Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Drittes Quartal.ohne Wissen der Engländer mit ihnen zusammenzutreffen und zu verhandeln. Der General und der Gouverneur der Afghanen waren beide der Meinung, ohne Wissen der Engländer mit ihnen zusammenzutreffen und zu verhandeln. Der General und der Gouverneur der Afghanen waren beide der Meinung, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0494" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/196594"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_1938" prev="#ID_1937"> ohne Wissen der Engländer mit ihnen zusammenzutreffen und zu verhandeln.<lb/> Diese Briefe fanden keine Beachtung und wurden alle dem Kapitän Jade gezeigt.<lb/> Am 26. hatte dieser Offizier mit Oberst Zakrschewski, dem Stabschef Komarows,<lb/> eine Besprechung, die jedoch zu keinem festen Ergebnis führte. Am 29. sandte<lb/> Komarow dem General der Afghanen ein Ultimatum zu, in welchem er ver¬<lb/> langte, derselbe solle seine Truppen vom linken Ufer des Kaschk und vom rechten<lb/> Ufer des Margab bis zu der Stelle, wo jener in ihn mündet, zurückziehen.<lb/> Am 29. nachmittags hatte Jade wieder eine Zusammenkunft mit Zakrschewski,<lb/> in welcher jener auf die dreisten und herausfordernden Akte der russischen Offi¬<lb/> ziere und Soldaten hinwies, wofiir der Russe keinen Grund und keine Entschul¬<lb/> digung anzuführen wußte. Er spielte uur hinan vergesse nicht, daß unsre<lb/> Darstellung hier ein Auszug aus englischer Quelle ist^ vage Behauptungen<lb/> von afghanischer Insolenz als Trümpfe aus, die jeden Grundes ermangelten.<lb/> Er gab zu, daß General Komarow von seiner Negierung Befehle erhalten habe,<lb/> die ihn im Einklange mit dem zwischen dem Petersburger und dem Londoner<lb/> Kabinette vereinbarten Abkommen vom 16. März, nach welchen: keiner der beiden<lb/> Teile vorläufig über die bisherige Stellung hinausgehen solle, anwiesen, einen<lb/> Zusammenstoß zu vermeiden. Als Jake darauf hinwies, daß die russischen<lb/> Truppen Pul i Chisti niemals besetzt gehalten hätten, und daß ihr Vorrücken<lb/> nach diesem Punkte, das in Komarows Ultimatum lag, ein flagranter Bruch jener<lb/> Übereinkunft sein würde, hatte Oberst Zakrschewski nichts darauf zu erwiedern.<lb/> Jake sagte dann, der General der Afghanen suche den Wünschen Komarows<lb/> dadurch zu entsprechen, daß er seine Vedetten zurückzöge, und als Zakrschewski<lb/> äußerte, die ganze afghanische Aufstellung sei eine Bedrohung des russischen<lb/> Lagers, wurde ihm mit dem Hinweise darauf geantwortet, daß die Afghanen<lb/> schon deshalb keinerlei Angriffsmaßrcgeln beabsichtigen könnten, weil sie die<lb/> Pferde der russischen Kavallerie ruhig innerhalb ihrer Vorpostenkette grasen<lb/> ließen. Nachdem Aale eine weitere Besprechung mit Komarow vorgeschlagen<lb/> hatte, endigte die Unterredung mit Zakrschewski."</p><lb/> <p xml:id="ID_1939" next="#ID_1940"> Der General und der Gouverneur der Afghanen waren beide der Meinung,<lb/> daß man einem weitern Vormarsche der Russen mit Gewalt entgegentreten müsse,<lb/> und zwar erstens, weil jede Nachgiebigkeit auf afghanischer Seite das Signal<lb/> für die Saruks sein würde, zu den Russen überzugehen, zweitens aber, weil<lb/> nach Räumung der Höhen im Westen von Pul i Chisti der Rest der dortigen<lb/> afghanischen Stellung unhaltbar sei» würde. Am Morgen des 36. März erhielt<lb/> der Raid Salar, der General der Truppen Abdurrachmans, einen zweiten Brief,<lb/> der unter Drohungen das mit dem Ultimatum gestellte Verlangen wiederholte,<lb/> und bald nachher ging die russische Armee gegen die bei Pri i Chisti stehenden<lb/> Afghanen vor. Diese gaben Feuer, wurden aber uach tapferer Gegenwehr<lb/> durch die Übermacht der Gegner erdrückt und zum Teil zusammeugehaucn, zum<lb/> großem Teile zersprengt. Sie verließen, soweit sie nicht gefallen oder in Ge-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0494]
ohne Wissen der Engländer mit ihnen zusammenzutreffen und zu verhandeln.
