Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Viertes Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite
Die evangelische Allianz vom Jahre ^685.

Ausrottung, wo es der Allerhöchste nach seiner Allmacht nicht verhütete, bevor¬
stünde, so könnte man sich aus christlicher Schuldigkeit nicht entsprechen, mit
einander zu überlegen, wie denen armen Vedrängcten zu helfen und welcher
gestalt man sich ihrer hin und wieder anzunehmen; Wir wären bereit und willig
das Unserige beizutragen, zweifelten auch uicht, es würde der Staat seiner be¬
kannten Dexteritüt nach dergleichen thun. Es hat aber Unser Gesandter dieses
Punktes halber zuvorhero in Vertrauen mit des Prinzen von Oranien Ld. und
dem Ratspensionario zu sprechen und von ihnen zu vernehmen, ob er auch selbigen
nebst anderen in der Konferenz seinen Kommissarien Proponiren solle." Eine
ausführlichere, im Konzept erhaltene Fassung dieser Stelle legt noch klarer dar,
wie der große Kurfürst die damals drohende Gefahr überschaute, und wie er
derselben am sichersten zu begegnen hoffte. "Das vornehmste Band, heißt es,
welches Uns und den Staat unaufhörlich an einander verknüpfte, wäre die
Konformität und Einigkeit der wahren evangelisch-reformirten Religion, zu welcher
Wir und der Staat beiderseits uns bekenneten, und gleichwie Wir Unseres Orts
die Konservation und Fortpflanzung der evangelischen Wahrheit den Hauptzweck
aller Unserer Aktiones und Ratschläge jedesmal sein lassen, also wären Wir auch
versichert, daß der Staat, welcher gleichsam auf solche Religion gegründet und
dessen erste Konditores um dieselbe Konservation so öfters alles übrige in die
Schanze gesetzet, Uns hierunter allemal treulich assistiren und die Hand bieten
würden. Es wäre bekannt, welchergestalt die Bekenner gedachter Religion in
denen benachbarten Königreichen und Landen, sonderlich aber in Frankreich und
denen kaiserlichen Erbländer aufs heftigste gedrückt und auf eine ganz besondere
Art dergestalt gcauälet und geängstiget würden, daß man daraus genugsam
schließen konnte, daß von den Römischkatholischen nichts anderes intendiret werde,
als die evangelische Wahrheit und derselben Bekenner gänzlich auszurotten, gestalt
denn auch die Papisten fast gar keine Scheu tragen, dies ihr Absehen in öffent¬
licher Schrift zu deklariren und denen evangelischen Glanbensverwandten gleichsam
deu Untergang anzudrohen; hierzu käme anjetzo die bekannte Veründeruug in
Engelland, woselbst zwar ihro regierende Kgl. Maj. bis ander im Religions-
wesen keine Änderung gemacht, sondern vielmehr dieselbe iuxta löA'W vt Ubvr-
tg.thu <ze<zlWig.o ^QglicüwÄö zu protegiren versprochen, ob aber, wann der König
etwas mehr freie Macht sich versichert haben würde, bei ein oder andern Zu¬
fällen hierunter nicht einige Änderung zu besorgen, auch wie und welchergestalt
der Religion am besten dabei zu raten, im Gleiche" auf was Art und Weise
denen vvrgedachtermaßen bedrängten und verfolgten Glaubensgenossen einiger
Trost, Hülfe und Rettung zu erweisen und was sonsten überall zu der evan¬
gelische,? Religion Besten, Wohlfahrt und Propagation gegen diese androhende
große Gefahr vorzunehmen, solches bedürfe wohl einer vernünftigen reiflicher
Überlegung, Wir an Unserm Ort halten es darunter bis ander sowohl in
Frankreich und am tuis. Hofe, als auch sonsten im Reich an alle dienscnn


Grenzboten IV. 188S. 18
Die evangelische Allianz vom Jahre ^685.

