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Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Viertes Quartal.

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Notizen.

und Diktator als der Persönliche Gegner des Reichskanzlers nur zu bekannt und
in deutsch-nationalen Versammlungen oft und tausendstimmig mit Pcreats bedacht
worden. Allein zur Politischen Ehrenrettung der Berliner hätte ich doch mancherlei
anführen können. Haben sie doch in den Ruf: "Fort mit Bismarck!" keineswegs
eingestimmt, auch bestreikn sie nicht mehr die Verdienste Bismarcks in auswärtigen
Angelegenheiten, vielmehr überlassen sie sorglos und vertrauensvoll in allen euro¬
päischen Fragen und Wirren die Entscheidung ihm, der unzweifelhaft einigemale
richtiger urteilte und plante als die Berliner selbst, welche sonst bekanntlich alles
besser wissen. Gewiß, die Berliner wählen noch immer cmtibismarckisch, sie wählen
nach den Anweisungen des Herrn Engen Richter, ja sie wählen diesen Mann selbst,
obwohl sie sich sagen, daß er lediglich von dem Skandal mit Bismarck lebt. Allein
sie meinen es nicht so schlimm. Wissen Sie doch recht gut, daß das schöne Be¬
wußtsein, "unentwegt" die Fahne der Freiheit der Fortschrittspartei hochzuhalten,
der Gesamtheit, dem Reiche nicht schadet, weil die Mehrheit der Bevölkerung zu
Bismarck und seinem Regimente steht und so die Opposition unschädlich macht.

So etwa hätte ich dem Obergespan von Temcsvar auf seine Frage nach dem
Antibismarcktume der Berliner antworten sollen. Allein da hohe Herren minder
breite Auskunft zu erwarten pflegen, so versicherte ich ihm kurz und gut, daß im
Grunde genommen die große Mehrheit der Berliner Bevölkerung zu den Anhängern
und Bewunderern des deutschen Reichskanzlers gehöre, und daß es nur dem her¬
gebrachten Ansehen und der agitatorischen Geschicklichkeit einiger Bezirksredner mit
Hilfe wohlbekannter Schlngwörtcr gelungen sei, jene eigentliche Stellung des sonst
vernünftigen Berlinertums zu verdunkeln und zu terrorisiren.

Wie dem auch sei, politisch befindet sich Berlin im Verfalle und zwar nach
doppelter Richtung hin, einmal die Fortschrittspartei an und für sich und sodann
die Hauptstadt Berlin selbst. Von dem Phantom des Manchcstertums herum¬
geführt, gleicht die Berliner Fortschrittspartei dem Goethischen "Kerl," der auf
dürrer Heide spekulirt, "und ringsumher liegt schöne, grüne Weide." Der Staat
soll nun einmal ein Nachtwächter sein und bleiben. Dabei sinkt die Fortschritts¬
partei selbst auf die Stufe herab, auf welche sie den Staat niederdrücken wollte,
und mit ihr Berlin, so lange es dem Ideale nachjagt, die Hauptstadt eines Nacht¬
wächterstaates zu werden. Berlins politischer Einfluß auf Land und Reich war
niemals demjenigen von Paris oder London zu vergleichen. Jetzt aber ist er ge¬
ringer als je, was jeder bezeugen wird, welcher in der Provinz oder im Auslande
öfter verkehrt. Von Politischen Organen findet man außerhalb Berlins in nennens¬
werter Verbreitung nur noch die "norddeutsche Allgemeine Zeitung" als Organ
des Reichskanzlers und das "Berliner Tageblatt" als charakteristisches Erzeugnis
des modernen Berlins, wie es geworden ist, seitdem Bank-, Geld-, Börsen- und
andrer Schwindel dort aufgekommen ist und das gute, alte Berlin überwuchert hat.

Deal ungleich bedauerlicher als der Politische ist der soziale Verfall der deutschen
Reichshauptstadt. Das, was den Berliner emporgebracht hat, Rührigkeit, Findigkeit,
Betriebsamkeit, verstärkt durch starken Neuerungsdrang und wetteifernden Nach-
ahmungstrieb, treibt ihn nun dem Verfalle entgegen, indem es ebenso rasch das
Gute wie das Schlechte annehmen und ausüben läßt. Als ob alle Berliner ihren
Bastiat studirt hätten, so streben sie nach dem Ideal dieses Volkswirtes, nach mög¬
lichster Vermehrung der Produktion wie der Konsumtion. In unerhörtem Grade
sind zu Berlin Produktion und Konsumtion gestiegen. Ueberall herrscht unsichtbar,
doch unbezwingbar als oberster Abgott der moderne Industrialismus in gutem wie
in schlechtem Sinne. Die Sucht nach Erwerb drängt alles zurück, ausgenommen


