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Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal.

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in Ungnade fielen."') Man suchte der Kolonie durch Goldgraben -- von dem
Golde wurden besondre Dukaten geprägt -- aufzuhelfen, aber nicht mit beson¬
dern: Erfolg. Im Jahre 1708 hatte Groß-Friedrichsbnrg nur noch 7 dienstfähige
Soldaten, als endlich eine Verstärkung anlangte, durch welche die Beste bis zum
Ende des spanischen Erbfolgekriegcs im Jahre 1713 behauptet wurde. Vom
Jahre 1711 an bis zur Übergabe der Beste Groß-Friedrichsburg an die
Holländer zieht sich ein Kampf hin, der in mehr als einer Hinsicht merkwürdig ist.
Der "preußische" Neger Jan Cuuy kämpft gegen die Neger der Holländer und
Engländer mit glücklichem Erfolge einen langjährigen, ehrenvollen Kampf. Wir
kennen den Anfang des Krieges nach einem Bericht des Gouverneurs Du-
bois vom Jahre 1712. Der holländische General versprach Hilfe, "nur
aber, um, meinem Urteile nach -- Worte Dubois' -- Ursache zu finden, die
Festung Sr. Majestät zu ruiniren." Dies gelang zwar nicht, aber Friedrich
Wilhelm der Erste, dessen nüchternem Sinne weitaussehende Pläne nicht zu¬
sagten, erklärte gleich nach seinein Regierungsantritte, jedenfalls durch diese
Streitigkeiten mit dazu bestimmt, "die Forteu auf Jemandt Anders gegen
billige ooiMtimnzL zu transferiren." Und so, da die preußische Marineflagge
vom Meere verschwunden war, konnte das Unternehmen auch keinen Fortgang
mehr haben. Am 17. Januar 1718 gingen die Besitzungen sür 6000 Dukaten
und 12 Negerknaben, "von denen 6 mit goldenen Ketten geschmückt sein sollten,"
an die Holländisch-Westindische Kompagnie über. Da aber den Schutz der
Kolonie Jan Cuuy übernommen hatte, so gelang es den Holländern nicht, sich
innerhalb der stipulirten zwei Jahre in ihren Besitz zu setzen. Am 13. August 1720
wurde ein neuer Vertrag unterzeichnet, welcher die endgiltige Abtretung der
Besitzungen an die Holländisch-Westindische Kompagnie aussprach. Da indessen
Jan Cuuy erklärte, er werde das Fort nur einem Schiffe übergeben, welches
vom Könige von Preußen geschickt sei, und die Holländer gegen ihn mit Gewalt
nichts ausrichten konnten, so gelangten sie erst uach sieben Jahren in den Besitz.
Jan Cuny aber, ein rührendes Beispiel von Vasallentreue, hat sich, als er
endlich der Übermacht weichen mußte, niemals den Holländern unterworfen. Er
verschwindet nach der Überlieferung in den Wäldern seiner Heimat als der letzte
"preußische" Negcrfürst der Guineaküste. --

Südöstlich vom Kap Vlanco auf einer der acht Inseln, welche heute als
"Inseln von Arguin" bezeichnet werde", hatte der große Kurfürst ein Kastell
angelegt, das in dem Generalstabswerke eine besondre Behandlung gefunden
hat, da es von den Ansiedlungen auf Guinea räumlich weit getrennt lag
und durchaus verschiedne Schicksale hatte. Die Insel war 1441 durch den
portugiesischen Seefahrer Tristan entdeckt worden, und mau hatte ihre Wich-



Letzterer wurde sogar in Haft gciwmmen, aber 1702 wieder entlassen und bei der
Marine in Emoen verwendet; er starb in Hamburg 1708.
Brandenburg-Preußen auf der Westküste Afrikas ^63i^ —^?2^.

in Ungnade fielen."') Man suchte der Kolonie durch Goldgraben — von dem
Golde wurden besondre Dukaten geprägt — aufzuhelfen, aber nicht mit beson¬
dern: Erfolg. Im Jahre 1708 hatte Groß-Friedrichsbnrg nur noch 7 dienstfähige
Soldaten, als endlich eine Verstärkung anlangte, durch welche die Beste bis zum
Ende des spanischen Erbfolgekriegcs im Jahre 1713 behauptet wurde. Vom
Jahre 1711 an bis zur Übergabe der Beste Groß-Friedrichsburg an die
Holländer zieht sich ein Kampf hin, der in mehr als einer Hinsicht merkwürdig ist.
Der „preußische" Neger Jan Cuuy kämpft gegen die Neger der Holländer und
Engländer mit glücklichem Erfolge einen langjährigen, ehrenvollen Kampf. Wir
kennen den Anfang des Krieges nach einem Bericht des Gouverneurs Du-
bois vom Jahre 1712. Der holländische General versprach Hilfe, „nur
aber, um, meinem Urteile nach — Worte Dubois' — Ursache zu finden, die
Festung Sr. Majestät zu ruiniren." Dies gelang zwar nicht, aber Friedrich
Wilhelm der Erste, dessen nüchternem Sinne weitaussehende Pläne nicht zu¬
sagten, erklärte gleich nach seinein Regierungsantritte, jedenfalls durch diese
Streitigkeiten mit dazu bestimmt, „die Forteu auf Jemandt Anders gegen
billige ooiMtimnzL zu transferiren." Und so, da die preußische Marineflagge
vom Meere verschwunden war, konnte das Unternehmen auch keinen Fortgang
mehr haben. Am 17. Januar 1718 gingen die Besitzungen sür 6000 Dukaten
und 12 Negerknaben, „von denen 6 mit goldenen Ketten geschmückt sein sollten,"
an die Holländisch-Westindische Kompagnie über. Da aber den Schutz der
Kolonie Jan Cuuy übernommen hatte, so gelang es den Holländern nicht, sich
innerhalb der stipulirten zwei Jahre in ihren Besitz zu setzen. Am 13. August 1720
wurde ein neuer Vertrag unterzeichnet, welcher die endgiltige Abtretung der
Besitzungen an die Holländisch-Westindische Kompagnie aussprach. Da indessen
Jan Cuuy erklärte, er werde das Fort nur einem Schiffe übergeben, welches
vom Könige von Preußen geschickt sei, und die Holländer gegen ihn mit Gewalt
nichts ausrichten konnten, so gelangten sie erst uach sieben Jahren in den Besitz.
Jan Cuny aber, ein rührendes Beispiel von Vasallentreue, hat sich, als er
endlich der Übermacht weichen mußte, niemals den Holländern unterworfen. Er
verschwindet nach der Überlieferung in den Wäldern seiner Heimat als der letzte
„preußische" Negcrfürst der Guineaküste. —

