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Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Drittes Quartal.

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Dcis Programm des Torykalnnets.

herzustellen. Zu alledcnr koimut endlich noch die hochwichtige und sehr ernste
Frage über die Regelung der internationalen Beziehungen, des Verhältnisses
Ägyptens zu den andern Ländern. Die kluge und umsichtige Politik, welche
zur Erledigung dieser Fragen erforderlich ist, erheischt Zeit. Es ist unmöglich,
Ägypten in dem Zustande, in welchem es sich bei der Landung der englischen
Armee befand, wiederherzustellen, wenigstens müßte die Regierung dann für ihr
Vorgehen einen ziemlich langen Weg einschlagen. Der Khedive hat sich gegen
England stets loyal gezeigt, und so ist dieses durch alle Erwägungen der Ehre
an ihn gebunden.

Schließlich drückte der Premier die Hoffnung aus, die Session des Par¬
laments bald schließen zu können, und erklärte, daß er die Auflösung desselben
nicht zu verschieben beabsichtige, und daß er erwarte, die neuen Wahlen würden
etwa am 17. November vorgenommen werden können. Später sprach Lord
Carnarvvn über die Politik der Regierung hinsichtlich Irlands, und zwar sagte
er, das Kabinet sei entschlossen, eine Erneuerung der Ausnahmegesetze uicht zu
verlangen, sie wolle Irland nur nach den gewöhnlichen Gesetzen verwalten. Wir
bemerken hierzu, daß die irische Frage im neuen Kabinet rasch entschieden werden
müßte. Sie war für Salisbury mehr eine parlamentarische als eine politische
Frage. Die eigentlichen Whigs im Parlament sind allerdings der Meinung,
Irland lasse sich nur mit dem Ausnahme- oder Zwangsgesetze regieren, die
radikalen Bundesgenossen derselben aber verwerfen diese Ansicht mit größter
Entschiedenheit, und dieser Zwiespalt der beiden Flügel der bisherigen Re¬
gierungspartei trug wesentlich zum Falle des Ministeriums Gladstone bei. Es
lag durchaus im Juteresse Lord Salisburys, sich die hierin dissentirenden
Elemente der Parteikoalition zu gewinnen, an deren Spitze Gladstone regierte.
Noch mehr vielleicht hatte der neue Premier die Paruelliten zu berücksichtigen,
die bei der Abstimmung gegen seinen Vorgänger den Ausschlag gegeben hatten,
und deren Hoffnungen er nicht täuschen durfte. Wenn er das Zwcmgsgcsetz
fallen ließ, so folgte er der Pflicht parlamentarischer Selbsterhaltung, und die
Gerechtigkeit und Zweckmäßigkeit der Sache kam dabei nicht in Frage.

Daran sei gleich ein Wort über die gegenwärtige Stellung Gladstones zu
dem neuen Kabinette geknüpft. Man darf dieselbe als nicht ungünstig bezeichnen.
Wenigstens sagte er der Negierung am 7. d. M. im Parlamente seine Unter-
stützung ziemlich unumwunden zu, und da er über die Liberalen fast unein-
geschränkt verfügt, so bedeutet dieses Versprechen ungefähr den Beistand der
ganzen Partei -- d. h. für die Zeit bis zu den Wahlen und unter der Voraus¬
setzung, daß die Minister uicht weiter gehen, als bis zu den Punkten, die
Salisburys Programmrede bezeichnet. Wenn die Tories die afghanische Grenze
so regeln, daß Zalfikar auch in Zukunft zum Gebiete des Emirs gehört, wenn
sie die finanziellen Schwierigkeiten in Ägypten aus dem Wege zu schaffen ver¬
suchen, und wenn sie sich getrauen, Irland ohne Zwangsgesetz zu regieren, so


Dcis Programm des Torykalnnets.

herzustellen. Zu alledcnr koimut endlich noch die hochwichtige und sehr ernste
Frage über die Regelung der internationalen Beziehungen, des Verhältnisses
Ägyptens zu den andern Ländern. Die kluge und umsichtige Politik, welche
zur Erledigung dieser Fragen erforderlich ist, erheischt Zeit. Es ist unmöglich,
Ägypten in dem Zustande, in welchem es sich bei der Landung der englischen
Armee befand, wiederherzustellen, wenigstens müßte die Regierung dann für ihr
Vorgehen einen ziemlich langen Weg einschlagen. Der Khedive hat sich gegen
England stets loyal gezeigt, und so ist dieses durch alle Erwägungen der Ehre
an ihn gebunden.

Schließlich drückte der Premier die Hoffnung aus, die Session des Par¬
laments bald schließen zu können, und erklärte, daß er die Auflösung desselben
nicht zu verschieben beabsichtige, und daß er erwarte, die neuen Wahlen würden
etwa am 17. November vorgenommen werden können. Später sprach Lord
Carnarvvn über die Politik der Regierung hinsichtlich Irlands, und zwar sagte
er, das Kabinet sei entschlossen, eine Erneuerung der Ausnahmegesetze uicht zu
verlangen, sie wolle Irland nur nach den gewöhnlichen Gesetzen verwalten. Wir
bemerken hierzu, daß die irische Frage im neuen Kabinet rasch entschieden werden
müßte. Sie war für Salisbury mehr eine parlamentarische als eine politische
Frage. Die eigentlichen Whigs im Parlament sind allerdings der Meinung,
Irland lasse sich nur mit dem Ausnahme- oder Zwangsgesetze regieren, die
radikalen Bundesgenossen derselben aber verwerfen diese Ansicht mit größter
Entschiedenheit, und dieser Zwiespalt der beiden Flügel der bisherigen Re¬
gierungspartei trug wesentlich zum Falle des Ministeriums Gladstone bei. Es
lag durchaus im Juteresse Lord Salisburys, sich die hierin dissentirenden
Elemente der Parteikoalition zu gewinnen, an deren Spitze Gladstone regierte.
Noch mehr vielleicht hatte der neue Premier die Paruelliten zu berücksichtigen,
die bei der Abstimmung gegen seinen Vorgänger den Ausschlag gegeben hatten,
und deren Hoffnungen er nicht täuschen durfte. Wenn er das Zwcmgsgcsetz
fallen ließ, so folgte er der Pflicht parlamentarischer Selbsterhaltung, und die
Gerechtigkeit und Zweckmäßigkeit der Sache kam dabei nicht in Frage.

Daran sei gleich ein Wort über die gegenwärtige Stellung Gladstones zu
dem neuen Kabinette geknüpft. Man darf dieselbe als nicht ungünstig bezeichnen.
Wenigstens sagte er der Negierung am 7. d. M. im Parlamente seine Unter-
stützung ziemlich unumwunden zu, und da er über die Liberalen fast unein-
geschränkt verfügt, so bedeutet dieses Versprechen ungefähr den Beistand der
ganzen Partei — d. h. für die Zeit bis zu den Wahlen und unter der Voraus¬
setzung, daß die Minister uicht weiter gehen, als bis zu den Punkten, die
Salisburys Programmrede bezeichnet. Wenn die Tories die afghanische Grenze
so regeln, daß Zalfikar auch in Zukunft zum Gebiete des Emirs gehört, wenn
sie die finanziellen Schwierigkeiten in Ägypten aus dem Wege zu schaffen ver¬
suchen, und wenn sie sich getrauen, Irland ohne Zwangsgesetz zu regieren, so


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Drittes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_196099/107>, abgerufen am 25.11.2024.