Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Erstes Quartal.werde, auf dem sich dieses erste Hindernis einer gewinnbringenden Ausnutzung Sehr viel weniger Ursache, erfreut und befriedigt zu sein, haben Regierung werde, auf dem sich dieses erste Hindernis einer gewinnbringenden Ausnutzung Sehr viel weniger Ursache, erfreut und befriedigt zu sein, haben Regierung <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0106" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/197530"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_319" prev="#ID_318"> werde, auf dem sich dieses erste Hindernis einer gewinnbringenden Ausnutzung<lb/> der erlangten Vorteile beseitigen läßt, und es ist wahrscheinlich, daß man den nord¬<lb/> östlichen Teil der früher von dem Könige Thibau regierten Gebiete den Chinesen<lb/> abtreten wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_320" next="#ID_321"> Sehr viel weniger Ursache, erfreut und befriedigt zu sein, haben Regierung<lb/> und Publikum in England, wenn sie die Lage der Dinge in Ägypten ins Auge<lb/> fassen. Wieder wurde unsre Aufmerksamkeit auf jenen Teil des Nilthales ge¬<lb/> lenkt, der oberhalb des zweiten Kataraktes (bei Wadh Halfa) liegt. Die An¬<lb/> hänger des Mahdi waren nicht, wie man gehofft hatte, nach dessen Tode in<lb/> dem Maße uneins geworden, daß sie den Plan eines Vordringens nach Norden<lb/> aufgegeben hätten. Sie hielten vielmehr uuter dem Nachfolger ihres Propheten<lb/> zusammen und nahmen nicht nur Kassala ein, sondern begannen auch gegen<lb/> Nubien vorzudringen und sich zu einem Einfall in Obercigypteu zu rüsten. Der<lb/> Beginn des Winters, hier der einzigen passenden Jahreszeit für militärische<lb/> Unternehmungen, gab den Feldherren des Chalifen eine Gelegenheit, die von<lb/> ihnen nicht unbenutzt gelassen wurde, und zu Anfange des Dezember warfen sich<lb/> die Spitzen ihres Vortrabes ans die britischen Truppen, welche über Wady<lb/> Halfa uach Süden vorgeschoben waren. Indem sie quer durch die Bajudmvüste<lb/> zogen und dann am Nil stromabwärts bis nach Dongola gingen, nahmen sie<lb/> dieses zur Operationsbasis und drangen weiter nach Norden vor, bis die<lb/> Schaaren ihrer Vorhut auf die kleine Garnison von Koscheh stießen, die aus<lb/> englischen und ägyptischen Truppen gemischt war. Diese zum großen Teile aus<lb/> Schwarzen bestehende Streitmacht hielt die Sudanesen etwa drei Wochen laug<lb/> von weiteren Vormarsche zurück, wobei freilich zu berücksichtigen ist, daß sie,<lb/> abgesehen von ihrer bessern Bewaffnung, auch durch den Flußdampfer Lotus<lb/> und dessen Geschütze unterstützt wurde. Anderseits besaßen jedoch die Sudanesen<lb/> ebenfalls mehrere Kanonen, die sie geschickt in Schanzwerken aufzustellen und<lb/> wirksam zu dirigiren verstanden, sodaß sie nicht mehr, wie während Wolseleys<lb/> Feldzuge, als gänzlich roher, nur durch Todesverachtung gefährlicher Feind zu<lb/> betrachten waren. Dankten sie diesen Fortschritt wahrscheinlich den Artilleristen<lb/> und Ingenieuren, welche in Chartum zu den, Heere des Mahdi übergetreten waren,<lb/> so bekundeten auch ihre Führer hier mehr militärisches Talent als bei frühern Auf¬<lb/> stellungen und Gefechten. Mit richtigem Blicke versuchten sie, die Eisenbahnlinie<lb/> zu durchschneiden, welche die Gegenden im Rücken der Garnison von Koscheh mit<lb/> letzteren Punkte verknüpft, und die Besatzung desselben in Angst und Unruhe zu ver¬<lb/> setzen, indem sie Abteilungen ihres Heeres stromabwärts sendeten, als ob sie jene<lb/> umzingeln wollten. Dies geschah auf verschiednen Stellen, und die Lage der<lb/> Verteidiger von Koscheh gestaltete sich von Tage zu Tage kritischer. Jedoch<lb/> gelang es, Nachricht hiervon nach Wady Halfa gelangen zu lassen und dort<lb/> um Hilfe zu bitten, ehe es zu spät war. Die Engländer und ihre schwarzen<lb/> Hilfstruppen hielten sich wacker: sie schlugen direkte Stürme auf ihre Stellung</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0106]
werde, auf dem sich dieses erste Hindernis einer gewinnbringenden Ausnutzung
der erlangten Vorteile beseitigen läßt, und es ist wahrscheinlich, daß man den nord¬
östlichen Teil der früher von dem Könige Thibau regierten Gebiete den Chinesen
abtreten wird.
