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Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal.

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Brandenburg-Preußen auf der Westküste Afrikas 1.68^ -- ^72^.

hier ein Fort anzulegen, da der Hafen vortrefflich war. Die Neger waren
auch bereit, die brandenburgische Oberherrschaft anzuerkennen, aber es erschienen
sofort die Holländer aus dem Fort Elmina, mit denen die Eingebornen an¬
scheinend schon Verbindungen angeknüpft hatten. Deshalb zog Gruben vor,
auf der andern Seite die drei namhaft gemachten Cabusiers (Häuptlinge) auf¬
zusuchen. Er landete in der Nähe der Stelle, wo späterhin Kolonie und Beste
Groß-Friedrichsburg entstanden. Von den drei Häuptlingen war keine Spur
zu finden; zwei waren unterdessen von den Negern von Atom erschlagen worden,
und der dritte, Apany, war ins Innere geflohen. Es gelang Groben aber,
mit den Nachfolgern der beiden erster" und noch einigen andern abzuschließen,
und späterhin kam anch Apany wieder zum Vorschein. Der Vertrag, welcher
am 5. Februar 1683 vollzogen wurde, trägt die Namenszeichen von vierzehn
Häuptlingen, beglaubigt durch die Unterschrift von Mathäus de Voß und Philipp
Pietersen Blouck. Die Häuptlinge verpflichteten sich, nnr mit den branden¬
burgischen Schiffen und dem zu erbauenden Fort Handel zu treiben und keine
andern Völker an der Küste Posto fassen zu lassen.

Als geeignetster Platz für das Fort hatte Gröden den Berg Mantro
herausgefunden, welcher auf einer vorspringenden Landzunge gelegen war, den
er nebst dem vorliegenden Gebiete nach Aufstellung von sechs Geschützen in
feierlicher Weise in Besitz genommen*) und "den Großen Friedrichsberg" ge¬
nannt hatte, "weil Seiner Churfürstlichen Durchlaucht Nahme in aller Welt
Groß ist."

Die Formalitäten der Besitzergreifung waren ganz ähnlich denen, wie sie
heute noch üblich sind, und wie sie unsre Landsleute in den letzten Jahren oft
genng vorgenommen haben. Und wenn wir statt der Holländer die Engländer
setzen und statt der damaligen Goldküste das heutige Kamerungebiet, so haben
wir ganz dieselben Erscheinungen.

Kaum war der Bau mit Unterstützung eifrig arbeitender Neger begonnen
die Beste sollte zunächst nnr zwei Bastionen nach der Landseite hin erhalten,
während sich nach der Seeseite zu eine geradlinige Brustwehr mit vorliegendem
Graben befand --, so erschien, wie man schon befürchtet hatte, ein Abgesandter von
dem holländischen Fort Elmina, um gegen die Besitzergreifung der Branden¬
burger Einspruch zu erheben. Gröden antwortete kurz und bestimmt, das Ge¬
biet sei von den Schwarzen gekauft und stünde unter der brandenburgischen
Herrschaft, mit Protesten mochte die holländische Kompagnie sich nach



*) "Den folgenden Tag, als den 1. Januar! 1683, brachte CapitKn de Vosz die
große Chursiirstliche Brandenburgische Flagge vom Schiffe, die ich mit Paneten und Schall-
mciyen aufgeholet, mit allen im Gewehr stehenden Soldaten empfangen und an einen hohen
Flaggen-Sivel aufziehen lassen, dabey mit S scharf geladenen Stücken das Neue Jahr ge¬
schossen, deuen jedes Schiff mit fünf geantwortet, und ich wieder mit drey bebartet."
Brandenburg-Preußen auf der Westküste Afrikas 1.68^ — ^72^.

hier ein Fort anzulegen, da der Hafen vortrefflich war. Die Neger waren
auch bereit, die brandenburgische Oberherrschaft anzuerkennen, aber es erschienen
sofort die Holländer aus dem Fort Elmina, mit denen die Eingebornen an¬
scheinend schon Verbindungen angeknüpft hatten. Deshalb zog Gruben vor,
auf der andern Seite die drei namhaft gemachten Cabusiers (Häuptlinge) auf¬
zusuchen. Er landete in der Nähe der Stelle, wo späterhin Kolonie und Beste
Groß-Friedrichsburg entstanden. Von den drei Häuptlingen war keine Spur
zu finden; zwei waren unterdessen von den Negern von Atom erschlagen worden,
und der dritte, Apany, war ins Innere geflohen. Es gelang Groben aber,
mit den Nachfolgern der beiden erster» und noch einigen andern abzuschließen,
und späterhin kam anch Apany wieder zum Vorschein. Der Vertrag, welcher
am 5. Februar 1683 vollzogen wurde, trägt die Namenszeichen von vierzehn
Häuptlingen, beglaubigt durch die Unterschrift von Mathäus de Voß und Philipp
Pietersen Blouck. Die Häuptlinge verpflichteten sich, nnr mit den branden¬
burgischen Schiffen und dem zu erbauenden Fort Handel zu treiben und keine
andern Völker an der Küste Posto fassen zu lassen.

Als geeignetster Platz für das Fort hatte Gröden den Berg Mantro
herausgefunden, welcher auf einer vorspringenden Landzunge gelegen war, den
er nebst dem vorliegenden Gebiete nach Aufstellung von sechs Geschützen in
feierlicher Weise in Besitz genommen*) und „den Großen Friedrichsberg" ge¬
nannt hatte, „weil Seiner Churfürstlichen Durchlaucht Nahme in aller Welt
Groß ist."

