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Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Drittes Quartal.

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Italienische Reisebriefe vom Jahre 1.832.

kreuzigten anbete; er hat aber eine Geberde, die auch als Drohung gefaßt werden
könnte, darunter steht: ^,X^"!i.TVDc --chxis Ksov. Man nimmt um, daß Alexamenos
wegen seines Christenglaubens verhöhnt werden sollte. Daß Christus von Heiden
gelegentlich unter Eselsgestalt dargestellt wurde, ist bezeugt.

Die Casa Bartholdy (Via Sistina 64), welche jetzt dem Advokaten Zuechari
gehört, ist eigentlich nicht zugänglich; doch ließ uns der Portier ein. Hier be¬
finden sich nun oben im zweiten Stock in einem Zimmer von zehn Schritt Länge
nud acht Schritt Breite die Fresken, von welchen die Wiederbelebung der deutschen
Kunst datirt, ausgeführt von Cornelius, der sie auch angeregt hat, Veit, Overbeck und
Schadow.

Diese Arbeiten stehen weit höher als diejenigen in der Villa Massimi, und
namentlich Cornelius' Gemälde machen doch eine große und in der Farbe sehr
befriedigende Wirkung. Den Gegenstand bildet die Geschichte Josephs; in den
Liinetten Ueberfluß nud Maugel, allegorisch entwickelt. Geschmackloser Weise ließ
der Besitzer später über den Thüren (zwischen den historischen Fresken) die Pyra¬
miden und einen ägyptischen Kerker malen.

Nach dem Besuche dieser Stätte, die man nur mit lebhafter Bewegung be¬
treten kann, machten wir einen Spaziergang in den Nieseupark der Villa Borghese.
Es fand ein lebhafter Korso statt.

Zum Schluß der Wanderung gingen wir noch einmal in 8n,n Uarn", ciel
l^vio, um Raffnels Jonas zu sehen. Der freundliche Mönchs der ihn uns zuerst
gezeigt hatte, war so erfreut über unser Interesse an diesem Werke, daß er mir
beim Abschiede eine schöne Photographie desselben als Geschenk aufnötigte. Er
heißt Frate Nieeola Ambrogiuo.

Ins Thor strömten von allen Seiten die geistlichen Seminaristen herein,
schwarze mit grünen und blauen Abzeichen, blaue mit roten, violette; die Deutschen
ganz tardiualsrot, sodaß sie weithin durch die Straßen leuchten.

Früh mit der Eisenbahn in dreiviertel Stunden nach Frascati, welches jetzt
die Sommerfrische der Römer ist, wie es dies früher war. Einst hieß es Tusculum.
Die Bahn läuft eine ganze Strecke mit den imposanten Resten der antiken Wasser¬
leitung parallel; die Landschaft in den Linien bewegter als vor den andern Thoren.
Die Erdschuitte zu beiden Seiten der Bahn lassen die vulkanischen Lagerungen
erkennen: oben eine graue Asche, darunter häufig eine gelbe oder rote, die mau
zur Vereitung des Mörtels verwendet. Unten feuerflüssige Lava. Diese Lava
nötigte gegen Frascati hin einen Tunnel anzulegen. Das reinliche, breitstraßige
Städtchen baut sich tu starken Terrassen auf; breite Treppen führen zum Domplatz
empor. Dort stand so ziemlich die ganze männliche Bevölkerung in schwarze, grau
gefütterte Mäntel gehüllt, schaute sehr ernst drein und unterhielt sich leise in
zahlreiche" Gruppen. Es sah aus, als bereitete sich eine große ernste Aktion oder
etwa das Begängnis eines angesehenen Mannes vor. "Sie genießen die Sonne,"
sagte uns später ein Kellner. In der That hatte der Tag empfindlich kalt begonnen,
und das Haupt des Soracte stand glänzend von Schnee. Die Weiber saßen im
Dom, der eine recht angenehme Temperatur hatte, vielleicht von keinen höhern Zwecken
beseelt als die Männer. Auf dem Forum dürfen sie nicht stehen. Wir stiegen nun
den Weg zur Höhe hinauf, vorbei an der Villa, die einst im Sommer der größte
Kirchenhistoriker Roms, der Kardinal Caesar Baronius, bewohnte, dann zur Villa
des Kardinals Aldobrandini, von der mau einen herrlichen Blick über die Campagnn


Italienische Reisebriefe vom Jahre 1.832.

kreuzigten anbete; er hat aber eine Geberde, die auch als Drohung gefaßt werden
könnte, darunter steht: ^,X^«!i.TVDc --chxis Ksov. Man nimmt um, daß Alexamenos
wegen seines Christenglaubens verhöhnt werden sollte. Daß Christus von Heiden
gelegentlich unter Eselsgestalt dargestellt wurde, ist bezeugt.

