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Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal.

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nur einen aussichtsvollen Weg zur Hebung des wirtschaftlichen Niveaus des
Seefischereigewerbes vor der Hand bedeuten sollen. Die Petition der Emdeuer
Heringsfischerei-Aktiengesellschaft giebt selbst zu, daß "eine Erhöhung des Zolles
auf gesalzene Fische der einzigen deutschen Heringsfischerei (also ihr selbst) an
erster Stelle zu gute kommen würde." Aber wenn es auch uoch einige andre
Fischereien an der Nordsee wären, welche einen bemerkenswerten Vorteil aus der
Accise ziehen würden, die geschäftliche Sicherstellung dieser und jener allein
darf doch nicht als identisch mit einer Beseitigung der Notlage des ganzen Ge¬
werbes betrachtet werden. So wünschenswert es gewiß im Interesse der ganzen
nationalen Seefischerei wäre, daß alle Schwierigkeiten im Produktionsbetriebe
der Emdener Gesellschaft beseitigt werden konnten, und daß dieses Unternehmen
sich zu einem vortrefflichen Beispiel für eine zukünftige nationale Meeresindustrie
fortentwickelte, so erscheint uns diese Zollfordernng doch so wenig vereinbar mit
den notdürftigsten Rücksichten gegen das Wohl der ärmsten Bevölkerung, daß man
sie gegenwärtig, wo der ganze technische Produktionsprozeß unsers Seefischerci-
gewerbes noch garnicht derartig ist, daß mau bei ihm vou der Fähigkeit zu einer
ernstlichen Konkurrenz mit dem Allslande sprechen könnte, als eine unvermittelte
halten muß. Wenn in der Petition der Emdener Heliugsfischcrei-Aktiengesell-
schaft zum Beweise dafür, daß die Bezollung des Fischimports nicht zu einer
großen Belastung des binnenländischen Konsums führen würde, gesagt wird,
"daß im Jahre 1883 eine Tonne Heringe von 160 Kilo 10 bis 15 Mark mehr
als im Jahre 1884 gekostet hat, und daß trotzdem im letzten Jahre der Hering
im Kleinhandel um keinen Pfennig billiger zu haben gewesen ist," so wird diese
Beweisführung zu gunsten der Unschädlichkeit eines erhöhten Heringszolles schwer¬
lich ein ausschlaggebendes Verständnis finden. Einmal müßte erst bewiesen
werden, daß im letzten Jahre die Preise ein lind derselben Heringssorten that¬
sächlich nicht niedriger gewesen sind, und wenn diese Behauptung auch eine


[Beginn Spaltensatz]
Frische Fische:WusserTreckcusubslcmz
Dorsch82,0417,26
Flunder84,0016,00
Schellfisch81,4013,60
Hering68,6731,43
Barsch79,2020,30
Hecht70,7320,27
Lachs62,9337,07
Stör73,S921,24
Präparirte Fische
Stockfisch (getrocknet)14,7585,25
(gesalzen)SI,S748,43
Flunder (geräuchert)72,3327,15
Hering (gesalzen)34,3365,62
[Spaltenumbruch]
Gehalt in Prozenten:
und jwar: RoyprotciuRMclKmMhnschcSalz
16,380,361,22
14,030,691,23
17,120,251,23
18,1910,951,49
13.730,331,24
18,660,581,03
22,9312,311,33
18,081,901,47
75,411,845,122,83
24,400,343,1120,53
23,330,171,542,06
36,7615,741,4611,66.
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nur einen aussichtsvollen Weg zur Hebung des wirtschaftlichen Niveaus des
Seefischereigewerbes vor der Hand bedeuten sollen. Die Petition der Emdeuer
Heringsfischerei-Aktiengesellschaft giebt selbst zu, daß „eine Erhöhung des Zolles
auf gesalzene Fische der einzigen deutschen Heringsfischerei (also ihr selbst) an
erster Stelle zu gute kommen würde." Aber wenn es auch uoch einige andre
Fischereien an der Nordsee wären, welche einen bemerkenswerten Vorteil aus der
Accise ziehen würden, die geschäftliche Sicherstellung dieser und jener allein
darf doch nicht als identisch mit einer Beseitigung der Notlage des ganzen Ge¬
werbes betrachtet werden. So wünschenswert es gewiß im Interesse der ganzen
nationalen Seefischerei wäre, daß alle Schwierigkeiten im Produktionsbetriebe
der Emdener Gesellschaft beseitigt werden konnten, und daß dieses Unternehmen
sich zu einem vortrefflichen Beispiel für eine zukünftige nationale Meeresindustrie
fortentwickelte, so erscheint uns diese Zollfordernng doch so wenig vereinbar mit
den notdürftigsten Rücksichten gegen das Wohl der ärmsten Bevölkerung, daß man
sie gegenwärtig, wo der ganze technische Produktionsprozeß unsers Seefischerci-
gewerbes noch garnicht derartig ist, daß mau bei ihm vou der Fähigkeit zu einer
ernstlichen Konkurrenz mit dem Allslande sprechen könnte, als eine unvermittelte
halten muß. Wenn in der Petition der Emdener Heliugsfischcrei-Aktiengesell-
schaft zum Beweise dafür, daß die Bezollung des Fischimports nicht zu einer
großen Belastung des binnenländischen Konsums führen würde, gesagt wird,
„daß im Jahre 1883 eine Tonne Heringe von 160 Kilo 10 bis 15 Mark mehr
als im Jahre 1884 gekostet hat, und daß trotzdem im letzten Jahre der Hering
im Kleinhandel um keinen Pfennig billiger zu haben gewesen ist," so wird diese
Beweisführung zu gunsten der Unschädlichkeit eines erhöhten Heringszolles schwer¬
lich ein ausschlaggebendes Verständnis finden. Einmal müßte erst bewiesen
werden, daß im letzten Jahre die Preise ein lind derselben Heringssorten that¬
sächlich nicht niedriger gewesen sind, und wenn diese Behauptung auch eine


