Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Drittes Quartal.Der Aotswud dos privcM,piwls. sieht, besieht dies Kapital zunächst in Körben und erst dann in Geld, wenn er Wo immer du daher Geld siehst, vergegenwärtige dir, daß es in Wahr¬ Man denke sich einen Ackerbauer auf herrenlosem Lande. Er bearbeitet So ist denn das Gesamtkapital eines Volkes, das Kapital der ganzen Wenn demnach das Gesamtkapital den Arbeitserfvlg der Vergangenheit, Der Aotswud dos privcM,piwls. sieht, besieht dies Kapital zunächst in Körben und erst dann in Geld, wenn er Wo immer du daher Geld siehst, vergegenwärtige dir, daß es in Wahr¬ Man denke sich einen Ackerbauer auf herrenlosem Lande. Er bearbeitet So ist denn das Gesamtkapital eines Volkes, das Kapital der ganzen Wenn demnach das Gesamtkapital den Arbeitserfvlg der Vergangenheit, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0548" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/196648"/> <fw type="header" place="top"> Der Aotswud dos privcM,piwls.</fw><lb/> <p xml:id="ID_2074" prev="#ID_2073"> sieht, besieht dies Kapital zunächst in Körben und erst dann in Geld, wenn er<lb/> die Körbe verkauft hat. Aber dies Geld ist nicht, es repräsentirt nur das aus<lb/> Körben bestehende Kapital. Geld ist überhaupt an und sür sich absolut wertlos.<lb/> Robinson warf seinen Goldklumpen unbedenklich ins Wasser, nud der Afrikn-<lb/> reiseude würde dein Hungertode nicht entgehen, auch wenn seine Träger nnter<lb/> der Last seines baaren Geldes zusammenbrachen. Für alles Geld giebt ihm<lb/> niemand auch nur eine Banane oder eine Hand voll Maniok; was ihn allein<lb/> erhält, sind die Waaren, die er mit sich führt, Kattun, Messingdraht, Glas¬<lb/> perlen, denn gegen diese Dinge ist jeder Neger bereit, ihm Lebensunterhalt zu<lb/> liefern. Erst nnter entwickelteren Kulturzuständen, wo Geld das allgemeine Tausch¬<lb/> mittel wird, erhält es einen Wert. Aber es ist kein Wert an sich, sondern ein<lb/> abgeleiteter; Wert hat es mir als Repräsentant aller derjenigen Güter, die man<lb/> dafür eintauschen kann.</p><lb/> <p xml:id="ID_2075"> Wo immer du daher Geld siehst, vergegenwärtige dir, daß es in Wahr¬<lb/> heit nur Güter sind, welche durch die Arbeit erzeugt wurden. Es kann der<lb/> Besitzer selbst der Erzeuger sein oder dessen Erbe oder ein Dieb; Geld stellt<lb/> immer mir erzeugte Güter dar und hat an und für sich weder Wert noch Be¬<lb/> deutung (von dem Metallwcrte der Münze abgesehen).</p><lb/> <p xml:id="ID_2076"> Man denke sich einen Ackerbauer auf herrenlosem Lande. Er bearbeitet<lb/> zuerst ein kleines Feld. Aber der Überschuß seines Ertrages über seinen Unter¬<lb/> halt befähigt ihn, einen Gehilfen anzustellen, mit welchem er ein größeres Feld<lb/> bewirtschaftet, und so fort, bis er Besitzer eines Gütchens ist. Sein Überschuß,<lb/> sein Kapital besteht also in Land, seinen Weizen hat er gegen Fleisch, Kleidung,<lb/> Ackergerät, Waffen nud dergleichen umgetauscht, Geld ist nicht in seine Hände<lb/> gekommen, und doch ist er ein wohlhabender Kapitalist.</p><lb/> <p xml:id="ID_2077"> So ist denn das Gesamtkapital eines Volkes, das Kapital der ganzen<lb/> zivilisirten Welt der Überschuß des Arbeitsertrages über den Aufwand, der Über¬<lb/> schuß aus der Bergaugeuheit bis rückwärts auf Adam und Eva; es ist die<lb/> materielle und geistige Kultur, in der wir leben, in der wir fortzuschreiten be¬<lb/> müht siud; es ist das Fundament, auf dem wir weiter bauen, es ist der Ast,<lb/> auf dein wir sitzen, und derjenige ist ein Narr oder ein Verbrecher, der die Axt<lb/> an diesen Ast legt.</p><lb/> <p xml:id="ID_2078" next="#ID_2079"> Wenn demnach das Gesamtkapital den Arbeitserfvlg der Vergangenheit,<lb/> unsre Zivilisation darstellt, so ist eS wahrscheinlich, daß jeder zivilisirte Mensch<lb/> mehr oder weniger Miteigentümer dieses Kapitals sei; es ist undenkbar, daß<lb/> nicht anch der Ärmste zu einem Teile wenigstens einen Nießbrauch an diesem<lb/> Knltnrkapitale habe. Alles ivaS aus den Kapitalien, aus der Arbeit der Ver¬<lb/> gangenheit entstanden ist an Wegen, Brücken, Eisenbahnen, an öffentlicher Be¬<lb/> leuchtung, an Zufluchtsstätten für Bedürftige, an Kanälen und Wasserleitungen<lb/> und tausend andern Dingen, welche der allgemeinen Wohlfahrt gewidmet siud,<lb/> nicht an letzter Stelle auch die Organisation des Staates, kommen auch dem</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0548]
Der Aotswud dos privcM,piwls.