Ausrottung, wo es der Allerhöchste nach seiner Allmacht nicht verhütete, bevor¬
stünde, so könnte man sich aus christlicher Schuldigkeit nicht entsprechen, mit
einander zu überlegen, wie denen armen Vedrängcten zu helfen und welcher
gestalt man sich ihrer hin und wieder anzunehmen; Wir wären bereit und willig
das Unserige beizutragen, zweifelten auch uicht, es würde der Staat seiner be¬
kannten Dexteritüt nach dergleichen thun. Es hat aber Unser Gesandter dieses
Punktes halber zuvorhero in Vertrauen mit des Prinzen von Oranien Ld. und
dem Ratspensionario zu sprechen und von ihnen zu vernehmen, ob er auch selbigen
nebst anderen in der Konferenz seinen Kommissarien Proponiren solle." Eine
ausführlichere, im Konzept erhaltene Fassung dieser Stelle legt noch klarer dar,
wie der große Kurfürst die damals drohende Gefahr überschaute, und wie er
derselben am sichersten zu begegnen hoffte. „Das vornehmste Band, heißt es,
welches Uns und den Staat unaufhörlich an einander verknüpfte, wäre die
Konformität und Einigkeit der wahren evangelisch-reformirten Religion, zu welcher
Wir und der Staat beiderseits uns bekenneten, und gleichwie Wir Unseres Orts
die Konservation und Fortpflanzung der evangelischen Wahrheit den Hauptzweck
aller Unserer Aktiones und Ratschläge jedesmal sein lassen, also wären Wir auch
versichert, daß der Staat, welcher gleichsam auf solche Religion gegründet und
dessen erste Konditores um dieselbe Konservation so öfters alles übrige in die
Schanze gesetzet, Uns hierunter allemal treulich assistiren und die Hand bieten
würden. Es wäre bekannt, welchergestalt die Bekenner gedachter Religion in
denen benachbarten Königreichen und Landen, sonderlich aber in Frankreich und
denen kaiserlichen Erbländer aufs heftigste gedrückt und auf eine ganz besondere
Art dergestalt gcauälet und geängstiget würden, daß man daraus genugsam
schließen konnte, daß von den Römischkatholischen nichts anderes intendiret werde,
als die evangelische Wahrheit und derselben Bekenner gänzlich auszurotten, gestalt
denn auch die Papisten fast gar keine Scheu tragen, dies ihr Absehen in öffent¬
licher Schrift zu deklariren und denen evangelischen Glanbensverwandten gleichsam
deu Untergang anzudrohen; hierzu käme anjetzo die bekannte Veründeruug in
Engelland, woselbst zwar ihro regierende Kgl. Maj. bis ander im Religions-
wesen keine Änderung gemacht, sondern vielmehr dieselbe iuxta löA'W vt Ubvr-
tg.thu <ze<zlWig.o ^QglicüwÄö zu protegiren versprochen, ob aber, wann der König
etwas mehr freie Macht sich versichert haben würde, bei ein oder andern Zu¬
fällen hierunter nicht einige Änderung zu besorgen, auch wie und welchergestalt
der Religion am besten dabei zu raten, im Gleiche» auf was Art und Weise
denen vvrgedachtermaßen bedrängten und verfolgten Glaubensgenossen einiger
Trost, Hülfe und Rettung zu erweisen und was sonsten überall zu der evan¬
gelische,? Religion Besten, Wohlfahrt und Propagation gegen diese androhende
große Gefahr vorzunehmen, solches bedürfe wohl einer vernünftigen reiflicher
Überlegung, Wir an Unserm Ort halten es darunter bis ander sowohl in
Frankreich und am tuis. Hofe, als auch sonsten im Reich an alle dienscnn


Grenzboten IV. 188S. 18
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0145" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/196879"/>
          <fw type="header" place="top"> Die evangelische Allianz vom Jahre ^685.</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_408" prev="#ID_407" next="#ID_409"> Ausrottung, wo es der Allerhöchste nach seiner Allmacht nicht verhütete, bevor¬<lb/>
