benommen werden würde. Ja er wirkt sogar die Erlaubnis aus, daß Tiefe und echte Religiosität, welche er sich auch inmitten der freigeistigen Nach Winterfeldts Tode war Zieten unzweifelhaft einer von denen, welche Hans Joachim von Zieten. schaffen, benommen werden würde. Ja er wirkt sogar die Erlaubnis aus, daß Tiefe und echte Religiosität, welche er sich auch inmitten der freigeistigen Nach Winterfeldts Tode war Zieten unzweifelhaft einer von denen, welche <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0223" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/197647"/> <fw type="header" place="top"> Hans Joachim von Zieten.</fw><lb/> <p xml:id="ID_658" prev="#ID_657"> schaffen, benommen werden würde. Ja er wirkt sogar die Erlaubnis aus, daß<lb/> er aus den preußischen Magazinen gegen einen billigen Preis den Bewohnern<lb/> Getreide ablasse», an ärmere Familien auch umsonst verteilen könne. Als er<lb/> nach dem Friedensschlüsse einmal durch Sachsen reifte, wurden ihm hierfür in<lb/> Zwickau von den Einwohnern mannichfache Beweise herzlicher Dankbarkeit dar¬<lb/> gebracht.</p><lb/> <p xml:id="ID_659"> Tiefe und echte Religiosität, welche er sich auch inmitten der freigeistigen<lb/> Zeitrichtung bewahrte, war ein Grundzug seines Charakters. „Niemals, sagt<lb/> Winter, hat ihn dieses unbedingte Vertrauen auf den Beistand eines allmächtigen<lb/> Gottes verlassen; diese Gottesfurcht erklärt am besten seine eigne Mischung von<lb/> schlichter Bescheidenheit und kühnem Selbstvertrauen, von ruhiger Besonnenheit<lb/> und raschem Handeln." Seine Korrespondenz mit seinem Gutsverwalter, ein<lb/> schönes Denkmal seiner vorsorgenden Thätigkeit, zeigt diesen Grundzug des<lb/> Zietenschen Wesens im hellsten Lichte. Einmal drückt er dem Verwalter, als<lb/> dieser krank war, sein Bedauern aus. „Indessen freut es mich, fährt er fort,<lb/> daß du nach deinem Briefe dein Vertrauen auf Gott setzest. Bleib nur fest<lb/> dabei, der ist der beste Helfer und wird dir gewiß helfen, wenn es nach seiner<lb/> weisen Absicht Zeit sein wird."</p><lb/> <p xml:id="ID_660" next="#ID_661"> Nach Winterfeldts Tode war Zieten unzweifelhaft einer von denen, welche<lb/> dem Herzen des großen Königs um nächsten standen. Fast in täglichen Berichten,<lb/> dann und wann auch in persönlichen Verhandlungen, tauschten Friedrich und<lb/> sein General namentlich in den spätern Jahren des Krieges ihre Meinungen<lb/> über die Absichten des Feindes und die zu ergreifenden Maßregeln aus. Ihr<lb/> Briefwechsel ist ein Denkmal eines vertraulichen, fast herzlichen Verhältnisses; so<lb/> dankt der König einmal für die Gratulation zum Neujahr und wünscht ihm<lb/> „alles selbstwählcnde Vergnügen und Wohlergehen." Bekannt, anch glaub¬<lb/> würdig überliefert ist die Szene, wie der König, als Zieten an dem Lagerfeuer,<lb/> um welches Friedrich und seine Generale gelagert waren, eingeschlummert war,<lb/> einem Offizier, welcher hinzutrat, um dem Könige eine Meldung zu machen,<lb/> zurief: „Stille, weck' Er mir den Zieten nicht, er ist müde!" Dein Konsens,<lb/> welchen der fünfundsechzigjährige General zu seiner zweiten Heirat erbat, fügte<lb/> Friedrich hinzu, daß er selber auf die Hochzeit kommen wolle, „um auf solcher<lb/> zu tanzen." Zu der Taufe von Zieteus Sohn reiste der König eigens von<lb/> Potsdam nach Berlin und auf seine Veranlassung erschien das ganze königliche<lb/> Haus; der Täufling erhielt vom König das Diplom als Komet bei seines<lb/> Vaters Husarenregiment, Mit freigebiger Hand lohnte der König Zieten seine<lb/> erprobte Anhänglichkeit und seinen treuen Dienst; das einemal teilt er ihm eine<lb/> jährliche Pension von 1200 Thalern zu „als eine Marke seines besondern<lb/> Wohlwollens," ein andermal ernennt er Zietens Sohn zum Elekteu des Halber¬<lb/> städter Domkapitels mit der Aussicht auf eine sehr erhebliche Pfründe. Als<lb/> Zieten auf seinem Gute bauliche Veränderungen vornehmen will, gewährt</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0223]
Hans Joachim von Zieten.
schaffen, benommen werden würde. Ja er wirkt sogar die Erlaubnis aus, daß
er aus den preußischen Magazinen gegen einen billigen Preis den Bewohnern
Getreide ablasse», an ärmere Familien auch umsonst verteilen könne. Als er
nach dem Friedensschlüsse einmal durch Sachsen reifte, wurden ihm hierfür in
Zwickau von den Einwohnern mannichfache Beweise herzlicher Dankbarkeit dar¬
gebracht.
Tiefe und echte Religiosität, welche er sich auch inmitten der freigeistigen
Zeitrichtung bewahrte, war ein Grundzug seines Charakters. „Niemals, sagt
Winter, hat ihn dieses unbedingte Vertrauen auf den Beistand eines allmächtigen
Gottes verlassen; diese Gottesfurcht erklärt am besten seine eigne Mischung von
schlichter Bescheidenheit und kühnem Selbstvertrauen, von ruhiger Besonnenheit
und raschem Handeln." Seine Korrespondenz mit seinem Gutsverwalter, ein
schönes Denkmal seiner vorsorgenden Thätigkeit, zeigt diesen Grundzug des
Zietenschen Wesens im hellsten Lichte. Einmal drückt er dem Verwalter, als
dieser krank war, sein Bedauern aus. „Indessen freut es mich, fährt er fort,
daß du nach deinem Briefe dein Vertrauen auf Gott setzest. Bleib nur fest
dabei, der ist der beste Helfer und wird dir gewiß helfen, wenn es nach seiner
weisen Absicht Zeit sein wird."
Nach Winterfeldts Tode war Zieten unzweifelhaft einer von denen, welche
dem Herzen des großen Königs um nächsten standen. Fast in täglichen Berichten,
dann und wann auch in persönlichen Verhandlungen, tauschten Friedrich und
sein General namentlich in den spätern Jahren des Krieges ihre Meinungen
über die Absichten des Feindes und die zu ergreifenden Maßregeln aus. Ihr
Briefwechsel ist ein Denkmal eines vertraulichen, fast herzlichen Verhältnisses; so
dankt der König einmal für die Gratulation zum Neujahr und wünscht ihm
„alles selbstwählcnde Vergnügen und Wohlergehen." Bekannt, anch glaub¬
würdig überliefert ist die Szene, wie der König, als Zieten an dem Lagerfeuer,
um welches Friedrich und seine Generale gelagert waren, eingeschlummert war,
einem Offizier, welcher hinzutrat, um dem Könige eine Meldung zu machen,
zurief: „Stille, weck' Er mir den Zieten nicht, er ist müde!" Dein Konsens,
welchen der fünfundsechzigjährige General zu seiner zweiten Heirat erbat, fügte
Friedrich hinzu, daß er selber auf die Hochzeit kommen wolle, „um auf solcher
zu tanzen." Zu der Taufe von Zieteus Sohn reiste der König eigens von
Potsdam nach Berlin und auf seine Veranlassung erschien das ganze königliche
Haus; der Täufling erhielt vom König das Diplom als Komet bei seines
Vaters Husarenregiment, Mit freigebiger Hand lohnte der König Zieten seine
erprobte Anhänglichkeit und seinen treuen Dienst; das einemal teilt er ihm eine
jährliche Pension von 1200 Thalern zu „als eine Marke seines besondern
Wohlwollens," ein andermal ernennt er Zietens Sohn zum Elekteu des Halber¬
städter Domkapitels mit der Aussicht auf eine sehr erhebliche Pfründe. Als
Zieten auf seinem Gute bauliche Veränderungen vornehmen will, gewährt
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