Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Erstes Quartal.Tuchwirterei- und Walkerei erstreckt, wie sie ja auch noch bei uns z, B. in Zur größten Entwicklung sind diejenigen Zweige der russischen Industrie Von allen Staaten ist, wie schon zu Anfang erwähnt, Deutschland bisher Tuchwirterei- und Walkerei erstreckt, wie sie ja auch noch bei uns z, B. in Zur größten Entwicklung sind diejenigen Zweige der russischen Industrie Von allen Staaten ist, wie schon zu Anfang erwähnt, Deutschland bisher <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0122" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/197546"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_358" prev="#ID_357"> Tuchwirterei- und Walkerei erstreckt, wie sie ja auch noch bei uns z, B. in<lb/> Ost- mit Westpreußen vielfach gäng und gäbe ist — das Absatzgebiet der<lb/> Großbetriebe fortwährend beschränkt, liegt auf der Hand.</p><lb/> <p xml:id="ID_359"> Zur größten Entwicklung sind diejenigen Zweige der russischen Industrie<lb/> gelangt, welche direkt auf der Verarbeitung der Rohmaterialien beruhen, also<lb/> die ganze Textilindustrie der Faserstoffe, die Holzindustrie, die Leder- und Pelz-<lb/> waarcnfabrikation, die Gummiwaarcn- und Wachstuchfabrikatiou, die Wachs-<lb/> siederei und Wachslichtfabrikation, die Talgfabrikation, die Stearinfabrikativn, die<lb/> Seifen-, Leim-, Knochenmehl-, spatium-, Öl-, Pech- und Naphthafabrikatiou,<lb/> Sicher ist unter allen diesen Gewerben die Textilindustrie das hervorragendste<lb/> Arbeitsfeld. Während im Jahre 1866 die gesamte Produktion der Textilindustrie<lb/> den Wert von 92 Millionen erreichte, hatte sie im Jahre 1879 eine?? Wert<lb/> von 390 Millionen erlangt. Heute wird sie auf 409 Millionen anzuschlagen<lb/> sein. Charakteristisch aber für das Wesen des russischen Manufaltnrwesens<lb/> bleibt auch dieser sein blühendster Zweig. Trotz der augenscheinlichen Entwick¬<lb/> lung, welche namentlich die Leinenfabrikation genommen hat, hat nämlich der<lb/> Import von Flachsgespinnsten sowohl wie die Einfuhr von Leincuwaaren nicht<lb/> bloß nicht aufgehört, sondern ist sogar sehr ansehnlich geblieben. Die Unabhängig¬<lb/> keit vom Auslande ist also auch in diesem Falle als eine sehr relative aufzu¬<lb/> fassen. Die gegenwärtige russische Negierung hat sich der Pflege ihrer Lcmdes-<lb/> indnstrie in hohe»? Grade angenommen, und eine Reihe von Nepressivmaßregelu,<lb/> unter denen vor allen das einzigartige Schutzzollsystem genannt werden muß,<lb/> bekundet ihren ernsten Willen, das Land, nachdem es einmal von der frühern<lb/> Stufe des ausschließlichen Ackerbaustaatcs erhoben worden ist, nun in seiner<lb/> industriellen Wehrerziehung zu erhalten und es allmählich dem Auslande gleich¬<lb/> zustellen. Um der Landwirtschaft, um sämtlichen Zweigen der Urproduktion gegen<lb/> die vorschreitende überseeische Konkurrenz und die Einengung des europäischen<lb/> Marktes zu Hilfe zu kommen, müssen die natürlichen Verbraucher der Roh¬<lb/> produkte, die großem verarbeitenden Gewerbszweige, Fabriken lind Manufakturen,<lb/> beschützt und gefördert werden. Von diesem Grundsätze ausgehend, hat sich<lb/> die russische Staatskunst zu dem seit zwei Jahrzehnten mit starrer Konsequenz<lb/> durchgeführten Protcktionssystem entschlossen, welches, alle nationalen Gewerbe<lb/> unter seine Fittige versammelnd, dem Auslande gegenüber die Grundsätze einer<lb/> unerbittlichen Zollpolitik versieht.</p><lb/> <p xml:id="ID_360" next="#ID_361"> Von allen Staaten ist, wie schon zu Anfang erwähnt, Deutschland bisher<lb/> am meiste» an alleu Handelsbeziehungen Rußlands interessirt gewesen. Von<lb/> der Gesamtsumme des auswärtige« russische,? Handels füllt der größte Teil<lb/> auf Deutschland. Das deutsche Reich ist als Bezugsquelle von Jmportwaaren<lb/> für Rußland das wichtigste Land, und wenn auch viele der aus Deutschland<lb/> nach Rußland eingeführten Waaren, wie z. B. Kolonialartikel, nicht deutschen Ur¬<lb/> sprunges sind, so bleibt es doch immer der deutsche Handelsstand, der diese</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0122]
Tuchwirterei- und Walkerei erstreckt, wie sie ja auch noch bei uns z, B. in
Ost- mit Westpreußen vielfach gäng und gäbe ist — das Absatzgebiet der
Großbetriebe fortwährend beschränkt, liegt auf der Hand.
