Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Viertes Quartal.Buh Malerische in der Plastik, Höchst beachtenswert ist -- um dies einschaltungsweise zu bemerken --, was Was die kleinern pergamenischen Reliefs betrifft, die eine entschieden malerische Unter welchen Bedingungen eine derartige Reliefbehcmdlnng in sich selbst *) Vergl. auch Overbeck, Geschichte der griechischen Plastik, 3. Aufl., S. 2S0.
Buh Malerische in der Plastik, Höchst beachtenswert ist — um dies einschaltungsweise zu bemerken —, was Was die kleinern pergamenischen Reliefs betrifft, die eine entschieden malerische Unter welchen Bedingungen eine derartige Reliefbehcmdlnng in sich selbst *) Vergl. auch Overbeck, Geschichte der griechischen Plastik, 3. Aufl., S. 2S0.
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0348" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/197082"/> <fw type="header" place="top"> Buh Malerische in der Plastik,</fw><lb/> <p xml:id="ID_1099"> Höchst beachtenswert ist — um dies einschaltungsweise zu bemerken —, was<lb/> Brunn in der schon oben zitirten Abhandlung über diese Reliefmerke in archi¬<lb/> tektonischer Beziehung sagt, Conze stellt sie in stilistischer Hinsicht mit den<lb/> Bildwerken des pergamenischen Altarbaucs zusammen, indem er nicht bloß den<lb/> kleinern Reliefs des letztern, sondern much dem Gigantenfries einen entschieden<lb/> malerischen Charakter zuschreibt, während Brunn in eben jener Abhandlung in<lb/> scharfsinniger und geistreicher Auseinandersetzung nachweist, daß „das Relief der<lb/> Gigantomachie seiner innersten Natur uach keineswegs malerisch, sondern durchaus<lb/> architektonisch gedacht ist."*) Durch einzelne scheinbare oder wirkliche malerische<lb/> Elemente dürfe man sich darüber uicht täuschen lassen. Eine Anordnung der<lb/> Figuren in mehrfach abgestuften Gründen finde sich hier nirgends, von einer<lb/> malerische» Vertiefung des Grundes könne nicht die Rede sein, vielmehr herrsche<lb/> liberall nur ein einziger Grund, der Kern des Sterevbats, des Unterbaues, an<lb/> welchem der Fries seine Stelle hatte. Der Flächencharakter des Grundes und<lb/> damit zugleich der Eindruck des Unterbaues als einheitlicher tragender Masse<lb/> ist in der That durchgehends festgehalten; der Fries hat im ganzen einen<lb/> tektonisch-dekorativen Zweck, er sollte in feiner Gesamterscheinung zur Unterstützung<lb/> und Hebung des architektonischen Eindruckes dienen. Anders verhält es sich mit<lb/> den Reliefs am Grabmal der Julier. Diese haben, indem sie innerhalb des<lb/> architektonischen Ganzen dnrch eine Umrahmung in bestimmter Weise begrenzt<lb/> sind, einen selbständig dekorativen Charakter; sie sind „dnrch Eckpfeiler begrenzt,<lb/> und an der obern Umrahmung hängen dicke, von Eroten getragne Guirlanden<lb/> herab: wir blicken also in einen der Idee nach offnen Raum, in eine Tiefe,<lb/> nicht auf den festen Kern eines Stcreobats. Hier also haben »Reliefgemälde«<lb/> ihre prinzipiell berechtigte Stelle," Am Unterban des pergamenischen Altars<lb/> wäre eine derartige malerische Behandlung des Reliefs nicht am Platze gewesen,<lb/> sie hätte dnrch den Schein räumlicher Tiefe den Eindruck des Unterbaues als<lb/> geschlossener Masse von mächtiger Tragkraft notwendig aufgehoben und somit<lb/> der architektonischen Bedeutung desselben widersprochen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1100"> Was die kleinern pergamenischen Reliefs betrifft, die eine entschieden malerische<lb/> Behandlung zeigen, so hat sich bis jetzt noch nicht mit Sicherheit nachweisen<lb/> lassen, an welcher Stelle des Baues sie angebracht waren, daher mau auch<lb/> nicht sagen kann, inwieweit ihr Verhältnis zur Architektur die malerische Be-<lb/> handlungsweise