Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Viertes Quartal.Das Malerische in der Plastik. solche, die der Plastik eigentümlich sind, hervorgebracht werden, während die Die Neliefbildnerei, auf die bisher noch nicht ausdrücklich Rücksicht genommen Die griechische Reliefkunst, deren geschichtliche Entwicklung wir erst in neuerer *) Vergl. R, Schöne, Griechische Reliefs aus athenischen Sammlungen, 1372. Conze,
Über das Relief bei den Griechen. Sitzungsberichte der königl. preußischen Akademie der Wissenschaften, 1382. I. S63 ff. Das Malerische in der Plastik. solche, die der Plastik eigentümlich sind, hervorgebracht werden, während die Die Neliefbildnerei, auf die bisher noch nicht ausdrücklich Rücksicht genommen Die griechische Reliefkunst, deren geschichtliche Entwicklung wir erst in neuerer *) Vergl. R, Schöne, Griechische Reliefs aus athenischen Sammlungen, 1372. Conze,
Über das Relief bei den Griechen. Sitzungsberichte der königl. preußischen Akademie der Wissenschaften, 1382. I. S63 ff. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0343" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/197077"/> <fw type="header" place="top"> Das Malerische in der Plastik.</fw><lb/> <p xml:id="ID_1086" prev="#ID_1085"> solche, die der Plastik eigentümlich sind, hervorgebracht werden, während die<lb/> Bemalung der plastischen Formen auf derartige Wirkungen verzichten muß.<lb/> Gleichwohl bleibt das Kriterium, nach welchem die Haucksche Abhandlung zwischen<lb/> Plastik und Malerei unterscheidet, insofern völlig in Geltung, als die Malerei<lb/> in Wahrheit die Kunst der Lichtbehandlung x«?/ eIo/,^ ist. Nur ist einzu¬<lb/> räumen, daß die Plastik in beschränkter Weise und bis zu einem gewissen Grade<lb/> analoges leisten kann. Von jeher ist man gewöhnt, der Plastik (und auch der<lb/> Baukunst), sofern ein künstlerisches Abscheu auf bestimmte Licht- und Schatten¬<lb/> effekte in ihnen hervortritt, malerische Wirkungen zuzuschreiben. Von einer<lb/> Überschreitung der Grenzen, die der Plastik der Malerei gegenüber gesetzt sind,<lb/> von einer „Verirrung ins Malerische" kann erst dann die Rede sein, wenn die<lb/> Plastik derartige Wirkungen um ihrer selbst willen, mit Vernachlässigung ihrer<lb/> speziellen Aufgaben und der allgemeinen höher» Kunstfvrderungen anstrebt,<lb/> wenn unter dieser Tendenz die Wirkung der plastischen Formen, ihre Klar¬<lb/> heit und Bestimmtheit leidet, der Zusammenhang derselben durch übertriebenes<lb/> Herausarbeiten der einen, durch übermäßiges Aushöhlen der andern zu gunsten<lb/> gewisser Licht- und Schatteneffekte zerrissen erscheint, wenn man auf den pikanten<lb/> Reiz solcher Effekte, auf die malerische Charakterisirung des Stofflichen, auf<lb/> gewisse Kunststücke der Oberflächenbehandlung, wie dies z. B. in der modernen<lb/> italienischen Plastik besonders häufig der Fall ist, das Hauptgewicht legt u. s. f.<lb/> Alle diejenigen Eigentümlichkeiten der malerischen Darstellung, die in dem<lb/> Hauckschen Aufsatz als „stimmnnggebendes Element der Szenerie" bezeichnet<lb/> werden, sind in das Gebiet der Plastik selbstverständlich nicht übertragbar.<lb/> Dieses Stimmungselement gehört allein der Malerei.</p><lb/> <p xml:id="ID_1087"> Die Neliefbildnerei, auf die bisher noch nicht ausdrücklich Rücksicht genommen<lb/> wurde, steht zur Malerei in einem Verwandtschaftsverhältnis eigentümlicher Art; sie<lb/> bildet ein Mittelglied zwischen ihr und der Plastik. Die Frage nach der — wie<lb/> Hauck meint — noch nicht genügend präzisirten Grenze zwischen Relief und<lb/> Malerei ist auf jeden Fall nicht ganz leicht zu beantworten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1088" next="#ID_1089"> Die griechische Reliefkunst, deren geschichtliche Entwicklung wir erst in neuerer<lb/> Zeit genauer kennen gelernt haben, war in ihrem Ursprünge, ähnlich wie die<lb/> ägyptische, eigentlich nur ein Zeichnen auf die Steinplatte.*) Die Umrisse der<lb/> Figuren wurden mit dem Meißel in die Platte eingeritzt und die umgebenden<lb/> Teile der Platte, um die Figuren deutlicher hervortreten zu lasten, ausgetieft.<lb/> Die künstlerische Ausbildung dieser reliefistischen Kontnrenzeichnnng, von welcher<lb/> auch in späterer Zeit noch manche Beispiele vorkommen, bestand zunächst darin,<lb/> daß man die Flächen der Figuren modellirte, ihnen eine bald größere, bald</p><lb/> <note xml:id="FID_26" place="foot"> *) Vergl. R, Schöne, Griechische Reliefs aus athenischen Sammlungen, 1372. Conze,<lb/> Über das Relief bei den Griechen. Sitzungsberichte der königl. preußischen Akademie der<lb/> Wissenschaften, 1382. I. S63 ff.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0343]
Das Malerische in der Plastik.