Sehr viel weniger Ursache, erfreut und befriedigt zu sein, haben Regierung
und Publikum in England, wenn sie die Lage der Dinge in Ägypten ins Auge
fassen. Wieder wurde unsre Aufmerksamkeit auf jenen Teil des Nilthales ge¬
lenkt, der oberhalb des zweiten Kataraktes (bei Wadh Halfa) liegt. Die An¬
hänger des Mahdi waren nicht, wie man gehofft hatte, nach dessen Tode in
dem Maße uneins geworden, daß sie den Plan eines Vordringens nach Norden
aufgegeben hätten. Sie hielten vielmehr uuter dem Nachfolger ihres Propheten
zusammen und nahmen nicht nur Kassala ein, sondern begannen auch gegen
Nubien vorzudringen und sich zu einem Einfall in Obercigypteu zu rüsten. Der
Beginn des Winters, hier der einzigen passenden Jahreszeit für militärische
Unternehmungen, gab den Feldherren des Chalifen eine Gelegenheit, die von
ihnen nicht unbenutzt gelassen wurde, und zu Anfange des Dezember warfen sich
die Spitzen ihres Vortrabes ans die britischen Truppen, welche über Wady
Halfa uach Süden vorgeschoben waren. Indem sie quer durch die Bajudmvüste
zogen und dann am Nil stromabwärts bis nach Dongola gingen, nahmen sie
dieses zur Operationsbasis und drangen weiter nach Norden vor, bis die
Schaaren ihrer Vorhut auf die kleine Garnison von Koscheh stießen, die aus
englischen und ägyptischen Truppen gemischt war. Diese zum großen Teile aus
Schwarzen bestehende Streitmacht hielt die Sudanesen etwa drei Wochen laug
von weiteren Vormarsche zurück, wobei freilich zu berücksichtigen ist, daß sie,
abgesehen von ihrer bessern Bewaffnung, auch durch den Flußdampfer Lotus
und dessen Geschütze unterstützt wurde. Anderseits besaßen jedoch die Sudanesen
ebenfalls mehrere Kanonen, die sie geschickt in Schanzwerken aufzustellen und
wirksam zu dirigiren verstanden, sodaß sie nicht mehr, wie während Wolseleys
Feldzuge, als gänzlich roher, nur durch Todesverachtung gefährlicher Feind zu
betrachten waren. Dankten sie diesen Fortschritt wahrscheinlich den Artilleristen
und Ingenieuren, welche in Chartum zu den, Heere des Mahdi übergetreten waren,
so bekundeten auch ihre Führer hier mehr militärisches Talent als bei frühern Auf¬
stellungen und Gefechten. Mit richtigem Blicke versuchten sie, die Eisenbahnlinie
zu durchschneiden, welche die Gegenden im Rücken der Garnison von Koscheh mit
letzteren Punkte verknüpft, und die Besatzung desselben in Angst und Unruhe zu ver¬
setzen, indem sie Abteilungen ihres Heeres stromabwärts sendeten, als ob sie jene
umzingeln wollten. Dies geschah auf verschiednen Stellen, und die Lage der
Verteidiger von Koscheh gestaltete sich von Tage zu Tage kritischer. Jedoch
gelang es, Nachricht hiervon nach Wady Halfa gelangen zu lassen und dort
um Hilfe zu bitten, ehe es zu spät war. Die Engländer und ihre schwarzen
Hilfstruppen hielten sich wacker: sie schlugen direkte Stürme auf ihre Stellung
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