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Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Drittes Quartal.

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Die Karolineninseln.

man beinahe glauben möchte, ein zur zeitgemäßen Revision dieser Verfassung
cinberufner Neichsrat werde sich unwillkürlich zu der Höhe des Patriotismus
aufschwingen, auf welcher jene Männer von Kremsier standen. Freilich müßte
auf der ander" Seite auch der feste Wille bestehen, mit der Sonderbündlerei,
welches Banner sie auch aufpflanze" möchte, gründlich aufzuräumen!




Die Karolineninseln.

le Frage wegen der Karolinen hat in Madrid zu Kundgebungen
gegen Deutschland geführt, die, obwohl nur von republikanischen
Wühlern in Szene gesetzt, in der Pariser Presse als Mcinnugs-
und Willensäußerungen des ganzen spanischen Volkes behandelt
und gegen uns verwertet worden sind. Wenn dabei viel Hitze
verbraucht und viel Unüberlegtes in die Welt hinaus geredet und geschrieben
worden ist, so soll uns das nicht veranlassen, desgleichen zu thun. Wir
werden durch kühle, nüchterne Darstellung des Sachverhalts die Angelegen¬
heit aufzuklären und zu verständiger Beurteilung derselben beizutragen be¬
müht sein.

Die Karolineninseln sehen auf der Landkarte wie ein bloßes Gespritz von
Tröpfchen aus einer Feder aus, das sich über die weite weiße Fläche hinstreckt,
welche den Stillen Ozean bezeichnet; genauer betrachtet aber sind sie einer der
größten Archipele dieses Meeres, denn sie nehmen zusammen einen Raum el",
dessen Länge ungefähr 32 Grad oder 400 Seemeilen bei einer Breite von neun
Seemeilen beträgt, und ihr Flächeninhalt wird auf etwa 330 Quadratkilometer
angegeben. Sie liegen in drei Gruppen geschieden zwischen den Ladronen und
Neuguinea. Die Zahl der bewohnten Inseln jener Gruppen beläuft sich auf 44;
rechnet man auch die kleinsten Eilande mit, so kommen über 400 Inseln heraus.
Die meisten sind niedrige Laguneninseln, die ihre Entstehung Korallentieren ver¬
danken; oft umschließt ein Ring oder Halbkreis von Land, das auf Bauten
solcher Tierchen ruht, ein Wasserbecken, aus dem sich eine Masse kleiner Riffe
erheben. Bei Hogolu umfaßt dieser Korallengürtel ein Bassin von zehn Meilen
Durchmesser mit einem ganzen Schwärme anmutiger und fruchtbarer Eilande.
Die übrigen Inseln sind hohes Land, entstanden durch vulkanische Erhebung,
aber zugleich von Korallenriffen eingeschlossen. Als die bedeutendsten von diesen


Die Karolineninseln.

man beinahe glauben möchte, ein zur zeitgemäßen Revision dieser Verfassung
cinberufner Neichsrat werde sich unwillkürlich zu der Höhe des Patriotismus
aufschwingen, auf welcher jene Männer von Kremsier standen. Freilich müßte
auf der ander» Seite auch der feste Wille bestehen, mit der Sonderbündlerei,
welches Banner sie auch aufpflanze» möchte, gründlich aufzuräumen!




Die Karolineninseln.

le Frage wegen der Karolinen hat in Madrid zu Kundgebungen
gegen Deutschland geführt, die, obwohl nur von republikanischen
Wühlern in Szene gesetzt, in der Pariser Presse als Mcinnugs-
und Willensäußerungen des ganzen spanischen Volkes behandelt
und gegen uns verwertet worden sind. Wenn dabei viel Hitze
verbraucht und viel Unüberlegtes in die Welt hinaus geredet und geschrieben
worden ist, so soll uns das nicht veranlassen, desgleichen zu thun. Wir
werden durch kühle, nüchterne Darstellung des Sachverhalts die Angelegen¬
heit aufzuklären und zu verständiger Beurteilung derselben beizutragen be¬
müht sein.