Notizen.

und Diktator als der Persönliche Gegner des Reichskanzlers nur zu bekannt und
in deutsch-nationalen Versammlungen oft und tausendstimmig mit Pcreats bedacht
worden. Allein zur Politischen Ehrenrettung der Berliner hätte ich doch mancherlei
anführen können. Haben sie doch in den Ruf: „Fort mit Bismarck!" keineswegs
eingestimmt, auch bestreikn sie nicht mehr die Verdienste Bismarcks in auswärtigen
Angelegenheiten, vielmehr überlassen sie sorglos und vertrauensvoll in allen euro¬
päischen Fragen und Wirren die Entscheidung ihm, der unzweifelhaft einigemale
richtiger urteilte und plante als die Berliner selbst, welche sonst bekanntlich alles
besser wissen. Gewiß, die Berliner wählen noch immer cmtibismarckisch, sie wählen
nach den Anweisungen des Herrn Engen Richter, ja sie wählen diesen Mann selbst,
obwohl sie sich sagen, daß er lediglich von dem Skandal mit Bismarck lebt. Allein
sie meinen es nicht so schlimm. Wissen Sie doch recht gut, daß das schöne Be¬
wußtsein, „unentwegt" die Fahne der Freiheit der Fortschrittspartei hochzuhalten,
der Gesamtheit, dem Reiche nicht schadet, weil die Mehrheit der Bevölkerung zu
Bismarck und seinem Regimente steht und so die Opposition unschädlich macht.

So etwa hätte ich dem Obergespan von Temcsvar auf seine Frage nach dem
Antibismarcktume der Berliner antworten sollen. Allein da hohe Herren minder
breite Auskunft zu erwarten pflegen, so versicherte ich ihm kurz und gut, daß im
Grunde genommen die große Mehrheit der Berliner Bevölkerung zu den Anhängern
und Bewunderern des deutschen Reichskanzlers gehöre, und daß es nur dem her¬
gebrachten Ansehen und der agitatorischen Geschicklichkeit einiger Bezirksredner mit
Hilfe wohlbekannter Schlngwörtcr gelungen sei, jene eigentliche Stellung des sonst
vernünftigen Berlinertums zu verdunkeln und zu terrorisiren.

Wie dem auch sei, politisch befindet sich Berlin im Verfalle und zwar nach
doppelter Richtung hin, einmal die Fortschrittspartei an und für sich und sodann
die Hauptstadt Berlin selbst. Von dem Phantom des Manchcstertums herum¬
geführt, gleicht die Berliner Fortschrittspartei dem Goethischen „Kerl," der auf
dürrer Heide spekulirt, „und ringsumher liegt schöne, grüne Weide." Der Staat
soll nun einmal ein Nachtwächter sein und bleiben. Dabei sinkt die Fortschritts¬
partei selbst auf die Stufe herab, auf welche sie den Staat niederdrücken wollte,
und mit ihr Berlin, so lange es dem Ideale nachjagt, die Hauptstadt eines Nacht¬
wächterstaates zu werden. Berlins politischer Einfluß auf Land und Reich war
niemals demjenigen von Paris oder London zu vergleichen. Jetzt aber ist er ge¬
ringer als je, was jeder bezeugen wird, welcher in der Provinz oder im Auslande
öfter verkehrt. Von Politischen Organen findet man außerhalb Berlins in nennens¬
werter Verbreitung nur noch die „norddeutsche Allgemeine Zeitung" als Organ
des Reichskanzlers und das „Berliner Tageblatt" als charakteristisches Erzeugnis
des modernen Berlins, wie es geworden ist, seitdem Bank-, Geld-, Börsen- und
andrer Schwindel dort aufgekommen ist und das gute, alte Berlin überwuchert hat.

Deal ungleich bedauerlicher als der Politische ist der soziale Verfall der deutschen
Reichshauptstadt. Das, was den Berliner emporgebracht hat, Rührigkeit, Findigkeit,
Betriebsamkeit, verstärkt durch starken Neuerungsdrang und wetteifernden Nach-
ahmungstrieb, treibt ihn nun dem Verfalle entgegen, indem es ebenso rasch das
Gute wie das Schlechte annehmen und ausüben läßt. Als ob alle Berliner ihren
Bastiat studirt hätten, so streben sie nach dem Ideal dieses Volkswirtes, nach mög¬
lichster Vermehrung der Produktion wie der Konsumtion. In unerhörtem Grade
sind zu Berlin Produktion und Konsumtion gestiegen. Ueberall herrscht unsichtbar,
doch unbezwingbar als oberster Abgott der moderne Industrialismus in gutem wie
in schlechtem Sinne. Die Sucht nach Erwerb drängt alles zurück, ausgenommen