rechtfertigte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1101" next="#ID_1102"> Unter welchen Bedingungen eine derartige Reliefbehcmdlnng in sich selbst<lb/> gerechtfertigt erscheine, in welchen Fällen das darin künstlerisch Gewölle? als<lb/> gelungen zu bezeichnen sei, diese weitere Frage, um die eS sich jetzt vor¬<lb/> nehmlich handeln wird, hätte im wesentlichen für gelöst zu gelten, wenn sich<lb/> der Punkt näher bestimmen ließe, bis zu welchem die perspektivische Verkürzung</p><lb/> <note xml:id="FID_28" place="foot"> *) Vergl. auch Overbeck, Geschichte der griechischen Plastik, 3. Aufl., S. 2S0.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0348]
Buh Malerische in der Plastik,
Höchst beachtenswert ist — um dies einschaltungsweise zu bemerken —, was
Brunn in der schon oben zitirten Abhandlung über diese Reliefmerke in archi¬
tektonischer Beziehung sagt, Conze stellt sie in stilistischer Hinsicht mit den
Bildwerken des pergamenischen Altarbaucs zusammen, indem er nicht bloß den
kleinern Reliefs des letztern, sondern much dem Gigantenfries einen entschieden
malerischen Charakter zuschreibt, während Brunn in eben jener Abhandlung in
scharfsinniger und geistreicher Auseinandersetzung nachweist, daß „das Relief der
Gigantomachie seiner innersten Natur uach keineswegs malerisch, sondern durchaus
architektonisch gedacht ist."*) Durch einzelne scheinbare oder wirkliche malerische
Elemente dürfe man sich darüber uicht täuschen lassen. Eine Anordnung der
Figuren in mehrfach abgestuften Gründen finde sich hier nirgends, von einer
malerische» Vertiefung des Grundes könne nicht die Rede sein, vielmehr herrsche
liberall nur ein einziger Grund, der Kern des Sterevbats, des Unterbaues, an
welchem der Fries seine Stelle hatte. Der Flächencharakter des Grundes und
damit zugleich der Eindruck des Unterbaues als einheitlicher tragender Masse
ist in der That durchgehends festgehalten; der Fries hat im ganzen einen
tektonisch-dekorativen Zweck, er sollte in feiner Gesamterscheinung zur Unterstützung
und Hebung des architektonischen Eindruckes dienen. Anders verhält es sich mit
den Reliefs am Grabmal der Julier. Diese haben, indem sie innerhalb des
architektonischen Ganzen dnrch eine Umrahmung in bestimmter Weise begrenzt
sind, einen selbständig dekorativen Charakter; sie sind „dnrch Eckpfeiler begrenzt,
und an der obern Umrahmung hängen dicke, von Eroten getragne Guirlanden
herab: wir blicken also in einen der Idee nach offnen Raum, in eine Tiefe,
nicht auf den festen Kern eines Stcreobats. Hier also haben »Reliefgemälde«
ihre prinzipiell berechtigte Stelle," Am Unterban des pergamenischen Altars
wäre eine derartige malerische Behandlung des Reliefs nicht am Platze gewesen,
sie hätte dnrch den Schein räumlicher Tiefe den Eindruck des Unterbaues als
geschlossener Masse von mächtiger Tragkraft notwendig aufgehoben und somit
der architektonischen Bedeutung desselben widersprochen.
Was die kleinern pergamenischen Reliefs betrifft, die eine entschieden malerische
Behandlung zeigen, so hat sich bis jetzt noch nicht mit Sicherheit nachweisen
lassen, an welcher Stelle des Baues sie angebracht waren, daher mau auch
nicht sagen kann, inwieweit ihr Verhältnis zur Architektur die malerische Be-
handlungsweise rechtfertigte.
Unter welchen Bedingungen eine derartige Reliefbehcmdlnng in sich selbst
gerechtfertigt erscheine, in welchen Fällen das darin künstlerisch Gewölle? als
gelungen zu bezeichnen sei, diese weitere Frage, um die eS sich jetzt vor¬
nehmlich handeln wird, hätte im wesentlichen für gelöst zu gelten, wenn sich
der Punkt näher bestimmen ließe, bis zu welchem die perspektivische Verkürzung
*) Vergl. auch Overbeck, Geschichte der griechischen Plastik, 3. Aufl., S. 2S0.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |