Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Erstes Quartal.Literatur. sondern auch bisher keiner von Europäern geführten Karawane den Eintritt oder Dennoch mußten zwei Umstände immer wieder dazu mahnen, von Mombas Man darf nun zwar mit Recht, wenn man Thomsons Buch gelesen hat, Da Dr. Fischer, durch schwere Fieberanfälle und die verderblichen Folgen aus¬ Thomson hat sich uicht damit begnügt, uns einfach die topographische Geo¬ Literatur. sondern auch bisher keiner von Europäern geführten Karawane den Eintritt oder Dennoch mußten zwei Umstände immer wieder dazu mahnen, von Mombas Man darf nun zwar mit Recht, wenn man Thomsons Buch gelesen hat, Da Dr. Fischer, durch schwere Fieberanfälle und die verderblichen Folgen aus¬ Thomson hat sich uicht damit begnügt, uns einfach die topographische Geo¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0103" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/197527"/> <fw type="header" place="top"> Literatur.</fw><lb/> <p xml:id="ID_309" prev="#ID_308"> sondern auch bisher keiner von Europäern geführten Karawane den Eintritt oder<lb/> Durchzug durch ihr Gebiet gewährt hatten,</p><lb/> <p xml:id="ID_310"> Dennoch mußten zwei Umstände immer wieder dazu mahnen, von Mombas<lb/> aus durch das Massai-Laud nach Westen vorzuoriugeu. Nachdem einmal die Eng¬<lb/> länder Burton und Speke von Sansibar aus den Tanganjika-See und darauf sich<lb/> nordwärts wendend die.hinter dem Kilima-Ndjaro und Kenia vermuteten großen<lb/> Seen, den Victoria? und Albert-Njansa, entdeckt und somit das große Rätsel der<lb/> Nilqnellen gelöst hatten, war es von selbst geboten, den nächsten Weg von der<lb/> Ostküste nach jenem großen Seebecken zu finden. Es war das umso wünschens¬<lb/> werter, als man dnrch die früheren bis zum Kilima-Ndjaro vorgedrnngnen Ex¬<lb/> peditionen die Gewißheit hatte, daß der Weg von Mombas bis dorthin, im Gegen¬<lb/> satz zu den von Sansibar und Bahnmvho ausgehenden sicher- und todbringenden<lb/> Karawanenstraßen, durch ein im ganzen wasserarmes, dürres Land führe, welches<lb/> den Reisende» gestattet, den Fuß jener Berge mit ungeschwächten Kräften zu<lb/> betreten.</p><lb/> <p xml:id="ID_311"> Man darf nun zwar mit Recht, wenn man Thomsons Buch gelesen hat,<lb/> daran zweifeln, daß es ihm gelungen sei, „eine für europäische Reisende gangbare<lb/> Straße von einem der ostafrikanischen Häfen direkt durch Massai-Land zum Vietorin-<lb/> Njcmsa zu finden." Aber jedenfalls ist es das unbestreitbare Verdienst unsers<lb/> Reisenden, wenigstens für sich und seine Leute den Weg durch das Massai-Laud<lb/> praktikabel gemacht und uicht allein dnrch das Land hindurch, sonder» auch wieder<lb/> herausgekomme» zu sein.</p><lb/> <p xml:id="ID_312"> Da Dr. Fischer, durch schwere Fieberanfälle und die verderblichen Folgen aus¬<lb/> schließlicher Fleischkost geschwächt, am Naiwascha-See, wellige Tagemarsche vor seinem<lb/> Ziele, dem Baringo-Sec, wieder umkehren mußte, so ist Thomson der erste<lb/> Europäer, der das Laud nördlich vom Naiwascha betreten hat, und bis auf weiteres<lb/> unsre einzige Quelle für diese bisherige tsri-g. invoKnita. Wir erfahren durch ihn,<lb/> daß das Massai-Land in zwei deutlich voneinander getrennte Teile zerfällt, in ein<lb/> südliches niederes Wüstenland und in el» nördliches Hochland. Von diesen ist<lb/> der wegen Negenmangcl außerordentlich dürre und unfruchtbare Südteil eine in¬<lb/> folge vulkanischer Thätigkeit unter das höhere Niveau der seitlich liegenden Tafel-<lb/> länder gesunkene Depressionsmuloe von 900 bis 1200 Meter Meereshöhe, über<lb/> die freilich durch denselben Vulkanismus mächtige Kegel und Krater, wie der Ki¬<lb/> lima-Ndjaro und Meru, emporgetrieben sind. Dagegen erhebt sich der nördliche<lb/> Teil, das eigentliche Hochland, zu einer Höhe von 1600 Metern, im Mittelpunkte<lb/> sogar zu 2750 Metern, doch so, daß es dnrch eine meridionale, fast drei Breiten¬<lb/> grade, also beinahe hundert Kilometer lange, nur von vereinzelten Gebirgsarchipcln<lb/> durchsetzte Bodensenke halbirt wird, welche auf ihrer Sohle eine Reihe entzückender<lb/> Seen, wie den Naiwascha und den Baringo, enthält. Von der östlichen Hälfte<lb/> dieses Hochlandes drang Thomson schließlich über die malerische Kette der von ihm<lb/> nach Lord Aberdare benannten Aberdareberge bis zum Fuße des Kenia vor, um<lb/> sich dünn wieder westlich bis zu dein seiner fabelhaften Größe entkleideten Baringo<lb/> zu wenden und von hier das nördliche Ufer des Victoria-Njansa in der Landschaft<lb/> Kavarindo zu erreichen.</p><lb/> <p xml:id="ID_313" next="#ID_314"> Thomson hat sich uicht damit begnügt, uns einfach die topographische Geo¬<lb/> graphie jenes wunderbaren Stückes von Jnnerafrika zu liefern. Da er eine vor¬<lb/> zügliche naturwissenschaftliche Bildung besitzt, so hat er uus in seinem ebenso<lb/> klaren wie anziehenden Stil die geologischen und metercologischen Verhältnisse des<lb/> Massai-Landes, seine Flora und Fauna und mich die ihn so oft mit dem Tode</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0103]
Literatur.
sondern auch bisher keiner von Europäern geführten Karawane den Eintritt oder
Durchzug durch ihr Gebiet gewährt hatten,
Dennoch mußten zwei Umstände immer wieder dazu mahnen, von Mombas
aus durch das Massai-Laud nach Westen vorzuoriugeu. Nachdem einmal die Eng¬
länder Burton und Speke von Sansibar aus den Tanganjika-See und darauf sich
nordwärts wendend die.hinter dem Kilima-Ndjaro und Kenia vermuteten großen
Seen, den Victoria? und Albert-Njansa, entdeckt und somit das große Rätsel der
Nilqnellen gelöst hatten, war es von selbst geboten, den nächsten Weg von der
Ostküste nach jenem großen Seebecken zu finden. Es war das umso wünschens¬
werter, als man dnrch die früheren bis zum Kilima-Ndjaro vorgedrnngnen Ex¬
peditionen die Gewißheit hatte, daß der Weg von Mombas bis dorthin, im Gegen¬
satz zu den von Sansibar und Bahnmvho ausgehenden sicher- und todbringenden
Karawanenstraßen, durch ein im ganzen wasserarmes, dürres Land führe, welches
den Reisende» gestattet, den Fuß jener Berge mit ungeschwächten Kräften zu
betreten.
Man darf nun zwar mit Recht, wenn man Thomsons Buch gelesen hat,
daran zweifeln, daß es ihm gelungen sei, „eine für europäische Reisende gangbare
Straße von einem der ostafrikanischen Häfen direkt durch Massai-Land zum Vietorin-
Njcmsa zu finden." Aber jedenfalls ist es das unbestreitbare Verdienst unsers
Reisenden, wenigstens für sich und seine Leute den Weg durch das Massai-Laud
praktikabel gemacht und uicht allein dnrch das Land hindurch, sonder» auch wieder
herausgekomme» zu sein.
Da Dr. Fischer, durch schwere Fieberanfälle und die verderblichen Folgen aus¬
schließlicher Fleischkost geschwächt, am Naiwascha-See, wellige Tagemarsche vor seinem
Ziele, dem Baringo-Sec, wieder umkehren mußte, so ist Thomson der erste
Europäer, der das Laud nördlich vom Naiwascha betreten hat, und bis auf weiteres
unsre einzige Quelle für diese bisherige tsri-g. invoKnita. Wir erfahren durch ihn,
daß das Massai-Land in zwei deutlich voneinander getrennte Teile zerfällt, in ein
südliches niederes Wüstenland und in el» nördliches Hochland. Von diesen ist
der wegen Negenmangcl außerordentlich dürre und unfruchtbare Südteil eine in¬
folge vulkanischer Thätigkeit unter das höhere Niveau der seitlich liegenden Tafel-
länder gesunkene Depressionsmuloe von 900 bis 1200 Meter Meereshöhe, über
die freilich durch denselben Vulkanismus mächtige Kegel und Krater, wie der Ki¬
lima-Ndjaro und Meru, emporgetrieben sind. Dagegen erhebt sich der nördliche
Teil, das eigentliche Hochland, zu einer Höhe von 1600 Metern, im Mittelpunkte
sogar zu 2750 Metern, doch so, daß es dnrch eine meridionale, fast drei Breiten¬
grade, also beinahe hundert Kilometer lange, nur von vereinzelten Gebirgsarchipcln
durchsetzte Bodensenke halbirt wird, welche auf ihrer Sohle eine Reihe entzückender
Seen, wie den Naiwascha und den Baringo, enthält. Von der östlichen Hälfte
dieses Hochlandes drang Thomson schließlich über die malerische Kette der von ihm
nach Lord Aberdare benannten Aberdareberge bis zum Fuße des Kenia vor, um
sich dünn wieder westlich bis zu dein seiner fabelhaften Größe entkleideten Baringo
zu wenden und von hier das nördliche Ufer des Victoria-Njansa in der Landschaft
Kavarindo zu erreichen.
Thomson hat sich uicht damit begnügt, uns einfach die topographische Geo¬
graphie jenes wunderbaren Stückes von Jnnerafrika zu liefern. Da er eine vor¬
zügliche naturwissenschaftliche Bildung besitzt, so hat er uus in seinem ebenso
klaren wie anziehenden Stil die geologischen und metercologischen Verhältnisse des
Massai-Landes, seine Flora und Fauna und mich die ihn so oft mit dem Tode
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