stünde, so könnte man sich aus christlicher Schuldigkeit nicht entsprechen, mit<lb/>
einander zu überlegen, wie denen armen Vedrängcten zu helfen und welcher<lb/>
gestalt man sich ihrer hin und wieder anzunehmen; Wir wären bereit und willig<lb/>
das Unserige beizutragen, zweifelten auch uicht, es würde der Staat seiner be¬<lb/>
kannten Dexteritüt nach dergleichen thun. Es hat aber Unser Gesandter dieses<lb/>
Punktes halber zuvorhero in Vertrauen mit des Prinzen von Oranien Ld. und<lb/>
dem Ratspensionario zu sprechen und von ihnen zu vernehmen, ob er auch selbigen<lb/>
nebst anderen in der Konferenz seinen Kommissarien Proponiren solle." Eine<lb/>
ausführlichere, im Konzept erhaltene Fassung dieser Stelle legt noch klarer dar,<lb/>
wie der große Kurfürst die damals drohende Gefahr überschaute, und wie er<lb/>
derselben am sichersten zu begegnen hoffte. &#x201E;Das vornehmste Band, heißt es,<lb/>
welches Uns und den Staat unaufhörlich an einander verknüpfte, wäre die<lb/>
Konformität und Einigkeit der wahren evangelisch-reformirten Religion, zu welcher<lb/>
Wir und der Staat beiderseits uns bekenneten, und gleichwie Wir Unseres Orts<lb/>
die Konservation und Fortpflanzung der evangelischen Wahrheit den Hauptzweck<lb/>
aller Unserer Aktiones und Ratschläge jedesmal sein lassen, also wären Wir auch<lb/>
versichert, daß der Staat, welcher gleichsam auf solche Religion gegründet und<lb/>
dessen erste Konditores um dieselbe Konservation so öfters alles übrige in die<lb/>
Schanze gesetzet, Uns hierunter allemal treulich assistiren und die Hand bieten<lb/>
würden. Es wäre bekannt, welchergestalt die Bekenner gedachter Religion in<lb/>
denen benachbarten Königreichen und Landen, sonderlich aber in Frankreich und<lb/>
denen kaiserlichen Erbländer aufs heftigste gedrückt und auf eine ganz besondere<lb/>
Art dergestalt gcauälet und geängstiget würden, daß man daraus genugsam<lb/>
schließen konnte, daß von den Römischkatholischen nichts anderes intendiret werde,<lb/>
als die evangelische Wahrheit und derselben Bekenner gänzlich auszurotten, gestalt<lb/>
denn auch die Papisten fast gar keine Scheu tragen, dies ihr Absehen in öffent¬<lb/>
licher Schrift zu deklariren und denen evangelischen Glanbensverwandten gleichsam<lb/>
deu Untergang anzudrohen; hierzu käme anjetzo die bekannte Veründeruug in<lb/>
Engelland, woselbst zwar ihro regierende Kgl. Maj. bis ander im Religions-<lb/>
wesen keine Änderung gemacht, sondern vielmehr dieselbe iuxta löA'W vt Ubvr-<lb/>
tg.thu &lt;ze&lt;zlWig.o ^QglicüwÄö zu protegiren versprochen, ob aber, wann der König<lb/>
etwas mehr freie Macht sich versichert haben würde, bei ein oder andern Zu¬<lb/>
fällen hierunter nicht einige Änderung zu besorgen, auch wie und welchergestalt<lb/>
der Religion am besten dabei zu raten, im Gleiche» auf was Art und Weise<lb/>
denen vvrgedachtermaßen bedrängten und verfolgten Glaubensgenossen einiger<lb/>
Trost, Hülfe und Rettung zu erweisen und was sonsten überall zu der evan¬<lb/>
gelische,? Religion Besten, Wohlfahrt und Propagation gegen diese androhende<lb/>
große Gefahr vorzunehmen, solches bedürfe wohl einer vernünftigen reiflicher<lb/>
Überlegung, Wir an Unserm Ort halten es darunter bis ander sowohl in<lb/>
