Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Drittes Quartal.Goethicma. nicht zwei Tenore da sind. Die ganze Gesellschaft kann die zwei letzten Zeilen Ist nun das Lied "Verschwiegenheit" spätestens im Oktober 1816 gedichtet, Was endlich das Gedicht "Trauerloge," in der Oktavausgabe letzter Hand Goethicma. nicht zwei Tenore da sind. Die ganze Gesellschaft kann die zwei letzten Zeilen Ist nun das Lied „Verschwiegenheit" spätestens im Oktober 1816 gedichtet, Was endlich das Gedicht „Trauerloge," in der Oktavausgabe letzter Hand <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0576" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/196676"/> <fw type="header" place="top"> Goethicma.</fw><lb/> <p xml:id="ID_2176" prev="#ID_2175"> nicht zwei Tenore da sind. Die ganze Gesellschaft kann die zwei letzten Zeilen<lb/> jeder Strophe wiederholen, damit die drei Vorsänger verschnaufen. fDiese<lb/> Äußerung zeigt deutlich, daß man unter diesen: Liede nicht etwa „Symbolum"<lb/> sich denken kann, »vorauf sie garnicht passen wurde.I Freilich hätte ich wissen<lb/> sollen, was für Säuger ihr habt. ^Natürlich wurden die Lieder vom ganzen<lb/> Chor gesungen, nur bei besondern Festlichkeiten von musikalischen Säugern.^ . . .<lb/> Der Ton des Liedes ist nicht leicht getroffen >1ich: „zu treffen"?^, und die<lb/> Sänger werden dazu das Beste thun müssen, um einer gänzlichen Melodie<lb/> die Gegensätze des Offenbaren nud Stillvcrtrautcn I^die eben das Lied beherrschen^<lb/> anzueignen." Goethe erwiederte am 10., zwei Tage nach Augusts Beförderung<lb/> zum Gesellengrad: „Das Liedchen ist angekommen. Wir danken zum schönste,!<lb/> für das trefflich geratene. Wenn die Melodie nach dem Inhalt, wie du an¬<lb/> gezeigt hast, variirt wird, so muß es den schönsten Eindruck machen." Es war<lb/> also nicht, wenigstens uicht nach Zelters Melodie, gesungen worden. Wahr¬<lb/> scheinlich hatte es August in seiner ergreifenden Weise gesprochen. Der Vater<lb/> war nicht zugegen.</p><lb/> <p xml:id="ID_2177"> Ist nun das Lied „Verschwiegenheit" spätestens im Oktober 1816 gedichtet,<lb/> so kann es schon der Chronologie nach keine Andeutung auf Augusts Verlobung<lb/> enthalten, die erst am 1. Januar 1817 sich erklärte. Dieselbe Unmöglichkeit be¬<lb/> stünde auch bei der fälschlich angenommenen Datirung vom 1. Dezember. Aber<lb/> überhaupt kann die ganze Deutung v. LvepcrS vor einer besonnenen Auffassung<lb/> des Wortlautes des Gedichtes uicht bestehe». Wenn z. B. in der zweiten<lb/> Strophe der Ruhm des weltzerstörendeu Krieges der herzerfreuenden Dankbarkeit<lb/> wegen heimlichen Wohlthuns entgegengestellt und dieser weit nachgesetzt wird, so<lb/> sieht der neueste .Herausgeber darin eine Beziehung auf Augusts Thätigkeit im<lb/> letzten Kriege (doch Wohl in den beide» letzten). Aber davon, daß die aus dem<lb/> Kriege zurückgebliebenen Männer später die von diesem geschlagner Wunden<lb/> heilen, kaun hier nicht die Rede sein, und Goethe würde sich gehütet haben, auf<lb/> einen August schwer drückenden Vorwurf, den die meisten ihm machten, hinzu¬<lb/> deuten. Aber was die Hauptsache bleibt, das Gedicht ist so durchsichtig klar, daß<lb/> man eine solche seinen Nerv zerstörende Mißdeutung nicht begreifen würde,<lb/> ruhte sie nicht auf der thatsächlich falschen Annahme, es sei durch Augusts Auf¬<lb/> nahme in die Loge veranlaßt.</p><lb/> <p xml:id="ID_2178" next="#ID_2179"> Was endlich das Gedicht „Trauerloge," in der Oktavausgabe letzter Hand<lb/> mit der nähern Bezeichnung: „Der Unvergeßlichen ^ Prinzessin Caroline j von<lb/> Weimar Eisenach > vermählten > Erbprinzessin ^ von Mecklenburg Schwerin ^ ge¬<lb/> widmet. ^ 1816" betrifft, so ergiebt sich leider aus dem Archiv über diese Trauer-<lb/> loge nichts näheres, da die Präsenzlisten vom 1. Oktober bis zum 3. De¬<lb/> zember dieses Jahres fehlen. Der Großherzog dankte in einem „November 1816"<lb/> datirten, an einem Freitage geschriebnen Briefe für das Andenken an seine „un¬<lb/> glückliche Tochter", die bereits am 20. Januar gestorben war. Der erste</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0576]
Goethicma.
nicht zwei Tenore da sind. Die ganze Gesellschaft kann die zwei letzten Zeilen
jeder Strophe wiederholen, damit die drei Vorsänger verschnaufen. fDiese
Äußerung zeigt deutlich, daß man unter diesen: Liede nicht etwa „Symbolum"
sich denken kann, »vorauf sie garnicht passen wurde.I Freilich hätte ich wissen
sollen, was für Säuger ihr habt. ^Natürlich wurden die Lieder vom ganzen
Chor gesungen, nur bei besondern Festlichkeiten von musikalischen Säugern.^ . . .
Der Ton des Liedes ist nicht leicht getroffen >1ich: „zu treffen"?^, und die
Sänger werden dazu das Beste thun müssen, um einer gänzlichen Melodie
die Gegensätze des Offenbaren nud Stillvcrtrautcn I^die eben das Lied beherrschen^
anzueignen." Goethe erwiederte am 10., zwei Tage nach Augusts Beförderung
zum Gesellengrad: „Das Liedchen ist angekommen. Wir danken zum schönste,!
für das trefflich geratene. Wenn die Melodie nach dem Inhalt, wie du an¬
gezeigt hast, variirt wird, so muß es den schönsten Eindruck machen." Es war
also nicht, wenigstens uicht nach Zelters Melodie, gesungen worden. Wahr¬
scheinlich hatte es August in seiner ergreifenden Weise gesprochen. Der Vater
war nicht zugegen.
Ist nun das Lied „Verschwiegenheit" spätestens im Oktober 1816 gedichtet,
so kann es schon der Chronologie nach keine Andeutung auf Augusts Verlobung
enthalten, die erst am 1. Januar 1817 sich erklärte. Dieselbe Unmöglichkeit be¬
stünde auch bei der fälschlich angenommenen Datirung vom 1. Dezember. Aber
überhaupt kann die ganze Deutung v. LvepcrS vor einer besonnenen Auffassung
des Wortlautes des Gedichtes uicht bestehe». Wenn z. B. in der zweiten
Strophe der Ruhm des weltzerstörendeu Krieges der herzerfreuenden Dankbarkeit
wegen heimlichen Wohlthuns entgegengestellt und dieser weit nachgesetzt wird, so
sieht der neueste .Herausgeber darin eine Beziehung auf Augusts Thätigkeit im
letzten Kriege (doch Wohl in den beide» letzten). Aber davon, daß die aus dem
Kriege zurückgebliebenen Männer später die von diesem geschlagner Wunden
heilen, kaun hier nicht die Rede sein, und Goethe würde sich gehütet haben, auf
einen August schwer drückenden Vorwurf, den die meisten ihm machten, hinzu¬
deuten. Aber was die Hauptsache bleibt, das Gedicht ist so durchsichtig klar, daß
man eine solche seinen Nerv zerstörende Mißdeutung nicht begreifen würde,
ruhte sie nicht auf der thatsächlich falschen Annahme, es sei durch Augusts Auf¬
nahme in die Loge veranlaßt.
Was endlich das Gedicht „Trauerloge," in der Oktavausgabe letzter Hand
mit der nähern Bezeichnung: „Der Unvergeßlichen ^ Prinzessin Caroline j von
Weimar Eisenach > vermählten > Erbprinzessin ^ von Mecklenburg Schwerin ^ ge¬
widmet. ^ 1816" betrifft, so ergiebt sich leider aus dem Archiv über diese Trauer-
loge nichts näheres, da die Präsenzlisten vom 1. Oktober bis zum 3. De¬
zember dieses Jahres fehlen. Der Großherzog dankte in einem „November 1816"
datirten, an einem Freitage geschriebnen Briefe für das Andenken an seine „un¬
glückliche Tochter", die bereits am 20. Januar gestorben war. Der erste
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |