Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Viertes Quartal.Das Malerische in der Plastik. jedoch bezüglich der perspektivischen Forderungen, die sich aus der malerischen Hauck hält diese Forderungen, indem er den "strengen Reliefstil" prinzipiell Sollte vielleicht bei dem Stile der Ghibertischen Werke etwas ähnliches der Nach Haucks Überzeugung ist das Problem der Nelieststik, wenn man ihm Die Andeutungen, welche die Hciucksche Abhandlung in Bezug auf die Be¬ Die wenigen Bemerkungen, die wir folgen lassen, sind ganz empi¬ Das Malerische in der Plastik. jedoch bezüglich der perspektivischen Forderungen, die sich aus der malerischen Hauck hält diese Forderungen, indem er den „strengen Reliefstil" prinzipiell Sollte vielleicht bei dem Stile der Ghibertischen Werke etwas ähnliches der Nach Haucks Überzeugung ist das Problem der Nelieststik, wenn man ihm Die Andeutungen, welche die Hciucksche Abhandlung in Bezug auf die Be¬ Die wenigen Bemerkungen, die wir folgen lassen, sind ganz empi¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0496" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/197230"/> <fw type="header" place="top"> Das Malerische in der Plastik.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1582" prev="#ID_1581"> jedoch bezüglich der perspektivischen Forderungen, die sich aus der malerischen<lb/> Gesamtanlage einer Relieflompvsition, aus der perspektivischen Formirung der<lb/> Szenerie für die Figurendarstclluug ergeben würden.</p><lb/> <p xml:id="ID_1583"> Hauck hält diese Forderungen, indem er den „strengen Reliefstil" prinzipiell<lb/> als den einzig richtigen hinstellt, mit der Natur des Reliefs nicht für vereinbar.<lb/> Zugleich aber erklärt er mit Bestimmtheit — und hier kommen wir auf den schon<lb/> oben bezeichneten Hauptpunkt seiner Behandlung —, daß das Gesetz jenes Stiles,<lb/> also das Gesetz des Reliefs überhaupt, auf dem Wege der mathematischen Wissen¬<lb/> schaft noch nicht entdeckt sei; die Meinung, dasselbe sei in jener Theorie der<lb/> Reliefperspektive gefunden worden, sei eine Täuschung, die man rückhaltlos ein-<lb/> gestehen müsse; in jenem ältern griechischen Reliefstil, auf welchen in neuerer<lb/> Zeit Thorwaldsen zurückging, habe das Auge des Künstlers ein Problem gelöst,<lb/> das der Mathematiker bis jetzt sich vergeblich bemüht habe in Formeln zu fassen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1584"> Sollte vielleicht bei dem Stile der Ghibertischen Werke etwas ähnliches der<lb/> Fall sein? Sollte die malerische Art ihrer Behandlung, die mit jener Theorie<lb/> der Reliefperspekiive gleichfalls nicht in Einklang steht, nicht auch ihre Berech¬<lb/> tigung haben?</p><lb/> <p xml:id="ID_1585"> Nach Haucks Überzeugung ist das Problem der Nelieststik, wenn man ihm<lb/> wissenschaftlich beikommen will, zunächst von einem neuen Gesichtspunkte anzu¬<lb/> fassen, nicht von dem geometrischen der Theorie der „linearen Verwandtschaften,"<lb/> sondern von dem der Beleuchtungslchre, schou deshalb, weil die charakteristischen<lb/> Wölbungen runder Körper dem Auge überhaupt nicht direkt in ihrer abstrakten<lb/> geometrischen Form, sondern erst durch Vermittlung der Licht- und Schatten¬<lb/> wirkung zur Wahrnehmung gelangen. Damit wird in ein wichtiges Gebiet der<lb/> physikalischen Wissenschaft und, wie Hauck bemerkt, auf neue, noch ungelöste<lb/> Probleme hinausgewiesen; die Vorbedingung für eine wissenschaftliche Lösung<lb/> des Problems der Reliefistik sei, daß die Beleuchtungslchre neu in Angriff ge¬<lb/> nommen werde.</p><lb/> <p xml:id="ID_1586"> Die Andeutungen, welche die Hciucksche Abhandlung in Bezug auf die Be¬<lb/> rechnung der Lichtwirkungen im Reliefbilde giebt, sind ohne Zweifel von ein¬<lb/> greifender Wichtigkeit, obschon die vollständige Lösung des fraglichen Problems<lb/> auf dem Wege, den sie zeigen, nach Haucks eigner Ansicht nicht zu erwarten<lb/> sein wird. Weiter unten bemerkt Hauck ausdrücklich, daß mau die in der ge¬<lb/> schichtlichen Entwicklung der Reliefkuust gegebenen Thatsachen auf ihr Verhältnis<lb/> zu den physikalischen Gesetzen der Beleuchtungslehre zu dem Zwecke werde zu<lb/> Prüfen haben, um schließlich aus solchen vergleichenden Beobachtungen den Punkt<lb/> zu ermitteln, wo die Spekulation den Hebel ansetzen müsse, um zur Formulirung<lb/> des mathematischen Gesetzes zu gelangen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1587"> Die wenigen Bemerkungen, die wir folgen lassen, sind ganz empi¬<lb/> rischen Charakters, sie ergeben sich aus einfachen Beobachtungen am Thatsäch¬<lb/> lichen.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0496]
Das Malerische in der Plastik.
