Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Viertes Quartal.dieser Erhöhung beitrug, und es telum kein Zweifel bestehen, daß Papst Leo der Diesen Frieden zu hintertreiben liegt natürlich im Interesse dessen, der vom Es ergiebt sich aus dieser Haltung nur eines: Herr Windthorst will den Fürst Bismarck weiß sehr wohl, daß so feindseligen Elementen gegenüber dieser Erhöhung beitrug, und es telum kein Zweifel bestehen, daß Papst Leo der Diesen Frieden zu hintertreiben liegt natürlich im Interesse dessen, der vom Es ergiebt sich aus dieser Haltung nur eines: Herr Windthorst will den Fürst Bismarck weiß sehr wohl, daß so feindseligen Elementen gegenüber <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0572" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/197306"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_1893" prev="#ID_1892"> dieser Erhöhung beitrug, und es telum kein Zweifel bestehen, daß Papst Leo der<lb/> Dreizehnte ein solches Entgegenkommen dankbar anerkennt. Ja wenn, wie wir<lb/> in den Zeitungen gelesen haben, der Papst dem Kanzler seine EneyMa und<lb/> seine Gedichte übersendet, so muß das auch dem blödesten Ange einleuchten, daß<lb/> es dem Reichskanzler gelingen wird, mit der Kurie im Laufe der Zeit zu einem<lb/> anständigen, das katholische Volk befriedigenden und den Staat nicht schädigenden<lb/> Verhältnis zu gelangen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1894"> Diesen Frieden zu hintertreiben liegt natürlich im Interesse dessen, der vom<lb/> Kriege lebt. In dem mittelalterlichen Italien waren es bekanntlich die Condvttieri,<lb/> welche mit ihren Söldlingen jeder Beilegung eines Kampfes entgegenwirkte!!,<lb/> mochte auch Land und Volk darüber zu gründe gehen. So hat auch der Cvudottiere<lb/> Windthorst seine bunten, aus Polen, Welsen, Sozialdemokraten, Dänen, Frcmzös-<lb/> lingen und sonstigen Reichsfcindeu bestehenden Soldtruppen aufgeboten, um den<lb/> Kulturkampf um keinen Preis aufhören zu lassen. Eben weil kein Anlaß zu einem<lb/> solchen vorhanden war, wurde er bei den Haaren herbeigezogen, und die Heftigkeit<lb/> der Sprache mußte das Gewicht der Gründe ersetzen. Von dem ersten Beamten<lb/> des Reiches, dem Wiederhersteller der Einheit, redet der Abgeordnete von<lb/> Meppen in dem wegwerfenden Tone „der Herr," „der Herr irrt, meint, sagt";<lb/> die „Germania" macht daraus „der Manu," „was denkt sich der Mann?", und<lb/> strotzt alltäglich von Beleidigungen und hämischen Bemerkungen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1895"> Es ergiebt sich aus dieser Haltung nur eines: Herr Windthorst will den<lb/> Kampf, und die Negierung hat es nicht in der Gewalt, ihn zum Friede» zu bewegen.<lb/> Er gehört zur klerikalen Demagogie, die vor keinem Mittel zurückschreckt, wenn es<lb/> gilt, dem Welfenfeind und Jesuitcngcgncr eins zu versetzen. Gegen diese Art<lb/> von Verhetzung in der katholischen Kirche beginnt der Episkopat ohnmächtig und<lb/> das Papsttum schwach zu werden. Schon verstehen die Hetzkapläne und ihre<lb/> politischen Helfershelfer den Episkopat einzuschüchtern — wir erinnern mir an<lb/> die Vorgänge, welche sich an den Paderbvnier Erlaß knüpfte» —, schon sieht<lb/> sich der Papst genötigt, unbotmäßigen Priestern, die päpstlicher als er selbst<lb/> sein wollen, öffentlich entgegenzutreten — wir erinnern an den Brief Leos des<lb/> Dreizehnter an den Erzbischof von Paris. Wie immer die radikalen Elemente<lb/> auch trotz vorhandner Minderheit die bester Gesinnten beherrschen, so auch inner¬<lb/> halb des Zentrums, aber es fragt sich, ob nicht das katholische Volk und seine<lb/> geistlichen Obern, rechtzeitig auf die Gefahren aufmerksam gemacht, die ihnen<lb/> aus eigner Mitte drohen, sich von diesen fremden Elementen zu befreien ver¬<lb/> stehen werden. Noch ist es Zeit, aber bereits hat die zwölfte Stunde begonnen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1896" next="#ID_1897"> Fürst Bismarck weiß sehr wohl, daß so feindseligen Elementen gegenüber<lb/> weder scharfe Mittel des Kampfes noch freundliches Entgegenkommen verfangen.<lb/> Er wird, wenn die Windthvrstsche Richtung die Oberhand behält, das Zentrum<lb/> ganz außer Kampf setzen müssen und wird dies können. Die gegenwärtigen<lb/> Parteiverhültnisse im Reichstage und Landtage sind derartig, daß das Zentrum</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0572]
dieser Erhöhung beitrug, und es telum kein Zweifel bestehen, daß Papst Leo der
Dreizehnte ein solches Entgegenkommen dankbar anerkennt. Ja wenn, wie wir
in den Zeitungen gelesen haben, der Papst dem Kanzler seine EneyMa und
seine Gedichte übersendet, so muß das auch dem blödesten Ange einleuchten, daß
es dem Reichskanzler gelingen wird, mit der Kurie im Laufe der Zeit zu einem
anständigen, das katholische Volk befriedigenden und den Staat nicht schädigenden
Verhältnis zu gelangen.
