Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Drittes Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite
Goethiana,

beliebtj ni schönen Worten dargebracht." Zu diesem Tage war ein Nachtrag
der Weimarischen "Gesänge für Freimaurer" ausgegeben wurden, welcher mehrere
auf die Bcfreinngsjahre 1814 und 1816 bezügliche Gedichte, Goethes "Sym-
bolnnl" und ein Festlied für den Tag enthielt, August Goethe erscheint auch sonst
mehrfach in den erhaltenen Papieren. Am bedeutendsten ist für uns der Ein¬
trag von 16. Februar 1816: "Bei der Umfrage bat Bruder Goethe II um
das Wort, um den Dank seines verehrten Vaters abzustatten für die ihm in
der letzten Loge widerfahrene ausgezeichnete brüderliche Aufnahme." Drei Tage
später sprach er beim Stiftungsfeste der Loge zu Erfurt im Namen des Baders.
Am 8. Dezember erfolgte seine Aufnahme in den Gesellengrad. Wenn wir
weiter hören, er habe am 24. Oktober 1820 den "Gegeutoast der Schwestern"
vorgetragen und mit der Äußerung eingeleitet: "Es sei mir vergönnt, einige
Worte im Namen der Schwestern freundlich zu erwiedern. Die Worte selbst
sendet mein Bater, indem er sich Ihrer brüderlichen Liebe empfiehlt," so fällt
dadurch auf die schon in die Ausgabe der letzten Hand aufgenommenen Verse
erst das rechte Licht und es schwinden alle Zweifel, die man gegen die Datirung
hegen könnte. Goethe schickte die Verse von Jena ans, wo er seit der Rückkehr
von Karlsbad verweilte; noch am 26. schrieb er von dort ans an Zelter.

Das Datum der Aufnahme Augusts giebt uns einen ziemlich sichern An¬
haltepunkt für das Gedicht "Symbvlum," von dem wir sonst nur wissen, daß
es ohne Überschrift, aber unter dem Namen des Dichters in dem vor dem
11. Juni 1816 gedruckten Nachtrage der Weimarischen "Gesänge für Freimaurer"
nach deu von Jubel über Deutschlands Befreiung erfüllten Liedern gedruckt ist.
Nach der ganzen Stellung, die Goethe gegen die Loge einnahm, kann er es
nur auf eine besondre Veranlassung hin gedichtet haben, und fast ebenso sicher
können wir behaupten, für ihn habe es nur eine in jener Zeit gegeben, die
Aufnahme seines Sohnes. Dieser weihte er das schöne Maurerbekenntnis in
ähnlicher Weise wie (es wird dies unten erhellen) der Aufnahme in den Gesellen-
grad das Lied "Verschwiegenheit." Es muß demnach kurz vor dem 8. Dezember
1815 entstanden sein. Es ward wirklich nach einer bekannten Melodie gesungen
und ist noch jetzt mit Recht eines der anerkannteste,: Freimaurerlieder.

Wie aber verhält es sich mit dem "Dank des Sängers"? Die von der
Quartausgabe überlieferte Datirung "Weimar, den 29. Dezember 1815" ist nicht
zu bezweifeln. Nun hörten wir, daß August Goethe in der Versammlung von
16. Januar 1816 im Namen seines Vaters Dank abstattete für die ihm in der
letzten Loge widerfahrene ausgezeichnete brüderliche Aufnahme. Sollte zwischen
diesem doppelten Danke keine innere Verbindung sein? Der "Dank des Sängers"
ist kein Logenlied, da ein Fremder sich an die Brüder wendet, ist anch weder
ans Goethes noch aus seines Sohnes August Person heraus gedacht, sondern
eine durchaus freie Dichtung. Die Vers- und Neunforn stimmt mit der seiner
allbekannten Ballade "Der Sänger" überein. Der Dichter läßt dnrch diese


