Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Erstes Quartal.Hciyms Herderbiographie, Bernhard Suphan und in der Errichtung eines biographischen Denkmals im Keinem unsrer großen Männer des achtzehnten Jahrhunderts ist bisher Als Hahn im Oktober 1877 die Vorrede zu den ersten Büchern seiner GrmzbvKm I. 18L(>, 16
Hciyms Herderbiographie, Bernhard Suphan und in der Errichtung eines biographischen Denkmals im Keinem unsrer großen Männer des achtzehnten Jahrhunderts ist bisher Als Hahn im Oktober 1877 die Vorrede zu den ersten Büchern seiner GrmzbvKm I. 18L(>, 16
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0129" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/197553"/> <fw type="header" place="top"> Hciyms Herderbiographie,</fw><lb/> <p xml:id="ID_377" prev="#ID_376"> Bernhard Suphan und in der Errichtung eines biographischen Denkmals im<lb/> größten Stil und von den edelsten Verhältnissen geltend gemacht.</p><lb/> <p xml:id="ID_378"> Keinem unsrer großen Männer des achtzehnten Jahrhunderts ist bisher<lb/> eine gleiche Biographie zuteil geworden, wie sie Herder in dem vor kurzem<lb/> vollendeten Buche Herder nach seinem Leben und seinen Werken dar¬<lb/> gestellt von N, Haym (Berlin, A. Gaertncrs Verlagsbuchhandlung. 1880—1885)<lb/> gefunden hat, einem der erfreulichsten Bücher, welche die Spezialsorschung und<lb/> Spezialarbeit unsrer Tage hervorgebracht hat, erfreulich besonders auch deshalb,<lb/> weil sich hier die mühevolle und jahrelange Arbeit, die energische und treue<lb/> Einzelforschung einem großen, umfassenden Stoffe, einem Lebensbilde zugewendet<lb/> hat, welches ohne Zwang und künstliche Aufbauschung ein gutes Stück der<lb/> gesamten Kultur- und Literaturgeschichte der zweiten Hälfte des achtzehnten<lb/> Jahrhunderts in sich schließt, Hayms „Herder" ist unter dem Gesichtspunkte<lb/> geplant, daß eine wissenschaftliche Arbeit dieser Art die Vollständigkeit des<lb/> Materials, die umfassendste Kenntnis von Büchern, Menschen und Zuständen<lb/> bedinge, der Verfasser hat offenbar keine Mühe gescheut, sich in den Besitz neuer,<lb/> seither unbenützter Belegstücke zu bringen und sich völlig unbekannte Quelleu<lb/> zu erschließen. Aber er ist keineswegs der Meinung gewesen, daß damit seine<lb/> Pflicht erfüllt sei, er hat sich nicht zu jener Gleichgiltigkeit gegen Vergeistigung<lb/> und Darstellung aufgeschwungen, die in gewissen Philologenkreisen als Kenn¬<lb/> zeichen wahrer Wissenschaftlichkeit gilt. Vielmehr ist das in zwei großen Bänden<lb/> vorliegende Buch in mehr als einem Betracht ein Muster vortrefflicher und<lb/> gleichmäßiger Durchführung, geistvoll eindringlichen und erschöpfenden Urteils,<lb/> lebendiger Heraufbeschwörung vergangner Tage, Erlebnisse und Bestrebungen.<lb/> Nicht leicht hätte sich jemand das Ziel weiter stecken und noch weniger leicht<lb/> dasselbe so sicher erreichen können wie der Biograph Herders. Im einzelnen<lb/> wird der Spürende Herderphilolog mehr als eine Berichtigung oder Ergänzung<lb/> beibringen können, im einzelnen der Kenner der in Frage stehenden Zeit und<lb/> ihrer Erscheinungen gegen eine oder die andre Bemerkung Einspruch erheben<lb/> können — im ganzen jedoch wird jeder rechte Freund unsrer großen Literatur<lb/> volle, unverkümmerte Freude an der Pietät, der sachlichen Tüchtigkeit, der feinen<lb/> Empfindung, der Einsicht und Ausdauer des Hamnschen Buches haben können.<lb/> Wie weit unser zerstreutes, nach allen Seiten hin- und hergezerrtes, sensations-<lb/> bedttrftiges Publikum fähig ist, ein so ernst gediegnes Werk um seiner ge¬<lb/> winnenden Darstellung willen aufzunehmen, wagen wir nicht zu entscheiden;<lb/> die Kirche der Anteilnehmenden ist zur Gemeinde zusammengeschmolzen, in dieser<lb/> Gemeinde aber wenigstens wird Herders Lebensbild so viele Leser finden, als sie<lb/> Humpler zählt.</p><lb/> <p xml:id="ID_379" next="#ID_380"> Als Hahn im Oktober 1877 die Vorrede zu den ersten Büchern seiner<lb/> Arbeit schrieb, mag er gehofft haben, in viel kürzerer Frist zum Schlüsse zu<lb/> kommen. Man begreift recht wohl, daß er dennoch zum endlichen Abschlüsse</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> GrmzbvKm I. 18L(>, 16</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0129]
Hciyms Herderbiographie,
Bernhard Suphan und in der Errichtung eines biographischen Denkmals im
größten Stil und von den edelsten Verhältnissen geltend gemacht.