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[0408] Notizen. und Diktator als der Persönliche Gegner des Reichskanzlers nur zu bekannt und in deutsch-nationalen Versammlungen oft und tausendstimmig mit Pcreats bedacht worden. Allein zur Politischen Ehrenrettung der Berliner hätte ich doch mancherlei anführen können. Haben sie doch in den Ruf: „Fort mit Bismarck!" keineswegs eingestimmt, auch bestreikn sie nicht mehr die Verdienste Bismarcks in auswärtigen Angelegenheiten, vielmehr überlassen sie sorglos und vertrauensvoll in allen euro¬ päischen Fragen und Wirren die Entscheidung ihm, der unzweifelhaft einigemale richtiger urteilte und plante als die Berliner selbst, welche sonst bekanntlich alles besser wissen. Gewiß, die Berliner wählen noch immer cmtibismarckisch, sie wählen nach den Anweisungen des Herrn Engen Richter, ja sie wählen diesen Mann selbst, obwohl sie sich sagen, daß er lediglich von dem Skandal mit Bismarck lebt. Allein sie meinen es nicht so schlimm. Wissen Sie doch recht gut, daß das schöne Be¬ wußtsein, „unentwegt" die Fahne der Freiheit der Fortschrittspartei hochzuhalten, der Gesamtheit, dem Reiche nicht schadet, weil die Mehrheit der Bevölkerung zu Bismarck und seinem Regimente steht und so die Opposition unschädlich macht. So etwa hätte ich dem Obergespan von Temcsvar auf seine Frage nach dem Antibismarcktume der Berliner antworten sollen. Allein da hohe Herren minder breite Auskunft zu erwarten pflegen, so versicherte ich ihm kurz und gut, daß im Grunde genommen die große Mehrheit der Berliner Bevölkerung zu den Anhängern und Bewunderern des deutschen Reichskanzlers gehöre, und daß es nur dem her¬ gebrachten Ansehen und der agitatorischen Geschicklichkeit einiger Bezirksredner mit Hilfe wohlbekannter Schlngwörtcr gelungen sei, jene eigentliche Stellung des sonst vernünftigen Berlinertums zu verdunkeln und zu terrorisiren. Wie dem auch sei, politisch befindet sich Berlin im Verfalle und zwar nach doppelter Richtung hin, einmal die Fortschrittspartei an und für sich und sodann die Hauptstadt Berlin selbst. Von dem Phantom des Manchcstertums herum¬ geführt, gleicht die Berliner Fortschrittspartei dem Goethischen „Kerl," der auf dürrer Heide spekulirt, „und ringsumher liegt schöne, grüne Weide." Der Staat soll nun einmal ein Nachtwächter sein und bleiben. Dabei sinkt die Fortschritts¬ partei selbst auf die Stufe herab, auf welche sie den Staat niederdrücken wollte, und mit ihr Berlin, so lange es dem Ideale nachjagt, die Hauptstadt eines Nacht¬ wächterstaates zu werden. Berlins politischer Einfluß auf Land und Reich war niemals demjenigen von Paris oder London zu vergleichen. Jetzt aber ist er ge¬ ringer als je, was jeder bezeugen wird, welcher in der Provinz oder im Auslande öfter verkehrt. Von Politischen Organen findet man außerhalb Berlins in nennens¬ werter Verbreitung nur noch die „norddeutsche Allgemeine Zeitung" als Organ des Reichskanzlers und das „Berliner Tageblatt" als charakteristisches Erzeugnis des modernen Berlins, wie es geworden ist, seitdem Bank-, Geld-, Börsen- und andrer Schwindel dort aufgekommen ist und das gute, alte Berlin überwuchert hat. Deal ungleich bedauerlicher als der Politische ist der soziale Verfall der deutschen Reichshauptstadt. Das, was den Berliner emporgebracht hat, Rührigkeit, Findigkeit, Betriebsamkeit, verstärkt durch starken Neuerungsdrang und wetteifernden Nach- ahmungstrieb, treibt ihn nun dem Verfalle entgegen, indem es ebenso rasch das Gute wie das Schlechte annehmen und ausüben läßt. Als ob alle Berliner ihren Bastiat studirt hätten, so streben sie nach dem Ideal dieses Volkswirtes, nach mög¬ lichster Vermehrung der Produktion wie der Konsumtion. In unerhörtem Grade sind zu Berlin Produktion und Konsumtion gestiegen. Ueberall herrscht unsichtbar, doch unbezwingbar als oberster Abgott der moderne Industrialismus in gutem wie in schlechtem Sinne. Die Sucht nach Erwerb drängt alles zurück, ausgenommen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_196733/408>, abgerufen am 24.01.2025.