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Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Drittes Quartal.

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Um eine perle.

sie höre", daß ich ohne ihren Urlaub Euch aufs Gericht gefolgt bin, wie Ihr
Eltern guten, beklagenswerten, ritterlichen Herrn -- denn das war er, leugnet
es, wenn Jhr's könnt, er war kein Filz, er war ein Baum, den man nur zu
schütteln brauchte -- wie Ihr also einen solchen trefflichen Herrn ans freien Stücken
als Verschwörer denunzirt habt, ohne daß ich ihn rechtfertigen konnte -- wird
mein gnädiges Fräulein mir das jemals vergeben? Rai! Nie und nimmer!

Vom vielen Reden atemlos, ließ sie sich ans die Fensterbank nieder.

Ihr seid des Teufels! rief der Paduaner, als er endlich zu Worte kam;
Ihr wäret mir gefolgt?

Bleibt mir mit Euer" Spitzfindigkeiten vom Leibe. Mußte ich nicht etwa
mit aufs Gericht?

Liouro!

Nun also?

Aber wer zwang mich, mit Euch zu dem Rechtsbeistande Elters gnädigen
Herrn zu gehen? Habt Ihr nicht hier am Fenster bei Eltern Eichkätzchen ge¬
standen, als ich Euch fragte: Was soll ich dort?

Zuletzt hätte ich Euch wohl noch erst um Erlaubnis bitten sollen, ob ich
in Eurer Gegenwart mein Eichkätzchen füttern dürfe!

Possen! Und habt Ihr mir wohl nicht über den Rücken kurzweg geant¬
wortet, ich solle ihm alles wiederholen, was ich Euch gesagt hatte?

Natürlich! Warum nicht über meinen Rücken? tÄppvri! Mein Rücken
ist nicht schlechter als meine Vorderseite.

Das behauptet ja niemand. Ich rufe Euch nur ins Gedächtnis zurück,
wie die Sache zugegangen ist. Denn Ihr selbst wäret es, die mir sagte: Er¬
zählt das alles dem Signor Primaticcio.

Nun ich darum wußte, war das meine Pflicht; warum hattet Ihr es nicht
für Euch behalten!

Und als ich mich weigerte, habt Ihr mich gar einen Elenden gescholten
und einen Hasenfuß und einen unverbesserlichen San--

Nein nein, siel ihm Enfemia ins Wort, das Wort nahm ich zurück. Über¬
haupt, was streiten wir uns? Kommt etwas dabei heraus? Ihr seid der Mann,
an Euch war es, nachzudenken, an Euch war es, mir zu sagen: Mischen orr
uns nicht in Dinge, die uns nichts angehen; warten wir ab, müßtet Ihr nur
sagen, ob Signor Abbondio nicht irgendwo den Hals bricht -- jetzt hat ihn
die Pest geholt --, und ob der Herzog nicht von selbst andern Sinnes wird,
wie er es ja wirklich jetzt geworden ist. Aber -- aber -- genug, Signor Beppo,
Ihr wäret nicht gescheidter als ich; nun, ich habe als Frauenzimmer das Recht,
zuweilen kopflos zu fein; Ihr jedoch, als Mann, Ihr solltet -- lmsw! Warum
setzt Ihr Euch nicht? Und was war denn vorhin so Wichtiges zu erzählen?
Der alte Topfgucker, unser Lcizzaro, geberdete sich ja wie ein beschenktes Kind!
Setzt Euch!


Um eine perle.

sie höre», daß ich ohne ihren Urlaub Euch aufs Gericht gefolgt bin, wie Ihr
Eltern guten, beklagenswerten, ritterlichen Herrn — denn das war er, leugnet
es, wenn Jhr's könnt, er war kein Filz, er war ein Baum, den man nur zu
schütteln brauchte — wie Ihr also einen solchen trefflichen Herrn ans freien Stücken
als Verschwörer denunzirt habt, ohne daß ich ihn rechtfertigen konnte — wird
mein gnädiges Fräulein mir das jemals vergeben? Rai! Nie und nimmer!

Vom vielen Reden atemlos, ließ sie sich ans die Fensterbank nieder.

Ihr seid des Teufels! rief der Paduaner, als er endlich zu Worte kam;
Ihr wäret mir gefolgt?

Bleibt mir mit Euer» Spitzfindigkeiten vom Leibe. Mußte ich nicht etwa
mit aufs Gericht?

Liouro!

Nun also?

Aber wer zwang mich, mit Euch zu dem Rechtsbeistande Elters gnädigen
Herrn zu gehen? Habt Ihr nicht hier am Fenster bei Eltern Eichkätzchen ge¬
standen, als ich Euch fragte: Was soll ich dort?

Zuletzt hätte ich Euch wohl noch erst um Erlaubnis bitten sollen, ob ich
in Eurer Gegenwart mein Eichkätzchen füttern dürfe!

Possen! Und habt Ihr mir wohl nicht über den Rücken kurzweg geant¬
wortet, ich solle ihm alles wiederholen, was ich Euch gesagt hatte?