jedoch bezüglich der perspektivischen Forderungen, die sich aus der malerischen
Gesamtanlage einer Relieflompvsition, aus der perspektivischen Formirung der
Szenerie für die Figurendarstclluug ergeben würden.
Hauck hält diese Forderungen, indem er den „strengen Reliefstil" prinzipiell
als den einzig richtigen hinstellt, mit der Natur des Reliefs nicht für vereinbar.
Zugleich aber erklärt er mit Bestimmtheit — und hier kommen wir auf den schon
oben bezeichneten Hauptpunkt seiner Behandlung —, daß das Gesetz jenes Stiles,
also das Gesetz des Reliefs überhaupt, auf dem Wege der mathematischen Wissen¬
schaft noch nicht entdeckt sei; die Meinung, dasselbe sei in jener Theorie der
Reliefperspektive gefunden worden, sei eine Täuschung, die man rückhaltlos ein-
gestehen müsse; in jenem ältern griechischen Reliefstil, auf welchen in neuerer
Zeit Thorwaldsen zurückging, habe das Auge des Künstlers ein Problem gelöst,
das der Mathematiker bis jetzt sich vergeblich bemüht habe in Formeln zu fassen.
Sollte vielleicht bei dem Stile der Ghibertischen Werke etwas ähnliches der
Fall sein? Sollte die malerische Art ihrer Behandlung, die mit jener Theorie
der Reliefperspekiive gleichfalls nicht in Einklang steht, nicht auch ihre Berech¬
tigung haben?
Nach Haucks Überzeugung ist das Problem der Nelieststik, wenn man ihm
wissenschaftlich beikommen will, zunächst von einem neuen Gesichtspunkte anzu¬
fassen, nicht von dem geometrischen der Theorie der „linearen Verwandtschaften,"
sondern von dem der Beleuchtungslchre, schou deshalb, weil die charakteristischen
Wölbungen runder Körper dem Auge überhaupt nicht direkt in ihrer abstrakten
geometrischen Form, sondern erst durch Vermittlung der Licht- und Schatten¬
wirkung zur Wahrnehmung gelangen. Damit wird in ein wichtiges Gebiet der
physikalischen Wissenschaft und, wie Hauck bemerkt, auf neue, noch ungelöste
Probleme hinausgewiesen; die Vorbedingung für eine wissenschaftliche Lösung
des Problems der Reliefistik sei, daß die Beleuchtungslchre neu in Angriff ge¬
nommen werde.
Die Andeutungen, welche die Hciucksche Abhandlung in Bezug auf die Be¬
rechnung der Lichtwirkungen im Reliefbilde giebt, sind ohne Zweifel von ein¬
greifender Wichtigkeit, obschon die vollständige Lösung des fraglichen Problems
auf dem Wege, den sie zeigen, nach Haucks eigner Ansicht nicht zu erwarten
sein wird. Weiter unten bemerkt Hauck ausdrücklich, daß mau die in der ge¬
schichtlichen Entwicklung der Reliefkuust gegebenen Thatsachen auf ihr Verhältnis
zu den physikalischen Gesetzen der Beleuchtungslehre zu dem Zwecke werde zu
Prüfen haben, um schließlich aus solchen vergleichenden Beobachtungen den Punkt
zu ermitteln, wo die Spekulation den Hebel ansetzen müsse, um zur Formulirung
des mathematischen Gesetzes zu gelangen.
Die wenigen Bemerkungen, die wir folgen lassen, sind ganz empi¬
rischen Charakters, sie ergeben sich aus einfachen Beobachtungen am Thatsäch¬
lichen.
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