Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Viertes Quartal.Notizen. der Maske der Zitate an Vroni richtete, bis er zuletzt auch nicht anstand, sie Notizen. Die Nationalliberalen in Hannover. Unter den Abgeordneten, welche Auf der andern Seite wird es deshalb umso begreiflicher sein, daß sich endlich Freilich ist er ja immer vorhanden gewesen, aber unter dem viclverschrieenen Und doch ist dies mit ein paar Worten erklärt. Die nicht sehr mitteilsame Notizen. der Maske der Zitate an Vroni richtete, bis er zuletzt auch nicht anstand, sie Notizen. Die Nationalliberalen in Hannover. Unter den Abgeordneten, welche Auf der andern Seite wird es deshalb umso begreiflicher sein, daß sich endlich Freilich ist er ja immer vorhanden gewesen, aber unter dem viclverschrieenen Und doch ist dies mit ein paar Worten erklärt. Die nicht sehr mitteilsame <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0405" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/197139"/> <fw type="header" place="top"> Notizen.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1309" prev="#ID_1308"> der Maske der Zitate an Vroni richtete, bis er zuletzt auch nicht anstand, sie<lb/> im prosaischen Gespräche mit Du anzureden und so zu behandeln, als ob sie<lb/> bereits seiner Truppe angehörte und er als Direktor sich gewisse Freiheiten<lb/> gestatten dürfte. Vroni aber ließ sich nicht nur alles gefallen, sondern ging<lb/> auf die übermütigsten Launen ein, parodirte und rezitirte mit den übrigen<lb/> Künstlern um die Wette und gab dadurch nur immer mehr Stoff zu der bereits<lb/> vorhandnen Ungezwungenheit. Haralds Stimmung wurde immer düsterer, und<lb/> er würde längst die Gesellschaft verlassen haben, wenn er es nicht für seine<lb/> Pflicht gehalten hätte, über Vroni zu wachen, und wenn ihn nicht die Eifersucht<lb/> gegen Lenormcmt geplagt hätte. Es war schon früher Morgen, als sich endlich<lb/> das dramatische Bacchanal trennte. (Fortsetzung folgt.)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Notizen.</head><lb/> <p xml:id="ID_1310"> Die Nationalliberalen in Hannover. Unter den Abgeordneten, welche<lb/> die Provinz Hannover in den diesmaligen preußischen Landtag sendet, sind acht-<lb/> undzwanzig Nationalliberale, drei Freikonservative, drei Welsen und zwei Ultra¬<lb/> montane. Hannover hat also überwiegend liberal gewählt. Dies muß jedem, der<lb/> hannoversche Zustände wirklich kennt, höchst auffällig erscheinen, auch wenn er dabei<lb/> die wunderbare» Verschiebungen der Volksansichten durch die Dreiklassenwahl und<lb/> die dieser so oft eigentümliche mangelhafte Beteiligung der UrWähler in Rücksicht<lb/> nimmt; höchst auffällig dem vor allem, der beachtet, daß 75 Prozent aller Haus¬<lb/> haltungen Hannovers landwirtschaftliche sind, da die Provinz im wesentlichen, ab¬<lb/> gesehen von einzelnen Orten mit bedeutender Industrie, Ackerbau treibt. Der<lb/> landwirtschaftliche Grundbesitz ist aber konservativ in und an sich.</p><lb/> <p xml:id="ID_1311"> Auf der andern Seite wird es deshalb umso begreiflicher sein, daß sich endlich<lb/> an vielen Orten eine konservative Unterströmung, freilich noch fast verdeckt von den<lb/> hochgehenden nationalliberalen Wogen, bemerken läßt, die hoffentlich immer ent-<lb/> schiedner die Oberhand gewinnen und damit den Pnrteitcrrorismus der National-<lb/> liberalen durchbrechen und hinwegschwemmen wird. Gehört ihr die Zukunft, so wird<lb/> dann auch endlich die wahre Grundstimmung des hannoverschen Volkes, die jetzt<lb/> mit dem Welfentnm verquickt ist, sich wieder Heransstellen und zur Geltung gelangen,<lb/> sein gesunder, jeder unfruchtbaren Politik abholder konservativer Sinn.</p><lb/> <p xml:id="ID_1312"> Freilich ist er ja immer vorhanden gewesen, aber unter dem viclverschrieenen<lb/> Welfentnm versteckt und dessen bester Kern. Aber das wird wenig anerkannt; es<lb/> ist vielmehr eigentümlich, wie wenig das sogenannte Welfentnm im übrigen Deutsch¬<lb/> land und von NichtHannoveranern, die hier leben — ja man könnte sagen, von<lb/> sich selbst verstanden wird. Altpreußen können Jahre lang in Hannover leben,<lb/> ohne zu ahnen, was eigentlich die „Welsen" wollen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1313" next="#ID_1314"> Und doch ist dies mit ein paar Worten erklärt. Die nicht sehr mitteilsame<lb/> niedersächsische Art hängt zäh am Alten, auch an alter Königstreue; sie tritt, wie</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0405]
Notizen.