Natürlich! Warum nicht über meinen Rücken? tÄppvri! Mein Rücken
ist nicht schlechter als meine Vorderseite.

Das behauptet ja niemand. Ich rufe Euch nur ins Gedächtnis zurück,
wie die Sache zugegangen ist. Denn Ihr selbst wäret es, die mir sagte: Er¬
zählt das alles dem Signor Primaticcio.

Nun ich darum wußte, war das meine Pflicht; warum hattet Ihr es nicht
für Euch behalten!

Und als ich mich weigerte, habt Ihr mich gar einen Elenden gescholten
und einen Hasenfuß und einen unverbesserlichen San—

Nein nein, siel ihm Enfemia ins Wort, das Wort nahm ich zurück. Über¬
haupt, was streiten wir uns? Kommt etwas dabei heraus? Ihr seid der Mann,
an Euch war es, nachzudenken, an Euch war es, mir zu sagen: Mischen orr
uns nicht in Dinge, die uns nichts angehen; warten wir ab, müßtet Ihr nur
sagen, ob Signor Abbondio nicht irgendwo den Hals bricht — jetzt hat ihn
die Pest geholt —, und ob der Herzog nicht von selbst andern Sinnes wird,
wie er es ja wirklich jetzt geworden ist. Aber — aber — genug, Signor Beppo,
Ihr wäret nicht gescheidter als ich; nun, ich habe als Frauenzimmer das Recht,
zuweilen kopflos zu fein; Ihr jedoch, als Mann, Ihr solltet — lmsw! Warum
setzt Ihr Euch nicht? Und was war denn vorhin so Wichtiges zu erzählen?
Der alte Topfgucker, unser Lcizzaro, geberdete sich ja wie ein beschenktes Kind!
Setzt Euch!


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[0243] Um eine perle. sie höre», daß ich ohne ihren Urlaub Euch aufs Gericht gefolgt bin, wie Ihr Eltern guten, beklagenswerten, ritterlichen Herrn — denn das war er, leugnet es, wenn Jhr's könnt, er war kein Filz, er war ein Baum, den man nur zu schütteln brauchte — wie Ihr also einen solchen trefflichen Herrn ans freien Stücken als Verschwörer denunzirt habt, ohne daß ich ihn rechtfertigen konnte — wird mein gnädiges Fräulein mir das jemals vergeben? Rai! Nie und nimmer! Vom vielen Reden atemlos, ließ sie sich ans die Fensterbank nieder. Ihr seid des Teufels! rief der Paduaner, als er endlich zu Worte kam; Ihr wäret mir gefolgt? Bleibt mir mit Euer» Spitzfindigkeiten vom Leibe. Mußte ich nicht etwa mit aufs Gericht? Liouro! Nun also? Aber wer zwang mich, mit Euch zu dem Rechtsbeistande Elters gnädigen Herrn zu gehen? Habt Ihr nicht hier am Fenster bei Eltern Eichkätzchen ge¬ standen, als ich Euch fragte: Was soll ich dort? Zuletzt hätte ich Euch wohl noch erst um Erlaubnis bitten sollen, ob ich in Eurer Gegenwart mein Eichkätzchen füttern dürfe! Possen! Und habt Ihr mir wohl nicht über den Rücken kurzweg geant¬ wortet, ich solle ihm alles wiederholen, was ich Euch gesagt hatte? Natürlich! Warum nicht über meinen Rücken? tÄppvri! Mein Rücken ist nicht schlechter als meine Vorderseite. Das behauptet ja niemand. Ich rufe Euch nur ins Gedächtnis zurück, wie die Sache zugegangen ist. Denn Ihr selbst wäret es, die mir sagte: Er¬ zählt das alles dem Signor Primaticcio. Nun ich darum wußte, war das meine Pflicht; warum hattet Ihr es nicht für Euch behalten! Und als ich mich weigerte, habt Ihr mich gar einen Elenden gescholten und einen Hasenfuß und einen unverbesserlichen San— Nein nein, siel ihm Enfemia ins Wort, das Wort nahm ich zurück. Über¬ haupt, was streiten wir uns? Kommt etwas dabei heraus? Ihr seid der Mann, an Euch war es, nachzudenken, an Euch war es, mir zu sagen: Mischen orr uns nicht in Dinge, die uns nichts angehen; warten wir ab, müßtet Ihr nur sagen, ob Signor Abbondio nicht irgendwo den Hals bricht — jetzt hat ihn die Pest geholt —, und ob der Herzog nicht von selbst andern Sinnes wird, wie er es ja wirklich jetzt geworden ist. Aber — aber — genug, Signor Beppo, Ihr wäret nicht gescheidter als ich; nun, ich habe als Frauenzimmer das Recht, zuweilen kopflos zu fein; Ihr jedoch, als Mann, Ihr solltet — lmsw! Warum setzt Ihr Euch nicht? Und was war denn vorhin so Wichtiges zu erzählen? Der alte Topfgucker, unser Lcizzaro, geberdete sich ja wie ein beschenktes Kind! Setzt Euch!

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_196099/243>, abgerufen am 25.11.2024.