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Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal.

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Sine erfreuliche Heile unsrer Parteikämpfe.

MK^le Armut kommt her von der großen Powerteh; die reichsten Leute
haben immer das meiste Geld; die großen Flüsse laufen merk¬
würdigerweise immer an den großen Städten vorbei. Wäre es
nicht an der Zeit, diesen so verblüffend einfachen und unbestrit¬
tenen Sätzen noch den weiteren hinzuzufügen: In einer Zeit,
wo ein Volk die größten äußern Erfolge erringt, ist es auch innerlich am
stärksten aufgewühlt?

Wir sind zuweilen geneigt, mit einem gewissen Entsetzen, mit einer Art von
Zorn und Wut auf manche Erscheinungen unsers politischen Lebens zu blicken.
Glorreich ist das neue deutsche Reich entstanden und ist ein Hort des Friedens
und allgemeiner Kulturfortschritte wie kein andres Staatswesen; Kunst und
Wissenschaft, Handel und Industrie gedeihen wie nie zuvor; das deutsche Hand¬
werk schickt sich an, den ihm gebührenden Platz wieder einzunehmen; der deutsche
Landbau atmet auf; in die verhängnisvollen Tiefen der sozialen Frage beginnen
wir mutig und hoffnungsvoll hinabzusteigen; auf allen Meeren weht die deutsche
Flagge, und auf Deutschlands Anteil an der, gottlob doch noch nicht ganz
verteilten Erde ist feste Hand gelegt worden; und mehr als alles das: ein
Geist der Freudigkeit und des Lebensmutes, der unbesorgten Sicherheit und der
Erwartung einer neuen Blüteperiode des Deutschtums geht durch unser Volk.
Und während unter unsern Augen sich alles dieses Herrliche vollzieht, während
es eine unbestreitbare Thatsache ist, daß seine Vollbringer in unserm erhabenen
Kaiser und in den Männern, die er berufen hat, vor allem in seinem großen
Kanzler, zu suchen sind -- währenddem giebt es eine Partei, die in nörgelnder,
verbissener Feindseligkeit dem Schöpfer des neuen Deutschlands gegenübersteht,
und die, weil sie nicht freien Handel und freie Bewegung des Kapitals genug


Grenzboten II. 188S. SS


Sine erfreuliche Heile unsrer Parteikämpfe.

MK^le Armut kommt her von der großen Powerteh; die reichsten Leute
haben immer das meiste Geld; die großen Flüsse laufen merk¬
würdigerweise immer an den großen Städten vorbei. Wäre es
nicht an der Zeit, diesen so verblüffend einfachen und unbestrit¬
tenen Sätzen noch den weiteren hinzuzufügen: In einer Zeit,
wo ein Volk die größten äußern Erfolge erringt, ist es auch innerlich am
stärksten aufgewühlt?

Wir sind zuweilen geneigt, mit einem gewissen Entsetzen, mit einer Art von
Zorn und Wut auf manche Erscheinungen unsers politischen Lebens zu blicken.
Glorreich ist das neue deutsche Reich entstanden und ist ein Hort des Friedens
und allgemeiner Kulturfortschritte wie kein andres Staatswesen; Kunst und
Wissenschaft, Handel und Industrie gedeihen wie nie zuvor; das deutsche Hand¬
werk schickt sich an, den ihm gebührenden Platz wieder einzunehmen; der deutsche
Landbau atmet auf; in die verhängnisvollen Tiefen der sozialen Frage beginnen
wir mutig und hoffnungsvoll hinabzusteigen; auf allen Meeren weht die deutsche
Flagge, und auf Deutschlands Anteil an der, gottlob doch noch nicht ganz
verteilten Erde ist feste Hand gelegt worden; und mehr als alles das: ein
Geist der Freudigkeit und des Lebensmutes, der unbesorgten Sicherheit und der
Erwartung einer neuen Blüteperiode des Deutschtums geht durch unser Volk.
Und während unter unsern Augen sich alles dieses Herrliche vollzieht, während
es eine unbestreitbare Thatsache ist, daß seine Vollbringer in unserm erhabenen
Kaiser und in den Männern, die er berufen hat, vor allem in seinem großen
Kanzler, zu suchen sind — währenddem giebt es eine Partei, die in nörgelnder,
verbissener Feindseligkeit dem Schöpfer des neuen Deutschlands gegenübersteht,
und die, weil sie nicht freien Handel und freie Bewegung des Kapitals genug


Grenzboten II. 188S. SS
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[0446] [Abbildung] Sine erfreuliche Heile unsrer Parteikämpfe. MK^le Armut kommt her von der großen Powerteh; die reichsten Leute haben immer das meiste Geld; die großen Flüsse laufen merk¬ würdigerweise immer an den großen Städten vorbei. Wäre es nicht an der Zeit, diesen so verblüffend einfachen und unbestrit¬ tenen Sätzen noch den weiteren hinzuzufügen: In einer Zeit, wo ein Volk die größten äußern Erfolge erringt, ist es auch innerlich am stärksten aufgewühlt? Wir sind zuweilen geneigt, mit einem gewissen Entsetzen, mit einer Art von Zorn und Wut auf manche Erscheinungen unsers politischen Lebens zu blicken. Glorreich ist das neue deutsche Reich entstanden und ist ein Hort des Friedens und allgemeiner Kulturfortschritte wie kein andres Staatswesen; Kunst und Wissenschaft, Handel und Industrie gedeihen wie nie zuvor; das deutsche Hand¬ werk schickt sich an, den ihm gebührenden Platz wieder einzunehmen; der deutsche Landbau atmet auf; in die verhängnisvollen Tiefen der sozialen Frage beginnen wir mutig und hoffnungsvoll hinabzusteigen; auf allen Meeren weht die deutsche Flagge, und auf Deutschlands Anteil an der, gottlob doch noch nicht ganz verteilten Erde ist feste Hand gelegt worden; und mehr als alles das: ein Geist der Freudigkeit und des Lebensmutes, der unbesorgten Sicherheit und der Erwartung einer neuen Blüteperiode des Deutschtums geht durch unser Volk. Und während unter unsern Augen sich alles dieses Herrliche vollzieht, während es eine unbestreitbare Thatsache ist, daß seine Vollbringer in unserm erhabenen Kaiser und in den Männern, die er berufen hat, vor allem in seinem großen Kanzler, zu suchen sind — währenddem giebt es eine Partei, die in nörgelnder, verbissener Feindseligkeit dem Schöpfer des neuen Deutschlands gegenübersteht, und die, weil sie nicht freien Handel und freie Bewegung des Kapitals genug Grenzboten II. 188S. SS

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_195390/446>, abgerufen am 22.07.2024.