Diesen Frieden zu hintertreiben liegt natürlich im Interesse dessen, der vom
Kriege lebt. In dem mittelalterlichen Italien waren es bekanntlich die Condvttieri,
welche mit ihren Söldlingen jeder Beilegung eines Kampfes entgegenwirkte!!,
mochte auch Land und Volk darüber zu gründe gehen. So hat auch der Cvudottiere
Windthorst seine bunten, aus Polen, Welsen, Sozialdemokraten, Dänen, Frcmzös-
lingen und sonstigen Reichsfcindeu bestehenden Soldtruppen aufgeboten, um den
Kulturkampf um keinen Preis aufhören zu lassen. Eben weil kein Anlaß zu einem
solchen vorhanden war, wurde er bei den Haaren herbeigezogen, und die Heftigkeit
der Sprache mußte das Gewicht der Gründe ersetzen. Von dem ersten Beamten
des Reiches, dem Wiederhersteller der Einheit, redet der Abgeordnete von
Meppen in dem wegwerfenden Tone „der Herr," „der Herr irrt, meint, sagt";
die „Germania" macht daraus „der Manu," „was denkt sich der Mann?", und
strotzt alltäglich von Beleidigungen und hämischen Bemerkungen.
Es ergiebt sich aus dieser Haltung nur eines: Herr Windthorst will den
Kampf, und die Negierung hat es nicht in der Gewalt, ihn zum Friede» zu bewegen.
Er gehört zur klerikalen Demagogie, die vor keinem Mittel zurückschreckt, wenn es
gilt, dem Welfenfeind und Jesuitcngcgncr eins zu versetzen. Gegen diese Art
von Verhetzung in der katholischen Kirche beginnt der Episkopat ohnmächtig und
das Papsttum schwach zu werden. Schon verstehen die Hetzkapläne und ihre
politischen Helfershelfer den Episkopat einzuschüchtern — wir erinnern mir an
die Vorgänge, welche sich an den Paderbvnier Erlaß knüpfte» —, schon sieht
sich der Papst genötigt, unbotmäßigen Priestern, die päpstlicher als er selbst
sein wollen, öffentlich entgegenzutreten — wir erinnern an den Brief Leos des
Dreizehnter an den Erzbischof von Paris. Wie immer die radikalen Elemente
auch trotz vorhandner Minderheit die bester Gesinnten beherrschen, so auch inner¬
halb des Zentrums, aber es fragt sich, ob nicht das katholische Volk und seine
geistlichen Obern, rechtzeitig auf die Gefahren aufmerksam gemacht, die ihnen
aus eigner Mitte drohen, sich von diesen fremden Elementen zu befreien ver¬
stehen werden. Noch ist es Zeit, aber bereits hat die zwölfte Stunde begonnen.
Fürst Bismarck weiß sehr wohl, daß so feindseligen Elementen gegenüber
weder scharfe Mittel des Kampfes noch freundliches Entgegenkommen verfangen.
Er wird, wenn die Windthvrstsche Richtung die Oberhand behält, das Zentrum
ganz außer Kampf setzen müssen und wird dies können. Die gegenwärtigen
Parteiverhültnisse im Reichstage und Landtage sind derartig, daß das Zentrum
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