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Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Drittes Quartal.

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Um eine perle.

Via! Via! Mit abwehrender Geberde schlurrte sie vorüber, und Florida
stand wieder ratlos da.

Also der Doktor! rief sie, zu ihrem letzten Notanker zurückkehrend, wer
kann meinem armen Freunde bis hente das Leben gefristet haben? Verzeiht mir,
ehrwürdiger Herr, aber glaubt Ihr, daß ich jemals wieder ruhig werden könnte,
wenn ich jetzt nicht alle Mittel erschöpfe, um zu meinem Giuseppe zu ge¬
langen?

Meine Tochter, antwortete der Pater, endlich im Begriff, mit der trau¬
rigen Kunde herauszurücken, die er ihr schonend vorenthalten zu dürfe" gehofft
hatte, so mache dich denn auf eine Möglichkeit gefaßt, von welcher ich --

Er hielt inne, denn von neuem nahten Schritte, und diesmal sollte Flo-
ridas Ausdauer gekrönt werden.

Es war der Minimi-Mönch, welcher, aus dem tiefen Dunkel des Ganges
hastig herankommend, beim Gewahren des Teatiuer-Paters die Hände nach Art
der Minimi-Mönche als Zeichen eines dringenden Anliegens zu der Form eiues
Spitzbogens auf der Brust vereinigte.

Pater Vigilio bedeutete seinen beiden Begleiterinnen, zurückzutreten.

Der Mönch war stehen geblieben, Pater Vigilio ging ans ihn zu und
fragte nach seinem Begehren, dem: der Mönch, obschon er jenes Zeiche" ge¬
macht hatte, schien jetzt doch in Zweifel, ob er reden solle.

Ich habe nur die niedrigen Weihen erhalten, sagte er demütig, und kann
einem Sterbenden also nicht beistehen, wie es die Regel vorschreibt. Es ist
aber keine Zeit zu verlieren, daher meine unüberlegte Eile.

Er lebt noch? fragte der Pater.

Ihr wißt von ihm? entgegnete der Mönch.

Ich habe nur erst Mutmaßungen. Wie heißt der Mann, zu dem du mich
führen willst?

Ich kenne seinen Namen nicht, auch Ihr könnt schwerlich von ihm gehört
haben. Aber, nicht wahr, bis ich einen Priester aus meinem Kloster herbei¬
schaffen kann, habe ich eine lauge, lauge Strecke zurückzulegen. Nun führt mein
guter Stern Euch mir in den Weg; Ihr könntet ihm den Abschied von der
Erde erleichtern. Nur beruhigt zuvor mein Gewissen, denn -- Gott weiß ans
welchem Grunde -- ich habe bisher zu niemandem von dem kranken Manne
reden dürfen. Und so frage ich mich denn: ist es eine größere Sünde, wenn
ich ihn ohne den Trost unsrer heiligen Kirche sterben lasse, oder wenn ich Euch,
ehrwürdiger Vater, zu ihm führe?

Pater Vigilio überlegte. Er war immer voll Skrupeln. Der Mönch
mußte ihm deutlich sagen, wie jenes Verbot lautete und ob er dasselbe hatte
beschwören müssen.

Das letztere war nicht der Fall gewesen.

Dennoch hatte der Pater noch einige Bedenke".


Um eine perle.

Via! Via! Mit abwehrender Geberde schlurrte sie vorüber, und Florida
stand wieder ratlos da.

Also der Doktor! rief sie, zu ihrem letzten Notanker zurückkehrend, wer
kann meinem armen Freunde bis hente das Leben gefristet haben? Verzeiht mir,
ehrwürdiger Herr, aber glaubt Ihr, daß ich jemals wieder ruhig werden könnte,
wenn ich jetzt nicht alle Mittel erschöpfe, um zu meinem Giuseppe zu ge¬
langen?

Meine Tochter, antwortete der Pater, endlich im Begriff, mit der trau¬
rigen Kunde herauszurücken, die er ihr schonend vorenthalten zu dürfe» gehofft
hatte, so mache dich denn auf eine Möglichkeit gefaßt, von welcher ich —

Er hielt inne, denn von neuem nahten Schritte, und diesmal sollte Flo-
ridas Ausdauer gekrönt werden.

Es war der Minimi-Mönch, welcher, aus dem tiefen Dunkel des Ganges
hastig herankommend, beim Gewahren des Teatiuer-Paters die Hände nach Art
der Minimi-Mönche als Zeichen eines dringenden Anliegens zu der Form eiues
Spitzbogens auf der Brust vereinigte.

Pater Vigilio bedeutete seinen beiden Begleiterinnen, zurückzutreten.

Der Mönch war stehen geblieben, Pater Vigilio ging ans ihn zu und
fragte nach seinem Begehren, dem: der Mönch, obschon er jenes Zeiche» ge¬
macht hatte, schien jetzt doch in Zweifel, ob er reden solle.

Ich habe nur die niedrigen Weihen erhalten, sagte er demütig, und kann
einem Sterbenden also nicht beistehen, wie es die Regel vorschreibt. Es ist
aber keine Zeit zu verlieren, daher meine unüberlegte Eile.

Er lebt noch? fragte der Pater.

Ihr wißt von ihm? entgegnete der Mönch.

Ich habe nur erst Mutmaßungen. Wie heißt der Mann, zu dem du mich
führen willst?

Ich kenne seinen Namen nicht, auch Ihr könnt schwerlich von ihm gehört
haben. Aber, nicht wahr, bis ich einen Priester aus meinem Kloster herbei¬
schaffen kann, habe ich eine lauge, lauge Strecke zurückzulegen. Nun führt mein
guter Stern Euch mir in den Weg; Ihr könntet ihm den Abschied von der
Erde erleichtern. Nur beruhigt zuvor mein Gewissen, denn — Gott weiß ans
welchem Grunde — ich habe bisher zu niemandem von dem kranken Manne
reden dürfen. Und so frage ich mich denn: ist es eine größere Sünde, wenn
ich ihn ohne den Trost unsrer heiligen Kirche sterben lasse, oder wenn ich Euch,
ehrwürdiger Vater, zu ihm führe?

Pater Vigilio überlegte. Er war immer voll Skrupeln. Der Mönch
mußte ihm deutlich sagen, wie jenes Verbot lautete und ob er dasselbe hatte
beschwören müssen.

Das letztere war nicht der Fall gewesen.

Dennoch hatte der Pater noch einige Bedenke».


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_196099/342>, abgerufen am 23.11.2024.