Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Viertes Quartal.Auf dem ^tilfser Joch. von Adam von Lestenberg. (Fortsetzung.) in Exzellenz Zankabioticic hatte sich die gesamte literarische Welt Harald, der, dem Gesandten vorgestellt, ein Zeit lang mit Stillschweigen dem Auf dem ^tilfser Joch. von Adam von Lestenberg. (Fortsetzung.) in Exzellenz Zankabioticic hatte sich die gesamte literarische Welt Harald, der, dem Gesandten vorgestellt, ein Zeit lang mit Stillschweigen dem <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0267" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/197001"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341841_196733/figures/grenzboten_341841_196733_197001_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Auf dem ^tilfser Joch.<lb/><note type="byline"> von Adam von Lestenberg.</note> (Fortsetzung.)</head><lb/> <p xml:id="ID_837"> in Exzellenz Zankabioticic hatte sich die gesamte literarische Welt<lb/> der Gesellschaft gruppirt, die mit staunender Andacht zu ihm<lb/> hinausblickte, der von dem Nedaktionstisch in das Ministerium<lb/> berufen worden war. Man beklagte es laut, daß Deutschland<lb/> noch immer in den Banden des Mittelalters liege, und daß für die<lb/> Politischen Ämter nicht das Talent, sondern die Geburt entscheidend sei. Herr<lb/> Zankabioticic bemerkte, wie man es in dem aufgeklärten Auslande garnicht verstehe,<lb/> daß nicht schon längst ein Ministerium Rudolf Mosse gebildet und bei den<lb/> mehrfachen Niederlagen Bismarcks im Reichstage nicht sein siegreicher Gegner<lb/> Eugen Richter zur Kanzlerschaft berufen sei. Diese Bemerkung gab den an¬<lb/> wesenden Vertretern fortschrittlicher Journalistik bald Anlaß, der fremden Exzellenz<lb/> auseinanderzusetzen, wie im Gegensatz zu der äußern Machtstellung — Bismarck<lb/> verstehe eben nur auswärtige Politik — die innern Zustände in Deutschland<lb/> völlig zerfahren seien; wie die neue Zollpolitik des Reiches, die Veuuruhiguug<lb/> der Börse durch abenteuerliche Steucrprojelte den finanziellen Ruin unzweifelhaft<lb/> zur Folge haben müsse, und wie eben aus diesem Grunde das Reich auf viel<lb/> schwächern Grundlagen ruhe, als es im Auslande den Anschein habe. Exzellenz<lb/> Zcmkabiotic bedauerte, daß ihm der heutige Abend nicht Gelegenheit genug gebe,<lb/> in das Detail dieser interessanten Fragen einzugehen, erbat sich aber die Er¬<lb/> laubnis, dem einen und dem andern Redner seine Aufwartung zu machen,<lb/> eine Bitte, welche mit Begeisterung entgegengenommen wurde.</p><lb/> <p xml:id="ID_838" next="#ID_839"> Harald, der, dem Gesandten vorgestellt, ein Zeit lang mit Stillschweigen dem<lb/> Gespräch zugehört hatte, konnte sich nicht enthalten, unter Anführung seiner im<lb/> Auslande gemachten Erfahrungen zu bemerken, daß er in keinem fremden Lande<lb/> jemals beobachtet, daß ein Angehöriger desselben einem Fremden gegenüber</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0267]
[Abbildung]
Auf dem ^tilfser Joch.
von Adam von Lestenberg. (Fortsetzung.)
in Exzellenz Zankabioticic hatte sich die gesamte literarische Welt
der Gesellschaft gruppirt, die mit staunender Andacht zu ihm
hinausblickte, der von dem Nedaktionstisch in das Ministerium
berufen worden war. Man beklagte es laut, daß Deutschland
noch immer in den Banden des Mittelalters liege, und daß für die
Politischen Ämter nicht das Talent, sondern die Geburt entscheidend sei. Herr
Zankabioticic bemerkte, wie man es in dem aufgeklärten Auslande garnicht verstehe,
daß nicht schon längst ein Ministerium Rudolf Mosse gebildet und bei den
mehrfachen Niederlagen Bismarcks im Reichstage nicht sein siegreicher Gegner
Eugen Richter zur Kanzlerschaft berufen sei. Diese Bemerkung gab den an¬
wesenden Vertretern fortschrittlicher Journalistik bald Anlaß, der fremden Exzellenz
auseinanderzusetzen, wie im Gegensatz zu der äußern Machtstellung — Bismarck
verstehe eben nur auswärtige Politik — die innern Zustände in Deutschland
völlig zerfahren seien; wie die neue Zollpolitik des Reiches, die Veuuruhiguug
der Börse durch abenteuerliche Steucrprojelte den finanziellen Ruin unzweifelhaft
zur Folge haben müsse, und wie eben aus diesem Grunde das Reich auf viel
schwächern Grundlagen ruhe, als es im Auslande den Anschein habe. Exzellenz
Zcmkabiotic bedauerte, daß ihm der heutige Abend nicht Gelegenheit genug gebe,
in das Detail dieser interessanten Fragen einzugehen, erbat sich aber die Er¬
laubnis, dem einen und dem andern Redner seine Aufwartung zu machen,
eine Bitte, welche mit Begeisterung entgegengenommen wurde.
Harald, der, dem Gesandten vorgestellt, ein Zeit lang mit Stillschweigen dem
Gespräch zugehört hatte, konnte sich nicht enthalten, unter Anführung seiner im
Auslande gemachten Erfahrungen zu bemerken, daß er in keinem fremden Lande
jemals beobachtet, daß ein Angehöriger desselben einem Fremden gegenüber
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