Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Erstes Quartal.Lamoens. stück im Schlosse vorhaben! Sie streiten sich darum, wer den König am besten Und ich sage noch einmal, daß ich drei Teile von den zehn will! scholl Habt Jhrs gehört, Senhores? Soll ein Unterthan des allerglänbigsten Jedenfalls wollen wir nach den unsern sehen, Bartolomeo! versetzte Barreto Gewiß, Herr, gewiß! Jayme Lciras, der Matrose auf unsrer Galeere war, Einen Korb Brot und was du sonst im Hause hast, vor allem auch Früchte Es ist so gut wie geschehen, Herr! erwiederte Okaz. Beim Frühmahl So kommt, Camoens, und laßt uns nach den Tieren sehen! schloß Barreto, Lamoens. stück im Schlosse vorhaben! Sie streiten sich darum, wer den König am besten Und ich sage noch einmal, daß ich drei Teile von den zehn will! scholl Habt Jhrs gehört, Senhores? Soll ein Unterthan des allerglänbigsten Jedenfalls wollen wir nach den unsern sehen, Bartolomeo! versetzte Barreto Gewiß, Herr, gewiß! Jayme Lciras, der Matrose auf unsrer Galeere war, Einen Korb Brot und was du sonst im Hause hast, vor allem auch Früchte Es ist so gut wie geschehen, Herr! erwiederte Okaz. Beim Frühmahl So kommt, Camoens, und laßt uns nach den Tieren sehen! schloß Barreto, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0194" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/197618"/> <fw type="header" place="top"> Lamoens.</fw><lb/> <p xml:id="ID_575" prev="#ID_574"> stück im Schlosse vorhaben! Sie streiten sich darum, wer den König am besten<lb/> belügen soll. Verstünde ich ihr Zigeunerwälsch besser, so würde ich mit meinem<lb/> alten Enterhaken dazwischen fahren und das Deck fegen. Hört Ihr, ihr Herren?</p><lb/> <p xml:id="ID_576"> Und ich sage noch einmal, daß ich drei Teile von den zehn will! scholl<lb/> von unten die Stimme des blassen Galiciers, indem der Sprecher die begütigende<lb/> Hand des Mönches zornig von seiner Schulter schleuderte. Drei Zehnteile, oder<lb/> Ihr sollt erleben, daß die Engel in mir so stumm bleiben wie die Karpfen des<lb/> heiligen Autonius! Was — weil Ihr ein Paar Sandalen zerrissen, wollt Ihr<lb/> mit mir gleich teilen? Drei von Zehn oder ich thue vor König Sebastian das<lb/> Maul nicht auf, und Ihr könnt mit leerem Beutel heimgehen, auch Ihr, Frech<lb/> Gerundiv!</p><lb/> <p xml:id="ID_577"> Habt Jhrs gehört, Senhores? Soll ein Unterthan des allerglänbigsten<lb/> Königs dergleichen unter seinem eignen Dache mit anhören? schrie Okaz. Die<lb/> Hallunken wollen im Stall übernachten, sie sagten, weil der Herr und Heiland<lb/> auch im Stroh gelegen habe, aber jetzt glaube ich, weil sie es nnr beqnem<lb/> haben wollen, ein paar Pferde oder Maulesel zu stehlen.</p><lb/> <p xml:id="ID_578"> Jedenfalls wollen wir nach den unsern sehen, Bartolomeo! versetzte Barreto<lb/> und gab dein Wirt einen Wink, ihm schweigend zu folgen. Sie stiegen von<lb/> der Estrade herab, gingen an den Streitenden vorüber, die übrigens bei ihrem<lb/> Herannahen auf einen Augenblick verstummten. Aber sobald alle drei aus der<lb/> Thür auf den Hof getreten waren, scholl ihnen wüstes Gezänk, mit frechem<lb/> Gelächter untermischt, nach. Manuel ergriff Bartolomeo, welcher zurück wollte,<lb/> beim Arm und sagte ruhig: Du hast die Burschen einmal aufgenommen,<lb/> vielleicht ists zum Guten. Nimm einen oder den andern von ihnen auf die<lb/> Seite und suche herauszubringen, was sich für einen guten Zug Wein von<lb/> solchen Gesellen erfahren läßt. Jetzt zeige uns, wo mein Pferd und Herrn<lb/> Luis' Maultier Herbergen! Und sage mir eins: hast du einen Menschen im<lb/> Hause oder weißt du einen in Ciutra, der beim Tagesanbruch einen Weg für<lb/> mich thun und darnach schweigen kann, wie du selbst zu schweigen verstehst?</p><lb/> <p xml:id="ID_579"> Gewiß, Herr, gewiß! Jayme Lciras, der Matrose auf unsrer Galeere war,<lb/> ist zuverlässig! Was soll er für Euch thun?</p><lb/> <p xml:id="ID_580"> Einen Korb Brot und was du sonst im Hause hast, vor allem auch Früchte<lb/> und Wein auf die halbe Höhe des Kreuzbergs bringen. Im Hochthal der<lb/> Mutter aller Gnaden weidet Joana, die Ziegenhirtin, an sie übergiebt er mit<lb/> einem Gruß von mir und Luis Camoens die Lebensmittel, im übrigen sieht<lb/> er nichts und spricht noch weniger! Willst du das auf dich nehmen? Dürfen<lb/> wir darauf zählen, daß geschieht, was wir wünschen?</p><lb/> <p xml:id="ID_581"> Es ist so gut wie geschehen, Herr! erwiederte Okaz. Beim Frühmahl<lb/> sollt Ihr wissen, daß Zahme Euern Willen gethan hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_582" next="#ID_583"> So kommt, Camoens, und laßt uns nach den Tieren sehen! schloß Barreto,<lb/> den Ställen zuschreitend. Wenn es jemand der Mühe wert findet, unser Thun</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0194]
Lamoens.
stück im Schlosse vorhaben! Sie streiten sich darum, wer den König am besten
belügen soll. Verstünde ich ihr Zigeunerwälsch besser, so würde ich mit meinem
alten Enterhaken dazwischen fahren und das Deck fegen. Hört Ihr, ihr Herren?
Und ich sage noch einmal, daß ich drei Teile von den zehn will! scholl
von unten die Stimme des blassen Galiciers, indem der Sprecher die begütigende
Hand des Mönches zornig von seiner Schulter schleuderte. Drei Zehnteile, oder
Ihr sollt erleben, daß die Engel in mir so stumm bleiben wie die Karpfen des
heiligen Autonius! Was — weil Ihr ein Paar Sandalen zerrissen, wollt Ihr
mit mir gleich teilen? Drei von Zehn oder ich thue vor König Sebastian das
Maul nicht auf, und Ihr könnt mit leerem Beutel heimgehen, auch Ihr, Frech
Gerundiv!
Habt Jhrs gehört, Senhores? Soll ein Unterthan des allerglänbigsten
Königs dergleichen unter seinem eignen Dache mit anhören? schrie Okaz. Die
Hallunken wollen im Stall übernachten, sie sagten, weil der Herr und Heiland
auch im Stroh gelegen habe, aber jetzt glaube ich, weil sie es nnr beqnem
haben wollen, ein paar Pferde oder Maulesel zu stehlen.
Jedenfalls wollen wir nach den unsern sehen, Bartolomeo! versetzte Barreto
und gab dein Wirt einen Wink, ihm schweigend zu folgen. Sie stiegen von
der Estrade herab, gingen an den Streitenden vorüber, die übrigens bei ihrem
Herannahen auf einen Augenblick verstummten. Aber sobald alle drei aus der
Thür auf den Hof getreten waren, scholl ihnen wüstes Gezänk, mit frechem
Gelächter untermischt, nach. Manuel ergriff Bartolomeo, welcher zurück wollte,
beim Arm und sagte ruhig: Du hast die Burschen einmal aufgenommen,
vielleicht ists zum Guten. Nimm einen oder den andern von ihnen auf die
Seite und suche herauszubringen, was sich für einen guten Zug Wein von
solchen Gesellen erfahren läßt. Jetzt zeige uns, wo mein Pferd und Herrn
Luis' Maultier Herbergen! Und sage mir eins: hast du einen Menschen im
Hause oder weißt du einen in Ciutra, der beim Tagesanbruch einen Weg für
mich thun und darnach schweigen kann, wie du selbst zu schweigen verstehst?
Gewiß, Herr, gewiß! Jayme Lciras, der Matrose auf unsrer Galeere war,
ist zuverlässig! Was soll er für Euch thun?
Einen Korb Brot und was du sonst im Hause hast, vor allem auch Früchte
und Wein auf die halbe Höhe des Kreuzbergs bringen. Im Hochthal der
Mutter aller Gnaden weidet Joana, die Ziegenhirtin, an sie übergiebt er mit
einem Gruß von mir und Luis Camoens die Lebensmittel, im übrigen sieht
er nichts und spricht noch weniger! Willst du das auf dich nehmen? Dürfen
wir darauf zählen, daß geschieht, was wir wünschen?
Es ist so gut wie geschehen, Herr! erwiederte Okaz. Beim Frühmahl
sollt Ihr wissen, daß Zahme Euern Willen gethan hat.
So kommt, Camoens, und laßt uns nach den Tieren sehen! schloß Barreto,
den Ställen zuschreitend. Wenn es jemand der Mühe wert findet, unser Thun
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