Die Casa Bartholdy (Via Sistina 64), welche jetzt dem Advokaten Zuechari
gehört, ist eigentlich nicht zugänglich; doch ließ uns der Portier ein. Hier be¬
finden sich nun oben im zweiten Stock in einem Zimmer von zehn Schritt Länge
nud acht Schritt Breite die Fresken, von welchen die Wiederbelebung der deutschen
Kunst datirt, ausgeführt von Cornelius, der sie auch angeregt hat, Veit, Overbeck und
Schadow.

Diese Arbeiten stehen weit höher als diejenigen in der Villa Massimi, und
namentlich Cornelius' Gemälde machen doch eine große und in der Farbe sehr
befriedigende Wirkung. Den Gegenstand bildet die Geschichte Josephs; in den
Liinetten Ueberfluß nud Maugel, allegorisch entwickelt. Geschmackloser Weise ließ
der Besitzer später über den Thüren (zwischen den historischen Fresken) die Pyra¬
miden und einen ägyptischen Kerker malen.

Nach dem Besuche dieser Stätte, die man nur mit lebhafter Bewegung be¬
treten kann, machten wir einen Spaziergang in den Nieseupark der Villa Borghese.
Es fand ein lebhafter Korso statt.

Zum Schluß der Wanderung gingen wir noch einmal in 8n,n Uarn«, ciel
l^vio, um Raffnels Jonas zu sehen. Der freundliche Mönchs der ihn uns zuerst
gezeigt hatte, war so erfreut über unser Interesse an diesem Werke, daß er mir
beim Abschiede eine schöne Photographie desselben als Geschenk aufnötigte. Er
heißt Frate Nieeola Ambrogiuo.

Ins Thor strömten von allen Seiten die geistlichen Seminaristen herein,
schwarze mit grünen und blauen Abzeichen, blaue mit roten, violette; die Deutschen
ganz tardiualsrot, sodaß sie weithin durch die Straßen leuchten.

Früh mit der Eisenbahn in dreiviertel Stunden nach Frascati, welches jetzt
die Sommerfrische der Römer ist, wie es dies früher war. Einst hieß es Tusculum.
Die Bahn läuft eine ganze Strecke mit den imposanten Resten der antiken Wasser¬
leitung parallel; die Landschaft in den Linien bewegter als vor den andern Thoren.
Die Erdschuitte zu beiden Seiten der Bahn lassen die vulkanischen Lagerungen
erkennen: oben eine graue Asche, darunter häufig eine gelbe oder rote, die mau
zur Vereitung des Mörtels verwendet. Unten feuerflüssige Lava. Diese Lava
nötigte gegen Frascati hin einen Tunnel anzulegen. Das reinliche, breitstraßige
Städtchen baut sich tu starken Terrassen auf; breite Treppen führen zum Domplatz
empor. Dort stand so ziemlich die ganze männliche Bevölkerung in schwarze, grau
gefütterte Mäntel gehüllt, schaute sehr ernst drein und unterhielt sich leise in
zahlreiche» Gruppen. Es sah aus, als bereitete sich eine große ernste Aktion oder
etwa das Begängnis eines angesehenen Mannes vor. „Sie genießen die Sonne,"
sagte uns später ein Kellner. In der That hatte der Tag empfindlich kalt begonnen,
und das Haupt des Soracte stand glänzend von Schnee. Die Weiber saßen im
Dom, der eine recht angenehme Temperatur hatte, vielleicht von keinen höhern Zwecken
beseelt als die Männer. Auf dem Forum dürfen sie nicht stehen. Wir stiegen nun
den Weg zur Höhe hinauf, vorbei an der Villa, die einst im Sommer der größte
Kirchenhistoriker Roms, der Kardinal Caesar Baronius, bewohnte, dann zur Villa
des Kardinals Aldobrandini, von der mau einen herrlichen Blick über die Campagnn


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_196099/142>, abgerufen am 25.11.2024.