sieht, besieht dies Kapital zunächst in Körben und erst dann in Geld, wenn er
die Körbe verkauft hat. Aber dies Geld ist nicht, es repräsentirt nur das aus
Körben bestehende Kapital. Geld ist überhaupt an und sür sich absolut wertlos.
Robinson warf seinen Goldklumpen unbedenklich ins Wasser, nud der Afrikn-
reiseude würde dein Hungertode nicht entgehen, auch wenn seine Träger nnter
der Last seines baaren Geldes zusammenbrachen. Für alles Geld giebt ihm
niemand auch nur eine Banane oder eine Hand voll Maniok; was ihn allein
erhält, sind die Waaren, die er mit sich führt, Kattun, Messingdraht, Glas¬
perlen, denn gegen diese Dinge ist jeder Neger bereit, ihm Lebensunterhalt zu
liefern. Erst nnter entwickelteren Kulturzuständen, wo Geld das allgemeine Tausch¬
mittel wird, erhält es einen Wert. Aber es ist kein Wert an sich, sondern ein
abgeleiteter; Wert hat es mir als Repräsentant aller derjenigen Güter, die man
dafür eintauschen kann.
Wo immer du daher Geld siehst, vergegenwärtige dir, daß es in Wahr¬
heit nur Güter sind, welche durch die Arbeit erzeugt wurden. Es kann der
Besitzer selbst der Erzeuger sein oder dessen Erbe oder ein Dieb; Geld stellt
immer mir erzeugte Güter dar und hat an und für sich weder Wert noch Be¬
deutung (von dem Metallwcrte der Münze abgesehen).
Man denke sich einen Ackerbauer auf herrenlosem Lande. Er bearbeitet
zuerst ein kleines Feld. Aber der Überschuß seines Ertrages über seinen Unter¬
halt befähigt ihn, einen Gehilfen anzustellen, mit welchem er ein größeres Feld
bewirtschaftet, und so fort, bis er Besitzer eines Gütchens ist. Sein Überschuß,
sein Kapital besteht also in Land, seinen Weizen hat er gegen Fleisch, Kleidung,
Ackergerät, Waffen nud dergleichen umgetauscht, Geld ist nicht in seine Hände
gekommen, und doch ist er ein wohlhabender Kapitalist.
So ist denn das Gesamtkapital eines Volkes, das Kapital der ganzen
zivilisirten Welt der Überschuß des Arbeitsertrages über den Aufwand, der Über¬
schuß aus der Bergaugeuheit bis rückwärts auf Adam und Eva; es ist die
materielle und geistige Kultur, in der wir leben, in der wir fortzuschreiten be¬
müht siud; es ist das Fundament, auf dem wir weiter bauen, es ist der Ast,
auf dein wir sitzen, und derjenige ist ein Narr oder ein Verbrecher, der die Axt
an diesen Ast legt.
Wenn demnach das Gesamtkapital den Arbeitserfvlg der Vergangenheit,
unsre Zivilisation darstellt, so ist eS wahrscheinlich, daß jeder zivilisirte Mensch
mehr oder weniger Miteigentümer dieses Kapitals sei; es ist undenkbar, daß
nicht anch der Ärmste zu einem Teile wenigstens einen Nießbrauch an diesem
Knltnrkapitale habe. Alles ivaS aus den Kapitalien, aus der Arbeit der Ver¬
gangenheit entstanden ist an Wegen, Brücken, Eisenbahnen, an öffentlicher Be¬
leuchtung, an Zufluchtsstätten für Bedürftige, an Kanälen und Wasserleitungen
und tausend andern Dingen, welche der allgemeinen Wohlfahrt gewidmet siud,
nicht an letzter Stelle auch die Organisation des Staates, kommen auch dem
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |