Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Viertes Quartal.Person ernennen. Dem Wähler darf endlich unter keinen Umständen gestattet Alle diese Umstände werden dem herannahenden Wahlknmpfe den Charakter Der Ausgang des englischen Wahlkampfes ist nach dieser Betrachtung sehr Person ernennen. Dem Wähler darf endlich unter keinen Umständen gestattet Alle diese Umstände werden dem herannahenden Wahlknmpfe den Charakter Der Ausgang des englischen Wahlkampfes ist nach dieser Betrachtung sehr <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0072" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/196806"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_171" prev="#ID_170"> Person ernennen. Dem Wähler darf endlich unter keinen Umständen gestattet<lb/> werden, in zwei Abteilungen desselben Burgfleckens oder derselben Grafschaft<lb/> abzustimmen, und der Wahlkvmmissär darf in dieser Beziehung Fragen an ihn<lb/> richten.</p><lb/> <p xml:id="ID_172"> Alle diese Umstände werden dem herannahenden Wahlknmpfe den Charakter<lb/> der Neuheit verleihen, und daß sie den Radikalen günstige Aussichten eröffnen,<lb/> läßt sich nicht leugnen. Aber die Erwartung eines großen Sieges dieses Flügels<lb/> der Gladstoneschen Partei beruht, wie es scheint, auf Übertreibung, ja es ist<lb/> sogar mir wahrscheinlich, nicht gewiß, daß die Partei als Ganzes die Mehrzahl<lb/> der Mandate erobert. Die Umgestaltung des Wahlgesetzes wird nicht, wie an¬<lb/> genommen wurde, 2 Millionen neue Wähler an die Urne führen, sondern etwas<lb/> mehr als die Hälfte dieser Zahl, und man darf rechnen, daß von diesen letzteren<lb/> zwar ein beträchtlicher Teil, die, welche in der Nachbarschaft der großen radi¬<lb/> kalen Mittelpunkte (wie Manchester und andre Fabrikstädte) wohnen, liberal<lb/> stimmen, aber damit nur die dort bereits existirenden liberalen Mehrheiten<lb/> schwellen, nicht das Gleichgewicht der Macht der Parteien wesentlich verändern<lb/> wird. Von den übrigen, zu denen die Majorität der neuerdings mit Stimm¬<lb/> recht versehenen ländlichen Bevölkerung gehört, kann sich allerdings eine gewisse<lb/> Anzahl von den Versprechungen der Radikalen, ihre Lebensstellung besser ge¬<lb/> stalten zu wollen, angezogen finden. Indes ist es anderseits auch nicht un¬<lb/> möglich, daß die Mehrzahl dieser Wähler sich durch kein spezifisches politisches<lb/> Programm verlocken läßt. Sie werden vermutlich die Ansprüche der beiden<lb/> großen Parteien, die sich den Rang abzulaufen bemüht sind, im großen uno<lb/> ganzen, so zu sagen on. bloc prüfen und darnach der einen oder der andern<lb/> ihr Zutrauen schenken und ihre Stimme geben. Die jetzt regierende Partei ist<lb/> bei solcher Prüfung nicht schlechter gestellt als die Liberalen. Sie ist zunächst<lb/> eben die jetzt regierende, und das hat feine Bedeutung vor solchen Prüfenden.<lb/> Sie kann zwar auf keine großen Leistungen, wohl aber darauf hinweisen, daß<lb/> die Geschäfte der Nation sich nnter ihren Händen in den drei Monaten ihres<lb/> Regiments glatt abgewickelt haben, was sich von Gladstones Ministerium, das<lb/> aus Schwierigkeiten und Verlegenheiten nicht herauskam und schwere Schlappen<lb/> erlitt, sicherlich nicht rühmen läßt.</p><lb/> <p xml:id="ID_173" next="#ID_174"> Der Ausgang des englischen Wahlkampfes ist nach dieser Betrachtung sehr<lb/> ungewiß, und wenn wir den Konservativen den Sieg wünschen, so sind wir<lb/> doch weit davon entfernt, ihn zu prophezeien. Das Wiedereintreten Gladstones<lb/> in die politische Arena ändert ihre Aussichten, wenn wir es auch nicht mit der<lb/> Wiederkehr Aedilis zum Kampfe mit den Troern vergleichen können, immer¬<lb/> hin erheblich, denn er besitzt Beredsamkeit, parlamentarische Erfahrung und vor<lb/> allem großes Ansehen. Die liberale Partei zeigte deutliche Spuren von Mei¬<lb/> nungsverschiedenheit und Zerfahrenheit. Von Gladstone geführt, wird sie ihre<lb/> Reihen wieder schließen und ein geordnetes Heer bilden. Es drohte Anarchie</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0072]
Person ernennen. Dem Wähler darf endlich unter keinen Umständen gestattet
werden, in zwei Abteilungen desselben Burgfleckens oder derselben Grafschaft
abzustimmen, und der Wahlkvmmissär darf in dieser Beziehung Fragen an ihn
richten.
