Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Viertes Quartal.für die Beurteilung der Stellung des Königs zur deutschen Poesie aber von Gottsched selbst hat -- halb wohl aus Eitelkeit, halb aber anch. wie wir Die erste der vier Unterredungen fand Dienstag den 23. November*) Bei Creizenach S. 314 irrtümlich Oktober,
für die Beurteilung der Stellung des Königs zur deutschen Poesie aber von Gottsched selbst hat — halb wohl aus Eitelkeit, halb aber anch. wie wir Die erste der vier Unterredungen fand Dienstag den 23. November*) Bei Creizenach S. 314 irrtümlich Oktober,
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0526" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/197260"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_1668" prev="#ID_1667"> für die Beurteilung der Stellung des Königs zur deutschen Poesie aber von<lb/> weit größerer Wichtigkeit, als das Gespräch mit Gellert.</p><lb/> <p xml:id="ID_1669"> Gottsched selbst hat — halb wohl aus Eitelkeit, halb aber anch. wie wir<lb/> sehen werden, notgedrungen — in der von ihm herausgegebenen Monatsschrift<lb/> „Das Neueste aus der anmutigen Gelehrsamkeit" im Febrnarhefte des Jahres<lb/> 1758 über drei Unterredungen, die er mit Friedrich dem Großen im Jahre<lb/> 1757 gehabt hat, Mitteilung gemacht. Er hatte aber auch schon vorher, ganz<lb/> wie Gellert, diese Begegnungen und was dabei verhandelt worden war, aus¬<lb/> führlich in Privatbriefen erzählt, und von diesen Briefen ist einer, der an einen<lb/> Freund in Königsberg, den Professor Flottwell, gerichtet ist (22. Oktober und<lb/> 1. November 1757), nach einer Abschrift, die sich auf der Stadtbibliothek in<lb/> Elbing befindet, schon 1859 in den „Neuen preußischen Provinzialblättern" ver¬<lb/> öffentlicht worden. Die Kenntnis dieser Dokumente ist aber, wie gesagt, auf<lb/> die engsten Kreise der Fachwissenschaft beschränkt geblieben; ja es ist die Frage,<lb/> ob diese sie gekannt haben. Neuerdings ist nun kurz hinter einander von zwei<lb/> Seiten wieder die Aufmerksamkeit auf sie gelenkt worden. Den Brief an Flott'<lb/> well hat vorm Jahre G. Krause in einer inhaltreichen kleinen Schrift, auf die<lb/> wir bei dieser Gelegenheit nachdrücklich hinweisen möchten: „Friedrich der Große<lb/> und die deutsche Poesie" (Halle, Waisenhaus, 1884) nach der erwähnten<lb/> Abschrift in Elbing wieder abdrucken lassen, und in dem neuesten Hefte der<lb/> „Berichte der königl. Sachs. Akademie der Wissenschaften in Leipzig" (Philologisch-<lb/> historische Klasse 1885, III) hat W. Creizenach einen französisch geschriebenen<lb/> Brief Gottscheds an F. Melchior Grimm in Paris, der dieselben Vorgänge be¬<lb/> handelt wie der an Flottwell, außerdem aber von einer bisher unbekannten<lb/> Begegnung Gottscheds mit dem Könige erzählt, die bereits 1756 stattgefunden<lb/> hat, ebenfalls nach einer, und zwar in Paris, erhaltenen Abschrift zum ersten¬<lb/> male veröffentlicht. Wir hoffen den Lesern dieser Blätter einen Dienst zu er¬<lb/> weisen, wenn wir mit Hilfe aller der genannten Quellen versuchen, eine möglichst<lb/> getreue Darstellung jener Vorgänge zu geben. Über die Wichtigkeit der mitzu¬<lb/> teilenden Schriftstücke ist kein Wort zu verlieren; sie mögen für sich selber sprechen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1670" next="#ID_1671"> Die erste der vier Unterredungen fand Dienstag den 23. November*)<lb/> 1756 statt. Der König kam abends sieben Uhr von Dresden, wo er seit der<lb/> Kapitulation der sächsischen Armee bei Pirna (Oktober 1756) sein Haupt¬<lb/> quartier hatte, in Leipzig an und stieg auf der Petersstraße im Hause des<lb/> Kammerrath Hohmcmn (jetzt Petersstraße Ur. 15) ab. Gottsched, der in diesem<lb/> Jahre Rektor der Universität war, hatte sich mit drei andern Professoren ein¬<lb/> gefunden, um den König bei seiner Ankunft zu begrüßen. Abgeordnete des<lb/> Rates und zahlreiche Offiziere schlössen sich der Deputation der Universität an.<lb/> „Aber — berichtet Gottsched an Grimm — der König wartete meine Begrüßung</p><lb/> <note xml:id="FID_38" place="foot"> Bei Creizenach S. 314 irrtümlich Oktober,</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0526]
für die Beurteilung der Stellung des Königs zur deutschen Poesie aber von
weit größerer Wichtigkeit, als das Gespräch mit Gellert.