Die Karolineninseln sehen auf der Landkarte wie ein bloßes Gespritz von
Tröpfchen aus einer Feder aus, das sich über die weite weiße Fläche hinstreckt,
welche den Stillen Ozean bezeichnet; genauer betrachtet aber sind sie einer der
größten Archipele dieses Meeres, denn sie nehmen zusammen einen Raum el»,
dessen Länge ungefähr 32 Grad oder 400 Seemeilen bei einer Breite von neun
Seemeilen beträgt, und ihr Flächeninhalt wird auf etwa 330 Quadratkilometer
angegeben. Sie liegen in drei Gruppen geschieden zwischen den Ladronen und
Neuguinea. Die Zahl der bewohnten Inseln jener Gruppen beläuft sich auf 44;
rechnet man auch die kleinsten Eilande mit, so kommen über 400 Inseln heraus.
Die meisten sind niedrige Laguneninseln, die ihre Entstehung Korallentieren ver¬
danken; oft umschließt ein Ring oder Halbkreis von Land, das auf Bauten
solcher Tierchen ruht, ein Wasserbecken, aus dem sich eine Masse kleiner Riffe
erheben. Bei Hogolu umfaßt dieser Korallengürtel ein Bassin von zehn Meilen
Durchmesser mit einem ganzen Schwärme anmutiger und fruchtbarer Eilande.
Die übrigen Inseln sind hohes Land, entstanden durch vulkanische Erhebung,
aber zugleich von Korallenriffen eingeschlossen. Als die bedeutendsten von diesen


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[0446] Die Karolineninseln. man beinahe glauben möchte, ein zur zeitgemäßen Revision dieser Verfassung cinberufner Neichsrat werde sich unwillkürlich zu der Höhe des Patriotismus aufschwingen, auf welcher jene Männer von Kremsier standen. Freilich müßte auf der ander» Seite auch der feste Wille bestehen, mit der Sonderbündlerei, welches Banner sie auch aufpflanze» möchte, gründlich aufzuräumen! Die Karolineninseln. le Frage wegen der Karolinen hat in Madrid zu Kundgebungen gegen Deutschland geführt, die, obwohl nur von republikanischen Wühlern in Szene gesetzt, in der Pariser Presse als Mcinnugs- und Willensäußerungen des ganzen spanischen Volkes behandelt und gegen uns verwertet worden sind. Wenn dabei viel Hitze verbraucht und viel Unüberlegtes in die Welt hinaus geredet und geschrieben worden ist, so soll uns das nicht veranlassen, desgleichen zu thun. Wir werden durch kühle, nüchterne Darstellung des Sachverhalts die Angelegen¬ heit aufzuklären und zu verständiger Beurteilung derselben beizutragen be¬ müht sein. Die Karolineninseln sehen auf der Landkarte wie ein bloßes Gespritz von Tröpfchen aus einer Feder aus, das sich über die weite weiße Fläche hinstreckt, welche den Stillen Ozean bezeichnet; genauer betrachtet aber sind sie einer der größten Archipele dieses Meeres, denn sie nehmen zusammen einen Raum el», dessen Länge ungefähr 32 Grad oder 400 Seemeilen bei einer Breite von neun Seemeilen beträgt, und ihr Flächeninhalt wird auf etwa 330 Quadratkilometer angegeben. Sie liegen in drei Gruppen geschieden zwischen den Ladronen und Neuguinea. Die Zahl der bewohnten Inseln jener Gruppen beläuft sich auf 44; rechnet man auch die kleinsten Eilande mit, so kommen über 400 Inseln heraus. Die meisten sind niedrige Laguneninseln, die ihre Entstehung Korallentieren ver¬ danken; oft umschließt ein Ring oder Halbkreis von Land, das auf Bauten solcher Tierchen ruht, ein Wasserbecken, aus dem sich eine Masse kleiner Riffe erheben. Bei Hogolu umfaßt dieser Korallengürtel ein Bassin von zehn Meilen Durchmesser mit einem ganzen Schwärme anmutiger und fruchtbarer Eilande. Die übrigen Inseln sind hohes Land, entstanden durch vulkanische Erhebung, aber zugleich von Korallenriffen eingeschlossen. Als die bedeutendsten von diesen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_196099/446>, abgerufen am 24.11.2024.