Alle diese Umstände werden dem herannahenden Wahlknmpfe den Charakter
der Neuheit verleihen, und daß sie den Radikalen günstige Aussichten eröffnen,
läßt sich nicht leugnen. Aber die Erwartung eines großen Sieges dieses Flügels
der Gladstoneschen Partei beruht, wie es scheint, auf Übertreibung, ja es ist
sogar mir wahrscheinlich, nicht gewiß, daß die Partei als Ganzes die Mehrzahl
der Mandate erobert. Die Umgestaltung des Wahlgesetzes wird nicht, wie an¬
genommen wurde, 2 Millionen neue Wähler an die Urne führen, sondern etwas
mehr als die Hälfte dieser Zahl, und man darf rechnen, daß von diesen letzteren
zwar ein beträchtlicher Teil, die, welche in der Nachbarschaft der großen radi¬
kalen Mittelpunkte (wie Manchester und andre Fabrikstädte) wohnen, liberal
stimmen, aber damit nur die dort bereits existirenden liberalen Mehrheiten
schwellen, nicht das Gleichgewicht der Macht der Parteien wesentlich verändern
wird. Von den übrigen, zu denen die Majorität der neuerdings mit Stimm¬
recht versehenen ländlichen Bevölkerung gehört, kann sich allerdings eine gewisse
Anzahl von den Versprechungen der Radikalen, ihre Lebensstellung besser ge¬
stalten zu wollen, angezogen finden. Indes ist es anderseits auch nicht un¬
möglich, daß die Mehrzahl dieser Wähler sich durch kein spezifisches politisches
Programm verlocken läßt. Sie werden vermutlich die Ansprüche der beiden
großen Parteien, die sich den Rang abzulaufen bemüht sind, im großen uno
ganzen, so zu sagen on. bloc prüfen und darnach der einen oder der andern
ihr Zutrauen schenken und ihre Stimme geben. Die jetzt regierende Partei ist
bei solcher Prüfung nicht schlechter gestellt als die Liberalen. Sie ist zunächst
eben die jetzt regierende, und das hat feine Bedeutung vor solchen Prüfenden.
Sie kann zwar auf keine großen Leistungen, wohl aber darauf hinweisen, daß
die Geschäfte der Nation sich nnter ihren Händen in den drei Monaten ihres
Regiments glatt abgewickelt haben, was sich von Gladstones Ministerium, das
aus Schwierigkeiten und Verlegenheiten nicht herauskam und schwere Schlappen
erlitt, sicherlich nicht rühmen läßt.
Der Ausgang des englischen Wahlkampfes ist nach dieser Betrachtung sehr
ungewiß, und wenn wir den Konservativen den Sieg wünschen, so sind wir
doch weit davon entfernt, ihn zu prophezeien. Das Wiedereintreten Gladstones
in die politische Arena ändert ihre Aussichten, wenn wir es auch nicht mit der
Wiederkehr Aedilis zum Kampfe mit den Troern vergleichen können, immer¬
hin erheblich, denn er besitzt Beredsamkeit, parlamentarische Erfahrung und vor
allem großes Ansehen. Die liberale Partei zeigte deutliche Spuren von Mei¬
nungsverschiedenheit und Zerfahrenheit. Von Gladstone geführt, wird sie ihre
Reihen wieder schließen und ein geordnetes Heer bilden. Es drohte Anarchie
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