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Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal.

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Brandenburg-Preußen auf der Westküste Afrikas ^63^ -- ^72^.

Berlin wenden. Wenn sie keine Freundschaft halten wollte, so stünde ihr frei
zu thun, was sie für gut befinden würde.

Nun erfolgte zwar kein Augriff der Holländer, aber die Neger vor Atom,
die mit den sogenannten "brandenburgischen Negers" schon sowieso in Feind¬
schaft lebten, nahten, von den Holländern aufgewiegelt, mit einigen tausend
Mann, um sich der Schanze auf dem Großen Friedrichsbcrg zu bemächtigen.
Gruben hatte dieselbe bereits mit vier Sechspfnndern und sechs Vierpfündern
armirt und mit Verpfähluugen umsetzen lassen. Der "Ccipiscir Casparo von
Axim ließ die Brandenburger warnen, die sich nun auf den Empfang der
Feinde vorbereiteten. Gröden hatte ungefähr fünfzig Mann und zwei¬
hundert wohlarmirte Schwarze,*) als die Feinde herannahten. Auch hatten
die befreundeten Häuptlinge gebeten, ihre Weiber und Kinder, ihr Hab und
Gut ins Fort zu nehmen. Die Bmndenbnrger hatten ihre Geschütze mit Kar¬
tätschen geladen. "Da nnn der Feind, welcher vielleicht gemeinet, wir sollten
vor Schrecken lauffen, in stetem Feuer zu mir genähet, befahl ich mit einer
sechspfündigen Kugel unter sie zu schießen, welche recht in den größesten Häuser
geschlagen. Zugleich hatte der Krieg ein Ende, weil die Mohren nichts weniger
als das grobe Geschütz vertragen können; sie höreten auf zu schießen und liessen
in aller Geschwindigkeit davon, denen unsere schwartzen noch ein ziemliches
Stück nachsetzten."

Gröden übergab noch an demselben Tage dem zum Kommandanten er¬
nannten Kapitän Blonck feierlich das Fort und schiffte sich dann später auf
der Fregatte "Mvrian" ein, um in die Heimat zurückzukehren, wo er im
August 1683 eintraf, während die Fregatte "Churprintz" ihren Kurs nach West-
indien nahm.

Der Bau der Beste wurde inzwischen unter persönlicher Teilnahme des
Kurfürsten energisch betrieben. Der größte Teil des Baumaterials, selbst Steine
und Kalk, wurde von Königsberg aus dahin geschafft. Es ist interessant zu
erfahren, was man alles zur Armirung des Forts für notwendig hielt. Die
Stärke der Besatzung war auf einen Kapitän (Kommandant), zwei Leutnants,
zwei Fähnrichs, einen Feldprediger, einen Ingenieur, zwei Feuerwerker, zwei
Schreiber, vier Unteroffiziere, zwei Wallmeister, zwei Büchsenmeister, siebzig
Musketiere, eiuen Prvfvß und einen Steckenknecht festgesetzt. An Geschützen wurden
eingeschifft sechzehn eiserne Sechspfünder und zwei sechzehnpfündigc Haubitzen
nebst Munition und allem Zubehör; außerdem 1600 fertige Handgranaten,
300 Pechkränze, 60 Musketen, 60 Paar Pistolen, 100 Degen, 30 ganze,
30 halbe Piken, 30 Morgensterne, 30 an Stangen befestigte Sensen, 4000



Der größte Teil der Soldaten, ebenso Gröden selbst, lag an heftigem Fieber dar¬
nieder. Es waren auch schon die beiden Ingenieure, ein Schreiber, ein Sergeant, zwei
Matrosen und vier Soldaten gestorben.
Brandenburg-Preußen auf der Westküste Afrikas ^63^ — ^72^.

Berlin wenden. Wenn sie keine Freundschaft halten wollte, so stünde ihr frei
zu thun, was sie für gut befinden würde.

Nun erfolgte zwar kein Augriff der Holländer, aber die Neger vor Atom,
die mit den sogenannten „brandenburgischen Negers" schon sowieso in Feind¬
schaft lebten, nahten, von den Holländern aufgewiegelt, mit einigen tausend
Mann, um sich der Schanze auf dem Großen Friedrichsbcrg zu bemächtigen.
Gruben hatte dieselbe bereits mit vier Sechspfnndern und sechs Vierpfündern
armirt und mit Verpfähluugen umsetzen lassen. Der „Ccipiscir Casparo von
Axim ließ die Brandenburger warnen, die sich nun auf den Empfang der
Feinde vorbereiteten. Gröden hatte ungefähr fünfzig Mann und zwei¬
hundert wohlarmirte Schwarze,*) als die Feinde herannahten. Auch hatten
die befreundeten Häuptlinge gebeten, ihre Weiber und Kinder, ihr Hab und
Gut ins Fort zu nehmen. Die Bmndenbnrger hatten ihre Geschütze mit Kar¬
tätschen geladen. „Da nnn der Feind, welcher vielleicht gemeinet, wir sollten
vor Schrecken lauffen, in stetem Feuer zu mir genähet, befahl ich mit einer
sechspfündigen Kugel unter sie zu schießen, welche recht in den größesten Häuser
geschlagen. Zugleich hatte der Krieg ein Ende, weil die Mohren nichts weniger
als das grobe Geschütz vertragen können; sie höreten auf zu schießen und liessen
in aller Geschwindigkeit davon, denen unsere schwartzen noch ein ziemliches
Stück nachsetzten."

Gröden übergab noch an demselben Tage dem zum Kommandanten er¬
nannten Kapitän Blonck feierlich das Fort und schiffte sich dann später auf
der Fregatte „Mvrian" ein, um in die Heimat zurückzukehren, wo er im
August 1683 eintraf, während die Fregatte „Churprintz" ihren Kurs nach West-
indien nahm.

Der Bau der Beste wurde inzwischen unter persönlicher Teilnahme des
Kurfürsten energisch betrieben. Der größte Teil des Baumaterials, selbst Steine
und Kalk, wurde von Königsberg aus dahin geschafft. Es ist interessant zu
erfahren, was man alles zur Armirung des Forts für notwendig hielt. Die
Stärke der Besatzung war auf einen Kapitän (Kommandant), zwei Leutnants,
zwei Fähnrichs, einen Feldprediger, einen Ingenieur, zwei Feuerwerker, zwei
Schreiber, vier Unteroffiziere, zwei Wallmeister, zwei Büchsenmeister, siebzig
Musketiere, eiuen Prvfvß und einen Steckenknecht festgesetzt. An Geschützen wurden
eingeschifft sechzehn eiserne Sechspfünder und zwei sechzehnpfündigc Haubitzen
nebst Munition und allem Zubehör; außerdem 1600 fertige Handgranaten,
300 Pechkränze, 60 Musketen, 60 Paar Pistolen, 100 Degen, 30 ganze,
30 halbe Piken, 30 Morgensterne, 30 an Stangen befestigte Sensen, 4000



Der größte Teil der Soldaten, ebenso Gröden selbst, lag an heftigem Fieber dar¬
nieder. Es waren auch schon die beiden Ingenieure, ein Schreiber, ein Sergeant, zwei
Matrosen und vier Soldaten gestorben.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_195390/507>, abgerufen am 22.07.2024.