[Beginn Spaltensatz]
Frische Fische:WusserTreckcusubslcmz
Dorsch82,0417,26
Flunder84,0016,00
Schellfisch81,4013,60
Hering68,6731,43
Barsch79,2020,30
Hecht70,7320,27
Lachs62,9337,07
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Präparirte Fische
Stockfisch (getrocknet)14,7585,25
(gesalzen)SI,S748,43
Flunder (geräuchert)72,3327,15
Hering (gesalzen)34,3365,62
[Spaltenumbruch]
Gehalt in Prozenten:
und jwar: RoyprotciuRMclKmMhnschcSalz
16,380,361,22
14,030,691,23
17,120,251,23
18,1910,951,49
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18,660,581,03
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[0291] nur einen aussichtsvollen Weg zur Hebung des wirtschaftlichen Niveaus des Seefischereigewerbes vor der Hand bedeuten sollen. Die Petition der Emdeuer Heringsfischerei-Aktiengesellschaft giebt selbst zu, daß „eine Erhöhung des Zolles auf gesalzene Fische der einzigen deutschen Heringsfischerei (also ihr selbst) an erster Stelle zu gute kommen würde." Aber wenn es auch uoch einige andre Fischereien an der Nordsee wären, welche einen bemerkenswerten Vorteil aus der Accise ziehen würden, die geschäftliche Sicherstellung dieser und jener allein darf doch nicht als identisch mit einer Beseitigung der Notlage des ganzen Ge¬ werbes betrachtet werden. So wünschenswert es gewiß im Interesse der ganzen nationalen Seefischerei wäre, daß alle Schwierigkeiten im Produktionsbetriebe der Emdener Gesellschaft beseitigt werden konnten, und daß dieses Unternehmen sich zu einem vortrefflichen Beispiel für eine zukünftige nationale Meeresindustrie fortentwickelte, so erscheint uns diese Zollfordernng doch so wenig vereinbar mit den notdürftigsten Rücksichten gegen das Wohl der ärmsten Bevölkerung, daß man sie gegenwärtig, wo der ganze technische Produktionsprozeß unsers Seefischerci- gewerbes noch garnicht derartig ist, daß mau bei ihm vou der Fähigkeit zu einer ernstlichen Konkurrenz mit dem Allslande sprechen könnte, als eine unvermittelte halten muß. Wenn in der Petition der Emdener Heliugsfischcrei-Aktiengesell- schaft zum Beweise dafür, daß die Bezollung des Fischimports nicht zu einer großen Belastung des binnenländischen Konsums führen würde, gesagt wird, „daß im Jahre 1883 eine Tonne Heringe von 160 Kilo 10 bis 15 Mark mehr als im Jahre 1884 gekostet hat, und daß trotzdem im letzten Jahre der Hering im Kleinhandel um keinen Pfennig billiger zu haben gewesen ist," so wird diese Beweisführung zu gunsten der Unschädlichkeit eines erhöhten Heringszolles schwer¬ lich ein ausschlaggebendes Verständnis finden. Einmal müßte erst bewiesen werden, daß im letzten Jahre die Preise ein lind derselben Heringssorten that¬ sächlich nicht niedriger gewesen sind, und wenn diese Behauptung auch eine Frische Fische:WusserTreckcusubslcmz Dorsch82,0417,26 Flunder84,0016,00 Schellfisch81,4013,60 Hering68,6731,43 Barsch79,2020,30 Hecht70,7320,27 Lachs62,9337,07 Stör73,S921,24 Präparirte Fische Stockfisch (getrocknet)14,7585,25 (gesalzen)SI,S748,43 Flunder (geräuchert)72,3327,15 Hering (gesalzen)34,3365,62 Gehalt in Prozenten: und jwar: RoyprotciuRMclKmMhnschcSalz 16,380,361,22 14,030,691,23 17,120,251,23 18,1910,951,49 13.730,331,24 18,660,581,03 22,9312,311,33 18,081,901,47 75,411,845,122,83 24,400,343,1120,53 23,330,171,542,06 36,7615,741,4611,66.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_195390/291>, abgerufen am 22.07.2024.