Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Viertes Quartal.Ans dem Stilfser Joch. Hotel asi dllMi eine junge Engländerin kennen gelernt und mit dieser eines Mit tröstenden Worten versuchte Harald das gebrochene Weib wieder auf¬ Fünfzehntes Aapitel. Es war wiederum an einem schönen Tage des Spätherbstes, als vor dem Auf dem Gesichte der jungen Frau strahlte Glück und Freude so hell und Ich bin zu glücklich, Papa, daß ich endlich das so lange ersehnte Italien Und deshalb nuißte ich auf meinen Reichstagssitz verzichten und Klodwig Die Mission bei meiner Frau, versetzte Graf Klodwig vou Jsenstein, ist Ans dem Stilfser Joch. Hotel asi dllMi eine junge Engländerin kennen gelernt und mit dieser eines Mit tröstenden Worten versuchte Harald das gebrochene Weib wieder auf¬ Fünfzehntes Aapitel. Es war wiederum an einem schönen Tage des Spätherbstes, als vor dem Auf dem Gesichte der jungen Frau strahlte Glück und Freude so hell und Ich bin zu glücklich, Papa, daß ich endlich das so lange ersehnte Italien Und deshalb nuißte ich auf meinen Reichstagssitz verzichten und Klodwig Die Mission bei meiner Frau, versetzte Graf Klodwig vou Jsenstein, ist <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0546" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/197280"/> <fw type="header" place="top"> Ans dem Stilfser Joch.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1717" prev="#ID_1716"> Hotel asi dllMi eine junge Engländerin kennen gelernt und mit dieser eines<lb/> Tages das Weite gesucht habe. So sei sie selbst hilflos und verlassen zurück¬<lb/> geblieben und habe im Anfange des Herbstes einem Kinde das Leben geschenkt,<lb/> dem sie nichts andres als den Fluch seiner Geburt habe entgegenbringen können.<lb/> Ihr großes Flehen zu Gott sei gewesen, sie in ihrer schweren Stunde zugleich<lb/> mit dem jungen Wesen zu sich zu nehmen. Aber da es anders mit mir be¬<lb/> stimmt ist, schloß die Unglückliche, so muß ich alles aufbieten, um meinem Kinde<lb/> uicht entgelten zu lassen, was seine Eltern an ihm gesündigt haben. Deshalb<lb/> trieb es mich, den Vater aufzusuchen und zu seinen Knieen Verzeihung für<lb/> mein Kind zu erflehe». Ich selbst habe nichts mehr zu hoffen und zu fürchten,<lb/> aber um meines Kindes willen muß ich leben, leben auch, weil ich noch viel zu<lb/> bereuen und zu büßen habe.</p><lb/> <p xml:id="ID_1718"> Mit tröstenden Worten versuchte Harald das gebrochene Weib wieder auf¬<lb/> zurichten, aber er merkte, daß seine Kräfte schwächer wurden, und so ließ er<lb/> Nina hereinrufen, die ihm Papier und Tinte bringen mußte. Er gewann es<lb/> noch über sich, an Keller die Worte zu schreiben: Verzeihen Sie Vroni, wie<lb/> ich es gethan. Dann sank er in die Kissen zurück; er reichte Nina die rechte<lb/> und Vroni die linke Hand, und zärtliche Blicke auf die Weinenden gerichtet,<lb/> hauchte er sanft sein Leben aus.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="2"> <head> Fünfzehntes Aapitel.</head><lb/> <p xml:id="ID_1719"> Es war wiederum an einem schönen Tage des Spätherbstes, als vor dem<lb/> Gasthofe zu Trafoi zwei Reisewagen bereit standen, den Weg über das Stilfser<lb/> Joch anzutreten. Ein junges Paar, dem man auf den ersten Blick jene Vor¬<lb/> nehmheit ansah, wie sie »ur edle Geburt in Verbindung mit edler Erziehung als<lb/> einen «Imrg,vt,Lr imivlölMs aufzuprägen vermag, bestieg, begleitet von einem<lb/> älteren Herrn, den erste» Wage», während auf dem zweiten mit den: Gepäck die<lb/> Dienerschaft Platz »ahn.</p><lb/> <p xml:id="ID_1720"> Auf dem Gesichte der jungen Frau strahlte Glück und Freude so hell und<lb/> klar, daß der alte Herr ausrief: Ich wollte, Hildegard, daß uns der Himmel<lb/> Italiens so heiter strahlte wie dein Antlitz.</p><lb/> <p xml:id="ID_1721"> Ich bin zu glücklich, Papa, daß ich endlich das so lange ersehnte Italien<lb/> betreten darf, und daß ich es scheu und genießen soll mit dem, was ich auf<lb/> Erden am liebste» habe, mit euch beide».</p><lb/> <p xml:id="ID_1722"> Und deshalb nuißte ich auf meinen Reichstagssitz verzichten und Klodwig<lb/> auf seine diplomatische Laufbahn, bloß weil du einmal ein Jahr unter blauem<lb/> Himmel sein willst.</p><lb/> <p xml:id="ID_1723" next="#ID_1724"> Die Mission bei meiner Frau, versetzte Graf Klodwig vou Jsenstein, ist<lb/> eine der liebsten, und die Noten, die ich durch sie erhalte — wenn sie auch</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0546]
Ans dem Stilfser Joch.
Hotel asi dllMi eine junge Engländerin kennen gelernt und mit dieser eines
Tages das Weite gesucht habe. So sei sie selbst hilflos und verlassen zurück¬
geblieben und habe im Anfange des Herbstes einem Kinde das Leben geschenkt,
dem sie nichts andres als den Fluch seiner Geburt habe entgegenbringen können.
Ihr großes Flehen zu Gott sei gewesen, sie in ihrer schweren Stunde zugleich
mit dem jungen Wesen zu sich zu nehmen. Aber da es anders mit mir be¬
stimmt ist, schloß die Unglückliche, so muß ich alles aufbieten, um meinem Kinde
uicht entgelten zu lassen, was seine Eltern an ihm gesündigt haben. Deshalb
trieb es mich, den Vater aufzusuchen und zu seinen Knieen Verzeihung für
mein Kind zu erflehe». Ich selbst habe nichts mehr zu hoffen und zu fürchten,
aber um meines Kindes willen muß ich leben, leben auch, weil ich noch viel zu
bereuen und zu büßen habe.
Mit tröstenden Worten versuchte Harald das gebrochene Weib wieder auf¬
zurichten, aber er merkte, daß seine Kräfte schwächer wurden, und so ließ er
Nina hereinrufen, die ihm Papier und Tinte bringen mußte. Er gewann es
noch über sich, an Keller die Worte zu schreiben: Verzeihen Sie Vroni, wie
ich es gethan. Dann sank er in die Kissen zurück; er reichte Nina die rechte
und Vroni die linke Hand, und zärtliche Blicke auf die Weinenden gerichtet,
hauchte er sanft sein Leben aus.
Fünfzehntes Aapitel.
Es war wiederum an einem schönen Tage des Spätherbstes, als vor dem
Gasthofe zu Trafoi zwei Reisewagen bereit standen, den Weg über das Stilfser
Joch anzutreten. Ein junges Paar, dem man auf den ersten Blick jene Vor¬
nehmheit ansah, wie sie »ur edle Geburt in Verbindung mit edler Erziehung als
einen «Imrg,vt,Lr imivlölMs aufzuprägen vermag, bestieg, begleitet von einem
älteren Herrn, den erste» Wage», während auf dem zweiten mit den: Gepäck die
Dienerschaft Platz »ahn.
Auf dem Gesichte der jungen Frau strahlte Glück und Freude so hell und
klar, daß der alte Herr ausrief: Ich wollte, Hildegard, daß uns der Himmel
Italiens so heiter strahlte wie dein Antlitz.
Ich bin zu glücklich, Papa, daß ich endlich das so lange ersehnte Italien
betreten darf, und daß ich es scheu und genießen soll mit dem, was ich auf
Erden am liebste» habe, mit euch beide».
Und deshalb nuißte ich auf meinen Reichstagssitz verzichten und Klodwig
auf seine diplomatische Laufbahn, bloß weil du einmal ein Jahr unter blauem
Himmel sein willst.
Die Mission bei meiner Frau, versetzte Graf Klodwig vou Jsenstein, ist
eine der liebsten, und die Noten, die ich durch sie erhalte — wenn sie auch
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