Südöstlich vom Kap Vlanco auf einer der acht Inseln, welche heute als
„Inseln von Arguin" bezeichnet werde», hatte der große Kurfürst ein Kastell
angelegt, das in dem Generalstabswerke eine besondre Behandlung gefunden
hat, da es von den Ansiedlungen auf Guinea räumlich weit getrennt lag
und durchaus verschiedne Schicksale hatte. Die Insel war 1441 durch den
portugiesischen Seefahrer Tristan entdeckt worden, und mau hatte ihre Wich-



Letzterer wurde sogar in Haft gciwmmen, aber 1702 wieder entlassen und bei der
Marine in Emoen verwendet; er starb in Hamburg 1708.
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[0511] Brandenburg-Preußen auf der Westküste Afrikas ^63i^ —^?2^. in Ungnade fielen."') Man suchte der Kolonie durch Goldgraben — von dem Golde wurden besondre Dukaten geprägt — aufzuhelfen, aber nicht mit beson¬ dern: Erfolg. Im Jahre 1708 hatte Groß-Friedrichsbnrg nur noch 7 dienstfähige Soldaten, als endlich eine Verstärkung anlangte, durch welche die Beste bis zum Ende des spanischen Erbfolgekriegcs im Jahre 1713 behauptet wurde. Vom Jahre 1711 an bis zur Übergabe der Beste Groß-Friedrichsburg an die Holländer zieht sich ein Kampf hin, der in mehr als einer Hinsicht merkwürdig ist. Der „preußische" Neger Jan Cuuy kämpft gegen die Neger der Holländer und Engländer mit glücklichem Erfolge einen langjährigen, ehrenvollen Kampf. Wir kennen den Anfang des Krieges nach einem Bericht des Gouverneurs Du- bois vom Jahre 1712. Der holländische General versprach Hilfe, „nur aber, um, meinem Urteile nach — Worte Dubois' — Ursache zu finden, die Festung Sr. Majestät zu ruiniren." Dies gelang zwar nicht, aber Friedrich Wilhelm der Erste, dessen nüchternem Sinne weitaussehende Pläne nicht zu¬ sagten, erklärte gleich nach seinein Regierungsantritte, jedenfalls durch diese Streitigkeiten mit dazu bestimmt, „die Forteu auf Jemandt Anders gegen billige ooiMtimnzL zu transferiren." Und so, da die preußische Marineflagge vom Meere verschwunden war, konnte das Unternehmen auch keinen Fortgang mehr haben. Am 17. Januar 1718 gingen die Besitzungen sür 6000 Dukaten und 12 Negerknaben, „von denen 6 mit goldenen Ketten geschmückt sein sollten," an die Holländisch-Westindische Kompagnie über. Da aber den Schutz der Kolonie Jan Cuuy übernommen hatte, so gelang es den Holländern nicht, sich innerhalb der stipulirten zwei Jahre in ihren Besitz zu setzen. Am 13. August 1720 wurde ein neuer Vertrag unterzeichnet, welcher die endgiltige Abtretung der Besitzungen an die Holländisch-Westindische Kompagnie aussprach. Da indessen Jan Cuuy erklärte, er werde das Fort nur einem Schiffe übergeben, welches vom Könige von Preußen geschickt sei, und die Holländer gegen ihn mit Gewalt nichts ausrichten konnten, so gelangten sie erst uach sieben Jahren in den Besitz. Jan Cuny aber, ein rührendes Beispiel von Vasallentreue, hat sich, als er endlich der Übermacht weichen mußte, niemals den Holländern unterworfen. Er verschwindet nach der Überlieferung in den Wäldern seiner Heimat als der letzte „preußische" Negcrfürst der Guineaküste. — Südöstlich vom Kap Vlanco auf einer der acht Inseln, welche heute als „Inseln von Arguin" bezeichnet werde», hatte der große Kurfürst ein Kastell angelegt, das in dem Generalstabswerke eine besondre Behandlung gefunden hat, da es von den Ansiedlungen auf Guinea räumlich weit getrennt lag und durchaus verschiedne Schicksale hatte. Die Insel war 1441 durch den portugiesischen Seefahrer Tristan entdeckt worden, und mau hatte ihre Wich- Letzterer wurde sogar in Haft gciwmmen, aber 1702 wieder entlassen und bei der Marine in Emoen verwendet; er starb in Hamburg 1708.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_195390/511>, abgerufen am 22.07.2024.