Keinem unsrer großen Männer des achtzehnten Jahrhunderts ist bisher
eine gleiche Biographie zuteil geworden, wie sie Herder in dem vor kurzem
vollendeten Buche Herder nach seinem Leben und seinen Werken dar¬
gestellt von N, Haym (Berlin, A. Gaertncrs Verlagsbuchhandlung. 1880—1885)
gefunden hat, einem der erfreulichsten Bücher, welche die Spezialsorschung und
Spezialarbeit unsrer Tage hervorgebracht hat, erfreulich besonders auch deshalb,
weil sich hier die mühevolle und jahrelange Arbeit, die energische und treue
Einzelforschung einem großen, umfassenden Stoffe, einem Lebensbilde zugewendet
hat, welches ohne Zwang und künstliche Aufbauschung ein gutes Stück der
gesamten Kultur- und Literaturgeschichte der zweiten Hälfte des achtzehnten
Jahrhunderts in sich schließt, Hayms „Herder" ist unter dem Gesichtspunkte
geplant, daß eine wissenschaftliche Arbeit dieser Art die Vollständigkeit des
Materials, die umfassendste Kenntnis von Büchern, Menschen und Zuständen
bedinge, der Verfasser hat offenbar keine Mühe gescheut, sich in den Besitz neuer,
seither unbenützter Belegstücke zu bringen und sich völlig unbekannte Quelleu
zu erschließen. Aber er ist keineswegs der Meinung gewesen, daß damit seine
Pflicht erfüllt sei, er hat sich nicht zu jener Gleichgiltigkeit gegen Vergeistigung
und Darstellung aufgeschwungen, die in gewissen Philologenkreisen als Kenn¬
zeichen wahrer Wissenschaftlichkeit gilt. Vielmehr ist das in zwei großen Bänden
vorliegende Buch in mehr als einem Betracht ein Muster vortrefflicher und
gleichmäßiger Durchführung, geistvoll eindringlichen und erschöpfenden Urteils,
lebendiger Heraufbeschwörung vergangner Tage, Erlebnisse und Bestrebungen.
Nicht leicht hätte sich jemand das Ziel weiter stecken und noch weniger leicht
dasselbe so sicher erreichen können wie der Biograph Herders. Im einzelnen
wird der Spürende Herderphilolog mehr als eine Berichtigung oder Ergänzung
beibringen können, im einzelnen der Kenner der in Frage stehenden Zeit und
ihrer Erscheinungen gegen eine oder die andre Bemerkung Einspruch erheben
können — im ganzen jedoch wird jeder rechte Freund unsrer großen Literatur
volle, unverkümmerte Freude an der Pietät, der sachlichen Tüchtigkeit, der feinen
Empfindung, der Einsicht und Ausdauer des Hamnschen Buches haben können.
Wie weit unser zerstreutes, nach allen Seiten hin- und hergezerrtes, sensations-
bedttrftiges Publikum fähig ist, ein so ernst gediegnes Werk um seiner ge¬
winnenden Darstellung willen aufzunehmen, wagen wir nicht zu entscheiden;
die Kirche der Anteilnehmenden ist zur Gemeinde zusammengeschmolzen, in dieser
Gemeinde aber wenigstens wird Herders Lebensbild so viele Leser finden, als sie
Humpler zählt.
Als Hahn im Oktober 1877 die Vorrede zu den ersten Büchern seiner
Arbeit schrieb, mag er gehofft haben, in viel kürzerer Frist zum Schlüsse zu
kommen. Man begreift recht wohl, daß er dennoch zum endlichen Abschlüsse
GrmzbvKm I. 18L(>, 16
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