solche, die der Plastik eigentümlich sind, hervorgebracht werden, während die
Bemalung der plastischen Formen auf derartige Wirkungen verzichten muß.
Gleichwohl bleibt das Kriterium, nach welchem die Haucksche Abhandlung zwischen
Plastik und Malerei unterscheidet, insofern völlig in Geltung, als die Malerei
in Wahrheit die Kunst der Lichtbehandlung x«?/ eIo/,^ ist. Nur ist einzu¬
räumen, daß die Plastik in beschränkter Weise und bis zu einem gewissen Grade
analoges leisten kann. Von jeher ist man gewöhnt, der Plastik (und auch der
Baukunst), sofern ein künstlerisches Abscheu auf bestimmte Licht- und Schatten¬
effekte in ihnen hervortritt, malerische Wirkungen zuzuschreiben. Von einer
Überschreitung der Grenzen, die der Plastik der Malerei gegenüber gesetzt sind,
von einer „Verirrung ins Malerische" kann erst dann die Rede sein, wenn die
Plastik derartige Wirkungen um ihrer selbst willen, mit Vernachlässigung ihrer
speziellen Aufgaben und der allgemeinen höher» Kunstfvrderungen anstrebt,
wenn unter dieser Tendenz die Wirkung der plastischen Formen, ihre Klar¬
heit und Bestimmtheit leidet, der Zusammenhang derselben durch übertriebenes
Herausarbeiten der einen, durch übermäßiges Aushöhlen der andern zu gunsten
gewisser Licht- und Schatteneffekte zerrissen erscheint, wenn man auf den pikanten
Reiz solcher Effekte, auf die malerische Charakterisirung des Stofflichen, auf
gewisse Kunststücke der Oberflächenbehandlung, wie dies z. B. in der modernen
italienischen Plastik besonders häufig der Fall ist, das Hauptgewicht legt u. s. f.
Alle diejenigen Eigentümlichkeiten der malerischen Darstellung, die in dem
Hauckschen Aufsatz als „stimmnnggebendes Element der Szenerie" bezeichnet
werden, sind in das Gebiet der Plastik selbstverständlich nicht übertragbar.
Dieses Stimmungselement gehört allein der Malerei.
Die Neliefbildnerei, auf die bisher noch nicht ausdrücklich Rücksicht genommen
wurde, steht zur Malerei in einem Verwandtschaftsverhältnis eigentümlicher Art; sie
bildet ein Mittelglied zwischen ihr und der Plastik. Die Frage nach der — wie
Hauck meint — noch nicht genügend präzisirten Grenze zwischen Relief und
Malerei ist auf jeden Fall nicht ganz leicht zu beantworten.
Die griechische Reliefkunst, deren geschichtliche Entwicklung wir erst in neuerer
Zeit genauer kennen gelernt haben, war in ihrem Ursprünge, ähnlich wie die
ägyptische, eigentlich nur ein Zeichnen auf die Steinplatte.*) Die Umrisse der
Figuren wurden mit dem Meißel in die Platte eingeritzt und die umgebenden
Teile der Platte, um die Figuren deutlicher hervortreten zu lasten, ausgetieft.
Die künstlerische Ausbildung dieser reliefistischen Kontnrenzeichnnng, von welcher
auch in späterer Zeit noch manche Beispiele vorkommen, bestand zunächst darin,
daß man die Flächen der Figuren modellirte, ihnen eine bald größere, bald
*) Vergl. R, Schöne, Griechische Reliefs aus athenischen Sammlungen, 1372. Conze,
Über das Relief bei den Griechen. Sitzungsberichte der königl. preußischen Akademie der
Wissenschaften, 1382. I. S63 ff.
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