Diese Briefe fanden keine Beachtung und wurden alle dem Kapitän Jade gezeigt.
Am 26. hatte dieser Offizier mit Oberst Zakrschewski, dem Stabschef Komarows,
eine Besprechung, die jedoch zu keinem festen Ergebnis führte. Am 29. sandte
Komarow dem General der Afghanen ein Ultimatum zu, in welchem er ver¬
langte, derselbe solle seine Truppen vom linken Ufer des Kaschk und vom rechten
Ufer des Margab bis zu der Stelle, wo jener in ihn mündet, zurückziehen.
Am 29. nachmittags hatte Jade wieder eine Zusammenkunft mit Zakrschewski,
in welcher jener auf die dreisten und herausfordernden Akte der russischen Offi¬
ziere und Soldaten hinwies, wofiir der Russe keinen Grund und keine Entschul¬
digung anzuführen wußte. Er spielte uur hinan vergesse nicht, daß unsre
Darstellung hier ein Auszug aus englischer Quelle ist^ vage Behauptungen
von afghanischer Insolenz als Trümpfe aus, die jeden Grundes ermangelten.
Er gab zu, daß General Komarow von seiner Negierung Befehle erhalten habe,
die ihn im Einklange mit dem zwischen dem Petersburger und dem Londoner
Kabinette vereinbarten Abkommen vom 16. März, nach welchen: keiner der beiden
Teile vorläufig über die bisherige Stellung hinausgehen solle, anwiesen, einen
Zusammenstoß zu vermeiden. Als Jake darauf hinwies, daß die russischen
Truppen Pul i Chisti niemals besetzt gehalten hätten, und daß ihr Vorrücken
nach diesem Punkte, das in Komarows Ultimatum lag, ein flagranter Bruch jener
Übereinkunft sein würde, hatte Oberst Zakrschewski nichts darauf zu erwiedern.
Jake sagte dann, der General der Afghanen suche den Wünschen Komarows
dadurch zu entsprechen, daß er seine Vedetten zurückzöge, und als Zakrschewski
äußerte, die ganze afghanische Aufstellung sei eine Bedrohung des russischen
Lagers, wurde ihm mit dem Hinweise darauf geantwortet, daß die Afghanen
schon deshalb keinerlei Angriffsmaßrcgeln beabsichtigen könnten, weil sie die
Pferde der russischen Kavallerie ruhig innerhalb ihrer Vorpostenkette grasen
ließen. Nachdem Aale eine weitere Besprechung mit Komarow vorgeschlagen
hatte, endigte die Unterredung mit Zakrschewski."
Der General und der Gouverneur der Afghanen waren beide der Meinung,
daß man einem weitern Vormarsche der Russen mit Gewalt entgegentreten müsse,
und zwar erstens, weil jede Nachgiebigkeit auf afghanischer Seite das Signal
für die Saruks sein würde, zu den Russen überzugehen, zweitens aber, weil
nach Räumung der Höhen im Westen von Pul i Chisti der Rest der dortigen
afghanischen Stellung unhaltbar sei» würde. Am Morgen des 36. März erhielt
der Raid Salar, der General der Truppen Abdurrachmans, einen zweiten Brief,
der unter Drohungen das mit dem Ultimatum gestellte Verlangen wiederholte,
und bald nachher ging die russische Armee gegen die bei Pri i Chisti stehenden
Afghanen vor. Diese gaben Feuer, wurden aber uach tapferer Gegenwehr
durch die Übermacht der Gegner erdrückt und zum Teil zusammeugehaucn, zum
großem Teile zersprengt. Sie verließen, soweit sie nicht gefallen oder in Ge-
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