Goethiana,

beliebtj ni schönen Worten dargebracht." Zu diesem Tage war ein Nachtrag
der Weimarischen „Gesänge für Freimaurer" ausgegeben wurden, welcher mehrere
auf die Bcfreinngsjahre 1814 und 1816 bezügliche Gedichte, Goethes „Sym-
bolnnl" und ein Festlied für den Tag enthielt, August Goethe erscheint auch sonst
mehrfach in den erhaltenen Papieren. Am bedeutendsten ist für uns der Ein¬
trag von 16. Februar 1816: „Bei der Umfrage bat Bruder Goethe II um
das Wort, um den Dank seines verehrten Vaters abzustatten für die ihm in
der letzten Loge widerfahrene ausgezeichnete brüderliche Aufnahme." Drei Tage
später sprach er beim Stiftungsfeste der Loge zu Erfurt im Namen des Baders.
Am 8. Dezember erfolgte seine Aufnahme in den Gesellengrad. Wenn wir
weiter hören, er habe am 24. Oktober 1820 den „Gegeutoast der Schwestern"
vorgetragen und mit der Äußerung eingeleitet: „Es sei mir vergönnt, einige
Worte im Namen der Schwestern freundlich zu erwiedern. Die Worte selbst
sendet mein Bater, indem er sich Ihrer brüderlichen Liebe empfiehlt," so fällt
dadurch auf die schon in die Ausgabe der letzten Hand aufgenommenen Verse
erst das rechte Licht und es schwinden alle Zweifel, die man gegen die Datirung
hegen könnte. Goethe schickte die Verse von Jena ans, wo er seit der Rückkehr
von Karlsbad verweilte; noch am 26. schrieb er von dort ans an Zelter.

Das Datum der Aufnahme Augusts giebt uns einen ziemlich sichern An¬
haltepunkt für das Gedicht „Symbvlum," von dem wir sonst nur wissen, daß
es ohne Überschrift, aber unter dem Namen des Dichters in dem vor dem
11. Juni 1816 gedruckten Nachtrage der Weimarischen „Gesänge für Freimaurer"
nach deu von Jubel über Deutschlands Befreiung erfüllten Liedern gedruckt ist.
Nach der ganzen Stellung, die Goethe gegen die Loge einnahm, kann er es
nur auf eine besondre Veranlassung hin gedichtet haben, und fast ebenso sicher
können wir behaupten, für ihn habe es nur eine in jener Zeit gegeben, die
Aufnahme seines Sohnes. Dieser weihte er das schöne Maurerbekenntnis in
ähnlicher Weise wie (es wird dies unten erhellen) der Aufnahme in den Gesellen-
grad das Lied „Verschwiegenheit." Es muß demnach kurz vor dem 8. Dezember
1815 entstanden sein. Es ward wirklich nach einer bekannten Melodie gesungen
und ist noch jetzt mit Recht eines der anerkannteste,: Freimaurerlieder.

Wie aber verhält es sich mit dem „Dank des Sängers"? Die von der
Quartausgabe überlieferte Datirung „Weimar, den 29. Dezember 1815" ist nicht
zu bezweifeln. Nun hörten wir, daß August Goethe in der Versammlung von
16. Januar 1816 im Namen seines Vaters Dank abstattete für die ihm in der
letzten Loge widerfahrene ausgezeichnete brüderliche Aufnahme. Sollte zwischen
diesem doppelten Danke keine innere Verbindung sein? Der „Dank des Sängers"
ist kein Logenlied, da ein Fremder sich an die Brüder wendet, ist anch weder
ans Goethes noch aus seines Sohnes August Person heraus gedacht, sondern
eine durchaus freie Dichtung. Die Vers- und Neunforn stimmt mit der seiner
allbekannten Ballade „Der Sänger" überein. Der Dichter läßt dnrch diese


