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Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal.

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Zur Beruhigung in der währnugsfrage.
in Thalern:
Jahr:Gold:Silber:
185457 330000209408100
185560270 000204748800
185660 990000216 745800
18S763430 000211691250
185867440000205530000
185068100000192096150
186071280000178257 750
186174700 000178536 750
186279 620000176 258 250
186387150000,179006400

Man sieht hieraus, daß sich seit 1846 die Gvldproduktion verdreifacht,
die Silbcrproduktion beinahe verdoppelt hat. Die beträchtliche Vermehrung
der Goldproduktiou fällt in die fünfziger Jahre, in die Zeit der Entdeckung
reicher Goldlager in Kalifornien und Australien, die der Silberproduktion in
die sechziger Jahre. Es Hütte also erst das Gold, dann das Silber im Preise
bedeutend sinken müssen, oder, wie dies zur Erscheinung kommt, in den fünfziger
Jahren das Gold ganz bedeutend fallen und das Silber steigen, dann in den
sechziger Jahren das Silber ganz bedeutend fallen und das Gold steigen müssen,
und zwar hätte das Gold seinen frühern Standpunkt dem Silber gegenüber
nicht wieder erreichen können. Man hegte 1857 selbst in England die der
heutigen Sorge entgegengesetzte Befürchtung, daß das Gold durch seine Masscu-
Prvduetion entwertet werden würde. In Wirklichkeit ist aber das alles kaum
wahrnehmbar gewesen. Beide Metalle sind vielmehr seit 1848 gleichzeitig im
Werte um zwanzig Prozent zurückgegangen, wie man das an der Gesamtheit der
Waarenpreise ersieht, und zwar so gleichmäßig, daß das Wertverhältnis zwischen
Silber und Gold in den betreffenden Jahren nach Soetbeer nur zwischen 1:15,83
(1841 bis 1850) und 1:15,21 (1859), nach Wolowski sogar bloß zwischen
1:15,6 und 1:15,5 geschwankt hat.

Die Goldprvduktion ist der Natur der Sache gemäß nach der Entdeckung
neuer Lager am größten, dann allmählich wieder abnehmend. Es haben die
Flüsse die in Quarzgänge eingesprengten Gvldkörnchen seit Jahrhunderten aus¬
gewaschen und wegen deren Schwere sogleich abgesetzt. Ist das Nest ausge¬
nommen, so ist es mit der guten Ernte vorbei. Der Bergbau auf Gold ist
nur dann lohnend, wenn letzteres im Werte steigt, nicht überall ausführbar und
immerhin unergiebiger als das Auswaschen. Es wird sich, sofern nicht neue
Goldfelder entdeckt werden, allerdings die jährliche Produktion vorläufig noch
mehr vermindern, wie man das an den Zahlen ersieht, welche Soetbeer für
den Gothaischen Kalender zusammengestellt hat und welche ich ans der sehr
beachtenswerten Abhandlung von Professor Nasse: Die Währungsfrage in
Deutschland (Preußische Jahrbücher, März 1883) entnehme.


Zur Beruhigung in der währnugsfrage.
in Thalern:
Jahr:Gold:Silber:
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Man sieht hieraus, daß sich seit 1846 die Gvldproduktion verdreifacht,
die Silbcrproduktion beinahe verdoppelt hat. Die beträchtliche Vermehrung
der Goldproduktiou fällt in die fünfziger Jahre, in die Zeit der Entdeckung
reicher Goldlager in Kalifornien und Australien, die der Silberproduktion in
die sechziger Jahre. Es Hütte also erst das Gold, dann das Silber im Preise
bedeutend sinken müssen, oder, wie dies zur Erscheinung kommt, in den fünfziger
Jahren das Gold ganz bedeutend fallen und das Silber steigen, dann in den
sechziger Jahren das Silber ganz bedeutend fallen und das Gold steigen müssen,
und zwar hätte das Gold seinen frühern Standpunkt dem Silber gegenüber
nicht wieder erreichen können. Man hegte 1857 selbst in England die der
heutigen Sorge entgegengesetzte Befürchtung, daß das Gold durch seine Masscu-
Prvduetion entwertet werden würde. In Wirklichkeit ist aber das alles kaum
wahrnehmbar gewesen. Beide Metalle sind vielmehr seit 1848 gleichzeitig im
Werte um zwanzig Prozent zurückgegangen, wie man das an der Gesamtheit der
Waarenpreise ersieht, und zwar so gleichmäßig, daß das Wertverhältnis zwischen
Silber und Gold in den betreffenden Jahren nach Soetbeer nur zwischen 1:15,83
(1841 bis 1850) und 1:15,21 (1859), nach Wolowski sogar bloß zwischen
1:15,6 und 1:15,5 geschwankt hat.

Die Goldprvduktion ist der Natur der Sache gemäß nach der Entdeckung
neuer Lager am größten, dann allmählich wieder abnehmend. Es haben die
Flüsse die in Quarzgänge eingesprengten Gvldkörnchen seit Jahrhunderten aus¬
gewaschen und wegen deren Schwere sogleich abgesetzt. Ist das Nest ausge¬
nommen, so ist es mit der guten Ernte vorbei. Der Bergbau auf Gold ist
nur dann lohnend, wenn letzteres im Werte steigt, nicht überall ausführbar und
immerhin unergiebiger als das Auswaschen. Es wird sich, sofern nicht neue
Goldfelder entdeckt werden, allerdings die jährliche Produktion vorläufig noch
mehr vermindern, wie man das an den Zahlen ersieht, welche Soetbeer für
den Gothaischen Kalender zusammengestellt hat und welche ich ans der sehr
beachtenswerten Abhandlung von Professor Nasse: Die Währungsfrage in
Deutschland (Preußische Jahrbücher, März 1883) entnehme.


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[0458] Zur Beruhigung in der währnugsfrage. in Thalern: Jahr:Gold:Silber: 185457 330000209408100 185560270 000204748800 185660 990000216 745800 18S763430 000211691250 185867440000205530000 185068100000192096150 186071280000178257 750 186174700 000178536 750 186279 620000176 258 250 186387150000,179006400 Man sieht hieraus, daß sich seit 1846 die Gvldproduktion verdreifacht, die Silbcrproduktion beinahe verdoppelt hat. Die beträchtliche Vermehrung der Goldproduktiou fällt in die fünfziger Jahre, in die Zeit der Entdeckung reicher Goldlager in Kalifornien und Australien, die der Silberproduktion in die sechziger Jahre. Es Hütte also erst das Gold, dann das Silber im Preise bedeutend sinken müssen, oder, wie dies zur Erscheinung kommt, in den fünfziger Jahren das Gold ganz bedeutend fallen und das Silber steigen, dann in den sechziger Jahren das Silber ganz bedeutend fallen und das Gold steigen müssen, und zwar hätte das Gold seinen frühern Standpunkt dem Silber gegenüber nicht wieder erreichen können. Man hegte 1857 selbst in England die der heutigen Sorge entgegengesetzte Befürchtung, daß das Gold durch seine Masscu- Prvduetion entwertet werden würde. In Wirklichkeit ist aber das alles kaum wahrnehmbar gewesen. Beide Metalle sind vielmehr seit 1848 gleichzeitig im Werte um zwanzig Prozent zurückgegangen, wie man das an der Gesamtheit der Waarenpreise ersieht, und zwar so gleichmäßig, daß das Wertverhältnis zwischen Silber und Gold in den betreffenden Jahren nach Soetbeer nur zwischen 1:15,83 (1841 bis 1850) und 1:15,21 (1859), nach Wolowski sogar bloß zwischen 1:15,6 und 1:15,5 geschwankt hat. Die Goldprvduktion ist der Natur der Sache gemäß nach der Entdeckung neuer Lager am größten, dann allmählich wieder abnehmend. Es haben die Flüsse die in Quarzgänge eingesprengten Gvldkörnchen seit Jahrhunderten aus¬ gewaschen und wegen deren Schwere sogleich abgesetzt. Ist das Nest ausge¬ nommen, so ist es mit der guten Ernte vorbei. Der Bergbau auf Gold ist nur dann lohnend, wenn letzteres im Werte steigt, nicht überall ausführbar und immerhin unergiebiger als das Auswaschen. Es wird sich, sofern nicht neue Goldfelder entdeckt werden, allerdings die jährliche Produktion vorläufig noch mehr vermindern, wie man das an den Zahlen ersieht, welche Soetbeer für den Gothaischen Kalender zusammengestellt hat und welche ich ans der sehr beachtenswerten Abhandlung von Professor Nasse: Die Währungsfrage in Deutschland (Preußische Jahrbücher, März 1883) entnehme.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_195390/458>, abgerufen am 22.07.2024.