Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Erstes Quartal.Lamoens. nickte den wilden Gesellen freundlich zu und bog dann um die Felsecke, welche Hoffentlich hast du noch Raum für ein paar, die sich nicht minder edel Doch, doch, Herr! antwortete Okaz. Wir haben nordwärts von Ormus Senhor Luis kommt soeben heim und erfreut mich mit seinem Besuche, rief Es thut mir wohl, daß du dich meiner erinnerst, Bartolomeo, sagte der Nun, am Steuer hätte ich doch nicht länger stehen dürfen, rief Okaz und Lamoens. nickte den wilden Gesellen freundlich zu und bog dann um die Felsecke, welche Hoffentlich hast du noch Raum für ein paar, die sich nicht minder edel Doch, doch, Herr! antwortete Okaz. Wir haben nordwärts von Ormus Senhor Luis kommt soeben heim und erfreut mich mit seinem Besuche, rief Es thut mir wohl, daß du dich meiner erinnerst, Bartolomeo, sagte der Nun, am Steuer hätte ich doch nicht länger stehen dürfen, rief Okaz und <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0144" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/197568"/> <fw type="header" place="top"> Lamoens.</fw><lb/> <p xml:id="ID_411" prev="#ID_410"> nickte den wilden Gesellen freundlich zu und bog dann um die Felsecke, welche<lb/> er seinem Gefährten von oben herab gezeigt hatte. Zwischen zwei mächtigen<lb/> Weitschattenden Platanen that sich ein wohlgehaltncr Hof auf, deu von drei<lb/> Seiten Ställe für zahlreiche Pferde umgaben, während die vierte von dem lang¬<lb/> gezognen Hauptgebäude der Herberge gebildet ward. Das Thor dieses Haupt¬<lb/> hauses stand weit geöffnet, in das Halbdunkel, das im Hofe bereits herrschte,<lb/> leuchtete das große Herdfeuer der Küche am linken Ende des Hauses hinein<lb/> und würzige Rauchwolken quollen den Ankömmlingen verheißungsvoll entgegen.<lb/> In dem flnrcihnlicheu Hauptraume der Herberge konnten sie schon beim Eintritt<lb/> zahlreiche Gesellschaft wahrnehmen, Bartolomeo Okaz, der Wirt, war auf den<lb/> lauten Anruf Barrctos aus der Thür geeilt und half nach einem Winke des<lb/> Edelmannes zuerst Camoens und dann erst seinem älteren Gastfreunde ans den<lb/> Bügeln, Der ehemalige Seemann verneigte sich ehrerbietig vor Dom Manuel<lb/> und seinem Begleiter und sagte dann: Ihr kommt heute zur guten Stunde,<lb/> Herr, Es ist munter an Bord, und viel edle Gäste ehren mein Haus.</p><lb/> <p xml:id="ID_412"> Hoffentlich hast du noch Raum für ein paar, die sich nicht minder edel<lb/> dünken, alter Knabe! versetzte Senhor Manuel heiter. Unsre Tiere dürfen wir<lb/> deinem Sancho wohl anvertrauen, aber zeige uns die Lagerstätten, die du für<lb/> uns übrig hast, und sorge dann für ein Mahl, das mich vor meinem Freunde<lb/> nicht beschämt! Erkennst d» deu Herrn nicht, Bartolomeo?</p><lb/> <p xml:id="ID_413"> Doch, doch, Herr! antwortete Okaz. Wir haben nordwärts von Ormus<lb/> Seite an Seite gekämpft, und am Abend des Tages von El Aaran war Euer<lb/> Name auf allen portugiesischen Lippen, Herr Luis Camoens! Ihr seid später<lb/> heimgekehrt als wir alle — meine Augen sahen Euch seit manchem Jahre nicht,<lb/> aber Ihr seid nicht gealtert.</p><lb/> <p xml:id="ID_414"> Senhor Luis kommt soeben heim und erfreut mich mit seinem Besuche, rief<lb/> Barreto. Zuvor aber wollen wir einen Tag oder etliche bei dir rasten, und<lb/> darum führe uns hinauf und thue dein Bestes für alte Kriegsgefährten,</p><lb/> <p xml:id="ID_415"> Es thut mir wohl, daß du dich meiner erinnerst, Bartolomeo, sagte der<lb/> Dichter freundlich. Dein Gesicht habe ich nicht so gut behalten wie du das meinige,<lb/> aber jeder Krieger und Seemann, der mit mir in Indien war, steht meinem<lb/> Herzen nahe. Bist du glücklich daheim und hast du dich drein gefunden, dein<lb/> gutes Schiff mit einer Herberge zu vertauschen?</p><lb/> <p xml:id="ID_416"> Nun, am Steuer hätte ich doch nicht länger stehen dürfen, rief Okaz und<lb/> streckte, indem er den beiden Freunden zu der steinernen Treppe voraufschritt,<lb/> welche vom Hofe ins obere Geschoß des Hauses führte, einen halb verstümmelten<lb/> rechten Arm aus dem Ärmel seines Schifferwamses hervor, das er noch immer<lb/> trug. Hier herauf, Senhor Manuel! Die beiden guten Kammern, die ich noch<lb/> frei habe, sind für Euch und Senhor Luis, Jose wird Euch Wasser und reine<lb/> Tücher bringen, und ich lasse unten im großen Raume sogleich den Tisch für<lb/> Euch rüsten.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0144]
Lamoens.