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0574" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/196674"/>
            <fw type="header" place="top"> Goethiana,</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_2171" prev="#ID_2170"> beliebtj ni schönen Worten dargebracht." Zu diesem Tage war ein Nachtrag<lb/>
der Weimarischen &#x201E;Gesänge für Freimaurer" ausgegeben wurden, welcher mehrere<lb/>
auf die Bcfreinngsjahre 1814 und 1816 bezügliche Gedichte, Goethes &#x201E;Sym-<lb/>
bolnnl" und ein Festlied für den Tag enthielt, August Goethe erscheint auch sonst<lb/>
mehrfach in den erhaltenen Papieren. Am bedeutendsten ist für uns der Ein¬<lb/>
trag von 16. Februar 1816: &#x201E;Bei der Umfrage bat Bruder Goethe II um<lb/>
das Wort, um den Dank seines verehrten Vaters abzustatten für die ihm in<lb/>
der letzten Loge widerfahrene ausgezeichnete brüderliche Aufnahme." Drei Tage<lb/>
später sprach er beim Stiftungsfeste der Loge zu Erfurt im Namen des Baders.<lb/>
Am 8. Dezember erfolgte seine Aufnahme in den Gesellengrad. Wenn wir<lb/>
weiter hören, er habe am 24. Oktober 1820 den &#x201E;Gegeutoast der Schwestern"<lb/>
vorgetragen und mit der Äußerung eingeleitet: &#x201E;Es sei mir vergönnt, einige<lb/>
Worte im Namen der Schwestern freundlich zu erwiedern. Die Worte selbst<lb/>
sendet mein Bater, indem er sich Ihrer brüderlichen Liebe empfiehlt," so fällt<lb/>
dadurch auf die schon in die Ausgabe der letzten Hand aufgenommenen Verse<lb/>
erst das rechte Licht und es schwinden alle Zweifel, die man gegen die Datirung<lb/>
hegen könnte. Goethe schickte die Verse von Jena ans, wo er seit der Rückkehr<lb/>
von Karlsbad verweilte; noch am 26. schrieb er von dort ans an Zelter.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_2172"> Das Datum der Aufnahme Augusts giebt uns einen ziemlich sichern An¬<lb/>
haltepunkt für das Gedicht &#x201E;Symbvlum," von dem wir sonst nur wissen, daß<lb/>
es ohne Überschrift, aber unter dem Namen des Dichters in dem vor dem<lb/>
11. Juni 1816 gedruckten Nachtrage der Weimarischen &#x201E;Gesänge für Freimaurer"<lb/>
nach deu von Jubel über Deutschlands Befreiung erfüllten Liedern gedruckt ist.<lb/>
Nach der ganzen Stellung, die Goethe gegen die Loge einnahm, kann er es<lb/>
nur auf eine besondre Veranlassung hin gedichtet haben, und fast ebenso sicher<lb/>
können wir behaupten, für ihn habe es nur eine in jener Zeit gegeben, die<lb/>
Aufnahme seines Sohnes. Dieser weihte er das schöne Maurerbekenntnis in<lb/>
ähnlicher Weise wie (es wird dies unten erhellen) der Aufnahme in den Gesellen-<lb/>
grad das Lied &#x201E;Verschwiegenheit." Es muß demnach kurz vor dem 8. Dezember<lb/>
1815 entstanden sein. Es ward wirklich nach einer bekannten Melodie gesungen<lb/>
und ist noch jetzt mit Recht eines der anerkannteste,: Freimaurerlieder.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_2173" next="#ID_2174"> Wie aber verhält es sich mit dem &#x201E;Dank des Sängers"? Die von der<lb/>
Quartausgabe überlieferte Datirung &#x201E;Weimar, den 29. Dezember 1815" ist nicht<lb/>
zu bezweifeln. Nun hörten wir, daß August Goethe in der Versammlung von<lb/>
16. Januar 1816 im Namen seines Vaters Dank abstattete für die ihm in der<lb/>
letzten Loge widerfahrene ausgezeichnete brüderliche Aufnahme. Sollte zwischen<lb/>
diesem doppelten Danke keine innere Verbindung sein? Der &#x201E;Dank des Sängers"<lb/>
ist kein Logenlied, da ein Fremder sich an die Brüder wendet, ist anch weder<lb/>
ans Goethes noch aus seines Sohnes August Person heraus gedacht, sondern<lb/>
eine durchaus freie Dichtung. Die Vers- und Neunforn stimmt mit der seiner<lb/>
allbekannten Ballade &#x201E;Der Sänger" überein.  Der Dichter läßt dnrch diese</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0574] Goethiana, beliebtj ni schönen Worten dargebracht." Zu diesem Tage war ein Nachtrag der Weimarischen „Gesänge für Freimaurer" ausgegeben wurden, welcher mehrere auf die Bcfreinngsjahre 1814 und 1816 bezügliche Gedichte, Goethes „Sym- bolnnl" und ein Festlied für den Tag enthielt, August Goethe erscheint auch sonst mehrfach in den erhaltenen Papieren. Am bedeutendsten ist für uns der Ein¬ trag von 16. Februar 1816: „Bei der Umfrage bat Bruder Goethe II um das Wort, um den Dank seines verehrten Vaters abzustatten für die ihm in der letzten Loge widerfahrene ausgezeichnete brüderliche Aufnahme." Drei Tage später sprach er beim Stiftungsfeste der Loge zu Erfurt im Namen des Baders. Am 8. Dezember erfolgte seine Aufnahme in den Gesellengrad. Wenn wir weiter hören, er habe am 24. Oktober 1820 den „Gegeutoast der Schwestern" vorgetragen und mit der Äußerung eingeleitet: „Es sei mir vergönnt, einige Worte im Namen der Schwestern freundlich zu erwiedern. Die Worte selbst sendet mein Bater, indem er sich Ihrer brüderlichen Liebe empfiehlt," so fällt dadurch auf die schon in die Ausgabe der letzten Hand aufgenommenen Verse erst das rechte Licht und es schwinden alle Zweifel, die man gegen die Datirung hegen könnte. Goethe schickte die Verse von Jena ans, wo er seit der Rückkehr von Karlsbad verweilte; noch am 26. schrieb er von dort ans an Zelter. Das Datum der Aufnahme Augusts giebt uns einen ziemlich sichern An¬ haltepunkt für das Gedicht „Symbvlum," von dem wir sonst nur wissen, daß es ohne Überschrift, aber unter dem Namen des Dichters in dem vor dem 11. Juni 1816 gedruckten Nachtrage der Weimarischen „Gesänge für Freimaurer" nach deu von Jubel über Deutschlands Befreiung erfüllten Liedern gedruckt ist. Nach der ganzen Stellung, die Goethe gegen die Loge einnahm, kann er es nur auf eine besondre Veranlassung hin gedichtet haben, und fast ebenso sicher können wir behaupten, für ihn habe es nur eine in jener Zeit gegeben, die Aufnahme seines Sohnes. Dieser weihte er das schöne Maurerbekenntnis in ähnlicher Weise wie (es wird dies unten erhellen) der Aufnahme in den Gesellen- grad das Lied „Verschwiegenheit." Es muß demnach kurz vor dem 8. Dezember 1815 entstanden sein. Es ward wirklich nach einer bekannten Melodie gesungen und ist noch jetzt mit Recht eines der anerkannteste,: Freimaurerlieder. Wie aber verhält es sich mit dem „Dank des Sängers"? Die von der Quartausgabe überlieferte Datirung „Weimar, den 29. Dezember 1815" ist nicht zu bezweifeln. Nun hörten wir, daß August Goethe in der Versammlung von 16. Januar 1816 im Namen seines Vaters Dank abstattete für die ihm in der letzten Loge widerfahrene ausgezeichnete brüderliche Aufnahme. Sollte zwischen diesem doppelten Danke keine innere Verbindung sein? Der „Dank des Sängers" ist kein Logenlied, da ein Fremder sich an die Brüder wendet, ist anch weder ans Goethes noch aus seines Sohnes August Person heraus gedacht, sondern eine durchaus freie Dichtung. Die Vers- und Neunforn stimmt mit der seiner allbekannten Ballade „Der Sänger" überein. Der Dichter läßt dnrch diese

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_196099
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_196099/574
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_196099/574>, abgerufen am 28.07.2024.