Frankreich und am tuis. Hofe, als auch sonsten im Reich an alle dienscnn</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten IV. 188S. 18</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0145] Die evangelische Allianz vom Jahre ^685. Ausrottung, wo es der Allerhöchste nach seiner Allmacht nicht verhütete, bevor¬ stünde, so könnte man sich aus christlicher Schuldigkeit nicht entsprechen, mit einander zu überlegen, wie denen armen Vedrängcten zu helfen und welcher gestalt man sich ihrer hin und wieder anzunehmen; Wir wären bereit und willig das Unserige beizutragen, zweifelten auch uicht, es würde der Staat seiner be¬ kannten Dexteritüt nach dergleichen thun. Es hat aber Unser Gesandter dieses Punktes halber zuvorhero in Vertrauen mit des Prinzen von Oranien Ld. und dem Ratspensionario zu sprechen und von ihnen zu vernehmen, ob er auch selbigen nebst anderen in der Konferenz seinen Kommissarien Proponiren solle." Eine ausführlichere, im Konzept erhaltene Fassung dieser Stelle legt noch klarer dar, wie der große Kurfürst die damals drohende Gefahr überschaute, und wie er derselben am sichersten zu begegnen hoffte. „Das vornehmste Band, heißt es, welches Uns und den Staat unaufhörlich an einander verknüpfte, wäre die Konformität und Einigkeit der wahren evangelisch-reformirten Religion, zu welcher Wir und der Staat beiderseits uns bekenneten, und gleichwie Wir Unseres Orts die Konservation und Fortpflanzung der evangelischen Wahrheit den Hauptzweck aller Unserer Aktiones und Ratschläge jedesmal sein lassen, also wären Wir auch versichert, daß der Staat, welcher gleichsam auf solche Religion gegründet und dessen erste Konditores um dieselbe Konservation so öfters alles übrige in die Schanze gesetzet, Uns hierunter allemal treulich assistiren und die Hand bieten würden. Es wäre bekannt, welchergestalt die Bekenner gedachter Religion in denen benachbarten Königreichen und Landen, sonderlich aber in Frankreich und denen kaiserlichen Erbländer aufs heftigste gedrückt und auf eine ganz besondere Art dergestalt gcauälet und geängstiget würden, daß man daraus genugsam schließen konnte, daß von den Römischkatholischen nichts anderes intendiret werde, als die evangelische Wahrheit und derselben Bekenner gänzlich auszurotten, gestalt denn auch die Papisten fast gar keine Scheu tragen, dies ihr Absehen in öffent¬ licher Schrift zu deklariren und denen evangelischen Glanbensverwandten gleichsam deu Untergang anzudrohen; hierzu käme anjetzo die bekannte Veründeruug in Engelland, woselbst zwar ihro regierende Kgl. Maj. bis ander im Religions- wesen keine Änderung gemacht, sondern vielmehr dieselbe iuxta löA'W vt Ubvr- tg.thu <ze<zlWig.o ^QglicüwÄö zu protegiren versprochen, ob aber, wann der König etwas mehr freie Macht sich versichert haben würde, bei ein oder andern Zu¬ fällen hierunter nicht einige Änderung zu besorgen, auch wie und welchergestalt der Religion am besten dabei zu raten, im Gleiche» auf was Art und Weise denen vvrgedachtermaßen bedrängten und verfolgten Glaubensgenossen einiger Trost, Hülfe und Rettung zu erweisen und was sonsten überall zu der evan¬ gelische,? Religion Besten, Wohlfahrt und Propagation gegen diese androhende große Gefahr vorzunehmen, solches bedürfe wohl einer vernünftigen reiflicher Überlegung, Wir an Unserm Ort halten es darunter bis ander sowohl in Frankreich und am tuis. Hofe, als auch sonsten im Reich an alle dienscnn Grenzboten IV. 188S. 18

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_196733
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_196733/145
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_196733/145>, abgerufen am 15.01.2025.