Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Viertes Quartal.Staat haben wir, aber wo bleibt das Drama? Wir wisse" wohl, daß es auch T>as Malerische in der Plastik. von Hermann Lücke. (Schluß.) on jener ältern Reliefbehandlung, bei welcher der tektonische Relief- Staat haben wir, aber wo bleibt das Drama? Wir wisse» wohl, daß es auch T>as Malerische in der Plastik. von Hermann Lücke. (Schluß.) on jener ältern Reliefbehandlung, bei welcher der tektonische Relief- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0493" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/197227"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_1574" prev="#ID_1573"> Staat haben wir, aber wo bleibt das Drama? Wir wisse» wohl, daß es auch<lb/> hier heißt: Gut Ding will Weile haben. Außerdem mag auch zunächst noch<lb/> viel wichtigeres zu thun sein. Aber wenn wir nun schon Geduld haben und<lb/> warten wollen, bis der Boden bereitet ist, auf dem das nationale Schauspiel<lb/> mit Macht hervorwachsen wird, so müssen wir doch wie überhaupt an den<lb/> Dichter so an den dramatischen, dessen Werke in der angegebenen Richtung liegen,<lb/> die größten Anforderungen stellen. Auf allen den weiten Gebieten unsers<lb/> öffentlichen Lebens herrscht ernste, angestrengte Arbeit, den jungen Staat zu<lb/> festigen und ihn gegen alle innern und äußern Gefahren wehrhaft zu machen.<lb/> Es ist ein schönes Wort: „Es soll der Sänger mit dem König gehen," aber es<lb/> hat noch eine andre, tiefere Bedeutung, als man gewöhnlich damit verbindet.<lb/> Der König und der Dichter, beide stehen auf der Hochwarte des Vaterlandes.<lb/> Der letztere schwingt vor allen die Waffen des Geistes. Will er ein stumpfes<lb/> Schwert tragen in die Schlacht, die um die Errettung seines Volkes geschlagen<lb/> wird?</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> T>as Malerische in der Plastik.<lb/><note type="byline"> von Hermann Lücke.</note> (Schluß.)</head><lb/> <p xml:id="ID_1575" next="#ID_1576"> on jener ältern Reliefbehandlung, bei welcher der tektonische Relief-<lb/> grnnd mit seinem Flächencharakter gewissermaßen als ein idealer<lb/> Raum für die Figuren erschien, war man, wie wir sahen, in der<lb/> Weiterentwicklung der malerischen Richtung des Reliefs während<lb/> der hellenistischen Zeit zur Bezeichnung eines bestimmten land¬<lb/> schaftlichen oder architektonischen Lokals, zur Darstellung realer Hintergründe<lb/> übergegangen. Ein interessantes Mittelglied zwischen dieser spätern und jener<lb/> frühern Behandlung bildet eine Gruppe von Reliefs, in denen bereits ein land¬<lb/> schaftlicher oder architektonischer Hintergrund dargestellt, für die Figuren aber<lb/> in der Mitte desselben ein freier Raum, eine neutrale Fläche ausgespart ist,<lb/> von welcher sie sich, wie in den Reliefs des ältern Stils, in freien Umrissen<lb/> abheben. In der Reihe der kleinern Reliefs des pergamenischen Altarbaues<lb/> finden sich derart konventionell behandelte Darstellungen ueben andern, in denen<lb/> man schon gewagt hat, die Figuren unmittelbar vor den mehr oder weniger<lb/> realistisch behandelten Hintergrund zu stellen. Aber so entschieden die malerische</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0493]
Staat haben wir, aber wo bleibt das Drama? Wir wisse» wohl, daß es auch
hier heißt: Gut Ding will Weile haben. Außerdem mag auch zunächst noch
viel wichtigeres zu thun sein. Aber wenn wir nun schon Geduld haben und
warten wollen, bis der Boden bereitet ist, auf dem das nationale Schauspiel
mit Macht hervorwachsen wird, so müssen wir doch wie überhaupt an den
Dichter so an den dramatischen, dessen Werke in der angegebenen Richtung liegen,
die größten Anforderungen stellen. Auf allen den weiten Gebieten unsers
öffentlichen Lebens herrscht ernste, angestrengte Arbeit, den jungen Staat zu
festigen und ihn gegen alle innern und äußern Gefahren wehrhaft zu machen.
Es ist ein schönes Wort: „Es soll der Sänger mit dem König gehen," aber es
hat noch eine andre, tiefere Bedeutung, als man gewöhnlich damit verbindet.
Der König und der Dichter, beide stehen auf der Hochwarte des Vaterlandes.
Der letztere schwingt vor allen die Waffen des Geistes. Will er ein stumpfes
Schwert tragen in die Schlacht, die um die Errettung seines Volkes geschlagen
wird?
T>as Malerische in der Plastik.
von Hermann Lücke. (Schluß.)
on jener ältern Reliefbehandlung, bei welcher der tektonische Relief-
grnnd mit seinem Flächencharakter gewissermaßen als ein idealer
Raum für die Figuren erschien, war man, wie wir sahen, in der
Weiterentwicklung der malerischen Richtung des Reliefs während
der hellenistischen Zeit zur Bezeichnung eines bestimmten land¬
schaftlichen oder architektonischen Lokals, zur Darstellung realer Hintergründe
übergegangen. Ein interessantes Mittelglied zwischen dieser spätern und jener
frühern Behandlung bildet eine Gruppe von Reliefs, in denen bereits ein land¬
schaftlicher oder architektonischer Hintergrund dargestellt, für die Figuren aber
in der Mitte desselben ein freier Raum, eine neutrale Fläche ausgespart ist,
von welcher sie sich, wie in den Reliefs des ältern Stils, in freien Umrissen
abheben. In der Reihe der kleinern Reliefs des pergamenischen Altarbaues
finden sich derart konventionell behandelte Darstellungen ueben andern, in denen
man schon gewagt hat, die Figuren unmittelbar vor den mehr oder weniger
realistisch behandelten Hintergrund zu stellen. Aber so entschieden die malerische
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