nickte den wilden Gesellen freundlich zu und bog dann um die Felsecke, welche
er seinem Gefährten von oben herab gezeigt hatte. Zwischen zwei mächtigen
Weitschattenden Platanen that sich ein wohlgehaltncr Hof auf, deu von drei
Seiten Ställe für zahlreiche Pferde umgaben, während die vierte von dem lang¬
gezognen Hauptgebäude der Herberge gebildet ward. Das Thor dieses Haupt¬
hauses stand weit geöffnet, in das Halbdunkel, das im Hofe bereits herrschte,
leuchtete das große Herdfeuer der Küche am linken Ende des Hauses hinein
und würzige Rauchwolken quollen den Ankömmlingen verheißungsvoll entgegen.
In dem flnrcihnlicheu Hauptraume der Herberge konnten sie schon beim Eintritt
zahlreiche Gesellschaft wahrnehmen, Bartolomeo Okaz, der Wirt, war auf den
lauten Anruf Barrctos aus der Thür geeilt und half nach einem Winke des
Edelmannes zuerst Camoens und dann erst seinem älteren Gastfreunde ans den
Bügeln, Der ehemalige Seemann verneigte sich ehrerbietig vor Dom Manuel
und seinem Begleiter und sagte dann: Ihr kommt heute zur guten Stunde,
Herr, Es ist munter an Bord, und viel edle Gäste ehren mein Haus.
Hoffentlich hast du noch Raum für ein paar, die sich nicht minder edel
dünken, alter Knabe! versetzte Senhor Manuel heiter. Unsre Tiere dürfen wir
deinem Sancho wohl anvertrauen, aber zeige uns die Lagerstätten, die du für
uns übrig hast, und sorge dann für ein Mahl, das mich vor meinem Freunde
nicht beschämt! Erkennst d» deu Herrn nicht, Bartolomeo?
Doch, doch, Herr! antwortete Okaz. Wir haben nordwärts von Ormus
Seite an Seite gekämpft, und am Abend des Tages von El Aaran war Euer
Name auf allen portugiesischen Lippen, Herr Luis Camoens! Ihr seid später
heimgekehrt als wir alle — meine Augen sahen Euch seit manchem Jahre nicht,
aber Ihr seid nicht gealtert.
Senhor Luis kommt soeben heim und erfreut mich mit seinem Besuche, rief
Barreto. Zuvor aber wollen wir einen Tag oder etliche bei dir rasten, und
darum führe uns hinauf und thue dein Bestes für alte Kriegsgefährten,
Es thut mir wohl, daß du dich meiner erinnerst, Bartolomeo, sagte der
Dichter freundlich. Dein Gesicht habe ich nicht so gut behalten wie du das meinige,
aber jeder Krieger und Seemann, der mit mir in Indien war, steht meinem
Herzen nahe. Bist du glücklich daheim und hast du dich drein gefunden, dein
gutes Schiff mit einer Herberge zu vertauschen?
Nun, am Steuer hätte ich doch nicht länger stehen dürfen, rief Okaz und
streckte, indem er den beiden Freunden zu der steinernen Treppe voraufschritt,
welche vom Hofe ins obere Geschoß des Hauses führte, einen halb verstümmelten
rechten Arm aus dem Ärmel seines Schifferwamses hervor, das er noch immer
trug. Hier herauf, Senhor Manuel! Die beiden guten Kammern, die ich noch
frei habe, sind für Euch und Senhor Luis, Jose wird Euch Wasser und reine
Tücher bringen, und ich lasse unten im großen Raume sogleich den Tisch für
Euch rüsten.
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