der Maske der Zitate an Vroni richtete, bis er zuletzt auch nicht anstand, sie
im prosaischen Gespräche mit Du anzureden und so zu behandeln, als ob sie
bereits seiner Truppe angehörte und er als Direktor sich gewisse Freiheiten
gestatten dürfte. Vroni aber ließ sich nicht nur alles gefallen, sondern ging
auf die übermütigsten Launen ein, parodirte und rezitirte mit den übrigen
Künstlern um die Wette und gab dadurch nur immer mehr Stoff zu der bereits
vorhandnen Ungezwungenheit. Haralds Stimmung wurde immer düsterer, und
er würde längst die Gesellschaft verlassen haben, wenn er es nicht für seine
Pflicht gehalten hätte, über Vroni zu wachen, und wenn ihn nicht die Eifersucht
gegen Lenormcmt geplagt hätte. Es war schon früher Morgen, als sich endlich
das dramatische Bacchanal trennte. (Fortsetzung folgt.)
Notizen.
Die Nationalliberalen in Hannover. Unter den Abgeordneten, welche
die Provinz Hannover in den diesmaligen preußischen Landtag sendet, sind acht-
undzwanzig Nationalliberale, drei Freikonservative, drei Welsen und zwei Ultra¬
montane. Hannover hat also überwiegend liberal gewählt. Dies muß jedem, der
hannoversche Zustände wirklich kennt, höchst auffällig erscheinen, auch wenn er dabei
die wunderbare» Verschiebungen der Volksansichten durch die Dreiklassenwahl und
die dieser so oft eigentümliche mangelhafte Beteiligung der UrWähler in Rücksicht
nimmt; höchst auffällig dem vor allem, der beachtet, daß 75 Prozent aller Haus¬
haltungen Hannovers landwirtschaftliche sind, da die Provinz im wesentlichen, ab¬
gesehen von einzelnen Orten mit bedeutender Industrie, Ackerbau treibt. Der
landwirtschaftliche Grundbesitz ist aber konservativ in und an sich.
Auf der andern Seite wird es deshalb umso begreiflicher sein, daß sich endlich
an vielen Orten eine konservative Unterströmung, freilich noch fast verdeckt von den
hochgehenden nationalliberalen Wogen, bemerken läßt, die hoffentlich immer ent-
schiedner die Oberhand gewinnen und damit den Pnrteitcrrorismus der National-
liberalen durchbrechen und hinwegschwemmen wird. Gehört ihr die Zukunft, so wird
dann auch endlich die wahre Grundstimmung des hannoverschen Volkes, die jetzt
mit dem Welfentnm verquickt ist, sich wieder Heransstellen und zur Geltung gelangen,
sein gesunder, jeder unfruchtbaren Politik abholder konservativer Sinn.
Freilich ist er ja immer vorhanden gewesen, aber unter dem viclverschrieenen
Welfentnm versteckt und dessen bester Kern. Aber das wird wenig anerkannt; es
ist vielmehr eigentümlich, wie wenig das sogenannte Welfentnm im übrigen Deutsch¬
land und von NichtHannoveranern, die hier leben — ja man könnte sagen, von
sich selbst verstanden wird. Altpreußen können Jahre lang in Hannover leben,
ohne zu ahnen, was eigentlich die „Welsen" wollen.
Und doch ist dies mit ein paar Worten erklärt. Die nicht sehr mitteilsame
niedersächsische Art hängt zäh am Alten, auch an alter Königstreue; sie tritt, wie
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