Gottsched selbst hat — halb wohl aus Eitelkeit, halb aber anch. wie wir
sehen werden, notgedrungen — in der von ihm herausgegebenen Monatsschrift
„Das Neueste aus der anmutigen Gelehrsamkeit" im Febrnarhefte des Jahres
1758 über drei Unterredungen, die er mit Friedrich dem Großen im Jahre
1757 gehabt hat, Mitteilung gemacht. Er hatte aber auch schon vorher, ganz
wie Gellert, diese Begegnungen und was dabei verhandelt worden war, aus¬
führlich in Privatbriefen erzählt, und von diesen Briefen ist einer, der an einen
Freund in Königsberg, den Professor Flottwell, gerichtet ist (22. Oktober und
1. November 1757), nach einer Abschrift, die sich auf der Stadtbibliothek in
Elbing befindet, schon 1859 in den „Neuen preußischen Provinzialblättern" ver¬
öffentlicht worden. Die Kenntnis dieser Dokumente ist aber, wie gesagt, auf
die engsten Kreise der Fachwissenschaft beschränkt geblieben; ja es ist die Frage,
ob diese sie gekannt haben. Neuerdings ist nun kurz hinter einander von zwei
Seiten wieder die Aufmerksamkeit auf sie gelenkt worden. Den Brief an Flott'
well hat vorm Jahre G. Krause in einer inhaltreichen kleinen Schrift, auf die
wir bei dieser Gelegenheit nachdrücklich hinweisen möchten: „Friedrich der Große
und die deutsche Poesie" (Halle, Waisenhaus, 1884) nach der erwähnten
Abschrift in Elbing wieder abdrucken lassen, und in dem neuesten Hefte der
„Berichte der königl. Sachs. Akademie der Wissenschaften in Leipzig" (Philologisch-
historische Klasse 1885, III) hat W. Creizenach einen französisch geschriebenen
Brief Gottscheds an F. Melchior Grimm in Paris, der dieselben Vorgänge be¬
handelt wie der an Flottwell, außerdem aber von einer bisher unbekannten
Begegnung Gottscheds mit dem Könige erzählt, die bereits 1756 stattgefunden
hat, ebenfalls nach einer, und zwar in Paris, erhaltenen Abschrift zum ersten¬
male veröffentlicht. Wir hoffen den Lesern dieser Blätter einen Dienst zu er¬
weisen, wenn wir mit Hilfe aller der genannten Quellen versuchen, eine möglichst
getreue Darstellung jener Vorgänge zu geben. Über die Wichtigkeit der mitzu¬
teilenden Schriftstücke ist kein Wort zu verlieren; sie mögen für sich selber sprechen.
Die erste der vier Unterredungen fand Dienstag den 23. November*)
1756 statt. Der König kam abends sieben Uhr von Dresden, wo er seit der
Kapitulation der sächsischen Armee bei Pirna (Oktober 1756) sein Haupt¬
quartier hatte, in Leipzig an und stieg auf der Petersstraße im Hause des
Kammerrath Hohmcmn (jetzt Petersstraße Ur. 15) ab. Gottsched, der in diesem
Jahre Rektor der Universität war, hatte sich mit drei andern Professoren ein¬
gefunden, um den König bei seiner Ankunft zu begrüßen. Abgeordnete des
Rates und zahlreiche Offiziere schlössen sich der Deputation der Universität an.
„Aber — berichtet Gottsched an Grimm — der König wartete meine Begrüßung
Bei Creizenach S. 314 irrtümlich Oktober,
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