Zur größten Entwicklung sind diejenigen Zweige der russischen Industrie
gelangt, welche direkt auf der Verarbeitung der Rohmaterialien beruhen, also
die ganze Textilindustrie der Faserstoffe, die Holzindustrie, die Leder- und Pelz-
waarcnfabrikation, die Gummiwaarcn- und Wachstuchfabrikatiou, die Wachs-
siederei und Wachslichtfabrikation, die Talgfabrikation, die Stearinfabrikativn, die
Seifen-, Leim-, Knochenmehl-, spatium-, Öl-, Pech- und Naphthafabrikatiou,
Sicher ist unter allen diesen Gewerben die Textilindustrie das hervorragendste
Arbeitsfeld. Während im Jahre 1866 die gesamte Produktion der Textilindustrie
den Wert von 92 Millionen erreichte, hatte sie im Jahre 1879 eine?? Wert
von 390 Millionen erlangt. Heute wird sie auf 409 Millionen anzuschlagen
sein. Charakteristisch aber für das Wesen des russischen Manufaltnrwesens
bleibt auch dieser sein blühendster Zweig. Trotz der augenscheinlichen Entwick¬
lung, welche namentlich die Leinenfabrikation genommen hat, hat nämlich der
Import von Flachsgespinnsten sowohl wie die Einfuhr von Leincuwaaren nicht
bloß nicht aufgehört, sondern ist sogar sehr ansehnlich geblieben. Die Unabhängig¬
keit vom Auslande ist also auch in diesem Falle als eine sehr relative aufzu¬
fassen. Die gegenwärtige russische Negierung hat sich der Pflege ihrer Lcmdes-
indnstrie in hohe»? Grade angenommen, und eine Reihe von Nepressivmaßregelu,
unter denen vor allen das einzigartige Schutzzollsystem genannt werden muß,
bekundet ihren ernsten Willen, das Land, nachdem es einmal von der frühern
Stufe des ausschließlichen Ackerbaustaatcs erhoben worden ist, nun in seiner
industriellen Wehrerziehung zu erhalten und es allmählich dem Auslande gleich¬
zustellen. Um der Landwirtschaft, um sämtlichen Zweigen der Urproduktion gegen
die vorschreitende überseeische Konkurrenz und die Einengung des europäischen
Marktes zu Hilfe zu kommen, müssen die natürlichen Verbraucher der Roh¬
produkte, die großem verarbeitenden Gewerbszweige, Fabriken lind Manufakturen,
beschützt und gefördert werden. Von diesem Grundsätze ausgehend, hat sich
die russische Staatskunst zu dem seit zwei Jahrzehnten mit starrer Konsequenz
durchgeführten Protcktionssystem entschlossen, welches, alle nationalen Gewerbe
unter seine Fittige versammelnd, dem Auslande gegenüber die Grundsätze einer
unerbittlichen Zollpolitik versieht.
Von allen Staaten ist, wie schon zu Anfang erwähnt, Deutschland bisher
am meiste» an alleu Handelsbeziehungen Rußlands interessirt gewesen. Von
der Gesamtsumme des auswärtige« russische,? Handels füllt der größte Teil
auf Deutschland. Das deutsche Reich ist als Bezugsquelle von Jmportwaaren
für Rußland das wichtigste Land, und wenn auch viele der aus Deutschland
nach Rußland eingeführten Waaren, wie z. B. Kolonialartikel, nicht deutschen Ur¬
sprunges sind, so bleibt es doch immer der deutsche Handelsstand, der diese
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