Die Formalitäten der Besitzergreifung waren ganz ähnlich denen, wie sie
heute noch üblich sind, und wie sie unsre Landsleute in den letzten Jahren oft
genng vorgenommen haben. Und wenn wir statt der Holländer die Engländer
setzen und statt der damaligen Goldküste das heutige Kamerungebiet, so haben
wir ganz dieselben Erscheinungen.

Kaum war der Bau mit Unterstützung eifrig arbeitender Neger begonnen
die Beste sollte zunächst nnr zwei Bastionen nach der Landseite hin erhalten,
während sich nach der Seeseite zu eine geradlinige Brustwehr mit vorliegendem
Graben befand —, so erschien, wie man schon befürchtet hatte, ein Abgesandter von
dem holländischen Fort Elmina, um gegen die Besitzergreifung der Branden¬
burger Einspruch zu erheben. Gröden antwortete kurz und bestimmt, das Ge¬
biet sei von den Schwarzen gekauft und stünde unter der brandenburgischen
Herrschaft, mit Protesten mochte die holländische Kompagnie sich nach



*) „Den folgenden Tag, als den 1. Januar! 1683, brachte CapitKn de Vosz die
große Chursiirstliche Brandenburgische Flagge vom Schiffe, die ich mit Paneten und Schall-
mciyen aufgeholet, mit allen im Gewehr stehenden Soldaten empfangen und an einen hohen
Flaggen-Sivel aufziehen lassen, dabey mit S scharf geladenen Stücken das Neue Jahr ge¬
schossen, deuen jedes Schiff mit fünf geantwortet, und ich wieder mit drey bebartet."
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[0506] Brandenburg-Preußen auf der Westküste Afrikas 1.68^ — ^72^. hier ein Fort anzulegen, da der Hafen vortrefflich war. Die Neger waren auch bereit, die brandenburgische Oberherrschaft anzuerkennen, aber es erschienen sofort die Holländer aus dem Fort Elmina, mit denen die Eingebornen an¬ scheinend schon Verbindungen angeknüpft hatten. Deshalb zog Gruben vor, auf der andern Seite die drei namhaft gemachten Cabusiers (Häuptlinge) auf¬ zusuchen. Er landete in der Nähe der Stelle, wo späterhin Kolonie und Beste Groß-Friedrichsburg entstanden. Von den drei Häuptlingen war keine Spur zu finden; zwei waren unterdessen von den Negern von Atom erschlagen worden, und der dritte, Apany, war ins Innere geflohen. Es gelang Groben aber, mit den Nachfolgern der beiden erster» und noch einigen andern abzuschließen, und späterhin kam anch Apany wieder zum Vorschein. Der Vertrag, welcher am 5. Februar 1683 vollzogen wurde, trägt die Namenszeichen von vierzehn Häuptlingen, beglaubigt durch die Unterschrift von Mathäus de Voß und Philipp Pietersen Blouck. Die Häuptlinge verpflichteten sich, nnr mit den branden¬ burgischen Schiffen und dem zu erbauenden Fort Handel zu treiben und keine andern Völker an der Küste Posto fassen zu lassen. Als geeignetster Platz für das Fort hatte Gröden den Berg Mantro herausgefunden, welcher auf einer vorspringenden Landzunge gelegen war, den er nebst dem vorliegenden Gebiete nach Aufstellung von sechs Geschützen in feierlicher Weise in Besitz genommen*) und „den Großen Friedrichsberg" ge¬ nannt hatte, „weil Seiner Churfürstlichen Durchlaucht Nahme in aller Welt Groß ist." Die Formalitäten der Besitzergreifung waren ganz ähnlich denen, wie sie heute noch üblich sind, und wie sie unsre Landsleute in den letzten Jahren oft genng vorgenommen haben. Und wenn wir statt der Holländer die Engländer setzen und statt der damaligen Goldküste das heutige Kamerungebiet, so haben wir ganz dieselben Erscheinungen. Kaum war der Bau mit Unterstützung eifrig arbeitender Neger begonnen die Beste sollte zunächst nnr zwei Bastionen nach der Landseite hin erhalten, während sich nach der Seeseite zu eine geradlinige Brustwehr mit vorliegendem Graben befand —, so erschien, wie man schon befürchtet hatte, ein Abgesandter von dem holländischen Fort Elmina, um gegen die Besitzergreifung der Branden¬ burger Einspruch zu erheben. Gröden antwortete kurz und bestimmt, das Ge¬ biet sei von den Schwarzen gekauft und stünde unter der brandenburgischen Herrschaft, mit Protesten mochte die holländische Kompagnie sich nach *) „Den folgenden Tag, als den 1. Januar! 1683, brachte CapitKn de Vosz die große Chursiirstliche Brandenburgische Flagge vom Schiffe, die ich mit Paneten und Schall- mciyen aufgeholet, mit allen im Gewehr stehenden Soldaten empfangen und an einen hohen Flaggen-Sivel aufziehen lassen, dabey mit S scharf geladenen Stücken das Neue Jahr ge¬ schossen, deuen jedes Schiff mit fünf geantwortet, und ich wieder mit drey bebartet."

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_195390/506>, abgerufen am 22.07.2024.